Sehr geehrter Herr Hinz,
sehr geehrter Herr Leutner,
sehr geehrter Herr Quast,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
heute ist ein Tag, den die große Mehrheit der Bewohner Finkenwerders herbeigesehnt hat und der für sie eine Wende zum Guten ist. Ich teile diese Ansicht.
Ich freue mich mit all denjenigen, die viel zu lange unter dem Verkehrslärm, den Erschütterungen, den Abgasen gelitten haben. Und mit der Gefahr vor ihrer Haustür leben mussten, die die bisherige Situation ja obendrein mit sich gebracht hat.
Eine Hauptverkehrsstraße mit 25.000 Fahrzeugen pro Tag, davon weit mehr als tausend Busse und Lkw, die sich mitten durch einen Wohnstadtteil quälten, die will niemand mehr, der dort lebt. Jetzt gibt es die Alternative dieser Ortsumgehung und der Tag der offenen Straße am Sonntag hat gezeigt, wie erleichtert Finkenwerder ist.
Wobei übrigens Ortskundige, und andere findige Leute, schon lange vorher versucht haben, sich einen Überblick zu verschaffen. Ich kenne Geschichten von Radfahrern, die im Sommer nach einer Möglichkeit suchten, die Alte Süderelbe zu überqueren. Sie landeten zunächst auf dem Gelände des Schlickhügels Francop, wurden von den Arbeitern auf den richtigen Weg gebracht und radelten etliche Kilometer an der großen Baustelle entlang, die Alte Süderelbe immer rechter Hand. Mit einiger Mühe hatte es also geklappt.
Alle wollen heute immer wissen, sehen, begutachten und eine Meinung zu dem entwickeln, was Politik und Verwaltung dem Bürger bescheren möchten. Das ist gut für die Demokratie und sehr oft auch für die Qualität der Projekte, denn wer versteht schon mehr davon als die Anlieger?
Vorbei ist andererseits die Zeit, in der noch alle Ecken rund waren. Große Infrastrukturprojekte haben heute immer Befürworter und Gegner, weil sie oft neue Beeinträchtigungen mit sich bringen. Sie schonen nicht immer Natur und Landschaft. Sie können örtlich auch den Interessen von Anliegern und Erholung Suchenden zuwiderlaufen. Und den ebenso berechtigten Interessen der Obstbauern.
Solche Konflikte hat es in und um Finkenwerder gegeben und jeder, der die Historie kennt, weiß, welch ein sperriges Paket hier zu schnüren war.
Es hat ja auch, genau genommen, volle fünfzig Jahre gedauert, seit immer mehr Verkehr in das bis dahin beschauliche Finkenwerder gekommen war. Damit war aber auch der Anschluss an die wachsende Flugzeugindustrie hergestellt. Und wer eine Vorstellung davon hat, wie viele Bewohner Finkenwerders heute beim Airbus arbeiten oder indirekt mit ihm zu tun haben, der weiß auch, dass das Beschauliche nicht wieder herzustellen war, viele Bewohner das auch gar nicht wollten. Nur der Verkehr, der musste gebändigt werden.
Und das nicht nur hier. Das in Norddeutschland früher dünne Autobahnnetz wurde engmaschiger, mit dem Bau der A 26 wurde jenseits der Landesgrenze begonnen, diesseits begann die Diskussion um die Hafenquerspange... und all das musste, wenn schon, dann auch in einen vernünftigen Gesamtplan integriert werden.
Meine Damen und Herren,
die ganze Historie von fünfzig Jahren des Überlegens, Planens, Streitens, Verwerfens, neu Entscheidens, Klagens, abermals neu Entscheidens, endlich Bauens zu erzählen, damit will ich hier und heute den Chronisten nicht ins Handwerk pfuschen.
Ich will stattdessen auf das Bauwerk hinweisen, das hier entstanden ist, nur fünfeinhalb Kilometer lang und doch mit sechs Brücken, mit Spannweiten von zehn bis hundert Metern, die einerseits der Überquerung von Gewässern dienen. Gleichzeitig aber auch der Entschärfung mancher Zielkonflikte, denn es werden sowohl Durchlässe für Tiere geschaffen, als auch die Be- und Entwässerung der Obstanbaugebiete gewährleistet.
Außerdem wird südlich der Straße ein Unterhaltungs-, Arbeits- und Schauweg für den Hakengraben angelegt. Er wird eine befestigte Breite von 2 Meter 50 haben und ich habe die Radfahrer ja schon erwähnt auch von Radlern genutzt werden. Wichtig sind die Nord-Süd-Verbindungen. Beim Hakengraben, am westlichen Ende der Deponie, ist vorgesehen, die Verbindung über die Alte Süderelbe fortzusetzen, wenn einmal die Schlickdeponie begrünt ist.
Man kann sich also zwischen Finkenwerder, Francop und Neuenfelde weiterhin ziemlich frei bewegen das gilt auch für wild lebende Bewohner der Westerweiden oder des Südufers der Alten Süderelbe. Und man kann an den Landungsbrücken ab-, in Finkenwerder anlegen und, wenn man das Fahrrad mitführt, Kurs auf die Fischbeker Heide nehmen. Auf dem Weg vielleicht sogar Äpfel von überhängenden Zweigen pflücken, wenn der Bauer gerade woanders hinguckt.
Meine Damen und Herren,
Sie sehen daran, und zwar ganz ernsthaft, dass Straßenbau heute viel mehr Dinge berücksichtigen muss als früher und es auch tut. Im Rahmen der Baumaßnahme Finkenwerder Knoten sind gemeinsame Geh- und Radwege im Zuständigkeitsbereich der Hamburg Port Authority hergestellt worden. Obendrein wird das Radwegenetz im Hafengebiet mit einer überarbeiteten Wegweisung ausgestattet. Dies betrifft auch die Radverbindung von Finkenwerder über den Aue-Hauptdeich, Finkenwerder Straße, Waltershofer Straße in Richtung Harburg bis Höhe Moorburger Elbdeich.
Mit all dem will ich nicht so tun, als hätten wir diese Ortsumgehung vor allem der Natur, dem Obstbau und den Radfahrern zuliebe gebaut. Sie soll wie eingangs angedeutet den Finkenwerder Norddeich und andere Straßen besser bewohnbar machen. Besser gesagt: die Häuser an beiden Seiten besser bewohnbar machen und ihre Bewohner ruhiger schlafen lassen.
Das Argument, dies hätte sich auch durch geduldiges Warten auf den Anschluss der A 26 an die A 7 erreichen lassen, war aus gesamt-städtischer Sicht diskutabel und ist ja auch lange diskutiert worden, aber für die Finkenwerderaner war es schwer erträglich. Sie haben sich längst das Recht erworben, nicht länger vertröstet zu werden.
Richtig ist, dass die Verbindung in unserer gemeinsamen Metropolregion zwischen Hamburg, dem Alten Land, Stade und Cuxhaven schrittweise viel besser, sicherer und schneller wird, auch auf der Straße. Perspektivisch auch durch die A 26. Dass man mittlerweile mit der S-Bahn nach Stade fährt, ohne umzusteigen oder den HVV-Bereich zu verlassen, will ich dabei nicht unerwähnt lassen.
Ich danke im Namen des Senats allen, die an der Ortsumgehung Finkenwerder mitgeplant und mitgebaut haben. Ich danke auch denen, die dem Projekt nach anfänglichen, teils erheblichen Bedenken und nach ausführlichen Gesprächen zugestimmt und es dadurch ermöglicht haben.
Zu den Aktivsten hat Max Lauschner gehört, der diese Straße vor beinahe vierzig Jahren erstmals im Ortsausschuss Finkenwerder beantragt, und später die Bürgervereinigung BUF gegründet hat. Er kann die heutige Eröffnung nicht mehr miterleben, aber sie ist zu einem guten Teil ihm zu verdanken.
Allen, die diese Straße benutzen, befahren, unterqueren werden, wünsche ich allzeit stressarme und unfallfreie Fahrt.
Vielen Dank!
Es gilt das gesprochene Wort.