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15.02.2012

Grußwort bei der Verleihung der Medaille für Treue Arbeit im Dienste des Volkes

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,



es gehört zu den besten Traditionen unserer Stadt: die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes zu verleihen. Und für mich persönlich ist es eine sehr erfreuliche und angenehme Aufgabe.

1926 hat der Senat die Auszeichnung gestiftet. Ich freue mich, dass ich heute die Tradition fortsetzen kann. 47 Frauen und Männer, 47 im besten Sinne Bürgerinnen und Bürger erhalten diese Medaille in Bronze. Damit würdigt die Freie und Hansestadt Hamburg Ihr Engagement im Ehrenamt, das die meisten von Ihnen schon seit Jahrzehnten leisten.

 

Und zwar jede und jeder auf eigene Weise. Die Vielfalt des Engagements ist groß:

 

Sie sind in Bürgervereinen, Kirchenkreisen oder Stadteilkonferenzen tätig;

 

Sie kümmern sich um jugendliche Strafgefangene oder sind ehrenamtliche Richterinnen und Richter;

 

Sie engagieren sich für Eine Welt-Zusammenarbeit und das Projekt Stolpersteine, für Unfallhilfsdienste und gegen Alkoholmissbrauch.

 


Und vieles mehr! Gerade an Ihren Beispielen sieht man, wie viele Möglichkeiten es gibt, ein Ehrenamt auszufüllen und selber davon ausgefüllt zu sein.

 

Wir wissen alle, wie sehr Hamburg in vielen Bereichen auf aktive Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Natürlich ist es zu allererst der Staat selbst, der seine Aufgaben erfüllen muss. Der die Stadt gut regieren muss, und dazu gehört, dass er als Sozialstaat funktioniert. Dass er auch für diejenigen da ist, die ihr Alltagsleben nicht oder nicht immer aus eigener Kraft führen und ihr Auskommen finden können.


Der Staat erfüllt diese Aufgabe. Er erfüllt sie nicht in allen Fällen gut und ohne Fehler, auch schlimme Fehler. Das mussten wir in diesen Tagen sehr schmerzlich erleben und eingestehen, als die 11-jährige Chantal gestorben ist, an einem Ort, an dem sie nicht hätte sein sollen.

Die Verantwortung dafür kann der Staat nicht abwälzen. Er muss die Lehren ziehen und alles tun, damit Ähnliches nicht wieder passiert.


Es ist also nicht das, was ich meine, und bedeutet nicht das Verkennen von Zuständigkeit, wenn ich sage:
 

Trotz aller Anstrengung kann der Staat, und können auch die Mitarbeiter der Wohlfahrtsverbände allein nicht alles leisten. Schon gar nicht in Zeiten, in denen die Familie als der früher beste Ort, in dem füreinander gesorgt wurde, sich umeinander gekümmert wurde, nicht mehr überall funktioniert. Wer alt oder krank ist, behindert oder einfach weniger leistungsfähig, wer einsam ist und isoliert, ist oft auf die ehrenamtliche Zuwendung und Hilfe angewiesen. Oder wer zum Beispiel als Jugendlicher mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist und eine neue Chance braucht.

 

Ohne Ihr Engagement, meine Damen und Herren, das Sie unentgeltlich und in Ihrer Freizeit leisten, gäbe es zahlreiche Leistungen im humanitären, sozialen oder ökologischen Bereich nicht.

Die moderne Bürgergesellschaft lebt vom sozialen Engagement möglichst Vieler genauso wie von der politischen Teilhabe. Es ist diese freiwillige Einmischung, die unsere Zivilgesellschaft trägt und mit Leben füllt. Die Politik kann und muss, zusammen mit großen Institutionen und kleinen Organisationen, die Bedingungen schaffen, in denen das freiwillige Engagement gelingen kann.

 

Für mich drückt das Wort Ehrenamt etwas ganz Entscheidendes aus: nämlich die Ehrenhaftigkeit Ihres Tuns; die Freiheit, in der Sie handeln; als Citoyen, als durchaus stolze Bürgerin und stolzer Bürger, der sein Gemeinwesen verantwortlich mitgestaltet.

So gesehen, ergänzen sich staatliches und ehrenamtliches Handeln. Und den Lohn schöpfen Sie alle aus der Befriedigung, diese wichtige Aufgabe zu erfüllen.


Eine Medaille kann das nur unterstreichen und symbolisieren. Mit ihr dankt Ihnen die Stadt Hamburg. Das Wichtigste ist die Inschrift auf der Medaille, mit der Sie heute ausgezeichnet werden. Sie lautet: Das Gemeinwohl ist das höchste Gesetz. Danach handeln Sie.

Als Ihr Bürgermeister danke ich für Ihren langjährigen Einsatz im Dienste des Volkes im Namen des Senats, im Namen aller Bürgerinnen und Bürger. Und ich bitte Sie, in Ihrem Engagement für den Erhalt unseres demokratischen Gemeinwesens nicht nachzulassen.

Ohne sie ist diese Stadt nur die Hälfte wert, und wir werden ihr Engagement weiter brauchen.


Ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrer Auszeichnung.

 

Es gilt das gesprochene Wort.