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27.03.2012

Verabschiedung Dr. Bonorden

 

Sehr geehrter Herr Dr. Bonorden,

sehr geehrte Frau Bonorden,

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Personalamtes,

meine Damen und Herren,

 

das Leben, heißt es, sei ein Schwimmbecken: Man könne es zielstrebig durchpflügen... oder planlos darin herumdümpeln. 

 

So weit, so gut. Ob im Alltag wirklich nur diese beiden Alternativen bestehen oder ob es nicht auch unterschiedliche Beschleunigungs-Phasen gibt, ist eine andere Frage.

Aber was bringt mich bei der Verabschiedung des langjährigen Personalamts-Leiters gerade 

auf diesen Gedanken? Unter den Verdacht des Herumdümpelns würden Sie, Herr Dr. Bonorden, zu allerletzt geraten.

 

Vielleicht war es die bekannte Entscheidung, vor der man bei so einem Anlass immer steht: Soll man chronologisch die Stationen und Verdienste des Betreffenden versuchen zu würdigen? Oder langweilt man damit die Hauptperson, die das ja alles weiß?

 

Im heutigen Fall liegt die Antwort nahe. Dr. Volker Bonordens Laufbahn im Öffentlichen Dienst der Freien und Hansestadt Hamburg ist eine nicht nur lange und erfolgreiche, sondern auch durchaus ungewöhnliche, wenn man die Aufeinanderfolge seiner Stationen betrachtet. Man darf also man sollte mitten hinein springen in den Pool.

1988, ungefähr nach dem 1.Drittel Ihrer Dienstzeit, wurden Sie Büroleiter des Ersten Bürgermeisters Dr. Henning Voscherau. Dafür war kein besseres Timing denkbar, denn was für eine spannende Zeit stand da gerade bevor! Die Öffnung der Grenzen, das Zusammenwachsen Deutschlands und Europas waren wenig später das Ergebnis einer Umwälzung, die natürlich auch Hamburg und seinen Ersten Bürgermeister täglich in Atem hielt. Und die ganze Stadt mit.

 

Henning Voscherau wurde der erste Bundesratspräsident des wiedervereinigten Deutschlands und Dr. Bonorden hatte im Rathaus alles im freundlichen, aber genauen Blick und hielt die Dinge am Laufen. Das dürfte jetzt rückblickend schon genug Stoff für Lagerfeuer-Erzählungen der kommenden Jahre geben.

 

Die Rolle passte zu Ihnen und irgendwie war sie Ihnen ja auf den Leib geschneidert, nach so einem Werdegang: Persönlicher Referent des Vizepräsidenten der Universität Hamburg, Prof. Ott, dann des Senators für Wissenschaft und Forschung, Prof. Sinn. Danach die ungewöhnliche Wende: Auf eigenen Wunsch wurde Dr. Bonorden im Jahr seiner  Promotion 1986 in die Linie, und zwar ins damalige Organisationsamt versetzt. Das hat er, im Zuge der von ihm voran getriebenen Verwaltungsmodernisierung, später konsequent selbst aufgelöst.

 

Referent für Grundsatzfragen und Stellenwirtschaft das verlangte nach Einfallsreichtum und es entstand unter Ihrer Federführung das erste, nur durch Anzeigen finanzierte Hamburg Handbuch Mit Hamburg verbunden.

 

Ab November 1986 konnten Sie sich der Leitung des Referates für Bundesangelegenheiten zuwenden. Als hätten Sie geahnt, wo Sie das hinführen und welche Richtung die Bundesangelegenheiten alsbald nehmen würden.

 

Noch im Organisationsamt hatten Sie sich intensiv mit der Bezirksverwaltungsreform befasst nach dem Stoltzenberg-Skandal im Rahmen der Haas-Kommission und als Referent für den Stellenplan der Finanz-, Wirtschafts- und Baubehörde kannten Sie sich auch mit der Seite der Verwaltung aus, von deren Mühsal die Öffentlichkeit nichts ahnt. Die will verständlicherweise guten Service, tendiert aber gern dahin, große Teile der öffentlich Bediensteten für ersetzbar zu halten. Das erwähnte Hamburg- Handbuch konnte nur ein erster Schritt sein, für mehr Transparenz und Verständnis zu werben und zu sorgen.

 

Sie, Herr Dr. Bonorden, behielten das im Hinterkopf, während Sie schon an der Konzeption für ein Bürgerbüro beim Ersten Bürgermeister arbeiteten. Dessen Leitung konnten Sie dann als Büroleiter gleich selbst mit übernehmen.

 

Organisationserfahrung, Verständnis für die Schnittstellen von Stadt und Verwaltung, Kenntnisse der Personalpolitik und führung, intensive Erinnerungen an die Arbeit als Persönlicher Referent für im Leben stehende Chefs das alles half Ihnen als Büroleiter. Nicht zu vergessen das einst erfolgreich absolvierte Studium der Betriebs- und dann auch noch der politischen Wissenschaften nach den Ausbildungen zum Industriekaufmann und Werbeassistenten vor und bis 1971.

 

So hatte sich eins ins andere gefügt und nach dem Ende des ersten Voscherau-Senats ging es ungewöhnlich weiter: Dr. Bonorden wurde Leiter des Amtes für Medienangelegenheiten und besondere Aufgaben in der Senatskanzlei und übte danach eine quasi-Amtscheffunktion im Rathaus aus, als es keinen Staatsrat als Chef der Senatskanzlei gab, sondern Senator Dr. Mirow dafür verantwortlich war. Übte aus ist sehr defensiv formuliert, denn während dieser Zeit haben Sie, Herr Dr. Bonorden, die gesamten Koordinierungsaufgaben des politisch-administrativen Bereichs wahrgenommen.

 

So etwas kann naturgemäß nicht jeder. Was in einer langen Verwaltungslaufbahn jeder können muss, ist: sehr unterschiedlichen Herren oder besser: politischen Leitmotiven zu dienen und doch eine gerade eigene Linie zu behalten.

 

Was das betraf, hatten Sie in den letzten 18 Jahren Ihrer Berufspraxis immer wieder die Chance zu beweisen, wie man unter solchen Voraussetzungen ein Organisations- und, von 1995 bis jetzt, Personalamt leitet. Und nicht irgendeins, denn die große Stadt Hamburg, gleichzeitig Bundesland, hat Aufgaben zuhauf und da muss, um es einmal so zu formulieren, ein großer, qualifizierter und motivierter Personalkader jederzeit seine Leistung abrufen. Dazu bedarf es eines dementsprechend qualifizierten Teamchefs.

 

Dass es den gab, davon konnte ich mich 2001 als Innensenator und damit Chef des Teamchefs einige Monate lang aus nächster Nähe überzeugen.

 

Allein in der hinter uns liegenden Dekade war eine Menge Neuland zu betreten. Ich will nur, stellvertretend für viele Aufgaben des zentralen strategischen Personalmanagements, das Projekt Interner Arbeitsmarkt (PIA) erwähnen, das nach dem Regierungswechsel von 2001 vom damaligen Senat als Personalberatungs- und Vermittlungsagentur aufgebaut wurde. Ein Paradigmenwechsel, denn verbunden war damit, dass der interne Arbeitsmarkt der hamburgischen Verwaltung fortan für externe Bewerbungen und Einstellungen grundsätzlich geschlossen war, mit einer Reihe von Ausnahmen wie bei der Polizei, der Feuerwehr oder Lehrern.

 

Weder im Bund noch bei den Ländern oder in den Kommunen gab es Vorgängermodelle für PIA. Im Wesentlichen ging es darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in neue Aufgabenfelder hineinzusteuern. So der bürokratische Begriff, hinter dem sich ein Vorgang verbirgt, der Ideenreichtum, Konsequenz und Fingerspitzengefühl erfordert. Am Ende hat das Personalamt mit Unterstützung der gesamten hamburgischen Verwaltung ungefähr 1.600 Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus dem ehemaligen Landesbetrieb Krankenhäuser, heute Asklepios, in die Verwaltung integriert. Ein Kraftakt bis heute.

 

Meine Damen und Herren,

ein Überhangmanagement, so sollte PIA nach dem Willen Dr.Bonordens nicht genannt werden. Das war eine Frage der Wertschätzung:  niemand hängt über, schon gar nicht Beschäftigte, die sich am Arbeitsplatz oder von einem Arbeitsplatz zu einem anderen verändern müssen, weil übergeordnete Erwägungen das verlangen. Strukturelle Mobilität im Rahmen eines ganzheitlichen Personalmanagements, das war schon eher gemeint. Und dann gab und gibt es ja auch die freiwillige Mobilität für Beschäftigte, die sich verändern wollen.

 

Ich bin mit Ihnen, Herr Dr. Bonorden, der Meinung, dass sich neue Personalmanagementkonzepte auch und besonders an einem neuen Umgang mit den Beschäftigten beweisen mussten und müssen, also mit denjenigen, die schließlich die wertvollste und wichtigste Ressource einer öffentlichen Verwaltung sind.

 

Ich glaube, dass wir auch nur mit diesem Zugang solche schwierigen Aufgaben haben lösen können wie etwa, um nur zwei zu nennen:

 

Mit der Gründung des Zentrums für Aus- und Fortbildung ist es Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelungen, trotz mancher Widerstände aus Behörden und Ämtern, die Fortbildung der Beschäftigten auf ein hohes Niveau zu heben.

 

Und die Anzahl unserer Nachwuchskräfte mit Einwanderungshintergrund für die Allgemeine Verwaltung, Steuerverwaltung, Justiz, Polizei und Feuerwehr hat sich wesentlich erhöht. Die Kampagne Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?, die das ZAF federführend konzipiert und gefahren hat, ist nicht von ungefähr in einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichnet worden. Sie, Herr Dr. Bonorden, haben den Preis seinerzeit im Bundeskanzleramt mit in Empfang genommen.

 

A propos Modernisierung: Unter Ihrer Verantwortung ist seinerzeit die erste Produktinformation für einen Bereich der hamburgischen Verwaltung erarbeitet worden. Da ging es allerdings nicht um Personalführung, sondern um Strafvollzug.

 

Lieber Dr. Bonorden,

Sie sind der Urheber der alljährlichen Personalstruktur- und Personalmanagement-berichte. Sie haben ein in Ehren ergrautes Bezüge-Abrechnungsverfahren durch die Standardsoftware PAISY ersetzt. Sie haben im Zuge etlicher Tarifverhandlungen mit verschiedenen Arbeitnehmervertretern am Tisch gesessen. Sie haben die Aus- und Fortbildung reformiert und Vieles mehr. Und Sie haben Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen, gemeinsam mit Hans Peter Bull, in ein Buch mit dem Titel Personalrecht und Personalwirtschaft als Handlungsfelder der Verwaltungsreform einfließen lassen.

  

Für fast 35 Jahre im Dienst der hamburgischen Verwaltung danke ich Ihnen ganz herzlich. Für die letzte und längste Phase Ihrer Tätigkeit schuldet Ihnen die ganze Stadt Dank.  

 

Wählerinnen und Wähler können sich ja noch so klug entscheiden, gewählte Politiker können sich noch so viel ausdenken und beschließen es würde alles nicht viel nützen ohne eine engagierte und leistungsfähige Verwaltung. Die wiederum würde es nicht geben ohne engagierte und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die hat die hamburgische Verwaltung in großer Zahl und sie sind nicht vom Himmel gefallen.

 

Sie sind eingestellt, ausgebildet, weiter qualifiziert und entwickelt, sie sind an der jeweils richtigen Stelle eingesetzt und im Erfolgsfall befördert worden. Ihnen wird der Rücken gestärkt, sie haben optimale Arbeitsmöglichkeiten und nicht zuletzt eine Vergütung, die ihren hohen Leistungen gerecht wird.

 

So ist der Idealfall. Hart im Raume stoßen sich die Sachen, dieser Satz Schillers gilt natürlich von Zeit zu Zeit auch in der Personalverwaltung. Nicht  immer kommt jede und jeder Einzelne mit seinen Aufgaben oder Vorgesetzen gut zurecht, nicht immer lässt sich zwischen den Aufgaben der Stadt, den rechtlichen Rahmenbedingungen der Personalverwaltung und der Zufriedenheit Einzelner eine Brücke bauen.

 

Genau an solchen Stellen ist eine Führungsphilosophie wie Ihre gefragt, wie sie das Leitbild des Personalamtes vorsieht, die geprägt ist von einem offenen, fairen, authentischen und wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten, Arbeitnehmervertretern, internen und externen Kritikern. In der Sache aber, wie Sie selbst sagen, stets hart am Wind segelnd.

 

In einer Zeit, in der wir den Fuß auf der Schuldenbremse haben müssen, warten auf Ihren Nachfolger oder Ihre Nachfolgerin keine einfacheren Zeiten. Wir müssen  Personal abbauen. Es gilt aber weiterhin, dass es im Bereich der Hamburger Verwaltung keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.

 

Mit dem 1. Juni 2012 vermindert sich unser Personalbestand um Dr. Volker Bonorden. Das ist für Hamburg bedauerlich, für Sie, Herr Dr. Bonorden, hoffentlich ein Aufbruch zu neuen Ufern oder, um im Anfangsbild zu bleiben, ein neues Sprungbrett.    

 

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.