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01.09.2014

Grußwort zu den Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen

 

 

Guten Morgen,
sehr geehrter Herr Grillo,
sehr geehrter Herr Minister Borges Lemos,
sehr geehrter Herr Minister Silveira,
sehr geehrter Herr Tigre,
sehr geehrte Herren Staatssekretäre,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des diplomatischen Korps,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

es freut mich sehr, hochrangige Regierungsvertreter Brasiliens als unsere Gäste begrüßen zu können, aus Anlass der wichtigsten gemeinsamen Wirtschaftsveranstaltung unserer beiden Länder. Es ist eine besondere Ehre für mich, die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage zu eröffnen, die nach über zehn Jahren wieder hier in Hamburg stattfinden.

Ebenso wie die Hafenstädte Brasiliens sind wir hier in Hamburg mit der Welt verbunden. Unser Hafen ist ein weit geöffnetes Tor, von hier aus gehen wir in die Welt und wir heißen die Welt willkommen. Es liegt in der Seele der Hamburgerinnen und Hamburger und es liegt uns am Herzen, Verbindungen zu pflegen.

Seit wir uns voriges Jahr während meiner Delegationsreise in São Paulo getroffen haben, der Stadt mit Brasiliens größtem Hafen, um uns über den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu verständigen, seitdem hat die Welt kein freundlicheres Gesicht bekommen. Der Überblick zeigt Brandherde in der Ukraine, im Irak, in Israel und Gaza, er zeigt Blut und Tränen. Und es gibt andere Konflikte, die weniger sichtbar, aber nicht weniger bedrückend sind. Immer sind die humanitären und wirtschaftlichen Auswirkungen enorm. Und leider gelingt es der Weltgemeinschaft nicht immer, sie mit rechtzeitigen, klug abgestimmten Interventionen zu verhindern.

Diese Ereignisse machen uns auch dann besorgt, wenn sie nicht direkt neben uns stattfinden. Wir dürfen deshalb nicht aufhören, hinzusehen und an Lösungen mitzuwirken, soweit es sie gibt. Dazu brauchen wir den beständigen Dialog. Wir müssen das Verbindende pflegen und unterschiedliche Interessen akzeptieren, aber ein Auseinanderdriften vermeiden.

Dazu dient auch ein Treffen wie dieses in Hamburg! Überall auf der Welt gibt es ja Menschen, die besonders gut darin sind, sich ein Bild zu machen, Warnzeichen zu erkennen und Beziehungen und Freundschaften zu pflegen, im gegenseitigen Interesse. Dazu gehören die Kaufleute, die sich die Hand geben und damit großes Vertrauen und Verbindlichkeit ausdrücken.

Sich ein Bild zu machen und Verbindungen zu pflegen dafür sind Sie heute hier in Hamburg.

Glücklicherweise gibt es auch im positiven Sinne aufregende Ereignisse, die Menschen auf der ganzen Welt bewegen, die Emotionen und Begeisterung wecken. Die Fußball-Weltmeisterschaft In diesem Sommer war ein grandioses Fest. Freud und Leid lagen auch da dicht beieinander, aber in völlig anderer Weise wir wissen, wie Sie sich gefühlt haben, denn 2006 hat Deutschland selbst zu Hause gespielt und das Finale nicht erreicht.

Doch beim Sport sind die Leiden beim nächsten Mal vergessen, wenn der Ball wieder rollt, oder spätestens wenn in Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele 2016 beginnen.

Meine Damen und Herren,
in den vergangenen Jahren hat sich das globale Machtgefüge verändert und Brasilien spielt darin eine einflussreiche Rolle, mit seinen fast 200 Millionen Einwohnern und den Ressourcen, die das Land hat.

Brasilien ist eine aufstrebende Wirtschaftsmacht mit einer stetig wachsenden, jungen, konsumfreudigen Mittelschicht und damit ein großer Markt, auch für deutsche Unternehmen. Das Land ist reich an Rohstoffen und Agrarprodukten und es will seine industrielle Produktivität erhöhen. Brasilien ist die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und innerhalb dieser Region der wichtigste Wirtschaftspartner für Deutschland. Dazu hat traditionell auch die Verbindung mit Hamburg und seinem Hafen beigetragen.
 
Brasilien will auch in der Lage sein und wer kann es Ihrem Land verdenken? seine strategische Ausrichtung an sich verändernde Gegebenheiten anzupassen. Die Gründung einer eigenen Entwicklungsbank im Juli zusammen mit Russland, Indien, China und Südafrika ist ein Schritt, für den Ihrem Land Aufmerksamkeit gewiss ist. Ein Schritt, der für Selbstbewusstsein spricht und dafür, dass Brasiliens Beobachterstatus in der Blockfreien-Bewegung nicht als passives Beobachten interpretiert werden sollte.

Für Hamburg hat und kann Brasilien vieles, was wertvoll ist für uns und umgekehrt. Das Land lag 2012 mit einem Umschlag von 200.000 Standardcontainern im Hamburger Hafen auf Platz 11. Damit hat Brasilien mehr Waren nach Hamburg gebracht, als jedes andere nord- oder südamerikanische Land. Brasilien ist ein wichtiger Kunde des Hamburger Hafens und darüber hinaus für die nordeuropäischen Seehäfen insgesamt. Ein sichtbares Zeichen für den traditionell regen Handel zwischen Hamburg und Südamerika ist der Schriftzug Hamburg Süd der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft er trägt den Namen unserer Stadt über die Weltmeere auch nach Brasilien.

Die vielen Bewohner Hamburgs mit lateinamerikanischen Wurzeln zeigen die langen Verbindungen zwischen Hamburg und Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern. Und es ist nicht lange her, dass Hamburg mit Rio de Janeiro in Form einer gemeinsamen Freundschafts- und Kooperationserklärung den Handels- und Schifffahrtsvertrag aus dem Jahr 1827 erneuert hat. Die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage sind eine hervorragende Gelegenheit, um diese Verbindung weiter mit Leben zu füllen.

Seit über 150 Jahren vernetzen sich Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über den Atlantik hinweg. Heute sind mehr als 560 Hamburger Unternehmen in Brasilien aktiv, davon 144 mit eigener Vertretung vor Ort. Die diplomatischen Beziehungen mit den Staaten Lateinamerikas gehören zu den ältesten der Hansestadt Hamburg. Wir haben insgesamt 14 lateinamerikanische Konsulate und wichtige Institutionen. Seit vielen Jahren unterstützt der Lateinamerika-Verein mit Sitz in Hamburg als branchenübergreifendes Netzwerk von Unternehmen aus ganz Deutschland deutsche Firmen beim Auf- und Ausbau ihrer Geschäftstätigkeit in Südamerika.

Vor drei Jahren hat die EU-Lateinamerika/Karibik-Stiftung, besser bekannt als EU-LAC-Stiftung, ihre Arbeit in Hamburg aufgenommen, mit dem Auftrag, die regionalen Beziehungen auf allen Ebenen der wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit zu intensivieren und weltweit darauf aufmerksam zu machen. Ihr gehören die 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik, die Europäische Union und ihre 28 Mitgliedstaaten an.

Zusammenarbeit und Austausch finden natürlich auch auf wissenschaftlicher Ebene statt. Hamburg ist Sitz des renommierten Forschungs- und Beratungsinstituts GIGA, des German Institute on Global and Area Studies, und natürlich der Universität mit ihrem interdisziplinären Studiengang Lateinamerika-Studien. Es gibt enge Beziehungen zu dem brasilianischen Think Tank Fundaçāo Getúlio Vargas.

Meine Damen und Herren,
Hamburg stellt sein Licht unter keinen Scheffel. Die Stadt und die Metropolregion sind ein bedeutender Industriestandort, sogar einer der größten in Europa. Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen wachsen stark durch die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie. Hamburg setzt auf Innovation. Vor einigen Jahren haben Senat, Unternehmen, Hochschulen und Verbände die Innovations-Allianz Hamburg ins Leben gerufen. Dazu zählen neben den Materialwissenschaften, der Laser- und Nanotechnologie auch Meerestechnik, private, öffentliche und gewerbliche Mobilität und Logistik.

Hamburg ist aber vor allem ein Luftfahrtstandort ersten Ranges wie Brasilien, das mit Embraer eine Perle der Flugzeugbauindustrie in Sao José dos Campos beherbergt. Hamburg steht gleichzeitig an der Spitze beim Gewinnen und Anwenden erneuerbarer Energie, etwa mit Brennstoffzellen- und Windenergie-Technik. Hamburg nennt sich Deutschlands Windkraft-Hauptstadt und wir sind stolz darauf, Vorreiter des Ausstiegs aus der Atomkraftnutzung und der Energiewende zu sein, um die sich Deutschland bemüht.

Wir in Hamburg wollen den Austausch, den Handel und die Kooperationen mit Brasilien verstärken und ausbauen. Brasilien ist ein guter und vertrauter Partner für uns; auf dieser Basis wollen wir noch stärker zusammenarbeiten. Ich spreche von Kooperationen in der Luftfahrt und besonders deren Zulieferindustrie, in den Life Sciences und den erneuerbaren Energien wie Windkraft, Photovoltaik und Biomasse.

Und natürlich in der Infrastruktur, den Häfen und Hinterlandanbindungen. Da haben wir ja ähnliche Aufgaben: Wir arbeiten am Ausbau unserer Häfen genauso wie Brasilien. Santos beispielsweise ist auf dem besten Weg, der größte Containerhafen Lateinamerikas zu werden.

Ich denke an zahlreiche Kooperationen der Hamburger Universitäten und Einrichtungen im Bereich Wissenschaft und Forschung, gemeinsam mit brasilianischen Partnern. Die Technische Universität Hamburg-Harburg etwa arbeitet in Luftfahrt und Materialwissenschaften unter anderem mit der bekannten brasilianischen Universität für Luft- und Raumfahrttechnik Insituto Tecnológico Aeronáutica, dem ITA, in São Paulo, zusammen. Mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften gibt es Projekte im Bereich Erneuerbarer Energien, die von der EU gefördert werden.

Während meiner Delegationsreise nach Südamerika haben die Vertreter der Universitäten außerdem eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. In dem Letter of Intent wird unter anderem ein Studenten- und Dozentenaustausch verabredet zwischen der Hamburg School of Business Administration, die von der Handelskammer Hamburg getragen wird, und Südamerikas renommiertem Think Tank, der schon erwähnten Fundaçāo Getúlio Vargas.

Wir sehen: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Verbindungen zu schaffen. In Brasilien ist gerade das Deutschlandjahr zu Ende gegangen. Es trug das Motto Wo Ideen sich verbinden. Das ist natürlich nicht Vergangenheit, sondern genau das wollen wir weiterhin tun: Ideen verbinden.

Zum Abschluss der Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage laden wir Sie deshalb ein, ein paar Hamburger Unternehmen und ihre Ideen näher kennenzulernen. Im Rahmen des Hamburg-Tages werden Sie die Möglichkeit haben, an einer Reihe von Workshops teilzunehmen und verschiedene Unternehmen zu besichtigen.

Meine Damen und Herren,
nächstes Jahr werden sich viele von uns wieder in Brasilien treffen, im Rahmen der Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage 2015. Dann werden wir sehen können, dass es sich wieder gelohnt hat, Verbindungen einzugehen und zu stärken, und das nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht.

Für jetzt wünsche ich Ihnen einen weiterhin intensiven und angenehmen Aufenthalt in unserer Stadt Hamburg.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.