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05.05.2013

Empfang der Nordkirche nach dem Schlussgottesdienst des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages

Empfang der Nordkirche nach dem Schlussgottesdienst des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages

 
Sehr geehrter Herr Bischof,
Sehr geehrter Frau Bischöfin,
Sehr geehrter Herr Professor Robbers,
sehr geehrte Damen und Herren,
 
wer schon einmal eine private Feier für 50 oder 100 Gäste organisiert hat, weiß, welcher Aufwand damit verbunden ist und was alles schiefgehen kann. Dies für tausendmal so viele Besucherinnen und Besucher zu leisten, ist ein Kraftakt sondergleichen, erst recht, wenn das ohne rigide Regeln, grimmige Ordner oder meterhohe Absperrungen geschieht. 
 
Möglich wird ein solcher Kirchentag nur durch die Zehntausende ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ich habe gehört, dass sage und schreibe jeder dritte Teilnehmer auch eine Funktion übernommen hat: beim Programm, als Dolmetscher, Einlasskontrolleurin, Parkplatzeinweiser oder beim Falten der vielen Tausend Papphocker; unterstützt von Hunderten von Pfadfinderinnen und Pfadfindern, die von der Einsatzleitung der Polizei als exzellente Ordner gelobt wurden. Eine derartige Beteiligung der Basis gibt es wohl nirgendwo sonst. 
 
Das zeigt die hohe Motivation der Beteiligten. Es zeigt auch, welche Energien das Gemeinschaftserlebnis Kirchentag freisetzt. Nicht zuletzt ist es aber auch ein Kompliment an die hauptamtlichen Organisatoren, die zwei Jahre auf dieses Ereignis hingearbeitet haben sehr erfolgreich. 
 
Ich selbst habe neben den Eröffnungs- und Abschlussfeierlichkeiten nicht nur am Mittwoch den Abend der Begegnung im wahrsten Sinne des Wortes hautnah miterlebt, sondern war außerdem bei einer ganzen Reihe von Einzelveranstaltungen dieses 34. Kirchentags aktiv mit dabei. Es war beeindruckend für mich, wie engagiert und ernsthaft beispielsweise das Thema Stadtentwicklung diskutiert wurde kritisch, aber fair und sehr zukunftsorientiert. 
 
Die Kirchentagslosung wirkte wie ein Katalysator bei vielen dieser Begegnungen. Soviel du brauchst regte zum Nachdenken an, auch zum Streiten über die Frage, wie Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft und global aussehen sollte in Anlehnung an den berühmten Satz von Mahatma Ghandi: Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. 
 
Simple Umverteilung des Reichtums kann dabei nicht die Antwort sein. Vielmehr sollten wir uns fragen, was jemand über den Tag hinaus benötigt, um seine Lage und sein Leben verbessern zu können. 
 
Der Hamburger Johann Hinrich Wichern gründete vor 165 Jahren im Haus der Patriotischen Gesellschaft die erste deutsche Stadtmission, die bis heute besteht. Auch in deren momentan elf Projekten von der Bahnhofsmission bis zur Beratungsstelle Hamburg Mitte arbeiten übrigens vier von fünf Mitarbeitern ehrenamtlich mit. 
 
Johann Hinrich Wichern wies bereits 1848 auf dem ersten evangelischen Kirchentag in Wittenberg darauf hin, dass es ein großer Irrtum sei, wenn man meine, dass es nur auf die Rettung der Armen und Ungebildeten ankomme. Die Rettung der Reichen und Höchstgebildeten sei nicht weniger wichtig und mit Rettung meinte er in diesem Fall weniger die Rettung vor Hunger und Elend als den inneren Beistand und die Sorge um die Seele. 
 
Aber so wie für die Seele mancher gesorgt werden soll, die im Wohlstand leben, so brauchen andere, denen es äußerlich nicht so gut geht, Ertüchtigung, um Verantwortung für den eigenen Weg zu übernehmen. 
 
Denn bei aller wichtigen wohltätigen Gemeinnützigkeit und sozialen Rettungsankern entspringt die Würde des Einzelnen vor allem der Erfahrung, für die eigenen Anstrengungen belohnt zu werden und die Möglichkeit zur Teilhabe zu bekommen. 
 
Dazu gehört die Anerkennung durch gute Arbeitsbedingungen und fairen Lohn ist, wofür der Staat und die Sozialpartner Sorge zu tragen haben damit alle bekommen, so viel sie brauchen. Auch das waren wichtige Themen in diesen Tagen! 
 
Meine Damen und Herren, 
wo es um die Vermittlung von Werten geht und um ethische Orientierung in unserer zunehmend disparaten, vielfach fragmentierten Welt, leisten die Evangelischen Kirchentage alle zwei Jahre einen wertvollen Beitrag. 
 
Sie liebe Frau Bischöfin Fehrs, haben den Kirchentag diese Woche als eine Art innere Tankstelle und Sprungbrett für politisches Engagement bezeichnet. Wenn er in diesem Sinn Energie spendet, hat er seinen Auftrag zweifellos erfüllt. 
 
Ich erhoffe mir vom Kirchentag 2013 bleibende Impulse für das Künftige und vielleicht auch neue Anstöße für die Ökumene. Zusammenarbeit auf allen Ebenen zu intensivieren und das Gemeinsame über das Trennende zu stellen: Das nutzt der ganzen Gesellschaft. 
 
Heute, am Sonntag, sehen wir: Nicht nur dem Anfang, sondern auch dem Ende wohnt manchmal ein Zauber inne. Die vielen lächelnden Gesichter, der Spirit des Kirchentags haben unserer Stadt gutgetan. 
 
Hamburg als Gastgeberin wird diese fünf Frühlingstage in schöner Erinnerung behalten! 
 
Noch einmal herzlichen Dank allen, die beim 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag teilgenommen und mitgewirkt haben. Kommen Sie gut nach Hause und bald wieder nach Hamburg! 
 
 
Es gilt das gesprochene Wort.