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08.08.2013

Grundsteinlegung Wärmespeicher Tiefstack

 

 

Sehr geehrter Herr Wasmuth,
sehr geehrter Herr Dr. May,
meine Damen und Herren,

ein Sprichwort aus Afrika, genauer aus Simbabwe, besagt:

Man soll einen Speicher nie ganz leeren.

Bezogen auf die Energiewende müssten wir allerdings sagen: Wir müssen erstmal genügend Speicher bauen, die wir füllen können.

Einer davon soll hier am Standort in Tiefstack entstehen. Deshalb freue ich mich ganz besonders, heute hier zu sein, sozusagen zum vorläufigen Abschluss einer kleinen Suite mit dem Titel: Power to the People.

Ich hoffe, dieser Scherz war ausnahmsweise erlaubt, denn natürlich muss auch der Senat im Vorfeld des Volksentscheides über griffige Punchlines nachdenken. Im Ernst bedeutet für uns Power vor allem elektrische Energie, und was uns zu deren Umwandlung und Speicherung bisher eingefallen ist, das haben wir mit Spatenstichen und Grundsteinlegungen für konkrete Projekte an verschiedenen Orten gezeigt. Heute also Power to Heat.  

Vattenfall ist ein wichtiger Partner bei der konkreten Energiewende und Energiespeicher gehören zu den Wendemarken.

Aktuell ist es noch so, dass Strom erzeugende Anlagen abgeschaltet werden, statt dass man überschüssigen Wind- oder Sonnenstrom für Zeiten mit hohem Bedarf speichert, weil ihr Ertrag aufgrund von Engpässen in den Stromnetzen nicht vollständig abtransportiert werden kann. Das kostet Geld und lässt wertvolle Energie ungenutzt.

Deswegen benötigen wir Speichertechnologien. Sie ermöglichen die zeitverzögerte Nutzung, verbessern die Effizienz des Energiesystems und machen die Energiewende wirtschaftlicher.

Für Strom ist das großtechnologisch noch schwierig. Wärme hingegen lässt sich einfacher speichern. Die Technologie dafür müssen wir nicht neu erfinden. Die gibt es millionenfach in Form von Warmwassergeräten in Badezimmern. Nur dass der Wärmespeicher, der hier entsteht, ungleich größer und effektiver ist. Er kann bis zu 20.000 Kubikmeter Fernheizwasser fassen und 28.500 Wohneinheiten neun Stunden lang mit Fernwärme versorgen.

Der Wärmespeicher hat zwei Vorteile: Mit ihm lassen sich die Erzeugung von Strom und die Produktion von Wärme im Blockheizkraftwerk Tiefstack entkoppeln. Wird viel Strom gebraucht, aber wenig Wärme, wandert die überschüssige Wärme in den Speicher. Wird hingegen viel Wärme gebraucht, aber weniger Strom, liefert der Speicher die benötigte Wärme und spart auf diese Weise Brennstoffenergie.

Die Technik zur Umwandlung ist denkbar einfach. Wie ein Tauchsieder wandelt die Anlage überschüssigen Windstrom in Wärme um, die anschließend in das Wärmespeichersystem eingespeist wird.

Meine Damen und Herren,
vielleicht habe ich einigen von Ihnen jetzt erklärt, was Sie längst wissen, aber Sie werden meine Begeisterung verstehen, wenn ich sage: Schon jetzt deckt der Standort Tiefstack nahezu die Hälfte des gesamten Fernwärmebedarfs in Hamburg. Mit dem neuem Wärmespeicher, der 2014 fertig gestellt werden soll, wird unser Ziel näher rücken, die Zahl der fernwärmeversorgten Wohneinheiten bis 2025 um 20 Prozent von 440.000 auf 525.000 zu erhöhen.


Auf diese Weise leisten die in Hamburg hervorragend ausgebauten Fernwärmenetze einen wichtigen Beitrag, die Wärmeversorgung klimaschonender zu gestalten, und die Energiewende zum Erfolg zu führen. Denn jede mit Fernwärme ausgestattete Wohneinheit spart gegenüber einer herkömmlichen Öl- oder Gasheizung etwa eine Tonne CO2 pro Jahr.

Am Standort Tiefstack passiert viel und das war auch schon in der Vergangenheit so. An diesem Ort hat die Hamburgische Electricitäts-Werke AG im Jahr 1917 ihr erstes Großkraftwerk eröffnet.

Das heutige Kraftwerk ging 1993 in Betrieb. Im Jahr 2009 wurde die Strom- und Wärmekapazität von Tiefstack durch ein mit Erdgas betriebenes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk erweitert, das aufgrund seiner schnellen und flexiblen Regelbarkeit besser auf die stärker fluktuierenden Erneuerbaren Energien reagieren kann.

Außerdem sind die Anlagen äußerst vielseitig: Sie verbrennen Gas, Kohle, Müll, sogar Biomasse. Gegenwärtig prüft die gemeinsame Wärmegesellschaft von Vattenfall und der Stadt Hamburg, ob die Kohleverbrennung in Tiefstack um noch mehr Biomasseanteile ergänzt werden kann, um die erzeugte Fernwärme noch sauberer zu machen.

Zusätzlich werden am gesamten Standort die Vorteile der effizienten Kraftwärmekopplung, also der kombinierten Produktion von Wärme und Strom genutzt. So sorgt die Vattenfall Wärme GmbH für umweltfreundliche Wärme, denn sie nutzt die Abwärme zum Beispiel bei der Stromproduktion.

Allein mit den neuen Wärmespeichern werden wir in Hamburg in der Lage sein, mehrere hundert Megawatt regenerativen Stroms für viele Stunden zum Beispiel bei einer Windflaute zu puffern.

Zusammen mit dem Gas- und Dampfdruck-Kraftwerk Wedel, dem Projekt Power to Gas und dem Bau weiterer Speicherkapazitäten sind wir in Hamburg auf dem besten Weg, bundesweit das Land mit den größten Speicherkapazitäten für Erneuerbare Energien zu werden.

Also: Hamburg sorgt dafür, dass die Stadt genügend Speicher hat, die sie füllen kann.

Meine Damen und Herren,
die Energiewende made in Hamburg ist keine theoretische Verheißung. Sie wird möglich, weil wir zwischen Senat und Energieversorgern eine umfassende energiepolitische Kooperation vereinbart haben. Die Energieversorger haben sich verpflichtet, bis 2018 rund 1,6 Milliarden Euro in hocheffiziente Kraftwerke, Speicher für Erneuerbare Energien, intelligente Stromnetze und andere entscheidende Innovationen und zahlreiche Projekte zu investieren.

Unser Ziel ist es, die Energieversorgung zukunftsfähig, klimafreundlich und am Gemeinwohl orientiert zu gestalten und zugleich Versorgungssicherheit, Anlagensicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.
 
Hamburg hat durch die stadteigene Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement 25,1 Prozent der Anteile an dem Stromnetz sowie am Fernwärmegeschäft von der Vattenfall-Gruppe erworben. Das sichert der Stadt einen strategischen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Hamburger Energieversorgungsstrukturen und bindet die etablierten Energieversorger in den Prozess der Energiewende ein.

Die Partnerschaft garantiert der Hansestadt Mitentscheidungsrechte, die deutlich über die Einflussmöglichkeiten hinausgehen, die bei einer Minderheitsbeteiligung üblich sind. Beispielsweise bedürfen die Investitionspläne der Gesellschaften unserer Zustimmung. Die Gesellschafter entscheiden gemeinsam, mit welchem Brennstoff künftige Kraftwerke betrieben werden.

Dieses Mitspracherecht wollen wir einsetzen, damit unsere Wünsche nach modernen und klimafreundlichen Anlagen zur Energieversorgung und zur Beschäftigungssicherung erfüllt werden. Mehr ist nicht notwendig, um als Stadt verantwortungsvoll mit entscheiden zu können.

Damit machen wir etwas mit praktischer Relevanz. Etwas, das die Energiewende voranbringt und in Deutschland ein Beispiel setzt.

Ich sage das alles vor dem Hintergrund, der Diskussion über die Rekommunalisierung der Energienetze. Die Bandbreite der Vorschläge reicht vom einem Verzicht auf öffentliches Engagement bis hin zu einer vollständigen Rekommunalisierung. Wohlgemerkt: der städtischen Energieverteilnetze. Profan ausgedrückt, geht es um Kabel- und Rohrleitungen, die Strom, Gas und Wärme transportieren.

Die mit den Energieversorgern geschlossenen energiepolitischen Kooperationsvereinbarungen beschäftigen sich eher am Rande mit den Netzen. Wichtig sind natürlich die Weiterentwicklung, der Aus- und Umbau der Energienetze, also der intelligenten Netzsteuerung unter dem Begriff smart grid.

Aber mit den Netzen allein kann man keine Energiepolitik machen. Wohl aber würde ein vollständiger Rückkauf mit mehr als zwei Milliarden Euro für die Stadt Hamburg zu Buche schlagen Geld, das Hamburg an anderer Stelle sinnvoller investieren könnte, zum Beispiel in Bildung und Wissenschaft, Stadtentwicklung und Umweltschutz, den Ausbau der sozialen Sicherung sowie für Verkehrspolitik und innere Sicherheit.

Im Falle eines vollständigen Rückkaufs wären zudem die bereits getroffenen Vereinbarungen zwischen der Stadt und Vattenfall hinfällig. Dies würde die Energiewende in Hamburg um mehrere Jahre zurückwerfen. Das von der Initiative formulierte Ziel, über den Kauf der Hamburger Verteilnetze die Energiewende entscheidend voranzubringen und dabei ganz nebenbei den Strompreis zu senken, ist irreführend. Und billiger wird´s auch nicht: Um im Wesentlichen Rohre und Kabel zu kaufen, müsste die Stadt zwei Milliarden Euro aufwenden.

Meine Damen und Herren,
Hamburg nimmt bei der Energiewende eine Vorreiterrolle ein. Das sieht übrigens auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung so, Zitat:

Wie es gehen könnte, zeigt Hamburg.

Ich bin der festen Überzeugung: Richtig und entschlossen betrieben, wird die Energiewende in Hamburg unsere Zukunft sichern. Sie bringt Arbeitsplätze und starkes Wirtschaftswachstum mit sich! Darauf sollten wir setzen, mit den drei Säulen: Ausbau der Erneuerbaren Energien, Effizienz, Umgestaltung der Energienetze.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.