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26.03.2012

Festakt 850 Jahre Bergedorf

Festakt 850 Jahre Bergedorf

 

Sehr geehrter Herr Bezirksamtsleiter Dornquast,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Saxe,

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

850 Jahre Bergedorf das verdient nicht nur diesen Festakt, wie wir ihn etwas altfränkisch nennen. Gerade im Frühling ist Bergedorf selber ein Fest. Ich wage zu sagen: ein Fest der Sinne, sogar in ganz normalen Jahren. Wer in diesen Tagen einmal rund um das Schloss geht, kann ein paar hundert Jahre Geschichte und gleichzeitig das erste Grün im Park auf sich wirken lassen.        

 

Und sich auf weitere Genüsse im Jahresverlauf freuen, von den Erdbeeren, die in den Vierlanden geerntet werden, bis hin zu den 10. Bergedorfer Musiktagen.

 

Mozart lieben die einen, Django Reinhardt vielleicht andere, und selbst bei den Erdbeeren mögen die Geschmacksrichtungen auseinander gehen. Aber Bergedorf hat Platz für Viele und Vieles, für Tradition und Moderne, für Stadtmenschen und solche, die es ruhiger mögen. Schon damit scheint mir Bergedorf ein ganz besonderer, unnachahmlicher Teil Hamburgs zu sein.

 

Erst recht gilt das in diesem Jubiläumsjahr 2012, für das sich Bergedorf ein beneidenswert vielfältiges Programm ausgedacht hat. Ich möchte Sie alle ganz herzlich begrüßen: zum Auftakt dieses Jahres und zum Gesamtkunstwerk 850 Jahre Bergedorf.

 

Bergedorf, das meint ja immer zweierlei: die Stadt, die mindestens gefühlt eine eigene Stadt ist, und den Bezirk, der große, nach wie vor ländlich geprägte Gebiete umfasst. Die Vier- und Marschlande werden wie jedes Jahr für Hamburgerinnen und Hamburger aus allen Stadtteilen ein attraktives Ausflugsziel sein. Gleichzeitig sind sie als Blumenparadies und Gemüsekammer Hamburgs immer noch Standort vieler landwirtschaftlicher und Gartenbaubetriebe. Eine sozusagen amphibische Landschaft, in der sich die ansässigen Wirtschaftsbetriebe, der Tourismus und der Naturschutz nicht immer konfliktfrei, aber insgesamt zum allseitigen Nutzen zusammengefunden haben.

 

Und der städtische Teil, der Kern Bergedorfs? Der ist beliebter denn je, bei Eingesessenen wie auch bei Neu-Bergedorfern, die aus unterschiedlichsten Regionen und Ländern hierher ziehen und willkommen sind. Wenn ich eben gesagt habe, es ist gefühlt eine eigene Stadt, so liegt das auch daran, das Bergedorf alles hat, was eine Stadt braucht: Wohnungen und Gewerbe, Arbeit und Kultur, Historie und Sport, Einkaufs- und Freizeitangebote aller Art. Nicht zuletzt einen Hafen! Manche behaupten: Was man in Bergedorf nicht vorfindet, braucht man auch nicht.

 

Mein Vorredner hat auf jüngere Entwicklungen und Erfolge hingewiesen, auch im Wohnungsbau, der, wie Sie wissen, mir als Bürgermeister Hamburgs ein besonderes Anliegen ist. Ebenso wird Hamburg die spezifischen Bergedorfer Themen der kommenden Jahre genau im Blick haben, vom eigenständigen Betreiben des Schlosses bis zur Weiterentwicklung von Lohbrügge.

 

Übrigens war Bergedorfs Wohnungsprogramm das erste aller Bezirke und das Ziel, 600 Wohnungen im Jahr 2011 zu genehmigen, ist erreicht worden. Auch mit seinem Gewerbeflächenkonzept, das ebenso Handwerk und Industrie wie Logistik berücksichtigt, liegt Bergedorf ganz vorn.

 

Hamburg ist eine norddeutsche Metropole, deren Beliebtheit und Einwohnerzahl wächst. Das fällt uns nicht in den Schoß, es erfordert gutes Regieren und intensive Zusammenarbeit der Stadt mit all ihren Bezirken und Stadteilen.

 

Das Ganze muss mehr sein als die Summe seiner Teile, das gilt für eine große Stadt ganz besonders. Aber dass die Teile ihren eigenen Charakter behalten, das muss auch so sein. Gerade die Bergedorferinnen und Bergedorfer mit ihrem ausgeprägten Selbstbewusstsein und Bürgersinn wissen das.

 

Meine Damen und Herren,

besonders begrüße ich heute meinen Lübecker Amtskollegen Bernd Saxe. Gut viereinhalb Jahrhunderte beiderstädtische Herrschaft in und über Bergedorf von 1420 bis 1867 ob damals die Bergedorfer immer besonders glücklich waren, dass sich ihre mächtigeren Nachbarn so gut miteinander vertrugen, will ich dahingestellt sein lassen. Begonnen hat die beiderstädtische Herrschaft ja auf kriegerische Weise. Das Schloss wurde beschossen und dabei von allem anderen abgesehen vermutlich auch der Park zertrampelt.

 

Noch nicht so lange sondern ziemlich genau 170 Jahre ist es her, seit ein verkehrstechnischer Versuch gemacht wurde, Bergedorf und Hamburg, perspektivisch auch Lübeck noch enger aneinander zu binden. Die erste Eisenbahn auf unserer kimbrischen Halbinsel sollte Anfang Mai 1842 eröffnet werden. Wir wissen, was geschah: Statt festlich gekleideter Fahrgäste transportierten die ersten Züge Material zum Feuerlöschen. Der Hamburger Brand verheerte in jenen Tagen die innere Stadt. Den Siegeszug der Eisenbahn hat das nicht aufgehalten, das Zusammenwachsen Hamburgs auf Dauer auch nicht.

 

Ich wünsche allen Bergedorferinnen und Bergedorfern und all ihren zahlreichen Gästen ein intensives Jubiläumsjahr. Nutzen Sie das Festprogramm, die diesjährige Hafenmeile, die Jubiläumsausstellung im Bergedorfer Schloss, den reichhaltigen Veranstaltungskalender der Sternwarte. Nutzen Sie das Angebot, sich mit den stolzen Abschnitten der Bergedorfer und Hamburger Geschichte zu befassen und mit den bedrückenden, zu denen das Konzentrationslager Neuengamme gehört.

 

Nutzen Sie die Grassroots-Bewegung des Erinnerns und Feierns im Stadtteil, die von den unterschiedlichen Vereinen und Institutionen getragen wird.

 

Ich wünsche Bergedorf, seinen Bewohnerinnen und Bewohnern im Namen ganz Hamburgs ein schönes Jubiläumsjahr und eine gute Zukunft. Und natürlich seinen Elstern den Aufstieg. Wenigstens ein Hamburger Verein muss doch Meister werden.  

 

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.