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07.11.2011

Eröffnung EU-Lateinamerika/Karibik-Stiftung

 

Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Westerwelle,
sehr geehrte Frau Dr. Ferrero-Waldner,
sehr geehrter Herr Botschafter Schütz,
sehr geehrter Herr Leffler,
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren des Konsularischen Korps,
sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestages,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Damen und Herren,
señoras y señores, muy buenos días y bienvenidos aquí en el histórico Ayuntamiento de Hamburgo!


Es gibt aktuell nur wenige europapolitische Anlässe, die an das große Versprechen Europas auf Frieden und Wohlstand erinnern. Anlässe, die ermuntern und ermutigen.


In all den Reden über Schuldenkrisen, Rettungsschirme und Hebelwirkungen verliert mancher aus dem Blick, dass Europa mehr ist als der Stabilisierungsmechanismus einer gemeinsamen Währung.


Heute ist ein Anlass, an dieses Mehr zu erinnern. Daran, dass Europa nicht nur für eine gute Entwicklung auf unserem eigenen Kontinent steht. Es steht auch für ein Modell internationaler Kooperation, das weltweit beispielgebend sein kann.


In Europa haben wir uns vorgenommen, vorzuleben, wie ein politischer Rahmen für bereits entgrenzte Märkte aussehen kann. Natürlich sind wir noch auf der Suche, natürlich entstehen neue, und auch unerwartete Probleme. Aber unterm Strich stünden wir ohne den Mut unserer politischen Vorväter und mütter heute ärmer da.


Deswegen ist es wichtig, dass sich Europa auch in diesen Schwierigkeiten nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern den Blick nach vorne richtet. Mutig und voller Zuversicht. An diese europäischen Qualitäten will ich heute erinnern.

 


Meine Damen und Herren,


sicher wird die Schuldenkrise noch lange das politische Tagesgeschäft in Europa bestimmen. Dennoch feiern wir heute ein sehr freudiges Ereignis: Mitten in Zeiten der europäischen Schuldenkrise schließt die EU ein Bündnis mit den wirtschaftlich boomenden Staaten  Lateinamerikas und der Karibik: Die EU-Lateinamerika/Karibik-Stiftung.


Die strategische Partnerschaft zu Lateinamerika gilt als eines der ehrgeizigsten Vorhaben der europäischen Außenpolitik. Seit Mitte der neunziger Jahre schmiedet die EU eine bi-regionale Partnerschaft mit Lateinamerika und der Karibikregion.

Diese Partnerschaft wird jetzt auf eine neue Grundlage gestellt.


Ich bin sehr stolz, heute gemeinsam mit Ihnen diese Stiftung eröffnen zu können! Zum einen ist es die erste EU-Stiftung mit Sitz in Europa. Die beiden anderen Stiftungen der Europäischen Union befinden sich in Singapur und Alexandria.


Zum Anderen ist es nicht selbstverständlich, dass diese Stiftung ihren Sitz in Hamburg bekommen hat. Paris und Mailand waren ebenfalls heiße Anwärter.


Und dann gilt ja eigentlich die iberische Halbinsel traditionell als Tor Europas zu Südamerika. Das ist historisch verständlich. Und das hat natürlich viel mit Sprache zu tun.

 

Doch am Ende konnte Hamburg überzeugen - mit seiner langen Tradition in den Beziehungen zu Ibero-Amerika:

 

Die Stadt war die erste Gebietskörperschaft, die im Jahr 1827 Handels- und Wirtschaftsverträge mit den neuen unabhängigen Staaten wie Brasilien schloss. Gleichzeitig war der Hamburger Hafen im 19. Jahrhundert DER Auswanderungshafen Richtung Südamerika. 1871 wurde Hamburgs Südamerikanische Dampfschiffahrts-Gesellschaft gegründet. Die erste Verbindung war die nach Brasilien. Und 1878 wurde die Linienfahrt nach Chile eröffnet.

 

Damit war die Grundlage geschaffen für den Aufbau intensiver Wirtschaftsbeziehungen: Hamburg entwickelte sich zum Zentrum des internationalen Handels zwischen Deutschland und Lateinamerika.


Heute ist der Hamburger Hafen eines der wichtigsten Drehkreuze in Europa. Von hier werden jährlich etwa 100 Millionen Tonnen Seegüter umgeschlagen. Er ist mit mehr als 900 Häfen in 174 Ländern durch Schifffahrtslinien verbunden.

 


Meine Damen und Herren,

 

für die Europäische Union gab es aber noch ein Argument, ihre neue Stiftung in Hamburg anzusiedeln das haben Sie, Frau Ferrero-Waldner, in einem Interview ganz klar benannt:
Das ist die zentrale Lage Hamburgs in Europa. Von hier aus sind sämtliche Metropolen in kurzer Zeit erreichbar. Die Stadt eignet sich für lateinamerikanische Länder hervorragend als eine Art Brückenkopf unter anderem nach Osteuropa: Mit Hilfe der Stiftung erhalten sie künftig einen besseren Zugang zu den dortigen Märkten.

 

Aus all diesen Gründen bin ich mir sehr sicher, dass die Europäische Union von Hamburg aus ihre Verbindung nach Ibero-Amerika hervorragend ausbauen kann.

 

Und das soll natürlich nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine kulturelle Verbindung sein. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, das gegenseitige Verständnis zwischen Europa und Lateinamerika zu stärken.


Auch dafür sind die Voraussetzungen in Hamburg gut: Hier leben etwa 15.000 Bürgerinnen und Bürger mit hispanischen Wurzeln. Fast jeden Abend können Sie irgendwo in der Stadt Salsa, Merengue, Samba oder Zouk tanzen gehen. Mehrere Kinos zeigen regelmäßig Filme auf Spanisch oder Portugiesisch. Und jedes Jahr gibt es mehrere Kulturfestivals, die einen Hauch von Karibik nach Hamburg zaubern.


Eine Vielzahl von kulturellen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Einrichtungen mit Bezug zu Lateinamerika hat sich hier angesiedelt.


Etwa das Institut für Lateinamerikastudien im German Institute for Global and Area Studies. Oder das Lateinamerika-Zentrum der Universität Hamburg. Oder der Lateinamerika Verein: Dieser hat vor vier Wochen den Lateinamerika-Tag in Hamburg veranstaltet; als Ehrengast durften wir den Staatspräsidenten von Uruguay begrüßen.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

Sie sehen, Hamburg kann eine Menge dazu beitragen, dass sich die Europäische Union nicht nur mit ihren aktuellen inneren Problemen beschäftigt. Von hier aus kann die Gemeinschaft auch weiterhin daran arbeiten, dass die politische Handlungsfähigkeit nicht noch weiter hinter die Gestaltungskraft globaler Märkte zurückfällt.


Gemeinsam mit den ibero-amerikanischen Staaten können wir hier exemplarisch zukünftige Formen globaler Zusammenarbeit definieren.

 

Die neue EU-Stiftung findet hier beste Voraussetzungen vor. Und der Hamburger Senat wird sie nach Kräften unterstützen.

 

Ich wünsche der Stiftung einen guten Start!
Herzlichen Dank.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.