Sehr geehrte Frau Schwemer-Martienßen,
sehr geehrte Frau Senatorin Kisseler,
sehr geehrte Frau Dr. Gümbel,
liebe Freunde, Kunden und Mitarbeiter der Bücherhallen Hamburg,
der große Loriot hat einmal gesagt: Plötzlich auftretende Regenfälle können zum Betreten einer Buchhandlung veranlassen.
Das hatte er wie man ihn kannte genau recherchiert. Aber er hätte hinzufügen können: In Hamburg hält auch plötzlich auftretender Sonnenschein die Leser nicht vom Betreten ihrer Bücherhalle ab.
Wenn man will, kann man noch eins draufsetzen: Manche Hamburgerinnen und Hamburger sind schon für ihre Bücherhalle auf die Straße gegangen. Obwohl sie dafür Zeit opfern mussten und währenddessen nicht zum Lesen kamen.
Die Bücherhallen Hamburg sind ein Markenzeichen und im Namen des Senats begrüße ich Sie sehr herzlich, um heute die Zentralbibliothek mit Ihnen nach mehrjährigem Umbau feierlich einzuweihen.
Seit meiner Kindheit im Hamburger Osten sind mir die Bücherhallen besonders die in Rahlstedt vertraut. Zuerst als Leser, und schon damals erschien mir das Angebot dort enorm umfangreich. Von den Kinderbüchern kam ich auch schnell zu der, wie mir schien, ernsthafteren Lektüre, die mir die Welt der Geschichte und irgendwann der Politik nahebrachte.
Später konnte ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HÖB arbeitsrechtlich vertreten. Ganz klar: Auch die Welt der Bücher ist nicht völlig losgelöst von den praktischen Fragen des Arbeitslebens.
Mit ihren 32 Stadtteilbibliotheken, Bücherbussen und dem Flaggschiff, der Zentralbibliothek, sind die Bücherhallen einerseits ein niedrigschwelliger Treffpunkt und Kulturort, der die Bürger mit Literatur, Zeitungen, Musik und Filmen versorgt und vielfältige Anregungen für die Freizeitgestaltung bietet.
Andererseits sind sie eine wichtige Bildungsinfrastruktur, die jeden Bürger von klein auf bis ins hohe Alter begleitet und fachkundige Unterstützung zu allen Wissensgebieten bereit hält.
Das macht die Bücherhallen zu einer tragenden Säule unseres demokratischen Gemeinwesens - oder, wie es der Schriftsteller Wladimir Kaminer ausgedrückt hat, zum Fels in der kapitalistischen Brandung als eine der letzten nicht kommerziellen Einrichtungen.
Fels in der Brandung zu sein erfordert allerdings Standfestigkeit. An keiner Stelle darf es bröseln. Diese Aufgabe ist eine große Herausforderung und erfordert permanente Innovationsbereitschaft, schließlich müssen Bibliotheken mit dem rasanten Wandel der Medienlandschaft und sich stetig veränderten Lebensbedingungen ihrer Kunden Schritt halten.
Dieses erfüllen Sie, sehr geehrte Frau Schwemer, und Ihre Mitarbeiter mit unermüdlichem Einsatz und Elan. Trotz immer etwas knappem Budget, das in den vergangenen Jahren zu einer Verringerung der Stadtteilbibliotheken geführt hat, bieten Sie Dienstleistungsqualität auf höchstem Niveau. Und die kommt bei Ihren Kunden gut an, wie die steigenden Kundenzahlen beweisen! Und nicht nur das. Der manchen vielleicht antiquiert vorkommende Name Bücherhallen ist zu einem bundesweit und sogar international renommierten Markenzeichen für vorbildliche und innovative Bibliotheksarbeit geworden.
Meine Damen und Herren,
diesem Anspruch wird mit dem heutigen Tag nun endlich auch die Hamburger Zentralbibliothek gerecht, die im denkmalgeschützten Hühnerposten ein zentrales und großzügiges Zuhause gefunden hat. Hühnerposten, ein Name, der Ortsfremde erheitern mag. Aber Hamburg hat hier einen glänzenden Aktivposten erhalten.
Wir erinnern uns: Noch vor zehn Jahren fristete die Zentralbibliothek in den oberen Etagen eines Kontorhauses in den Großen Bleichen ein etwas trauriges Dasein. Sie, Frau Schwemer, wollten das unbedingt ändern und haben für eine neue, moderne Zentralbibliothek gekämpft.
Als nach drei Jahren Planungsphase klar wurde, dass die Träume für einen Neubau auf dem Domplatz doch keine Realität werden sollten, entstand die Idee, das bis dahin als Provisorium genutzte Gebäude am Hühnerposten zum dauerhaftem Standort der Zentralbibliothek auszubauen. Die in der Zwischenzeit entwickelten Konzepte für eine moderne Großstadtbibliothek sind nun hier realisiert worden. Dabei standen drei Aspekte im Vordergrund:
Das Bibliotheksangebot zu erweitern und damit alle Altersgruppen in einem Haus ansprechen zu können,
die Attraktivität der Zentralbibliothek als Kultur- und Lernort durch ein ansprechendes Ambiente und verbessere Arbeitsmöglichkeit zu stärken,
mehr Kundenfreundlichkeit durch Einsatz modernster Bibliothekstechnik zu erreichen.
All dieses haben Sie inzwischen schrittweise realisiert. Mit dem heutigen Tag findet das Werk seinen Abschluss - zumindest vorläufig, denn der Einzug der Jugendbibliothek fehlt ja noch.
Besonders beeindruckt hat mich, dass Sie den Umbau bei laufendem Betrieb geschafft haben - und das, obwohl die Bauarbeiten aufgrund statischer Probleme sehr viel länger gedauert haben als ursprünglich erwartet. Ihre Kunden haben dieses akzeptiert und ihrer Zentralbibliothek trotz manchem Staub und Baulärm die Treue gehalten.
Mit deutlich mehr Platz und vielen neuen Angeboten kann sich das Ergebnis sehen lassen: Der Charakter Hamburgs als internationale, multikulturelle und kreative Medienmetropole spiegelt sich auch im breiten Angebot der Zentralbibliothek wieder.
Ich gebe zu, dass ich mich vor ein paar Jahren noch gefragt habe, ob die Bücherhallen wirklich auch DVDs, Computerspiele und andere sozusagen buchferne Medien anbieten müssen. Aber sie tun es natürlich bewusst und erfüllen ihren gesetzlichen Auftrag, die Medienkompetenz zu fördern. Die Kundenwünsche auch der jüngeren und noch jüngeren Besucher sind Realität. Internetkurse und digitale Bibliothek ebenso wie Ausstellungen und Dialog in deutsch zeigen, dass die Bücherhallen die Entwicklung nicht verschlafen.
Vielleicht führt das eine zum anderen. Der modernisierte Veranstaltungsbereich und das multimediale Lernzentrum bieten jedenfalls viele Möglichkeiten, die Kooperationen mit Bildungspartnern wie Schulen, Volkshochschulen oder dem Goethe-Institut zu intensivieren.
Übrigens, die Augen verdirbt man sich hier auch nicht. Es ist sehr viel Geld eingesetzt worden, um eine hochmoderne Beleuchtung zu installieren. Und die wird ihren Preis selbst wieder einspielen, denn sie verbraucht sehr viel weniger Strom als herkömmliche Lampen, so dass sich die Investition rentiert. Und dem Klima nützt es auch.
Und noch eine zentrale Neuerung gibt es, die ich besonders toll finde: Um auch Berufstätigen und Familien einen gemeinsamen Bibliotheksbesuch zu ermöglichen, kommen die Bücherhallen dem Wunsch vieler Kunden nach und werden die Zentralbibliothek zukünftig am Sonnabend bis um 19.00 Uhr öffnen!
Meine Damen und Herren,
If I could find a good book, sang die US-amerikanische Folksängerin Melanie, die in Woodstock auftrat: Wenn ich ein wirklich gutes Buch fände, ich würde mich hinein verkriechen und müsste nie wieder rauskommen. Ich glaube, hier würde sie garantiert fündig.
Ich gratuliere den Bücherhallen Hamburg noch einmal sehr herzlich zu der modernen, hell erleuchteten Lese-Burg, aus der man freiwillig nicht so schnell wieder herauskommt. In der man sich hundert Jahre festlesen kann... und dann gibt´s ja noch die DVDs.
Die Bücherhallen insgesamt schreiben heute schwarze Zahlen und ihre Standortstruktur ist stabil. Das ist erfreulich und die Stadt unterstützt ihr gutes Wirtschaften. Frühere Beschlüsse, die Zuwendungen zu kürzen, hat der jetzige Senat rückgängig gemacht, so dass die Leistungen nicht eingeschränkt werden müssen. Ich bin zuversichtlich, dass die Bürgerschaft dem noch in diesem Monat zustimmen wird.
Ich gratuliere den Bücherhallen Hamburg und heute besonders der Zentralbibliothek zu ihrem Erfolg und bedanke mich bei der Geschäftsführung und den Mitarbeitern für ihre ausgezeichnete Arbeit. Machen Sie weiter so.
Es gilt das gesprochene Wort.