Sehr geehrter Herr Doyen,
sehr geehrte Damen und Herren Konsulatsleiter,
sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
meine Damen und Herren,
im Namen des Hamburger Senats danke ich herzlich für die Einladung zum Jahresdinner des Konsularischen Korps. Ihnen, Herr Doyen, ebenso herzlich für Ihre freundlichen Worte.
Das traditionelle Jahresdinner ist in jedem Jahr ein willkommener Anlass, einen Moment innezuhalten und sich zu vergewissern, dass die Stadt Hamburg übers Jahr gesehen nichts besseres und nichts wichtigeres tun kann als: ihre internationalen Kontakte, Beziehungen, Freundschaften zu pflegen.
Ohne sie würde sich wenig bewegen. Ohne sie würden wir wenig bewegen.
Hamburg ist als große Stadt in Europa und als größer gewordene Metropolregion mit fünf Millionen Einwohnern eingebettet in das europäische Einigungsprojekt. Das ist keine neue Erkenntnis. Aber wie wichtig dieses Einigungsprojekt ist, und wie entscheidend auch für die Zukunft Hamburgs, daran hat uns gerade die Finanzkrise erinnert.
Der Euro ist nicht irgendein Zahlungsmittel, er ist weit mehr als nur eine gemeinsame Währung. Er ist unsere Währung, so wie die D-Mark unsere Währung war. Er ist einer der bislang größten Meilensteine der Europäischen Integration und eine Erfolgsgeschichte. Dass wir dazu beitragen, die Eurozone beieinander zu halten, und dass wir in Schwierigkeiten geratene Länder nicht im Stich lassen, ist keine generöse Tat. Es ist alternativlose Solidarität, die der Euro-Familie insgesamt nützt.
Wenn die Mitgliedsstaaten der Union ich zitiere den Kommissionspräsidenten Manuel Barroso mehr dafür tun, ihre Zusagen hinsichtlich ihrer Strukturreformen einzuhalten, und bereit sind, den Weg einer tieferen Integration im Euroraum mitzugehen nur dann entfaltet der Euro dauerhaft seine Wirkung.
Deshalb brauchen wir eine konstitutionelle Verankerung des Schuldenabbaus in allen Euro-Ländern. Vielleicht können wir, in aller Bescheidenheit, in Deutschland, auch in Hamburg demonstrieren, dass wir selber es mit der Schuldenbremse auch ernst meinen.
Die Welt ist größer als Europa. Aber dass wir Hamburger in viel größerem Rahmen denken und kooperieren können, auch unser Tor zur Welt viel weiter öffnen können als vor dem Zusammenwachsen Europas, vor dem Verschwinden all der eisernen Vorhänge, Zäune, Zollgrenzen und Handelsschranken das ist ein unschätzbarer Fortschritt für uns.
In diesem Europa ist Hamburg, bescheiden und selbstbewusst, eine Ankunftsstadt. 200.000 zusätzliche Stadtbürger seit Anfang der 90er Jahre zeugen davon. Wir wollen den Hoffnungen und Erwartungen der Bewohner derer, die schon da sind, und derer, die neu ankommen auf ein gutes Leben gerecht werden.
Wir wollen auch die Einbürgerung weiter fördern und tun es mit Erfolg. 400.000 Zuwanderer leben in Hamburg. 160.000 von ihnen haben schon den deutschen Pass. 137.000 könnten ihnen folgen. Die schreibe ich an und lade sie ein, Deutsche zu werden.
Meine Damen und Herren,
wie gesagt, die Welt ist größer als Europa. Afrika, ein großer Kontinent, hat sich in den zurückliegenden Monaten nachdrücklich bei uns Europäern in Erinnerung gebracht. Die Arabellion ist im Gange. In zahlreichen Ländern haben sich die Bewohner entschlossen, ihre Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen, sich gegen Unterdrückung und Diktatur aufzulehnen.
Afrika steckt voller Energie. Damit meine ich auch, aber nicht zuerst Erdöl, oder Sonnenenergie. Afrika ist ein Kontinent on the move, und für die Energie, mit der die Afrikaner zwischen Tripolis und Kapstadt ihre Zukunft angehen und meistern wollen, kann die Welt Afrika nur bewundern.
Trotzdem reden wir, zum Beispiel neulich bei den deutsch-afrikanischen Energietagen, auch im physikalischen Sinn von Energiemengen, von denen wir in Europa nur träumen können. Als Kontinent mit den meisten Sonnenstunden verfügt Afrika über ein Potenzial, dessen Nutzen für die Energieversorgung erst am Anfang der Erschließung steht.
Hamburg ist entschlossen, die Energiewende nach dem beschlossenen Atomausstieg beherzt anzugehen und wir haben angefangen. Ich bin überzeugt, dass auch wenn international sehr unterschiedliche Meinungen bestehen gerade die Energiewende das nächste Einigungsprojekt werden muss, und zwar über Europa hinaus. Sie ist eine Angelegenheit, die im Zeichen der weltweit weiter steigenden Energienachfrage alle angeht.
Besonders erfreulich war im letzten Jahr die Eröffnung der EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung hier in Hamburg, die unsere enge Zusammenarbeit mit den lateinamerikanischen Staaten, die in Hamburg erfreulicherweise weiterhin konsularisch sehr gut aufgestellt sind, vertiefen wird. Ich bin sicher, dass die Stiftung zahlreiche und vor allem wichtige Initiativen auch für unsere Stadt entwickeln wird.
Meine Damen und Herren,
ich habe es sehr genossen, dass ich in meinem ersten Jahr als Bürgermeister dieser Stadt etliche Länder in offizieller Mission bereisen konnte die USA, Dänemark, Frankreich, China und Japan um von dort zahlreiche neue Ansichten und Einsichten mitzubringen.
Nach der Rückkehr von einem höchst eindrucksvollen, leider viel zu kurzen Aufenthalt in China und Japan konnte ich nur resümieren: Es ist ein Privileg, den vielgestaltigen und wirklich aufregenden Wandel mit zu verfolgen, der sich an vielen Stellen der Welt vollzieht und der sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten fortsetzen und beschleunigen wird.
Ich will unsere Partnerstadt Shanghai erwähnen, auch weil wir in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft feiern konnten. Als Besucher der Metropole, mit ihren 23 Millionen Einwohnern, kann man gar nicht anders als fasziniert sein von der Entwicklung, die möglich ist, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner entschlossen sind, wenn sie die Vision doch, da passt das Wort und den Optimismus haben, um den Herausforderungen einer weiter wachsenden Metropole zu begegnen und die Chancen wahrzunehmen. Wir können uns nicht an allem, aber schon an manchem ein Beispiel nehmen.
Neue Einsichten, die gab es ebenso häufig hier in Hamburg, wenn ich mit zahlreichen Gästen aus dem Ausland, darunter die Staatsoberhäupter Uruguays, Botswanas und der Mongolei und der Präsident der EU-Kommission intensive Gespräche geführt habe. Die konsularischen Vertretungen in Hamburg haben ebenso wie unsere Vertretungen vor Ort zu diesen gelungenen Reisen und Treffen viele Ideen, Organisation und jede Menge aktive Unterstützung beigetragen.
Dafür danke ich Ihnen herzlich, wie überhaupt allen 99 konsularischen Vertretungen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie leisten tagtäglich ihren unverzichtbaren Beitrag dafür, dass Hamburg eine weltoffene und tolerante Stadt mit hervorragenden wirtschaftlichen, kulturellen und persönlichen Verbindungen in alle Welt überhaupt sein kann.
Ich danke Ihnen auch für Ihr Engagement im Rahmen der Europawoche. Zahlreiche Konsulate unterstützen die Aktion Europa unter einem Dach in der Europapassage und auch die Lange Nacht Europas.
Wir werden auch weiterhin auf die hervorragende Arbeit der Konsulate, der Ländervereine sowie der ausländischen Unternehmen angewiesen sein. Ich danke Ihnen für die Mitarbeit an der internationalen Verständigung.
Herzlichen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.