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23.09.2011

Festrede bei der Preisverleihung des B.A.U.M-Umweltpreises

 

Sehr geehrter Herr Professor Gege,

sehr geehrte Frau Staatssekretärin Reiche,

sehr geehrter Herr Eggenschwiler,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

Kennen Sie die Lohas? Das sind Konsumenten, die wissen wollen, wo die Produkte herkommen, die sie kaufen. Käufer, die Wert darauf legen, dass Produkte umweltfreundlich hergestellt wurden, die Wert darauf legen, dass bei der Herstellung niemand ausgebeutet wurde. Lohas, das steht für Lifestyle of Health and Sustainability. Lohas, sagt die amerikanische Trendforscherin Faith Popcorn so heißt sie wirklich -, ist der Trend der Zukunft.

 

Keiner weiß das besser als Sie, Herr Prof. Dr. Gege. Denn als Sie das Thema nachhaltige Produktion zu Ihrem Lebensinhalt machten, da saßen die Lohas noch in der Kinderkarre oder waren noch gar nicht geboren. Inzwischen ist daraus eine weltweite Bewegung geworden, auch Dank Ihrer Aktivitäten. Auch deshalb habe ich gerne die Schirmherrschaft für diese Veranstaltung übernommen.

 

Sie haben mal von sich gesagt: Positiv ausgedrückt war ich ein Visionär, negativ ein Spinner. Ich würde sagen, Sie waren ein Pionier, ein Wegbereiter, ein Bahnbrecher. Denn Sie haben die Bedeutung von Umweltschutz für Unternehmen früher erkannt als die meisten anderen. Das war im Sommer 1979.

 

Denn Sie hatten im Griechenlandurlaub ein Buch gelesen, das Ihnen die Augen öffnete: Ein Planet wird geplündert, von Herbert Gruhl. In dem Buch ging es darum, dass unsere Erde kollabieren werde, wenn wir weiter so verschwenderisch mit unseren Ressourcen umgehen wie bisher. Also gingen Sie nach dem Urlaub zu Ihrem Chef, und erklärten ihm, dass Ihr Herz zukünftig nur für den Umweltschutz schlage.

 

Damals arbeiteten Sie als Controller. Aber sie waren kein Controller, der sich nur für Zahlen interessiert. Sie waren ein Controller, dessen Herz für Inhalte schlägt. Eine seltene Kombination, aber eine, die die Welt verändern kann. Das zeigt Ihr eindrucksvoller Lebenslauf.

 

Das Unternehmen, für das Sie arbeiteten, war ein Mittelständler in der Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel, der Diamantwerkzeuge herstellte. Ihr Chef, Georg Winter, der selbst stark an Umweltschutz interessiert war, nahm Ihre Begeisterung ernst. Er machte Sie zum Umweltbeauftragten des Unternehmens wahrscheinlich zu einem der ersten Umweltbeauftragten in Deutschland überhaupt.

 

Fortan bauten Sie zusätzlich zur Ihrer Arbeit als Controller eine Abteilung auf, die sich damit beschäftigte, wie das Unternehmen umweltfreundlicher und langfristig kostensparender arbeiten kann. So entstand das Winter-Modell, das weltweit erste umweltorientierte Management-Modell. Und daran haben Sie, Herr Prof. Gege, einen großen Anteil.

 

Jeder Baum entsteht aus einem Saatkorn. Das Saatkorn für die heutige Preisverleihung haben Sie 1984 gepflanzt. Sie gründeten zusammen mit Ihrem Chef den Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management, kurz B.A.U.M., dessen Vorsitzender Sie seit 2005 sind. Heute hat B.A.U.M. mehr als 500 Mitglieder und ist die größte Umweltinitiative der Wirtschaft in Europa. Auch der Gastgeber dieser Jahrestagung, die Flughafen Hamburg GmbH, ist Mitglied von B.A.U.M.

 

Ziel von B.A.U.M. ist es, Unternehmen und Organisationen für die Belange des vorsorgenden Umweltschutzes und des nachhaltigen Wirtschaftens zu sensibilisieren und sie bei der ökologisch wirksamen, ökonomisch sinnvollen und sozial gerechten Realisierung zu unterstützen. Dazu gehört es, dass B.A.U.M. einmal im Jahr den Umweltpreis verleiht. Dass das dieses Jahr in Hamburg stattfindet, der Europäischen Umwelthauptstadt 2011, das freut uns ganz besonders.

 

Denn wie erfolgreich der Umweltschutz künftig sein wird, hängt entscheidend davon ab, wie schonend Städte mit Ressourcen, Energie und Klima umgehen werden. Städte haben das größte Potenzial, mit Innovationen und Engagement zu den Lösungen von Umweltproblemen beizutragen. Hamburg und auch künftige europäische Umwelthauptstädte tragen die Verantwortung, immer wieder aufs Neue zu zeigen, wie sich moderne Metropolen entfalten müssen, wenn sie in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich, umweltgerecht und sozial lebenswert sein wollen.

 

Hamburg ist eine wachsende Stadt und als Metropolregion brauchen wir

wirtschaftliches Wachstum. Aber ökologische Weitsicht und wirtschaftlicher Erfolg müssen Hand in Hand gehen. Deshalb arbeiten wir intensiv daran, die nötigen Infrastrukturvorhaben

ökologisch verträglich hinzubekommen. Der Senat wird eine jederzeit

transparente Planung vorantreiben, in der kein Argument, alt oder neu, unter

den Tisch fällt.

 

Denn nur wer mit Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt handelt, wird

dauerhaft erfolgreich sein. Ich freue mich ganz besonders, dass im

Umwelthauptstadtjahr auch zwei in Hamburg ansässige Unternehmen mit dem

B.A.U.M.-Umweltpreis ausgezeichnet werden.

 

Sie meine Damen und Herren Preisträger zeigen, dass Umwelt- und Klimaschutz keine trendigen Extras sind es sind Überlebensfragen für die Zukunft, zu deren Beantwortung und Lösung Sie beitragen. Dabei haben Sie mit Ihrem Engagement Neuland betreten: Eine Bio-Farm in der Wüste, eine Wende hin zu erneuerbaren Energien, eine grüne Druckerei wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass das möglich ist?

 

Außerdem schaffen Sie auch das ist nicht zu vernachlässigen einen Zugewinn an Lebensqualität beim Essen, das auf den Tisch kommt, mit sauberem Wasser in Kuba und vielen anderen Ländern der Welt und mit Produkten die länger halten. Die sind anfangs vielleicht etwas teuerer, aber mit ihnen kann man z.B. mit der richtigen Heizung langfristig sogar Geld sparen.

 

Ich glaube aber, meine Damen und Herren Preisträger, Sie haben noch etwas anderes erkannt. Und das ist vielleicht ebenso wichtig: die Bedeutung von Glaubwürdigkeit.

Glaubwürdigkeit bedeutet Konsistenz und Transparenz im Handeln. Glaubwürdigkeit ergibt sich aus dem Vertrauen darauf, das nicht nur geredet und versprochen wird, sondern auch entsprechend gehandelt. Glaubwürdigkeit man kann nur mühsam erwerben und schnell wieder verlieren. Glauben Sie mir, als Politiker weiß ich wovon ich rede.

 

Die Otto-Group, auch das ein Hamburger Unternehmen und ein B.A.U.M Preisträger, hat dazu in diesem Jahr eine Trendstudie verfasst, die genau zu unserem heutigen Thema passt. Ihr Thema: Verbrauchervertrauen auf dem Weg zu einer neuen Wertekultur.

 

Darin heißt es unter anderem, ich zitiere: Immer mehr Konsumenten entscheiden sich bei ihrem Konsum für ethisch hergestellte Produkte und geben mehr Geld dafür aus. Und weiter: Zugleich ist aber auch die Unsicherheit der Verbraucher bei ihrer Kaufentscheidung gestiegen. Vertrauen wird zum Schlüsselfaktor für den Verkauf von Waren. Unternehmen, die transparent und offen kommunizieren, werden zu den Gewinnern gehören.

 

Ein solches Vertrauen zu fördern und dafür eine breite Öffentlichkeit herzustellen, dazu trägt der B.A.U.M.-Umweltpreis in großem Maße bei.

 

Menschen wollen immer das, was sie zu verlieren drohen, das kennen wir von uns selbst. Dafür brauchen wir gar nicht die eingangs genannten  amerikanischen Trendforscher. Wir alle wissen, dass eine intakte Umwelt ein kostbares Gut ist, das verloren zu gehen droht. Wir wissen, dass die Ressourcen unseres Planeten begrenzt sind. Wir wissen, dass wir keine Zukunft haben, wenn wir die Erde weiter so plündern wie bisher. Sie alle, die heute ausgezeichnet werden, stemmen sich dagegen und zeigen andere, neue Wege auf. Ihr Mut, den ersten Schritt in eine neue Richtung zu gehen, soll uns alle anspornen, frische und innovative Ideen zuzulassen.

 

Vielen Dank.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.