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24.02.2014

Grundsteinlegung Energie-Campus Bergedorf



Sehr geehrter Herr Prof. Stawicki,

sehr geehrter Herr Prof. Beba,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

jede neue Technologie erlebt Zeiten visionärer fast möchte ich sagen: Euphorie. Es sind Zeiten, in denen alles möglich erscheint. Oft folgt darauf eine Phase praktischer Ernüchterung.

Die Energiewende, und der Ausbau der Erneuerbaren Energien, sind davon nicht ausgenommen, denn, wie wir gerade erleben, gilt auch hier Friedrich Schillers leicht abgewandelter Satz: Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Interessen.

Und nicht nur das. Verfolgt man die härter werdenden Diskussionen über Ausmaß und Fortschreiten des Klimawandels, auch über den Ursachen-Mix, so scheinen sich die Gedanken auch nicht mehr so gut zu vertragen.

Dennoch besteht in Deutschland ein breiter Konsens in der Gesellschaft, dass, so schnell es geht, eine Energieversorgung ohne Atomkraft- nutzung und mit immer weniger Einsatz fossiler Brennstoffe angestrebt werden soll. Also gehört der Ausbau der Regenerativen erstens forciert, und zweitens den veränderten Spielräumen angepasst unter der neuen Bundesregierung verändert zum Positiven.

Der Norden hat dabei eine tragende Rolle zu spielen und wenn nötig, muss er sich die neu erkämpfen.

Auch deshalb freue ich mich, heute mit Ihnen die Grundsteinlegung für diesen Energie-Campus feiern zu können. Das neue Gebäude wird das Herzstück Forscher lieben ja Abkürzungen, genauso wie Politiker das Herzstück des CC4E.

 

Die Stadt Hamburg geht mit dem Energie-Campus einen weiteren Schritt in Richtung führender Standort für die Erneuerbare Energien-Branche, und als Wissenschafts- und Forschungsstandort in diesem Feld. Der Schritt ist notwendig, denn die Erneuerbaren Energien, genauer gesagt: das Gewinnen, Verteilen und Nutzen von Energie unmittelbar aus der Kraft der Sonne in ihren verschiedenen Erscheinungsformen, hat sich und haben sich in den vergangen Jahren mit großer Dynamik entwickelt, und das wird weitergehen.

 

Deshalb ist die Grundsteinlegung nicht nur ein wichtiger Tag für die HAW, sie ist auch ein wichtiger Tag für Hamburg und für die Hamburger Wirtschaft, denn Forschung und Innovation in diesem Bereich sind für Hamburger Unternehmen unabdingbar, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die schönste Stadt sind wir schon, aber wir wollen auch als die innovativste bekannt sein.

 

Die Grundsteinlegung ist auch ein bedeutender
Akt für die Bergedorfer, denn der Windpark, der dem Energie-Campus angeschlossen ist die Hochschule spricht von einem Windlabor soll 18.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Die konkreten Windkraft-Planungen ringsum begeistern nicht alle, und wie könnte es anders sein? Wir stehen dazu, dass die Kritiker oder Gegner von Infrastruktur-Projekten ihre Stimme erheben und dass wir in der Lage sein müssen, darauf zu antworten. Selbstverständlich wurden und werden alle Beteiligungs- und Genehmigungsverfahren sorgfältig durchgeführt und ich hoffe sehr, dass es im Bezirk einen sehr großen Konsens geben wird über das, was gemacht werden muss.   

 

Allen voran sollen die Bergedorferinnen und Bergedorfer, damit meine ich natürlich den ganzen Bezirk, an den Erkenntnissen des Energie-Campus teil haben. Geplant ist ein Bürgerinformationszentrum, in dem sich Interessierte mit alten und neuen Forschungsergebnissen vertraut machen können und mit der Faszination, die von dieser Technologie ausgeht.

 

Neuland sind zum Beispiel intelligente Stromnetze oder Smart Grids. Neu sind Speichertechnologien, die dafür sorgen, dass der produzierte Windstrom vollständig in der Steckdose landet und die Belastung der Stromnetze reduziert wird. Solche technischen Lösungen zu entwickeln, ist das Ziel des Energie-Campus.

 

In dem Windlabor soll erforscht werden, wie sich Ausfälle bei der Stromproduktion verhindern lassen und wie die Zuverlässigkeit von Anlagen erhöht werden kann. Die Daten liefert das Windlabor direkt an den angeschlossenen Energie-Campus. Damit Forschende und Studenten jederzeit Zugang haben, muss sich das Windlabor in unmittelbarer Nähe des Campus befinden.

 

Dabei soll der Energie-Campus auch mit anderen Hamburger Hochschulen zusammenarbeiten. Das wird den Wissenschaftsstandort Hamburg stärken.

Er soll außerdem die Ansiedlung von Unternehmen in der Branche unterstützen, mit ihnen im Bereich der Erneuerbaren Energien kooperieren und dabei helfen, aus Innovationen marktfähige Produkte zu machen.

 

All das wird mit einem hohen Nutzen für die Allgemeinheit verbunden sein angefangen bei neuen qualifizierten Arbeitsplätzen in der Industrie, aber auch im Handwerk, bis hin zur Einführung der schon genannten intelligenten Stromnetze.

 

Die Erneuerbaren Energien sind ein Beschäftigungsmotor. Mit gut 14.500  Arbeitsplätzen in circa 780 Unternehmen hat die Branche schon jetzt für den Wirtschaftsstandort Hamburg eine wichtige Bedeutung.

 

In der Metropolregion Hamburg sind sogar schon  gut 24.500 Personen in knapp 1.500 Unternehmen  in diesem Bereich beschäftigt. In ganz Deutschland waren es im Jahr 2011 entlang der Wertschöpfungskette von Forschung und Verwaltung, über Reparatur und Wartung bis zu Installation und Zulieferung circa 382.000 Personen. Bis zum Jahr 2030 wird mit einer Steigerung auf 600.000 gerechnet. Das zeigt das Potenzial, das in dieser Branche steckt.

 

Schon jetzt zeichnet sich in einigen Teilen der Windenergie-Branche ein Fachkräftemangel ab, vor allem im Bereich Service und Wartung, aber auch im Bereich Forschung und Entwicklung. Mit dem Energie-Campus, der ja nicht nur Forschungs- sondern auch Ausbildungslabor werden soll, wollen wir dieser Entwicklung entgegenwirken.

 

Das Technologiezentrum soll der angewandten Forschung sowie der Ausbildung und Qualifizierung an der HAW Hamburg dienen und vollständig in den Forschungs- und Lehrbetrieb integriert werden. Es wird als Wachstumsfaktor für Zukunftstechnologien den Aufbau und die Sicherung von Arbeitsplätzen fördern und die Attraktivität für Investitionen in Erneuerbare Energien steigern.


Die Freie und Hansestadt Hamburg unterstützt das 7,5-Millionen-Euro-Projekt mit rund 3,9 Millionen. Die Restsumme von 3,6 Millionen stammt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

weltweit wird der Energieverbrauch weiter deutlich steigen, so die Prognose der Internationalen Energieagentur und der eigenen Alltagslogik. Daran kann die Energiewende in Deutschland wenig ändern. Aber von welcher Energie wir reden, ist wichtiger denn je.


Die norddeutschen Länder stehen zur Weiterentwicklung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, EEG. Notwendig ist jetzt, dass wir die Kostendynamik begrenzen, denn die Energieversorgung muss für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen bezahlbar bleiben.


Aber klar muss sein, gerade aus norddeutscher Sicht, dass der Koalitionsvertrag die Basis zum Weiterentwickeln des EEG ist, nicht zu dessen Rückbau. Das Ziel, bis 2020 aus der Offshore-Windkraft 6,5 Gigawatt Energie zu erzeugen, beschreibt aus unserer Sicht die voraussichtliche Entwicklung und keinen festen Deckel. Dasselbe gilt für den weiteren Ausbaupfad: 15 Gigawatt bis 2030. In solchen Dimensionen müssen wir denken und nicht glauben, das alles werde sich von selbst ergeben.

Es wird sich nur ergeben, wenn es weiterhin Investoren gibt, die auf Windparks setzen und darauf, damit irgendwann Geld zu verdienen. Das so genannte Stauchungsmodell, dem zufolge die Betreiber über acht Jahre eine Vergütung von 19 Cent je kWh Strom erhalten, ist zugesagt und es sollte daran nicht degressiv herumgekürzt werden.


Wichtig ist auch der Vertrauensschutz für Investoren und Anlagenhersteller. Auch Projekte im laufenden Verfahren müssen realisierbar bleiben.

Das sind nur die wichtigsten der Eckpunkte, über die ich mit meinen norddeutschen Amtskollegen einig bin. Nicht zu vergessen die viel diskutierte Ausgleichsregelung für stromintensive Industrien, übrigens ein besonders schönes Beispiel für die Sachen, die sich hart im Raume stoßen. Großverbraucher zu unterstützen, entspricht nicht der reinen Lehre, aber in einem Land, deren Industrie nicht wettbewerbsfähig und kein Powerhouse für das ganze Land mehr ist, in so einem Land wird alsbald nur noch ein sehr laues Lüftchen wehen. Wir werden darauf achten, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele erreicht werden.

Keinesfalls dürfen zukunftsweisende Technologien für Partikularinteressen geopfert werden. Mit der Folge, dass zum Beispiel der Ausbau der Stromtrassen stockt, mit denen Windstrom aus dem Norden nach Süden transportiert werden soll, um den dort künftig fehlenden Atomstrom zu ersetzen. Ohne leistungsfähige Stromtrassen ist die Energiewende nicht zu bewältigen. Sicherer und bezahlbarer Strom ist nur mit einer gemeinschaftlichen, gesamtdeutschen Anstrengung zu gewährleisten.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

noch einmal zurück in unsere Stadt. Das Cluster Erneuerbare Energien in Hamburg, zu dem auch der Energie-Campus gehören wird, kann Lösungen entwickeln, die weit über diese Stadt hinaus gefragt sind.

 

Hamburg setzt dabei auf Kooperation nicht nur von Wissenschaft und Wirtschaft, sondern auch der Hochschulen untereinander.


Erste Verbundanträge wurden bereits gestellt. Hierdurch soll Hamburg als norddeutsches Zentrum für Energieforschung profiliert und sichtbarer werden und das sowohl national als auch international.

 

Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigen die Zuschüsse aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung für diesen Energie-Campus.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

was heute Stand der Technik ist, kann morgen schon überholt sein. Die Erneuerbaren Energien sind eine junge Technologie, die sich rasend schnell entwickelt. Mit dem CC4E wird Hamburg bei dieser Entwicklung ganz vorne mit dabei sein.

 

Louis Pasteur, ein französischer Wissenschaftler, hat mal gesagt, ich zitiere:

 

Die Zukunft begünstigt nur den vorbereiteten Geist.

 

Er hat das vor mehr als hundert Jahren gesagt, in einer Zeit, in der technischer Fortschritt das Leben ebenfalls in unglaublicher Geschwindigkeit veränderte. Er wusste, wovon er sprach.

Und er hat übrigens auch gesagt: Der Wille öffnet die Türen zum Erfolg. Diesen Willen zum Erfolg wünsche ich allen, die hier arbeiten, studieren und forschen werden.


Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.