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25.11.2015

Festrede zum Festabend des Kongresses des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK)

 

Sehr geehrter Herr Präses,
sehr geehrter Herr Dr. Schweitzer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

herzlich Willkommen in Hamburg. Ich freue mich, dass Sie als Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Wirtschaft ihr Gipfelgespräch nach Hamburg gelegt haben.
Wir verstehen uns in Hamburg als Erfinder des Zusammenschlusses gewerblich Handelnder, denn die ehemalige Commerzdeputation ist die älteste deutsche Handelskammer. Wir haben Anfang des Jahres das 350te Jubiläum gefeiert. Und wir haben das gemeinsam als Hamburger gefeiert: Gefeiert haben die, die für die Politik zuständig sind, die, die sich um das Gemeinwesen kümmern mit denen aus Industrie, Gewerbe und Handel. Denn wir wissen, dass das Engagement der Kammern weit über das wirtschaftliche Interesse hinausgeht.

Der Korporatismus, das typisch deutsche Prinzip der an Gewerbe, Berufen und Unternehmensformen orientierten Zusammenschlüsse, hat sich in der Krise als sehr wichtig erwiesen. Für die einzelnen Unternehmen steht meistens die Lobbyarbeit im Vordergrund. Es ist gut und wichtig, dass der DIHK in Deutschland, in Europa und in vielen Ländern der Welt Interessen der deutschen Wirtschaft vertreten kann.
Aber die Kammern sind darüber hinaus wichtige Elemente der Stabilisierung und Erneuerung. Die Handels- und Wirtschaftskammern dienen der Gesellschaft etwa im Bereich der Ausbildung, der Fortbildung, in der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und in den vielen Initiativen wie etwa jetzt in der Flüchtlingsfrage.

Wohlstand, so hat es Adam Smith formuliert, müsse man nicht vom Wohlwollen der Handeltreibenden, sondern von deren eigenem Interesse erwarten. Wir wissen, dass das nicht immer ganz so einfach ist. Und wir wissen auch, damit es klappt, braucht es die Kammern, die das Gesamtinteresse der Handeltreibenden artikulieren und für die Wahrung von Anstand und Sitte des ehrbaren Kaufmanns wirken.

Die deutschen Industrie- und Handelskammern sind so erfolgreich, weil sie wissen, dass Kooperation sinnvoll ist. Die Pointe ist: Kooperation ist auch dann sinnvoll, wenn man ansonsten miteinander konkurriert. Auch wenn Solidarität sicherlich nicht schadet, gerade auch aus Eigeninteresse ist Kooperation der richtige Weg.

Einer, der Kooperation unter Wettbewerbern immer wieder stark gemacht hat, war Helmut Schmidt. Und er hat auf der großen Bühne der Weltwirtschaft mit Erfolg dafür geworben.

Weltwirtschaft

Meine Damen und Herren,
als sich vor ziemlich genau 40 Jahren, vom 15. bis 17. November 1975 die Staats- und Regierungschefs in der Nähe Paris zu einem Austausch trafen, war die Stimmung skeptisch. Helmut Schmidt und Valéry Giscard d'Estaing hatten darauf gedrungen, dass Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien und die USA gemeinsam über Wirtschaftsfragen diskutieren. Die Amerikaner wollten zuerst gar nicht kommen. Sie hatten Ärger mit den Europäern über Zollfragen. Die Weltwirtschaft war in eine Krise: Inflationsangst, die Ölkrise und die Auswirkungen des Kalten Kriegs bestimmten die Wirtschaftsteile der Zeitungen in den Jahren. Konnte man da von einem Gespräch einiger Politiker mehr als ein paar Phrasen erwarten? Außer den Initiatoren glaubte wohl niemand so recht daran und so war das Ergebnis, wie die Wochenzeitschrift Die Zeit berichtete, ein Donnerschlag.

Die Erklärung von Rambouillet ist ein bemerkenswertes Dokument. Man hört Helmut Schmidt geradezu, etwa wenn es heißt…  Jeder von uns ist verantwortlich für die Regierung einer offenen, demokratischen Gesellschaft, die sich zur Freiheit des einzelnen und zum sozialen Fortschritt bekennt. Man hört den Weltökonomen, wenn es heißt, dass Wachstum und Stabilität unserer Volkswirtschaften (…) der gesamten Industriewelt und den Entwicklungsländern zur Prosperität verhelfen werden. Überall geht es um Kooperation über Unterschiede hinweg. Wir, heißt es da immer wieder Wir kamen zusammen, weil wir gemeinsame Auffassungen hegen und gemeinsame Verantwortung tragen. Oder auch: Wir beabsichtigen (…) unsere Zusammenarbeit zur Lösung all dieser Probleme zu verstärken. Und zum Geist vom Rambouillet gehört auch diese Passage. Unsere dringendste Aufgabe ist es, die Erholung unsere Volkswirtschaften sicherzustellen und die Vergeudung menschlicher Arbeitskraft infolge Arbeitslosigkeit abzubauen.

Mit Rambouillet war der Wirtschaftsgipfel erfunden, die politische Reaktion auf die Globalisierung. Für Deutschland und besonders für Hamburgerinnen und Hamburger steht Rambouillet auch für einen der Höhepunkte des Jahrhunderts von Helmut Schmidt. Vor wenigen Tagen ist Helmut Schmidt im Alter von 96 gestorben. Ein großer Verlust über den wir uns ein wenig damit trösten, dass er als Politiker und Publizist viele schriftliche Analysen hinterlassen hat. Eine ganze Reihe davon übrigens über die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China.

China

 

Vielleicht waren es gerade die krisenhaften Herausforderungen, die die 1970er Jahre so kreativ machten: Denn ebenfalls im Jahr 1975 besuchte Helmut Schmidt als erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland die Volksrepublik China. Schmidt öffnete die "große Tür der Zusammenarbeit", wie es in China in tiefer Wertschätzung noch immer heißt.


Deutschland ist heute für China der Partner in Europa. Das zeigen auch die Wirtschaftsdaten von Hamburg. Über 50 % des deutschen Außenhandels mit China geht über den Hamburger Hafen. Jeder dritte Container wird mit China umgeschlagen. Auch auf dem Landweg sind unsere Verbindung gut: Von Hamburg aus laufen vier Güterverbindungen ins Reich der Mitte.

Der volkswirtschaftliche Aufstieg Chinas in nur wenigen Jahrzehnten ist beachtlich. Das Land hat in den Jahren der Finanzkrise mit Investitionen und Strukturprogrammen enorme Wachstumszahlen generiert und so die Gefahr einer weltweiten Depression gemildert. Der Historiker Heinrich August Winkler nennt China deshalb eine globale Konjunkturlokomotive. Hamburg konnte die guten Verbindungen nutzen und ausbauen. Als Hilary Clinton 2011 in der Zeitschrift Foreign Policy schrieb, die Zukunft liege in Asien, feierten Hamburg und die Shanghai bereits das 25jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Man kann auch zu Ehren von Helmut Schmidt sagen, der Pivot to Asia ist eine hanseatische Erfindung.  

Kooperation statt Konfrontation, das hat Schmidt immer wieder betont, ist der Leitsatz für die Zusammenarbeit mit China. So mancher westliche Politiker, so Schmidt, müsse hin und wieder daran erinnert werden, dass harter Wettbewerb und politische Zusammenarbeit sich keineswegs gegenseitig ausschließen. Deshalb war für ihn auch immer klar, dass Deutschland den wirtschaftlichen Aufstieg anderer Staaten nicht fürchten muss. Der Aufstieg Japans zu einer wirtschaftlichen Weltmacht hat Deutschland nicht geschadet, genauso wenig wie der Aufstieg Südkoreas, Hongkongs oder Singapurs.


Das rasante Wirtschaftswachstum in Chinas hat sich etwas gelegt. Es liegt aber immer noch bei beachtlichen 6,5 %. Die Abschwächung zu den Vorjahren war zu erwarten. Die aktuelle Entwicklung ist Ausdruck der Normalisierung des Wachstums, das hat mir die Reise nach Shanghai und Peking, die ich Anfang November unternommen habe, noch einmal deutlich gemacht.


China bleibt ein wichtiger Markt für deutsche Unternehmen. Die Hafenwirtschaft, die Hamburger Handelskammer und der Hamburger Senat werden die Zusammenarbeit mit China weiter vertiefen.

TTIP

 

Meine Damen und Herren,
man muss einem Hanseaten nicht erklären, wie wichtig Freihandel ist. Was wir heute Globalisierung nennen, hat die Commerzdeputation schon im 17. Jahrhundert angestrebt. Damals leisteten sich die Kaufleute ein paar eigene Kriegsschiffe, was dem Hamburger Rat gar nicht gefiel. Heute treten Regierung und Kammer gemeinsam und deutlich friedlicher für das Anliegen ein. Aber nicht weniger entschieden. Dank der guten Verankerung des DIHK in Brüssel können wir auch auf EU-Ebene sehr gut zusammen arbeiten.


Zu den großen wirtschaftspolitischen Themen Hamburgs in Brüssel gehört das angestrebte Abkommen zwischen der EU und den USA. Die USA bieten einen Markt mit 300 Millionen Verbraucherinnen und Verbrauchern und eine einzigartige Stellung im Hochtechnologie-Sektor. Ein besserer Zugang zu diesem Markt gerade auch für den Mittelstand liegt uns am Herzen. Denn gerade dort zahlt es sich aus, wenn nicht alles doppelt zertifiziert werden muss, einmal für die EU und einmal für die USA. Deshalb ist es gut, dass den KMU bei der angestrebten TTIP ein eigenes Kapitel gewidmet wird.

Aber es kann nicht nur um den Marktzugang gehen. Hamburg setzt sich auf EU-Ebene sehr aktiv auch für die Verankerung europäischer Werte im Welthandel ein. Die EU-Kommission ist sehr alert, sie hat dieses Anliegen zu einem Schwerpunkt gemacht. Handel für alle Hin zu einer verantwortungsbewussteren Handels- und Investitionspolitik ist sogar die Überschrift der neuen Handels- und Investitionsstrategie.


Aus unserer Sicht ist es ganz klar, dass bei sämtlichen Freihandelsabkommen europäische Standards gewahrt bleiben. Schutzansprüche für Verbraucher, Umwelt, Gesundheit und öffentliche Daseinsvorsorge stehen nicht zur Disposition.

TTIP muss gut verhandelt werden, da liegt noch viel Arbeit vor uns. Wir werden gemeinsam mit der DIHK dafür sorgen, dass das Abkommen zu Anstand und Sitte des ehrbaren Kaufmanns passt.

Deutschland

Meine Damen und Herren,
wenn man die Wirtschaftszahlen so ansieht, bekommt man den Eindruck, Deutschland ist ein Land von Strebern. Streber, das Wort verweist auf das Streben und es ist wirklich schade, dass das meistens so einen pejorativen, so einen negativen Klang hat. Denn Leute, die streben, das sind ja nicht nur der Klassenprimus und die Klassenbeste oder die Nerds. Streber das sind auch alle anderen, die sich anstrengen, die mit Fleiß, Zielstrebigkeit und Ehrgeiz die deutsche Wirtschaft stützen.

Leute wie diese haben dafür gesorgt, dass Deutschland im vergangenen Jahr wieder einen Handelsrekord aufgestellt hat: Wir sind erstklassig, weil es überall in Deutschland Teams gibt, die daran arbeiten, die Dinge noch besser zu machen, die Produkte leistungsfähiger, die Abläufe effektiver. Ihre Firmen, die Leute, die in Ihren Betreiben arbeiten und viele andere mehr haben dafür gesorgt, dass Deutschland im vergangenen Jahr Waren im Gesamtwert von 1133,6 Milliarden Euro ausgeführt hat (Einfuhr im Wert von 916,5 Milliarden). Ich finde, das ist eine Zahl, auf die wir stolz sein können.

Weltwirtschaft ist keine Planwirtschaft. Wenn wir viel verkaufen, bedeutet das ganz klar: Waren aus Deutschland sind weltweit höchst beliebt. Und das zu Recht: Die deutsche Industrie produziert mit hervorragenden Dienstleistungen und erstklassigen Produkten eine solide Wertschöpfung. Aus Deutschland kommen viele zukunftsfähige Produkte. Aus der Automobilindustrie, der chemischen Industrie und der Luftfahrtindustrie. Inzwischen sind auch die sogenannten Hidden Champions weltberühmt. Die großen Industrien und die vielen kleinen und mittleren Betriebe haben Deutschland gemeinsam einen guten Namen erarbeitet und dafür gesorgt, dass wir gut durch die Krise gekommen sind.   

Die EU braucht ein wirtschaftlich starkes Deutschland. Wenn deutsche Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren, wird Deutschland geschwächt und das wird auch Griechenland und Italien nicht helfen.  Man muss sich davor hüten, die Handelsbilanzen vollständig verschiedener Volkswirtschaften zu vergleichen und so zu tun, als sei die Stärke der einen die Schwäche der anderen. Man kann deutschen Unternehmen nicht verbieten, gute Produkte zu liefern, weil andere Staaten, eine defizitäre Handelsbilanz haben. Auch im Importbereich zeigt sich Deutschland als wesentliche Stütze der Weltwirtschaft. Die hohe Importquote sieht man übrigens sehr gut auch am Hamburger Hafen.

Im Hafen bemerken wir auch den Rückgang des Handels mit Russland. Das liegt aber nicht nur an den Konflikten und den Konsequenzen, die wir auf europäischer Ebene zu Recht daraus gezogen haben. Die Delle im Russlandhandel hat auch strukturelle Gründe, wie etwa die schrumpfende Produktion. Dennoch bleibt Russland ein wichtiger Handelspartner für Deutschland. Und es ist auch der Initiative Deutschlands zu verdanken, dass wir hoffen dürfen, für die Situation in der Ukraine tragfähige Lösungen zu finden.

Europäische Union

 

Meine Damen und Herren,
seit heute ist der neue 20-Euro Schein im Umlauf. Mich würde interessieren, ob Sie schon den einen oder den anderen in der Hand gehabt haben, vermutlich nicht. Aber das ist dann auch schon das einzige, was wir hier heute über den Euro besprechen müssen. Sie wissen um die Vorteile der gemeinsamen Währung. Sie wissen, dass gerade die deutsche Wirtschaft enorm davon profitiert. Der neue 20er ist wie ein Symbol für das Selbstbewusstsein der europäischen Währung: Die Abbildungen der Fenster im gotischen Stil und die Brückenpfeiler zeigen den europäischen Geist der Offenheit und der Zusammenarbeit. Und die Scheine sind, wie unsere europäische Währung insgesamt, jetzt noch einmal sicherer.


Die Europäische Union ist in den vergangenen Jahren ordentlich geschüttelt worden, und sie ist institutionell gestärkt daraus hervorgegangen. Die europäische Finanzmarktarchitektur Europas wurde komplett neu aufgestellt. Ich denke an die deutlich schärferen Regulierungen für die EU Finanzmärkte, die ersten Schritte hin zu einer Bankenunion mit einer gemeinsamen Bankenaufsicht und einer gemeinsamen Bankenabwicklung.

Ebenso wichtig erscheint mir, einen Mentalitätswandel hin zu mehr Investitionen aus dem Privatsektor zu schaffen. Die entsprechende Initiative der Europäischen Kommission und der Europäischen Investitionsbank wird von Hamburg unterstützt. Es geht unter anderem um den Europäischen Fonds für strategische Investitionen mit einem angestrebten Volumen von 315 Mrd. EUR, die Stärkung des Investitionsumfeldes und verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten für KMU. Auch unsere Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) ist bestrebt, Mittel aus dem Fonds für den Mittelstand nutzbar zu machen.

Frankreich


Europa, das bedeutet für Deutschland immer auch die enge politische Zusammenarbeit mit Frankreich. Frankreich ist auch Deutschlands wichtigster Handelspartner. Beides, die deutsch-französische Politik und die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen, sind unverzichtbar. Die Zusammenarbeit zu stärken, liegt mir als Bevollmächtigtem der Bundesrepublik Deutschland für die deutsch-französische Zusammenarbeit besonders am Herzen. Ich vertrete in diesem Amt die Interessen des Bundes und der 16 Länder in bildungspolitischen und kulturellen Angelegenheiten. Dazu gehört eine Reihe von Aufgabengebieten, die eng mit der Wirtschaft zu tun haben, etwa das Urheberrecht, die Berufsausbildung und die wichtigen Fragen der Digitalisierung.

Nach den Anschlägen in Paris sind wir alle noch einmal neu gefordert. Das gilt auch für die Industrie und den Handel. Es ist wichtig, die deutsch-französische Partnerschaft weiter zu stärken. Auch auf wirtschaftlichem Gebiet müssen wir sie weiter vertiefen und Vertrauen in die Zusammenarbeit deutlich machen. Deutschland und die Europäisch Union brauchen ein wirtschaftlich starkes Frankreich.

Perspektive Digitalisierung

Meine Damen und Herren,
Erfindet Euch neu!. So lautet der Titel der deutschen Übersetzung des Buches, dass der französische Philosoph Michel Serres geschrieben hat. Es ist laut Untertitel eine Liebeserklärung an die vernetzte Welt.


Der französische Titel erklärt auch gleich, wem wir diese Liebeserklärung zu verdanken haben: Den Däumlingen.


Als Däumlinge bezeichnet Serres die Generation seiner Enkel. Man versteht sofort was er meint, wenn man in der U-Bahn, an der Kassenschlange oder am Abendbrottisch mit ihnen zusammen sitzt: Mit zwei Daumen und in unglaublicher Geschwindigkeit tippen sie Nachrichten, verschicken Bilder und lernen die Welt über das Internet kennen. Die Däumlinge, so sagt Serres, beginnen rein physikalisch ein anderes Leben. Und man hört ein wenig den Opa, der sich zuerst über seine Enkel gewundert hat, wenn er sagt: Sie haben nicht mehr den gleichen Kopf.


Seine Liebeserklärung an die vernetzte Welt ist zugleich eine Aufforderung an die anderen Generationen, sich dieser Welt zu öffnen.

Das Internet ist heute eine gesellschaftliche Realität. Wir müssen uns auf eine Welt einstellen, die immer mehr von den Däumlingen, oder wie sie im englischen heißen, den Digital Natives, gestaltet wird. Das ist für die Wirtschaft eine knallharte Realität. Wer da nicht mitzieht, wer meint aus Altersgründen oder weil es ja noch gut läuft, reiche es, die vernetzte Welt von außen anzusehen, wird bald auch draußen sein.

Die Digitalisierung verändert Geschäftsmodelle in allen Branchen. Das Internet der Dinge verbindet Objekte, Systeme und Menschen in ganz neuer Weise.

Es gibt eine Reihe von Studien, die die wirtschaftliche Bedeutung dieser sogenannten vierten industriellen Revolution in Zahlen zufassen versuchen. Sie zeigen enorme Wachstumswerte, aber all das steht im Konjunktiv. Jedes geschätzte Potential ist ein Hinweis darauf, dass die Wirtschaft zunächst etwas tun muss. Ohne Innovationen geht das nicht. Der Hamburger Senat unterstützt deshalb Forschung und Technologiegewinnung auf vielen Ebenen.  

Die Handelskammer und mehr als 100 Hamburger Unternehmen, Verbände und Hochschulen arbeiten gemeinsam in der Dialogplattform Industrie 4.0. Unser Ziel ist es, Hamburg im Rahmen der InnovationsAllianz zu einer Innovationshauptstadt in Europa zu entwickeln. Wir sehen unser Potenzial besonders in der engen Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen wollen wir enger mit Hochschulen und Universitäten vernetzen. Unsere Cluster Medien und IT, Luftfahrt oder Erneuerbare Energien sind Beispiele dafür, wie erfolgreich diese Arbeit ist.


Übrigens: Im digitalen Verkauf sind wir schon vorbildlich: Der Otto-Konzern ist eines der weltweit führenden Unternehmen für den Bereich des e-commerce.

Weit über 100.000 Arbeitsplätze gibt es in Hamburg schon im Bereich von Medien und Informationstechnologie. Die traditionelle Hamburger Medienkompetenz liegt im Bereich Print, Radio, Film und Fernsehen. Dazu kommen immer mehr die Entwickler neuer digitaler Produkte. So ist Hamburg eine Gamecity, denn wir haben einen Schwerpunkt im Bereich der Spieleindustrie. Hier findet man auch die Unternehmen, die das Format des Bewegtbilds professionell umsetzen. Und Medienhauptstadt das heißt für uns vor allem auch, dass wir die Spielräume und kreativen Prozesse der Digitalbranche fördern.  
Welchen enormen Einfluss digitale Prozesse in der Produktion, in der Logistik und im Verkauf haben, sieht man schon in der Luftfahrtindustrie: Hamburg ist neben Seattle und Toulouse einer der weltweit führenden Standorte der zivilen Luftfahrtindustrie. Innerhalb Deutschlands arbeitet jeder dritte Beschäftigte der Luftfahrtindustrie in und um Hamburg. Die Luftfahrtindustrie ist ein riesiger Wachstumsmotor. Ohne Digitalisierung geht da nichts: So arbeitet Airbus schon mit eigenen 3D-Druckern. Denn, die auf Schichten aufbauende Fertigung von Teilen, das Additive Layer Manufacturing (ALM), bietet sich gerade da an, wo Bau- und Ersatzteile sehr leicht sein müssen.  

Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit die deutsche Wirtschaft international konkurrenzfähig bleibt. Dazu gehört, dass die deutsche Wirtschaft eine Hauptrolle bei der Energiewende einnimmt. Der Begriff Energiewende wird international mit Deutschland in Verbindung gebracht, dann muss auch die deutsche Industrie das Know-how für die Technologien haben.

Das läuft schon sehr gut. Die Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee sind die tragenden Pfeiler der Energiewende. In weniger als 15 Jahren hat es die Offshore-Branche geschafft, die Anlagen in industrieller Produktion zu realisieren, die Produktionszeiten zu verkürzen und immer kosteneffizienter zu werden. Hamburg ist inzwischen Die Windhauptstadt. Von den großen international operierenden Herstellern, die ihre Unternehmenszentralen hier haben, über die Zulieferer bis hin zu der Steuerung von Windparks, alles läuft in Hamburg zusammen. Und egal, wo sie hinschauen Windkraft, Solartechnik, Speichertechnologien alles ist digital vernetzt: Die Energiewende, das ist Hochtechnologie im Wissenszeitalter.

Hamburg 2024

 

Meine Damen und Herren,
wir kommen jetzt zum sportlichen Teil: Denn Hamburg ist die Bewerberstadt für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024. Deutschland tritt mit Hamburg und einem hervorragenden Konzept an: Wir bieten nachhaltige Spiele, Wettbewerbe mit kurzen Wegen und ein Event, in dem sich Deutschland der Welt offen, tolerant und modern zeigt. Hamburg empfängt die Gäste im Herzen der Stadt. Und wieder treten wir gemeinsam mit der Wirtschaft an. Dort, wo Senat und Handelskammer früher den Freihafen geschaffen haben, wird das Zentrum der Spiele sein.

Auch Olympia ist eine Investition in die Zukunft. Das HWWI hat die Potentiale für die Wirtschaft untersucht. Die Studie zeigt, dass Olympische und Paralympische Spiele gut dazu geeignet sind, Entscheidungen für Standorte positiv zu beeinflussen. Gerade die Städte, die nicht Hauptstadt eines Landes sind, profitieren im internationalen Vergleich am meisten.

Second city, first rate. Hamburg als zweitgrößte Stadt Deutschlands kann durch die Olympischen und Paralympischen Spiele erstklassig werden. Erstklassig, das heißt dann eben auch: weltbekannt.

Die Hamburger Wirtschaft unterstützt die Bewerbung und gemeinsam werden wir dafür sorgen, die Nutzung der Flächen im Hafen so zu gestalten, dass alle Seiten profitieren können.

Unsere Stadt ist prima. Das haben wir gezeigt. Mit den Olympischen und Paralympischen Spielen werden wir noch einmal darüber hinausgehen. Hamburg ist ein hervorragender Ort für einen solchen Wettbewerb. Wir werden auch mit den Spielen gewinnen, weil wir so gut darin sind, zu kooperieren.

Falls Sie stimmberechtigt sind und noch nicht abgestimmt haben, sagen Sie am Sonntag Ja! zu Hamburg 2024.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.