Sehr geehrter Herr Prof. Gorny,
sehr geehrter Herr Marmor,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
eine wunderbare Idee, die Jazz Echos dieses Jahr in Hamburg, und zwar genau hier zu vergeben. Näher dran am Leitmotiv dieser Stadt geht nicht.
Wir hatten früher keine afroamerikanisch beeinflusste Musikkultur, geschweige denn Baumwollfelder. Statt derer gab es die großen und kleinen Werften, auf denen nicht nur für hart verdienten Lohn schwer gearbeitet, sondern auch ein eigener Takt, ein eigener Groove herausgehämmert wurde. Auch wenn kein Hafenarbeiter das so genannt hätte.
Ich will die etwas gewagte Parallele nicht weiter ausreizen, aber die Deutungshoheit über das, was große Kunst sei und was nun ja, Jazz in des Wortes früherer Bedeutung, aufgeregtes Bohei , diese Deutungshoheit hat das Bildungsbürgertum auch hier, in den Trocken- und Schwimmdocks des Hamburger Hafens, schon vor hundert Jahren nicht mehr ernsthaft geltend machen können.
Es soll ja genau hundert Jahre her sein, seit das Wort Jazz erstmals in einen Zusammenhang mit Musik gebracht wurde. Das war 1915 in der Gegend um San Francisco, im Trainingslager einer Basketballmannschaft, aber mit Hilfe der neuen Medien Radio und Schallplatte fanden die vielen unterschiedlichen Sounds, die sich unter dem Sammelbegriff entwickelten, bald ihren Weg über den Ozean.
Ich bin gespannt, und will deshalb das Mikrofon auch schnell weitergeben, ob die Live-Acts, die schon auf ihre Auftritte warten, nachher das eine oder andere Hafengeräusch einbauen. Meine Frau und ich sind überhaupt gespannt auf die
Echo Jazz Night, denn Jazz ist live.
Nichts gegen Tonträger und digital re-gemasterte Whatnots; um deren Optimierung und Vermarktung, um alte und neue Vertriebsperspektiven geht es ja dem Bundesverband Musikindustrie auch, und nicht zuletzt. Und mit Recht, denn kreative Menschen und alle, die ihnen beim Kreativsein helfen, sollen damit auch gutes Geld verdienen. In Hamburg allemal.
Dazu gehört, dass es weiterhin tragfähige Geschäftsmodelle gibt. Wir müssen das Urheberrecht sichern und weiterentwickeln, um Inhalte-Geschäftsmodelle auch in digitalen Umgebungen möglich zu machen: ein Urheberrecht, das den Schutz des geistigen Eigentums sichert und die Verwertungsinteressen auch im Zeitalter der bits and pieces ich meine, bits and bytes sichert.
Mit den Verbänden der Musikwirtschaft und dem Bundeswirtschaftsministerium hat der Senat eine Studie beauftragt, die die Wertschöpfung der Musik- und Veranstaltungswirtschaft erfassen soll. Wissenschaftler der Uni Jena werden eine wesentliche Lücke in der Datenlage schließen. Die Ergebnisse der Studie sollen im September beim alljährlichen Musikdialog vorgestellt werden.
Zahlreiche kommerzielle und andere Initiativen und Verbände kümmern sich um all das und mehr, Festivals werden gefördert, Preise vergeben und sowohl die Kulturbehörde als auch der Senatsbevollmächtigte für Medien haben ein Auge darauf, ich meine: ein Ohr daran.
Aber wenn sich sein Büro alle paar Wochen abends schlagartig leert und, und das Rathaus ebenso, dann weiß man, wo alle hinrennen: zum Jazzabend im Rolf-Liebermann-Studio, zum Beispiel. Oder an einen anderen Ort, wo die Kommunikation zwischen Musikern und Publikum schon beim Stimmen der Instrumente und dem ersten Blickkontakt entsteht.
Im Birdland zum Beispiel, heute ruhig mal hervorzuheben, das Mitte 2013 nach vielen Jahren seine Türen schloss, diese aber erfreulicher Weise im vergangenen Herbst wieder geöffnet hat und seither wieder ein Zentrum für den Jazz in Hamburg bildet.
Aber heute sind wir hier. Ich wünsche dem heutigen Abend einen kommunikativen Verlauf, und viel aufgeregtes Bohei.
Vielen Dank
Es gilt das gesprochene Wort.