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09.02.2012

Grußwort bei den Hamburger IT-Strategietagen

 

Vielen Dank Herr Neumann,

lieber Herr Ellermann,

lieber Herr Prof. Krcmar,

sehr geehrte Damen und Herren,

 

 

ich möchte Sie herzlich hier in Hamburg begrüßen.

Eine Dekade IT-Strategietage: So stetig dieser Kongress stattfindet, so stetig ist der Wandel der IT-Technologie, den Sie nicht nur begleiten sondern gestalten und antreiben.

 

Diese Transformation strahlt auf Ihre Unternehmen aus und verändert die Märkte.

 

Nehmen Sie nur den Fahrzeugbau: Hier hat sich die durchschnittliche Entwicklungszeit von 7 auf 3 Jahre reduziert. Die Fahrzeuge werden mittlerweile auf einer Unterhaltungselektronik-Show, der CES in Las Vegas, ausgestellt. Und viele Fachkräfte finden ihren Weg ins Unternehmen über das Internet.  Dieser weiter wachsende Einfluss der IT hat gravierende Folgen für die einzelnen Unternehmen und für die Ökonomie, für die Politik und für die Bürgerinnen und Bürger.

Über die Hälfte der Industrieproduktion und mehr als 80 Prozent der Exporte Deutschlands basieren auf dem Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien.

Nach einer Studie von McKinsey hat das Internet  über die letzten 15 Jahre in Frankreich 500.000 Jobs zerstört, aber 1,2 Mio. geschaffen. Damit sind pro weggefallenen Arbeitsplatz 2,4 neue entstanden.

 

Auch in Hamburg ist die Entwicklung bedeutend.


Lufthansa Technik zum Beispiel hat eine neue Technologie entwickelt, um die Außenhaut von Flugfahrzeugen automatisiert zu reparieren. Eine neue Software hilft dabei, 60 % an Arbeitszeit zu sparen.


Außerdem hat hier in Hamburg mit OTTO der mittlerweile zweitgrößte Online-Händler der Welt seinen Sitz. Der klassische Katalog ist längst vom Internet überholt worden.

 

Diese Beispiele zeigen: Wer IT heute nur als einen abgegrenzten Markt begreift, der springt zu kurz. Längst ist IT ein ein relevanter Faktor quer durch alle Märkte hinweg von der Solo-Sebstständigen, die ihre Aufträge am Rechner verwaltet und abwickelt bis hin zu den Terminals der Hafen-Logistik, an denen ohne IT nichts gehen würde. Wenn ich mir anschaue, wie viel Rechenleistung mittlerweile in meinem iPhone steckt, dann frage ich mich ernsthaft, wie 1969 Menschen auf dem Mond landen konnten.

 

IT ist um ein in diesen Tagen oft bemühtes Wort zu verwenden systemrelevant geworden.

 

Und wie so viele Institutionen, die zum Funktionieren eines Gesamtbildes unerlässlich sind, verstehen immer noch nur die wenigsten, wie IT eigentlich funktioniert.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

wir hier in Hamburg kümmern uns darum. Für uns sind IT-Fragen mehr als nur notwendige Clusterförderung. Deswegen habe ich die IT zusammen mit der Medien- und der Netzpolitik zu Beginn der Legislaturperiode zu mir in die Senatskanzlei geholt und in einem Amt Medien gebündelt. Wir haben damit den bundesweit einzigartigen Zustand geschaffen, dass die Förderung der klassischen Medien, der Werbung, der digitalen Medien und der IT-Infrastrukturanbieter in einem größeren Zusammenhang betrachtet und auf ihre ökonomische und gesellschaftliche Relevanz hin bearbeitet werden kann.


Dazu gehört auch, dass wir die überragende betriebs- und volkswirtschaftliche Bedeutung der IT angemessen in unser Reden und Handeln aufnehmen. Deshalb beschreibt die Überschrift, die sie sich für die diesjährigen IT-Strategietage gegeben haben, die Aufgabe treffend: Making IT attractive.

 

Man kann manchmal das Gefühl bekommen, dass es in den IT-Abteilungen von Unternehmen eher um Charakter als um Attraktivität gehe. Da wird stark nach innen gearbeitet, da geht es um das ordentliche Funktionieren, um den verlässlichen Service. Im besten Fall bekommt niemand mit, dass es Sie gibt, weil es dann rund und ruckelfrei läuft.

Aber auch hervorragende interne Leistungen müssen nach außen getragen werden, damit sie Außenwirkung entfalten können. Tue Gutes und rede darüber. Auch dazu sollen die IT-Strategietage Gelegenheit bieten.


An zwei Themenfeldern möchte ich das festmachen.

 

Der Arbeitsmarkt in ihrer Branche wächst. Das ist sehr positiv. Aber es ist eindeutig, dass der Mangel an Fachkräften das Wachstum ihrer Branche negativ beeinflusst. Der Bundesverband Bitkom geht von knapp 40.000 unbesetzten Stellen in Deutschland aus.

Damit stellt sich die Frage: Ist die IT nicht attraktiv genug? Sicherlich wird die IT niemals für alle Menschen attraktiv werden. Aber ich glaube es gibt noch Potenzial ihre wahre Attraktivität darzustellen.

 

Ein Beispiel: Wir führen in Hamburg den Talent Day Medien und IT durch. An diesem Tag haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Medien und IT-Arbeitsplätze in Hamburger Unternehmen kennen zu lernen und sich über das Job-Profil zu informieren.

Während die Medien-Angebote schnell überlaufen sind, gibt es bei den IT-orientierten Themen leider Jahr für Jahr freie Plätze, auch bei großen, namhaften Unternehmen.


Etwas mit Medien zu machen, scheint jungen Leuten immer noch attraktiver zu sein selbst wenn hinterher diejenigen, die sich IT-Themen angesehen haben, genauso zufrieden sind wie alle anderen.

Da werden wir ansetzen und im nächsten Jahr noch stärker die veränderten, spannenden, kreativen Seiten am Job-Profil IT hervorheben.

Die Politik kann es nicht alleine schaffen, den Nachwuchs für IT-Berufe zu begeistern. Das geht nicht auf der Appellebene allein.

 

Wir sollten gemeinsam daran arbeiten, die IT-Berufe noch attraktiver zu machen. Wenn Sie Ideen haben, wie wir jungen Menschen die IT-Welt von morgen noch besser erklären können, dann sprechen Sie uns ruhig darauf an.

Im Bereich von Studium und Ausbildung erfolgt bereits ein enger Austausch mit der Lehre und Forschung.

In Hamburg sind derzeit rund 5.500 Studierende in IT-relevanten Studiengängen eingeschrieben. Allein im letzten Jahr ist die Zahl der Studienplätze für Erstsemester an der Universität Hamburg um zehn Prozent erhöht worden.

Es gibt darüber hinaus gute Initiativen: Einzelne Unternehmen stoßen hier bisweilen ganze Studiengänge an, wie OTTO an der FH Wedel oder wie die Handelskammer an der Uni Hamburg. Aber hier gibt es noch größere Chancen. Gehen Sie hier aktiv in den Dialog und sorgen Sie dafür, dass Forschung und Lehre wissen, welche Anforderungen Sie heute und zukünftig an ihre Mitarbeiter stellen.

Wenn ich aus Ihrer Branche Stimmen höre, dass man noch nie einen Professor für Informatik von der Uni getroffen habe, dann kann ich nur sagen: Ändern Sie das.

Nach dem Bau des neuen Informatikums in Eimsbüttel werden auch hier bei uns die Wege kürzer.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

ich weiß aus vielen Gesprächen, dass auch die Suche nach gut qualifizierten IT-Experten schwierig ist - aber nicht unlösbar.

 

Das Hamburger IT-Unternehmen Akra zum Beispiel rekrutiert mittlerweile Fachkräfte verstärkt auch in Osteuropa.

Und mit  Blick auf Fachkräfte aus dem Ausland sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass wir im Bereich der Akademiker kaum Zuwanderungshürden mehr haben. Außerdem stellt die seit Mai letzten Jahres geltende Arbeitnehmerfreizügigkeit sicher, dass jetzt auch Arbeitnehmer aus Osteuropa überall in der EU arbeiten dürfen. Davon profitieren auch Sie.

 

Die IT wird internationaler und Sie können attraktive Bedingungen in Ihren Unternehmen vorweisen. Darüber etwas lauter und nachdrücklicher zu reden auch international! kann nur helfen.

 

Meine Damen und Herren,


 

auch die großen Themen der nächsten Jahre, Cloud Computing, Big Data, Mobile Computing und wie sie alle heißen werden Sie fordern. Attraktiv werden solche Angebote  dann, wenn ihre Kunden sie sicher und geschützt nutzen können. Damit die entsprechenden Geschäftsmodelle funktionieren können, müssen alle noch ein gehöriges Stück Vertrauensarbeit leisten. Doch nur wenn dieses Vertrauen wächst, kann die digitale Wirtschaft nachhaltig Gewinne abwerfen.

 

In diesen Zusammenhang gehören Themen wie Bring your own device genauso wie der Schutz individueller Kundendaten. Jede Negativschlagzeile, die ein einzelner Anbieter hier produziert, schlägt auf die ganze Branche zurück.

 

Ich will, dass wir deshalb im Datenschutz kreativer und pragmatischer werden und damit attraktiver. Die derzeitigen Routinen helfen, um es höflich zu formulieren,  nicht immer dabei, neues Vertrauen wachsen zu lassen.

Vielleicht bekommen wir es ja hin, dass alle gemeinsam daran arbeiten, gute und datensichere Geschäftsmodelle zu entwickeln, über die dann keine aufgeregten öffentlichen Debatten mehr geführt werden müssen, weil alle relevanten Aspekte bereits vor der Markteinführung abgeklopft wurden. Ich kann mir eine solche Regulierungspartnerschaft vorstellen, in deren Rahmen wir den Unternehmen helfen, datenschutzrechlich abgesicherte Angebote zu entwickeln.

 

Wir loten zurzeit aus, wie solche Modelle konkret aussehen können.  Und wir begleiten die jüngsten Brüsseler Entwicklungen, wo gerade die Kommission den Entwurf einer Verordnung vorgestellt hat, die den Datenschutz europaweit einheitlich regeln soll.

Das ist beispielsweise im Bereich eCommerce relevant. Hier haben in Hamburg die Branchenvertreter eine Selbstregulierungs-Plattform beschrieben, die Anfang 2012 online gehen wird und auf der Nutzerinnen und Nutzer einen  Missbrauch ihrer Daten melden können. Das ist eine gute Gelegenheit, um zu zeigen, dass die Branche bewusst und kompetent mit Kundendaten umgehen kann und sich auch bewusst zum Datenschutz bekennt. Konsequenter Datenschutz schafft Vertrauen und dieses Vertrauen ist ein wichtiger Faktor, ein Alleinstellungsmerkmal, im Wettbewerb um die Kunden.

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie morgen mit vielen neue Ideen und Kontakten im Gepäck die Heimreise antreten. Sollten Sie noch über das Wochenende bleiben, können Sie sich die Stadt, in der über 110.000 Menschen in Medien- und IT-Berufen arbeiten, gerne noch etwas genauer anschauen.

Wir sind europaweit führend in dem Bereich Online Browser Games, wir sind Deutschlands eCommerce Hauptstadt und der Inkubator für Next Media, also die neue Generation der Medien, seien es Print, Digital oder Bewegtbild.

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich auch den Organisatoren dieses Kongresses danken, also dem Verlag IDG und Hamburg@work, unserem Netzwerk für die Medien- und IT-Branche. Und natürlich allen Sponsoren.

 

Wenn Sie noch in Hamburg bleiben, werden Sie feststellen, dass nicht nur die IT attraktiv ist.

 

In der New York Times erschien letzte Woche ein Bericht über Hamburg und er begann mit einem interessanten Satz: NO one tells you how pretty Hamburg is. That’s because so few people mention Hamburg in the first place. Wenn Sie hier Hamburg durch IT ersetzen, ergeben sich vielleicht gewisse Parallelen…

 

Wir reden darüber und deswegen sage ich es Ihnen hier auch: Machen Sie das ganz genauso!

 

Vielen Dank und zwei erfolgreiche Kongresstage!

 

Es gilt das gesprochene Wort.