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30.08.2013

Eröffnung des neuen Stiftungssitzes der Joachim Herz Stiftung

Eröffnung des neuen Stiftungssitzes der Joachim Herz Stiftung

 

 

 

Sehr geehrte Frau Herz,
sehr geehrte Damen und Herren,

fünf Jahre sind in der Regel noch kein Zeitraum für ausgiebige Rückblicke. Mit fünf Jahren steckt die Joachim Herz Stiftung zwar nicht mehr in den Kinderschuhen, aber ist auch noch nicht im fortgeschrittenen Jubiläums-Alter.

Was durchaus positiv ist. Denn hier arbeitet ein unverbrauchtes Team, mit frischem Elan, Experimentierfreude und Neugier auf das, was am Entstehen ist. Wenn ich sehe, was die Stiftung bereits an Projekten auf den Weg gebracht hat und wie fest sie bereits in unserer Stiftungslandschaft verwurzelt ist, dann ist das sehr beeindruckend.

In diesen fünf Jahren wurde aus einer Herzensangelegenheit eine höchst professionelle Unternehmung. Aus Ideen wuchsen erste reale Projekte, Strukturen und Netzwerke.

2011 habe ich den ersten Jahrgang der Schülerstipendiaten kennengelernt im September geht grips gewinnt nun schon in die dritte Runde. Das Projekt der Joachim Herz Stiftung, dann weitere 110 Jungen und Mädchen aus Nord- und Ostdeutschland zu unterstützen, damit diese trotz oft widriger Lebensverhältnisse das Abitur oder Fachabitur absolvieren können, das ist überaus verdienstvoll.

Aber grips gewinnt wäre kein Joachim-Herz-Projekt, wenn es dabei nur um einen Schulabschluss ginge: Hier wird viel breiter und langfristiger gedacht. Es geht immer auch um die Entwicklung der Persönlichkeit, die Verantwortung übernimmt für sich und andere.

Das zeichnet die Projekte der Joachim Herz Stiftung für mich aus: Neben einem konkreten Ziel haben sie immer das Gegenüber als Ganzes im Blick. Dieser mehrfache Ansatz, der sich bei den Schülerstipendien ganz praktisch in finanzieller Zuwendung, breiten Bildungsangeboten und persönlicher Beratung niederschlägt, hat mich von Anfang an überzeugt.

Genauso wie die jungen Leute, die ich kennengelernt habe. Bereits mit 15, 16 Jahren haben diese oft beeindruckende Biografien, weil sie vielfache Hürden überwinden mussten. Wenn ich sehe, wie eng Leistungsbereitsschaft und soziales Engagement bei diesen Jugendlichen miteinander einhergehen, dann kann ich nur sagen: Respekt!

Meine Damen und Herren,
Joachim Herz hat Bildung immer als Selbstbildung verstanden. Denn Bildung, einmal erworben, kann einem niemand nehmen. Gleichwohl ist sie umfassend nur im Zusammenspiel mit anderen möglich: mit Lehrern, Eltern, Vorbildern und Gleichgesinnten.

Und Bildungswege sind lange Wege. Die Zeiten, in denen Bildung einzelnen Lebensabschnitten, vor allem der Jugend, zugeordnet wurde, sind vorbei. Wir bilden uns ein Leben lang. Das erfordert Mut, sich mit Unbekanntem zu befassen, und jede Menge Ausdauer. Bildung ist etwas für Langstreckenläufer: Dranbleiben. In die Tiefe gehen. Wie lernt man das?

Fachbildung und Persönlichkeitsbildung sind in Ihren Projekten untrennbar miteinander verbunden. Die Welt verstehen wollen und sich selbst als Teil der Welt. Kompetenzen erwerben und das eigene Handeln hinterfragen. Lernen an sich ist bereits ein hochkomplexer Prozess und Bildung besteht aus weit mehr als Lernen und der Anwendung des Gelernten. Bildung ist auch eine Haltung zur Welt, in der man sich nicht als passiver Konsument, sondern als verantwortlicher Akteur bewegt.

Darum bin ich froh, dass die Joachim Herz Stiftung sich so stark in Hamburg engagiert. Aber nicht weniger wichtig scheinen mir ihre internationalen und bundesweiten Initiativen. Wie genau Sie die internationalen Entwicklungen beobachten, zeigt sich für mich beispielhaft in Ihrem Entschluss, gerade jetzt den Austausch mit türkischen Wissenschaftlern zu intensivieren.

Weltläufigkeit und Engagement für die Region wie für Ihre Heimatstadt gehören zusammen. Damit Projekte weder provinziell noch abgehoben werden.

Meine Damen und Herren,
für diesen Senat ist Bildungsgerechtigkeit mit dem Ziel fairer Chancen für alle, die sich bemühen, ein zentrales Anliegen. Doch nicht jede Bildungshürde lässt sich durch politische oder soziale Maßnahmen abbauen. Deshalb ist es wichtig, dass eine aktive Zivilgesellschaft sich für Bildungsgerechtigkeit einsetzt so wie die Joachim Herz Stiftung es beispielhaft tut.

Dabei denkt die Stiftung weit über die Schule hinaus. Gerade erst haben Sie weitere Promotionsstipendien und Fellowships ausgeschrieben. Mit der Fokussierung auf Naturwissenschaften und Wirtschaft nehmen Sie zudem wichtige Entscheidungsträger von morgen in den Blick. Bildung soll nachhaltig wirken und ist schon gar kein Selbstzweck.

Der breite Zuschnitt Ihrer Arbeit wirkt dann auch auf Hamburg zurück. Viele wertvolle Projekte gäbe es ohne die Joachim Herz Stiftung in dieser Form nicht: die MINT-Allianz etwa, welche das Interesse an den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern stärkt und für die ich im vergangenen Herbst gern die Schirmherrschaft für den ersten Hamburger MINT-Tag übernommen. Oder das Heimspiel: Es ist erst wenige Wochen her, dass ich in einer Kita erleben konnte, wie gut dieses Projekt angelaufen ist.

Dass die Herz Stiftung außerdem zugesagt hat, die Quartiersentwicklung in Neuwiedenthal über einen Zeitraum von zehn Jahren zu fördern, bedeutet ein ungewöhnlich langfristiges Commitment. Das passt zur weitsichtigen und verbindlichen Art und Weise der Arbeit der Stiftung.

Sehr geehrte Frau Herz,
sehr geehrtes Team der Joachim Herz Stiftung,
mit fünf Mitarbeitern sind Sie gestartet, inzwischen sind es mehr als 30 und auf die ehrgeizige Zahl von 80 ist der Neubau ausgelegt.

Gleichwohl bleiben Sie auch räumlich dem Stifter und seinen Vorstellungen verpflichtet. Fast 40 Jahre lang hat Joachim Herz von der Langenhorner Chaussee aus seine Unternehmungen gelenkt. Sie, liebe Frau Herz, haben eindrucksvoll beschrieben, wie ihm inhaltliche Arbeit und wirtschaftliches Denken immer wichtiger waren als Außenwirkung. Und wie stark bei aller Weltgewandtheit seine Bindung an Hamburg war. Und als Bürgermeister freue ich mich natürlich ganz besonders, dass Sie sich entschieden haben, in Hamburg-Langenhorn zu bleiben und auf dem früheren Tchibo-Gelände zu bauen.

Und wie Sie gebaut haben! Der ehemalige Röstturm, längst ein Wahrzeichen, bleibt Blickfang, aber drumherum entsteht mit großem architektonischen Geschick das neue, sehr moderne Bürogebäude. Dabei geht die architektonische Vorstellung weit über das Funktionale hinaus. Transparent und klar, so beschreiben die Kitzmann-Architekten das Wesen der Stiftung.

Transparent und klar, so soll deshalb auch der Neubau werden. Eine schwebende Brücke signalisiert die beiden Pole Halt und Freiraum. Und auch die Ökologie war Ihnen wichtig: Sie haben Bäume gepflanzt und Boden entsiegelt, ein Blockheizkraftwerk sorgt für Wärme und auf dem Dach wächst Gras.

In diesem architektonischen Entwurf konnten Sie, Frau Herz, sich und die Ideen des Stifters wiederfinden. Denn ein Ort für die Arbeit heißt für Sie vor allem: ein Ort für arbeitende Männer und Frauen. Offen und einladend haben Sie sich das neue Haus gewünscht. Ich denke, das wird Ihnen und Ihren Architekten gelingen. Meinen Glückwunsch!

Meine Damen und Herren,

ich wünsche diesem Haus, allen Aktiven und Ihren Projekten viel Erfolg.

 

Es gilt das gesprochene Wort.