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10.09.2015

Grußwort: Festveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen der Stiftung Offshore-Windenergie

Grußwort: Festveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen der Stiftung Offshore-Windenergie

 

Sehr geehrter Herr Eckhoff,
sehr geehrter Herr Staatssekretär Baake,
sehr geehrter Herr Staatssekretär Müller-Beck,
sehr geehrte Frau Kolmsee,
sehr geehrter Herr Nauen,
meine Damen und Herren,

als der Polarforscher Fridtjof Nansen 1893 mit dem Forschungsschiff Fram in See stach, hatte er ein Gerät an Bord, das die Mannschaft vor der Verzweiflung bewahrte: ein Windrad. Sein Generator lieferte zuverlässig Strom und damit Licht. Ein unglaublicher Luxus angesichts der monatelangen Finsternis im Nordpolarmeer. Damit hatte eine der ersten vielleicht sogar die erste Offshore-Windkraftanlage der Welt ihren Betrieb aufgenommen.

Die Anlage funktionierte großartig, wie Nansen in seinem Tagebuch notierte. Vor allem wirkte sie sich sehr positiv auf die Stimmung an Bord aus. Das elektrische Licht war hell, es blakte und roch nicht, und die Mannschaft musste damit nicht haushalten, weil der Strom regenerativ produziert wurde.

Nansens Ziel war es, sich mit der Eisdrift von den Neusibirischen Inseln zum geografischen Nordpol treiben zu lassen. Anfang Oktober steckte sein Schiff im Packeis fest und entkam der Eisdrift erst knapp drei Jahre später im Juni 1896. Inzwischen ist das Eis im Nordpolarmeer löchrig geworden, so löchrig dass einige Unternehmen schon von der legendären Nordostpassage nach Asien träumen, weil sie erheblich kürzer ist als die Route durch den Suezkanal.

Eine gute Nachricht ist das nicht, denn sie zeigt, dass der weltweite Temperaturanstieg weiter voranschreitet. Dieser Sommer war der weltweit heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 135 Jahren. Ein wesentlicher Grund ist, wir wissen es alle, dass weltweit immer noch viel zu viele fossile Rohstoffe verbrannt werden.

Es geht auch anders. Das beweist die beeindruckende Entwicklung der Windenergie in den vergangen Jahrzehnten. Wer erinnert sich heute noch daran, dass als Luftikus verspottet wurde, wer in den 1980er-Jahren Windanlagen betrieb?

Als armer Riese galt manchen die große Windenergieanlage Growian, die 1983 an der Westküste errichtet wurde. Ist das Größenwahn oder Rekordsucht fragte die Wochenzeitung Die Zeit angesichts von 100 Meter Nabenhöhe und 3 Megawatt Leistung.

Growian war lange die größte Windkraftanlage der Welt. Moderne Anlagen haben vom Meeresspiegel zur Blattspitze eine Höhe von bis zu 160 Metern. Offshore-Anlagen sind mit Rotorblättern ausgestattet, die so viel wiegen wie mehrere Elefanten. Und die Anlagen erreichen eine Leistung von bis zu 6 Megawatt. Growian, die Abkürzung für Große Windenergieanlage, wäre aus heutiger Sicht gerade noch ein Kosename.

Zu der beeindruckenden Entwicklung im Offshore-Bereich hat die Stiftung Offshore-Windenergie maßgeblich beigetragen. Ich freue mich deshalb sehr, heute bei Ihnen zu sein und mit Ihnen das zehnjährige Bestehen der Stiftung zu feiern.

Als die Stiftung Offshore-Windenergie gegründet wurde, gab es in Deutschland keine Windkraft im Meer, mal abgesehen von einer Testanlage mit 4,5 MW in der Ems. Wer 2005 Windanlagen auf dem Meer sehen wollte, musste nach Dänemark reisen.

Erst als die Stiftung Offshore-Windenergie die Projektrechte für den ersten Offshore-Windpark vor der deutschen Küste erwarb, die Küstenländer und die Wirtschaft beteiligte ging es los: alpha ventus zog die Erzeugung von Windstrom hinaus aufs Meer. Die Stiftung Offshore-Windenergie hat schon gleich mit dem Start Maßstäbe gesetzt.

Hamburg war als Kurator immer dabei.

Meine Damen und Herren,
die Hansestadt Hamburg ist als europäische Windmetropole ein wichtiges Zentrum für die Offshore-Branche.

Bedeutende Produzenten von Windenergieanlagen haben hier ihren Hauptsitz, häufig ist hier auch die Entwicklungsabteilung und der Vertrieb konzentriert. Im Bereich Offshore ist beispielsweise Siemens, das seinen Geschäftsbereich Wind Power von Hamburg aus führt, weltweiter Marktführer.

Inzwischen wird aus Hamburg auch ein ganzer Windpark gesteuert. Global Tech I ist eine der ersten Anlagen, die sich weit auf das Meer hinauswagt. Und die Betriebsleitstelle des Windparks mit den 80 Windrädern ist in der HafenCity, in Hamburg.

Die Branche für Offshore Anlagen weiß, dass man in Hamburg gut versorgt ist. Über die ganze Kette des Prozesses von der Flächenvorbereitung über die Planung bis zum Betrieb des Windparks und alle Formen maritimer Dienstleistung finden Sie die richtigen Fachleute in Hamburg. Zwei Drittel aller Offshore-Windparks, die sich im Bau beziehungsweise in Planung befinden, sind hier entwickelt worden.

In Netzwerken mit Industrie, Zulieferern und dem Wissenspool von Universitäten bzw. Fachhochschulen vergrößern wir diese Potenziale. Das Hamburger Cluster Erneuerbare Energien Hamburg hat rund 180 Mitglieder. Die Offshore-Branche, hat sich über das Cluster in der Offshore Wind Industrie Allianz sehr konstruktiv organisiert. Auch dafür ist die Stiftung ein wichtiger Gesprächspartner. Das verspricht auch für die Zukunft eine effektive und zielführende Zusammenarbeit.

In der Metropolregion Hamburg und in ganz Norddeutschland konzentrieren sich die Aktivitäten der Branche. Das gilt auch für so wichtige Leistungen wie den Schiffbau, die Logistik und die Sicherheitskonzepte. Und viele Küstenstädte haben mit der Entwicklung der Hafeninfrastrukturen wesentliche Grundlagen für den Bau der Windparks geleistet.

Die Entwicklung der Offshore-Windenergienutzung ist gemeinsames Anliegen der Küstenländer. Wir haben den Wind, das Wissen und die wirtschaftliche Kompetenz. Wir schaffen hier die Grundlage für Wertschöpfungsketten, die weit in den Süden Deutschlands reichen.

Meine Damen und Herren,
zehn Jahre nach der Gründung der Stiftung ist Offshore Windenergie ein zuverlässiger Energieträger, unverzichtbar für das Gelingen der Energiewende. Nur sie erzeugt Strom fast grundlastfähig an gut 340 Tagen im Jahr und das sehr gut prognostizierbar.

Im ersten Halbjahr 2015 betrug die offshore installierte Leistung knapp 2,8 MW aus fast 700 Windenergieanlagen. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 174 Prozent. Bis Ende 2015, also schon in wenigen Monaten, wird vom Meer aus Strom von rund 3,3 Gigawatt installierter Anlagenleistung produziert.


In den vergangenen Jahren hat Deutschland bei der Bereitstellung CO2-freier Stromerzeugungsanlagen nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land beträchtliche Fortschritte erzielt.

Trotzdem ist es ambitioniert, die Nutzung von Windenergie auf dem Meer zu einem starken Pfeiler unserer künftigen Stromversorgung zu entwickeln.

Der Bau eines Windparks ist ein komplexes Großprojekt, das die gute und langfristige Zusammenarbeit von Unternehmen, Banken und Politik fordert. In Deutschland hat sich ein gesunder Branchenmix etabliert. An den verschiedenen Wertschöpfungsstufen sind mittelständische Unternehmen in großem Umfang beteiligt. Ihr Anteil in der deutschen Offshore-Windbranche beträgt etwa 70 Prozent. Auch das macht die Branche in Deutschland so leistungsfähig. Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen, die sich mit sehr langem Atem und ganz erheblichen Mitteln für die Energiewende engagieren, verlässliche Rahmenbedingungen haben.

Deshalb ist der Netzausbau auf dem Meer zentral. Er muss rechtzeitig, ausreichend und verlässlich vollzogen werden. Wir werden genau im Auge behalten müssen, dass der Netzausbau vorausschauend und auch kompatibel zu den übrigen Rahmenbedingungen entwickelt wird.

Dabei muss der Netzausbau dem Windpark-Bau vorausgehen. Denn eine hundertprozentige auch zeitliche Parallelität zwischen Netzausbau und Windpark-Errichtung ist kaum realistisch. Da sollten wir aus der Vergangenheit lernen und gegebenenfalls auch zeitlich befristete Teilleerstände von Netzkapazitäten ertragen. Gefragt sind hier die Bundesnetzagentur, besonders aber auch die Übertragungsnetzbetreiber TenneT für die Nordsee und 50 Hertz für die Ostsee.

Meine Damen und Herren,
um im Rahmen der dritten Ausbaustufe im Jahr 2030 insgesamt 15 Gigawatt zu erreichen, sind Anstrengungen auf allen Seiten erforderlich. Die Offshore Wind-Industrie braucht eine dauerhafte Auslastung, damit die Industrialisierung voranschreitet und die Herstellungskosten sinken können. Daher müssen wir heute bereits die Entwicklung ab 2020 im Auge haben.

Was bisher erreicht wurde, zeigt, dass wir optimistisch sein können: Monat für Monat gehen neue Windenergieanlagen ans Netz. Es sind die Höhepunkte der ersten großen Phase der Realisierung kommerzieller Offshore Anlagen. Sie kennen die Namen: Bard Offshore I, Riffgat, Meerwind Süd und Ost, Nordsee Ost, Trianel Borkum, Baltic 1, Butendiek, DanTysk und Global Tech I jede dieser Anlagen unterstreicht: Offshore Windenergie kann im großen Stil produziert werden.

Die Offshore-Branche hat es in weniger als 15 Jahren geschafft, die industrielle Produktion küstenferner Windenergie zu realisieren. Offshore Windstrom liefert zuverlässig sehr viele Volllaststunden, die Errichtungszeiten für die Windparks sind kürzer geworden, Offshore-Strom ist auf dem Weg kosteneffizienter zu werden. Das ist eine hervorragende Leistung, für die auch die Stiftung Pate steht.

Die Stromerzeugungskosten müssen jetzt weiterhin und kontinuierlich Stück für Stück gesenkt werden. Mitte des kommenden Jahrzehnts sollte Offshore-Energie ohne Subventionen am Markt angeboten werden. Das EEG hat einen sicheren Rahmen für die Zukunft gesetzt. Jetzt ist die Industrie gefordert, die technische Entwicklung weiter voranzutreiben. Dafür braucht es auch weiterhin stabile Rahmenbedingungen.

Ich bin sicher, dass sich die Stiftung auch bei diesen Gesprächen als angenehmer und konstruktiver Partner und Berater beteiligen wird.

Ich wünsche uns allen weiterhin gute Zusammenarbeit.

Und ich wünsche der Stiftung weiterhin viel Erfolg bei ihrem Einsatz für all die großen und kleinen Unternehmen, die sich für die Offshore-Windenergie engagieren.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.