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11.06.2013

Einweihung des Umspannwerkes HafenCity

 

Sehr geehrter Herr Dr. Graf,

sehr geehrter Herr Wasmuth,

meine Damen und Herren,

 

herzlichen Dank, Herr Dr. Graf, erstens für die technischen Erläuterungen. Die Energiewende ist in ganz Deutschland und besonders hier in Hamburg ein Thema, das hohe Aufmerksamkeit genießt zu messen übrigens auch an der Zahl der Redetermine, die ich in dem Zusammenhang wahrnehmen darf.

 

Diejenigen von Ihnen, die gestern an der Stadtwerkstatt zum Thema Energiewende teilgenommen haben, werden mir zwei oder drei mögliche Wiederholungen hoffentlich nachsehen. Die sind schwer zu vermeiden; es wäre auch gar nicht gut, jedesmal etwas Neues zu sagen. Denn dieses komplexe Thema das der Wirtschaft, den Bürgerinnen und Bürgern einiges abverlangt an Umdenken, an Investitionen, an höheren Kosten, an persönlichen Entscheidungen dieses Thema erfordert in besonderem Maße eine verlässliche Argumentation.

 

Und natürlich verlässliches Handeln der Politik, kein Zweifel, gerade was die möglichen Kosten betrifft und wie wir sie gemeinsam im Griff behalten und deckeln können.

 

Darauf komme ich gleich noch, aber zuerst zum Technischen. Was ein Umspannwerk ist und wie es funktioniert, sollte jeder so ungefähr wissen, der mit dem Thema befasst ist. Und wie wichtig ein Umspannwerk ist, haben wir dieser Tage am Beispiel Magdeburg erfahren. Etliche von uns hier wissen jetzt genauer Bescheid und ich sehe mich heute in meiner Überzeugung doppelt bestätigt:

 

Erstens, die Energiewende wird real, wenn gute Ingenieure unter guten Rahmenbedingungen an den richtigen Zielen arbeiten können. Zweitens, wir haben in Hamburg die Rahmenbedingungen verbessert, indem Senat und Energieversorger eine umfassende energiepolitische Kooperation vereinbart haben. 

 

Das Stromnetz zu einem intelligenten, leistungsfähigen smart grid weiter zu entwickeln und den Einsatz so genannter intelligenter Stromzähler smart meters auszuweiten, das gehört ganz zentral zu den energiepolitischen Kooperationsvereinbarungen. 

 

Und in dem Zusammenhang ist das Umspannwerk HafenCity nicht nur für diesen Stadtteil, sondern für ganz Hamburg von hoher Bedeutung. 

 

Es erfüllt heute schon die technologischen Herausforderungen an zukünftige intelligente Netze. Details haben wir gerade gehört. Dass klassische Stromübertragungstechnik mit moderner EDV und Telekommunikation verknüpft wird nun, dahinter zurück zu  bleiben, wäre heute auch zu kurz gesprungen. Das Ziel ist, Energie aus erneuerbaren Quellen jeweils bedarfsgerecht aufzunehmen, zu verteilen und den Verbrauchern zur Verfügung zu stellen.

 

Hamburg benötigt mehr Energie aus Wind, Sonne, Biomasse und Erdwärme. Die steht aber nicht so ohne weiteres zum gewünschten Zeitpunkt an richtigen Ort zur Verfügung. 

 

Damit sich in Zukunft fluktuierende Erzeugungen aus den Erneuerbaren mit  der tageszeitlich unterschiedlichen Nachfrage besser in Einklang bringen lassen, muss außer den Strom- und Erdgasnetzen und der Wärmeversorgung auch und besonders die Speicherung weiterentwickelt werden.

 

Hamburg will seine Infrastruktur fit für die Zukunft machen, im Fernwärme-Sektor wie in der Speicherung von überschüssigem Strom und in der Tat sind wir auf dem Weg, das Bundesland mit den größten Speicherkapazitäten für Erneuerbare Energien zu werden. Das Kraftwerk in Wedel erhält ein innovatives Speichersystem, das Windstrom flexibel in Wärme umwandeln und speichern, und mehrere hundert Megawatt regenerativen Stroms für zehn Stunden puffern kann, zum Beispiel bei einer Windflaute.

Gibt es hingegen überschüssigen Windstrom, so wird daraus Wasserstoff oder sogar Erdgas. Das erleichtert die Speicherung und Nutzung und am Ende speichern wir sozusagen Strom ins Gasnetz ein sehr populär ausgedrückt.

 

Aber zurück zum Umspannwerk hier in der HafenCity, einer echten Kraftmaschine, die in der Lage ist, die Versorgung wesentlicher Teile der HafenCity, die HafenCity-Universität, die U4, das gesamte Überseequartier sowie die Elbphilharmonie an das Stromverteilnetz anzuschließen. Damit wird der neue Stadtteil nicht nur sicher mit Strom versorgt, sondern ist für die zukünftigen Anforderungen an intelligente Energienetze gut vorbereitet.

 

Übrigens ist es auch für eine Landstromanlage am hiesigen Kreuzfahrtterminal mit ausgelegt.

Wir sind also mitten drin in der Hamburger Energiewende. Das Umspannwerk HafenCity stellt einen wichtigen Beitrag zum Umbau des Hamburger Stromnetzes dar. Und es passt sich vortrefflic in die intelligente Infrastruktur dieses neuen Stadtteils ein. Die HafenCity hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Schaufenster für intelligente Energieanwendungen entwickelt. Viele Wohnungen sind mit smart meters ausgestattet. Es gibt Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, es gibt eine Wasserstofftankstelle, es entstehen Lastmanagement-Systeme und virtuelle Kraftwerke.

 

Meine Damen und Herren,

Hamburg wird ein Gewinner der Energiewende sein und als Wirtschaftsstandort auch international profitieren. Im Bereich der Erneuerbaren Energien wird verstärkt investiert, laufend entstehen neue Arbeitsplätze.

 

Mit einer Beschäftigtenzahl von rund 25.000 Personen sind in der Metropolregion Hamburg bereits heute etwa 1,5 Prozent aller Beschäftigten im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig. Der Energiesektor wird einer der Wachstumsmärkte der Zukunft, für Wirtschaft und Beschäftigung.

 

Besonders von einer Windhauptstadt Hamburg könnte man sprechen, wenn es sich nicht so ein bisschen unseriös anhörte, rein sprachlich. Inhaltlich ist es absolut seriös, wenn ich sage: Hamburg zählt zu den führenden europäischen Standorten im Bereich der Windenergieindustrie und ist in Deutschland Schlüsselstandort für die Umsetzung der Energiewende. Große international operierende Hersteller haben sich hier angesiedelt mit ihren Unternehmenszentralen oder wichtigen Kompetenzzentren. 

 

Auch vor diesem Hintergrund hat sich der Hamburger Senat das Ziel gesetzt, den Umwelt- und Klimaschutz mit innovativen Energiekonzepten weiter zu fördern. Dafür haben wir verschiedene Bündnispartner gewonnen und das bringt mich zurück an den Anfang, als ich mich bedankt habe erstens für die technischen Erläuterungen.

 

Mein Dank gilt am heutigen Tag, bei diesem Zwischenschritt, auch der bisher guten Kooperation mit unserem Vertragspartner Vattenfall. Hamburg will die Energiewende durch ein gesamtstädtisches Energiekonzept in die Tat umsetzen und das heißt: als eine Gemeinschaftsleistung aller Institutionen, Versorger, aller mit dem Thema befassten Verbände und Vereine in der Stadt. 

 

Hierzu gehören wir als Stadt Hamburg selbst mit innovativen Energiekonzepten, wie sie zum Beispiel im Zusammenhang mit der Internationalen Bauausstellung evident werden;

 

Es gehören die Vattenfall- ebenso wie die E.ON-Gruppe über die geschlossenen Kooperationsvereinbarungen dazu, 

 

um im weiteren Sinne fast die ganze Stadt, von den Energieversorgungsunternehmen über die Branche der Erneuerbaren Energien, die Industrie- und Wohnungswirtschaft, 

 

über die Gewerkschaften, Kirchen, Naturschutz- und Verbraucherverbände bis tief hinein in die

Wissenschaft und Forschung.

 

Es war auch mein persönliches Ziel, dass wir als Freie und Hansestadt unseren strategischen Einfluss auf die Energiewirtschaft und -politik wieder hergestellt haben in stärkerem Maße, als es zwischenzeitlich der Fall war.

 

Als eine wichtige Weichenstellung genau dorthin sieht der Senat die mit Vattenfall und E.ON geschlossenen Kooperationsvereinbarungen an, konkret den 25,1-Prozent-Beteiligungserwerb an den Strom-, Gas- und Wärmenetzen inklusive der Produktion. Es ging um von Investitionen in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro sowie mehr als vierzig energiewirtschaftliche Projekte, von denen etliche in Arbeit sind.

 

Wie Sie wissen, stellt sich der Senat am 22. September einer Abstimmung über das Begehren einer Volksinitiative zum vollständigen Rückkauf der Energienetze. Dazu will ich an dieser Stelle nur sagen: Wir sind in dieser Stadt dabei, ein sehr engmaschiges Energienetz zu weben und ich bin optimistisch, dafür keine zusätzlichen städtischen Milliarden ausgeben zu müssen.

 

Womit ich zum Schluss noch einmal beim Stichwort Kosten der Energiewende bin, jetzt überregional betrachtet.

 

Steigende Energiepreise waren und sind tendenziell weiterhin der Preis, der für den erfolgreichen Ausbau der Erneuerbaren, besonders der Fotovoltaik, zu zahlen ist. Die Aufgabe eines massiven Ausbaus der Stromtrassen in Deutschland kommt dazu. Wir müssen aber vermeiden, dass ein Teil der Unternehmen, und einkommensschwache Haushalte, an ihre Leistungsgrenzen stoßen.

 

Leider ist der Versuch vorerst gescheitert, noch vor der Bundestagswahl zu einer Verständigung zwischen Bund und Ländern über kurzfristige Maßnahmen zur Strompreissicherung zu kommen. Die Länder konnten aber die Bundeskanzlerin überzeugen, der von Minister Altmaier vorgeschlagenen nachträglichen Kürzung von Vergütungen eine Absage zu erteilen: für Bestandsanlagen und Anlagen, für die bereits rechtlich verbindliche Verpflichtungen eingegangen worden sind. Das war ein wichtiges Signal für Investoren. Die Ministerpräsidenten der Länder sind weiterhin am Thema dran.

 

Wir müssen richtige Wege finden und beschließen, den Anstieg der Strompreise zu bremsen, dabei aber krasse Strukturbrüche und die Verunsicherung von Investoren vermeiden. Das wird wenn es vorher nicht mehr geht eine wichtige Aufgabe in der nächsten Legislaturperiode sein. 

 

Vielen Dank.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.