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25.04.2012

Gespräch mit den kaufmännischen Ausbildungsleitern bei EDEKA

 

Sehr geehrter Herr Dr. Schütte,

sehr geehrter Herr Hollstein,

sehr geehrter Herr Präses,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

seien Sie herzlich willkommen in Hamburg, in der Stadt, in der imposante Gebäude in der City Nord und in Hamm davon zeugen: Hier ist die Zentrale der Nr. 1 im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel.

 

Genau genommen sind es ja viele Nr. einsen, denn das Rückgrat von Edeka sind viereinhalb tausend Einzelhändler und die wiederum leben davon, dass gut ausgebildete, hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Einkaufen für die Kunden zu einem angenehmen Teil des Tages machen.

 

Alles zusammen rechtfertigt den komplizierten Titel ihrer Jahrestagung für Kaufmännische Ausbildungsleiter des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung.

 

Berufsbildung ist das Schlüsselwort. Eine gute Ausbildung eröffnet jungen Erwachsenen Berufs- und Lebensperspektiven. Wer beruflichen Erfolg hat, ist gesellschaftlich integriert und wirtschaftlich und sozial abgesichert. Tatsache ist: Wer eine Ausbildung abgeschlossen hat, wird seltener arbeitslos.

 

Längst zeichnet sich ab, dass in absehbarer Zeit mehr höher qualifizierte Fachkräfte in den Unternehmen benötigt werden. Also müssen mehr so genannte Bildungsbenachteiligte in den Ausbildungsmarkt integriert werden. Und das Bildungsniveau muss insgesamt steigen. Die Autorengruppe des Bildungsberichts 2010 des Bundes sagt es so:

 

Es wird weiterhin zum Rückgang un- und gering qualifizierter und zu einer Zunahme von hoch qualifizierten Tätigkeiten kommen, die ein Hochschulstudium oder eine Ausbildung auf Fachschul- oder Meisterniveau voraussetzen. 

 

Meine Damen und Herren,

auch deswegen hat der Hamburger Senat in seinem Arbeitsprogramm als Ziel festgeschrieben,

dass alle jungen Erwachsenen in Hamburg entweder das Abitur machen oder eine klassische Berufsausbildung absolvieren. 

 

Alle jungen Menschen erhalten eine Chance auf eine gute Ausbildung. Niemand darf verloren gehen!

 

Das gute Wirtschaftswachstum 2011 und die hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe wirken sich zugunsten der Ausbildungssuchenden aus; der demografisch bedingte Bewerberrückgang und die Arbeit des Nationalen Ausbildungspaktes von Bundesregierung, Ländern und Wirtschaft auch.

 

Dennoch haben es Jugendliche ohne Schulabschluss und ohne Ausbildungsreife schwer, einen Zugang zur beruflichen Erstausbildung zu erhalten. Zu viele sind orientierungslos und finden verlieren wertvolle Lebenszeit in Warteschleifen.

 

Unser Ziel ist es daher, alle Ressourcen zu bündeln und die berufliche Bildung in Hamburg noch leistungsstärker zu machen. Dazu gehört das wissen wir alle aus eigener Erfahrung lebenslanges Lernen und berufliche Weiterbildung.

 

Wir wollen möglichst viele Jugendliche auf direktem Weg in die duale Berufsausbildung integrieren und das berufsbildende System attraktiver und leistungsfähiger machen.

 

Ich will exemplarisch vier Reformmaßnahmen dieses Schuljahrs nennen:

 

Erstens: Viele Jugendliche können ihre eigenen Stärken und Schwächen nicht richtig einschätzen, haben keine realistischen oder gar keine Berufswünsche. Ihnen fehlt eine entsprechende Lernentwicklungs- und Berufsplanung. Der Übergang von der Schule in den Beruf kann dann schwerlich gelingen.

 

Also beginnt die Reform in den allgemeinbildenden Schulen. Seit August 2011 gibt es an allen Stadtteilschulen eine systematische Berufs- und Studienorientierung ab der 8. Klasse. Ziel ist, dass die Schulabsolventen eine konkrete Berufs- oder Studienorientierung erarbeitet haben - nach dem Motto: Kein Abschluss ohne Anschluss!

 

Zweitens: Schulpflichtige Jugendliche ohne oder mit schlechtem Schulabschluss, nicht orientiert und ohne Anschlussperspektive können in der Ausbildungsvorbereitung die Ausbildungsreife und einen ersten allgemeinbildenden Schulabschluss erreichen. In diesem Schuljahr sind in Hamburg erstmals mehr als 2000 Jugendliche durch direkte Vermittlung von der Förderschule oder der Stadtteilschule an die kooperierende berufsbildende Schule übernommen worden. Wichtig ist, dass die Jugendlichen persönliche Ansprechpartner und Ausbildungsbegleiter haben.

Die jungen Leute lernen und arbeiten an der Schule und im Betriebspraktikum. Das passt zusammen, denn lern- und schulmüde Jugendliche erfahren durch praktisches Arbeiten im Betrieb wichtige Anerkennung und lernen wieder motivierter. Und die Betriebe lernen die Jugendlichen kennen mit dem Ergebnis, dass viele anschließend einen Ausbildungsvertrag erhalten.

 

Drittens: Die Berufsqualifizierung im Hamburger Ausbildungsmodell bietet schulpflichtigen Jugendlichen, die trotz Ausbildungsreife und obwohl sie sich mehrfach beworben haben, in ihrem Berufsfeld noch keinen Ausbildungsplatz finden, 

bietet diesen den direkten Einstieg in die duale Ausbildung. Das in Vollzeitform und in Kooperation mit betrieblichen Partnern. Sie wird als erstes Jahr der Berufsausbildung anerkannt. Jugendliche, die nach diesem Jahr noch keinen betrieblichen Ausbildungsplatz gefunden haben, können ihre Berufsausbildung garantiert trägergestützt abschließen.

 

In diesem Schuljahr haben wir mit 105 Plätzen begonnen. Zum nächsten Schuljahr ist geplant, rund 400 Plätze in 16 Berufen bzw. Berufsgruppen anzubieten können.

 

Viertens: Jugendliche mit einem guten Realschulabschluss können parallel zu ihrer dualen Berufsausbildung in Zusatzunterricht die Fachhochschulreife erwerben. Dadurch wird die duale Ausbildung attraktiver, höhere Abschlüsse können leichter erreicht werden und die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung wird höher. Dual Plus Fachhochschulreife bieten wir in Hamburg flächendeckend an allen Berufsschulen an.

Meine Damen und Herren,

das ist noch nicht das Ende, denn wir werden die duale Berufsausbildung weiter stärken:

  • indem Auszubildende berufsbegleitend Auslandserfahrung sammeln. Im Programm Transnationale Mobilität der Hamburger Berufsschulen konnten im Jahr 2011 alleine 800 Azubis Auslandspraktika absolvieren. Das wollen wir weiter ausbauen!
  • Ferner, indem wir duale Berufsausbildung mit Bachelorstudiengängen verbinden und
  • indem beruflich erworbene Kompetenzen auf ein Studium angerechnet werden können.

 

Im September 2012 will Hamburg in zwei Bezirken   mit der Einrichtung einer Jugendberufsagentur starten. Deren wesentliche Ziele sind folgende: 

  • An der Schnittstelle von Schule und Beruf erhalten junge Leute Unterstützung, um schnell und sicher auf dem Hamburger Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
  • Alle schulpflichtigen Jugendlichen, auch die berufsschulpflichtigen, werden so lange aktiv angesprochen, bis sie eine Ausbildung begonnen und abgeschlossen oder eine Beschäftigung aufgenommen haben.

 

Wesentlich ist, dass alle an der Aufgabe beteiligten Akteure systematisch, verbindlich und kontinuierlich in der JBA vernetzt sind.  Die Jugendlichen und Jungerwachsenen werden kompetent und individuell beraten, auch aufsuchend. Sie werden zeitnah vermittelt und aktiv begleitet. 

   

      Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JBA

      stehen den Jugendlichen bei sämtlichen Fragen

      beratend zur Seite, in denen es um

      eigenverantwortliche Lebensführung, Ausbildung

      und Arbeit geht, auch um die sozialen

      Rahmenbedingungen.

 

Alle Maßnahmen zur Berufsvorbereitung, Ausbildung und Absicherung des Ausbildungserfolges werden gemeinsam, Institutionen übergreifend abgestimmt. Das sichert eine kohärente Förderstruktur .

 

Meine Damen und Herren,

das, in a nutshell, kann ich für den Hamburger Senat zu dem beisteuern, was Sie hier zwei Tage lang verhandeln.

 

Hamburgs Jugendberufsagentur wird, da bin ich zuversichtlich, die berufliche Integration junger Leute verbessern und letztlich auch Ihnen helfen, indem sie dem zukünftigen Fachkräftebedarf ein gutes Stück entgegenkommt.

 

Ich wünsche Ihnen weiterhin eine inhaltsreiche Tagung und einen angenehmen Aufenthalt in unserer Stadt.

 
 
Es gilt das gesprochene Wort.