arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

07.12.2011

Grußwort bei der Ersten Deutschen Nachhaltigkeitskonferenz Logistik

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Witten,

sehr geehrter Herr Detje,

sehr geehrter Herr Staatssekretär,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

vor fast 20 Jahren versammelten sich in Rio mehrere tausend Vertreter nichtstaatlicher Organisationen zu einer denkwürdigen Konferenz, der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung. Diese Konferenz verband einen umwelt- und wirtschaftspolitischen Begriff mit politischen Zielen: den der Nachhaltigkeit. 

 

Seither ist dieser Begriff in aller Munde. Und er ist keine Floskel geblieben. Das Konzept der Nachhaltigkeit hat sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen durchgesetzt. Weil wir wissen, dass wir nicht weitermachen können wie bisher.

 

Aber wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass es einmal so etwas wie eine Nachhaltigkeitskonferenz Logistik geben würde? Logistik hat schließlich mit Verkehr zu tun. Und Verkehr und Natur gelten seit jeher als schwer miteinander vereinbar.

 

Heute sind wir weiter. Heute wissen wir: Nachhaltige Logistik hat ein großes Potenzial:

Wer Waren-und Verkehrsströme unter den Gesichtspunkten von Nachhaltigkeit organisiert, schont nicht nur natürliche Ressourcen, sondern setzt auch auf einen intelligenten Einsatz seiner eigenen Ressourcen.

 

Ich bin stolz darauf, dass Hamburg die erste deutsche Stadt ist, in der der Nachhaltigkeitskongress Logistik stattfindet.

 

Heutzutage verkettet die Supply Chain mehr oder weniger das gesamte Wirtschaftsleben miteinander, gerade in einer Metropolregion und Hafenstadt wie Hamburg. Die Frage der Nachhaltigkeit hat dabei hohe praktische Relevanz, wenn wir unsere Position als Verteilungs-Drehscheibe behaupten und ausbauen wollen.

 

Hamburg betrachtet sich als Deutschlands dynamischster Logistikstandort. Das ist zwar nicht leicht auszusprechen, aber es entspricht unserem Ehrgeiz.  Wir werden damit den Aufgaben gerecht, die uns die Lage an diesem zentralen und verkehrsmäßig hervorragend erreichbaren Dreh- und Angelpunkt Nordeuropas zuweist.


Ausgesprochen hat es übrigens Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch vor einigen Wochen in Berlin. Dort nahm er mit Ihnen, Professor Witten, für unsere Stadt die Studie mit dem Titel Logistikimmobilien Markt und Standorte 2011 der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services entgegen.


Zum zweiten Mal ist Hamburg dort herausragend bewertet worden. Unter 28 untersuchten Logistikregionen kam die Metropolregion Hamburg auf einen von drei ersten Plätzen. Das ist für uns eine Bestätigung dafür, dass wir mit dem Logistik-Cluster auf dem richtigen Weg sind. Den Logistikstandort Hamburg weiter zu entwickeln und die Wachstumsbedingungen kontinuierlich zu verbessern, ist unser Ziel und das der Logistik-Initiative Hamburg.

 


Meine Damen und Herren,

 

Hamburg und seine Metropol-Region haben etwa 6.000 Logistikunternehmen, darunter eine große Anzahl von Global Playern. Nach aktuellem Stand beschäftigt die Branche in der Metropolregion etwa 330.000 Personen.


Als wachsende Industriestadt und als weltweit Handel treibende Hafenstadt muss es unser ureigenes Interesse und Anliegen sein, Hamburgs Rolle als führende Logistikmetropole weiter auszubauen.

 

In der Logistik-Initiative Hamburg e.V. arbeiten Stadt, Metropolregion, Wirtschaft und Wissenschaft beispielhaft zusammen. Das übergeordnete Ziel war und ist, im Zeitraum von 2006 bis 2015 auf 14.000 neue Arbeitsplätze in diesem Bereich zu kommen.


Dafür bedarf es weiterer Unternehmen, die sich in Hamburg ansiedeln. Und das tun sie, wenn sie gute Bedingungen vorfinden.

 

Hamburgs Profil als europäische Logistikregion gilt es also weiter zu schärfen. Die Logistik-Initiative vermarktet die Standortkompetenzen weltweit. Gleichzeitig vernetzt sie die Akteure am Standort enger miteinander. Sie verbessert die Angebote zur Aus- und Weiterbildung, fördert Innovationen, Forschungs- und Entwicklungsprojekte.


Es werden Forschungsinfrastrukturen aufgebaut und es wird der Informationsaustausch erleichtert.


Auch um Ausbildung und Qualifizierung macht sich die Logistikinitiative verdient. Aus wohl verstandenem eigenen Interesse, denn auch hier gilt es einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.


Und natürlich gilt es die Frage nach Expansionsmöglichkeiten zu beantworten, denn die wird immer ziemlich schnell auftauchen. Die Antwort lautet: Ja, wir suchen neue Gewerbeflächen für vorhandene und neue Logistikbetriebe. Und wir finden auch welche.


In der Logistik-Initiative haben sich 470 Mitgliedsunternehmen und -institutionen zusammengetan. Das macht sie zum größten Standort-Netzwerk der Branche in Deutschland.


Organisiert ist die Initiative über ein zentrales Cluster-Management. In diesem Cluster entsteht ein umfangreiches Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

Hamburgs Clusterpolitik ist anfänglichen Unkenrufen zum Trotz, was das denn jetzt schon wieder sei auf dem Weg, ein Erfolgsmodell zu sein. Der Senat macht diesen Weg frei. Er fördert das Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum durch verschiedene Kompetenzcluster mit internationaler Ausstrahlung.

 

Logistik ist eines davon. Es befindet sich in bester Gesellschaft mit anderen Clustern, auch sozusagen eng verwandten wie Luftfahrt oder Erneuerbare Energien. Beide tragen, in ganz unterschiedlicher Weise, als Kettenglieder der Supply Chain zum Funktionieren des urbanen Lebens bei. Und beide haben mit Nachhaltigkeit zu tun.


Über die Perspektiven der Luftfracht im Spannungsfeld von Klimaschutz und Zertifikatehandel, zum Beispiel, werden Sie ja nachher einiges hören. Die Energiewende, die Hamburg entschlossen anpackt, wird nicht nur in Form der e-Mobilität zu mehr Nachhaltigkeit auch im Logistikbereich beitragen.

 

Was habe ich gemeint mit dem Satz: Unternehmen siedeln sich an, wenn sie gute Bedingungen vorfinden? Gerade für Logistikunternehmen zählt neben der Flächenfrage natürlich die Verkehrsanbindung. Das ist ein Thema, das Hamburg immer wieder aufs Neue umtreiben muss.

 

Der große Standortvorteil, den der Hamburger Hafen bietet auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit sind seine umfassend ausgebauten Hinterland-Anbindungen. Deren Ausbau und Unterhaltung haben für den Senat hohe Priorität.

 

Hamburg leistet hiermit auch einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Denn die Klimabilanz der globalen Transportketten zwischen Ostasien, Mittel- und Osteuropa ist durch die Schifffahrt und ihr Zusammenwirken mit dem Bahntransport besser als sie auf andere Weise sein könnte.
 
Die Revision der Transeuropäischen Netze Verkehr hat Hamburg und Schleswig-Holstein in das Kernnetz eingebunden, das bis 2030 vollendet sein soll. 

 

Insgesamt bilden zehn Korridore die Grundlage für die künftige Verkehrsinfrastruktur Europas. Hamburg und sein Nachbarland finden sich in den Korridoren 4 und 5. Letzterer reicht von Helsinki bis La Valletta und umfasst die feste Querung über den Fehmarnbelt ebenso wie die Strecke Kopenhagen-Hamburg via Fehmarn inklusive Zuführungsstrecken der Bahn. Auch die so genannte Y-Trasse, die im Süden Hamburgs den Güterverkehr flüssiger machen soll, ist aufgeführt.

 

Wir können zuversichtlich nach vorn schauen, denn die zentralen Vorhaben für den norddeutschen Raum sind Bestandteil der voridentifizierten Projekte im Kernnetzwerk.


Außerdem ist in Korridor 4 der Ausbau der Elbe auf der Strecke Hamburg-Prag-Pardubice aufgenommen worden (Elbe upgrading heißt das im englischen Original).

 

Und natürlich ist Hamburgs Hafen mit fünf anderen norddeutschen in das Kernnetz mit aufgenommen worden.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

ich will das Ja zur erneut notwendigen Elbvertiefung auch hier bekräftigen, zumal es nach dem neuesten positiven Bescheid aus Brüssel ein zunehmend polyphones Ja ist. Und offenbar waren wir glaubwürdig, als wir gesagt haben, dass wir die Frage der nachhaltigen Umweltverträglichkeit ernst nehmen.

 

Die Elbe wird Hamburgs Lebensader bleiben. Das könnte sie nicht, wenn sie ein totes Gewässer wäre. Sie könnte es auch nicht, wenn sie ihre Aufgabe versanden ließe, die Metropolregion an die internationale Handelsschifffahrt anzubinden. Mit diesem Konflikt lebt sie seit Jahrhunderten und es ging ihr schon viel schlechter als heute.

 

Dennoch wird sich die Logistik gerade an der Elbe immer wieder die Frage nach der Nachhaltigkeit stellen müssen. Und auf hoher See.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

mit Interesse habe ich zum Beispiel den Programmpunkt zur Kenntnis genommen: Die Entdeckung der Langsamkeit: Slow Steaming und andere Bausteine der Nachhaltigkeit auf hoher See. So heißt der Beitrag von Dr. Vespermann.


40 oder noch mehr Prozent des Treibstoffs sollen Containerschiffe sparen können, wenn Fahrgeschwindigkeiten reduziert, oder Schiffe von vornherein für langsameres Fahren konstruiert werden. Das kann, etwa auf der Strecke Shanghai Hamburg,  annähernd 3.000 Tonnen weniger Treibstoff ausmachen. Eine enorme Entlastung für die Umwelt, aber ebenso für die Kostenbilanz der Reedereien. Interessant zu sehen, dass sogar in der Containerschifffahrt das Prinzip Zeit ist Geld nicht uneingeschränkt gilt, oder jedenfalls nicht auf so simple Weise wie es scheinen mag.

 

Es sind nicht zuletzt solche Konzepte und Entwicklungen, auf die Logistiker heute setzen und die der Nachhaltigkeit zu Gute kommen.

 

Der Nachhaltigkeitskonferenz Logistik wünsche ich eine gute Navigation.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.