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30.11.2015

Grußwort zum 50-jährigen Bestehens des Hamburger Verkehrsverbundes

 

Sehr geehrter Herr Aigner,
sehr geehrter Herr Hartmann,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft [Duden],
sehr geehrter Herr Elste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,


können Großstädte glücklich machen? Stadtplaner sind davon überzeugt.

Die Voraussetzungen dafür sind vielfältig. Eine der wichtigsten ist ein öffentlicher Personennahverkehr, der die Stadtteile schnell und effizient miteinander verbindet. So ist es nachzulesen in dem Buch The Happy City von Charles Montgomery.


Beim HVV weiß man das natürlich schon sehr viel länger. Der warb mal für sein Angebot mit dem Slogan: Ich stehe noch unter der Dusche, die anderen schon im Stau. Das war Anfang der 90er-Jahre und der HVV war gerade dabei, sich neu zu erfinden.
Hamburg und das Umland prosperierten, die Zahl der Pendler nahm zu und dementsprechend der Autoverkehr. Also beschlossen HVV und Bürgerschaft ein Attraktivitäts-Steigerungs-Programm, von dem Hamburg heute noch profitiert. Neue Haltestellen wurden gebaut und die Fahrzeuge modernisiert, der Busverkehr wurde beschleunigt und eine Schnellbahn zum Flughafen gebaut.
Das zeigt einmal mehr, wie eng wirtschaftliche Entwicklung, Stadtentwicklung und HVV miteinander verwoben sind und wie wichtig die gute Kooperation zwischen Stadt und HVV ist. Deshalb freue ich mich sehr, heute hier zu sein und mit Ihnen Ihr 50-jähriges Jubiläum zu feiern.


Dazu gehört natürlich ein Blick zurück ins Gründungsjahr 1965.

Deutschland war zum Wirtschaftswunderland geworden. Es herrschte Vollbeschäftigung, die Löhne stiegen kräftig, Wer etwas auf sich hielt, kaufte ein Auto.
1965 befasste sich auch die FAZ mit der besonderen Beziehung des Mannes zu seinem Automobil. Sie schrieb, ich zitiere:
Tatsächlich scheinen sich die Männer heute in ihre Maschinen zu verlieben. Zwar mag es geistig unergiebig sein, ein Auto zu lieben, aber der Wagen ist ein viel sensiblerer Gegenstand der Liebe als die meisten anderen Maschinen, wenigstens für einen Mann.
Für den öffentlichen Nahverkehr hieß das: Er musste diesem Gegenstand der Liebe etwas entgegensetzen, wenn er in der Konkurrenz zum Auto bestehen wollte.
Das geschah am 29. November 1965 mit der Gründung des HVV. Es galt eine Herkulesaufgabe zu bewältigen, denn in Zukunft sollte gelten: Ein Tarif, eine Fahrkarte, ein Fahrplan. Dafür mussten die HVV-Gründer unterschiedliche Unternehmen unter einen Hut bringen. Sie mussten mit dem Tarifdschungel aufräumen und die Fahrpläne aufeinander abstimmen. Kurz: Sie mussten ihre Eigeninteressen zugunsten des Großen Ganzen zurückstellen, damit aus dem Nebeneinanderher ein Miteinander wurde.
Dass das gelang, war eine kleine Revolution, denn so etwas hatte es bislang nicht gegeben, weder in Deutschland noch irgendwo sonst auf der Welt.
Schon für den Winterfahrplan 1966/67 präsentierte der HVV sein erstes Fahrplanbuch. Bei den Kundinnen und Kunden wurde es zum Renner. Die Erstauflage war im Handumdrehen vergriffen und musste nachgedruckt werden. Kurz darauf, am 1. Januar 1967, trat der HVV-Tarif in Kraft und wurde zum Erfolgsmodell. Innerhalb von vier Jahren kehrte sich der Fahrgastschwund in einen Fahrgastzuwachs um. Hamburg wurde zum Mekka für Nahverkehrsexperten aus aller Welt.


Heute gehört der HVV mit einer Fläche von 8700 Quadratkilometern zu den größten Verkehrsverbünden Deutschlands.
Heute sind alle sieben Kreise im Umland Hamburgs mit 30 Verkehrsunternehmen in den HVV integriert.
Heute machen jeden Tag 2,5 Millionen Fahrgäste die Erfahrung, dass man mit den Öffentlichen schnell, bequem und entspannt sein Zeil erreicht, Tendenz weiter steigend. Damit liegt der HVV weit über der bundesweiten Entwicklung.

Meine Damen und Herren,

in der Metropolregion Hamburg leben 5 Millionen Einwohner, diese Zahl wird wachsen. Die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger verschieben sich immer mehr zugunsten umweltfreundlicher Verkehrsmittel. Das ist das Ergebnis kluger Verkehrspolitik. Dazu gehören Mobilitätskonzepte, die zum Einsteigen einladen und die das Umsteigen einfach machen. Wer sich in der Stadt bewegt, nutzt mehrere Verkehrsmittel nacheinander. Vom Auto in die U-Bahn oder vom Fahrrad in den Bus (manchmal sogar mit dem Rad gemeinsam), dass das so reibungslos funktioniert ist eine Leistung des HVV. Und inzwischen sind nicht nur die Verkehrsmittel vernetzt, sondern auch der Ticketverkauf: Switchh, das Kombiticket gilt für den ÖPNV, auch Leihräder und Mietautos kann man sich spontan ausleihen.

Moderne Mobilität heißt, mehr Mobilität zu ermöglichen und zugleich das Verkehrsaufkommen auf den Straßen und seine negativen Auswirkungen zu senken. Dies setzt attraktive, bezahlbare und gut vernetzte öffentliche Mobilitätsangebote voraus kurz mehr HVV. Deshalb wird das Netz des HVV weiter kontinuierlich ausgebaut.


Dazu gehört vor allem die Verlängerung der U4 bis zur neuen Station Elbbrücken, mit der die Fahrgäste in weniger als zehn Minuten von der Innenstadt bis in die neuen Wohn- und Arbeitsquartiere der östlichen HafenCity gelangen werden. Sie soll 2018 in Betrieb gehen.
Geplant ist, die U4 danach bis zur Horner Geest zu verlängern um künftig dort schon existierende und neu entstehende Wohngebiete an das U-Bahn-Netz anbinden. Das würde den Bewohnerinnen und Bewohnern direkte und umsteigefreie Verbindungen in die Innenstadt zu ermöglichen und die Attraktivität ihres Stadtteils erhöhen. Schon jetzt leben hier 13.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Ihre Zahl kann sich durch weiteren Wohnungsbau im Bereich geplanter Haltestellen noch erhöhen. Die U-Bahnen haben einen weiteren Vorteil: Sie werden die Straßen entlasten, weil Fahrgäste vom Auto und vom Bus auf die U-Bahn umsteigen.


Um noch ein bisschen weiter in die Zukunft zu blicken: Geplant ist eine komplett neue U-Bahnlinie mit dem Namen U5 Baubeginn voraussichtlich Anfang der 2020er Jahre. Die U5 wird von Bramfeld und Steilshoop in die Innenstadt führen. Auch der Osdorfer Born wird über eine Schnellbahn angebunden. Senat und HVV prüfen, die insgesamt günstigste und am besten geeignete Lösung. Mehr als 100.000 Hamburger erhielten so einen direkten, fußläufigen Schnellbahnanschluss. Insbesondere in den Stadtteilen Steilshoop und Osdorfer Born bietet ein Schnellbahnanschluss die Chance, die sozialen Strukturen zu stärken und die Quartiere Dank einer direkten Anbindung an die Hamburger Innenstadt aufzuwerten.
Auch für Pendler aus dem Hamburger Umland wollen wir das Angebot erweitern. Dazu arbeiten Hamburg und Schleswig-Holstein eng zusammen. An erster Stelle steht die Forderung nach einer S-Bahnverbindung zwischen Bad Oldesloe und Hamburg, deren Bau ebenfalls Anfang der 20er Jahre beginnen soll.
Zwischen Hamburg, Ahrensburg und Bad Oldesloe ist die Zahl der Fahrgäste in den Jahren 2000 bis 2010 um etwa 50 Prozent gestiegen und wird auch langfristig weiter steigen. Es müssten also mehr Züge fahren, aber das ist auf den bestehenden Gleisen nicht möglich, weil dort Regional-, Fern- und Güterzüge auf nur zwei Gleisen unterwegs sind. Eine neue S-Bahnverbindung für die dort lebenden Menschen ist deshalb dringend notwendig. Außerdem entlastet diese Verbindung den Hamburger HBF.
Geplant ist auch der Ausbau der S21 nach Kaltenkirchen. Dazu soll Die AKN-Strecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen zur S-Bahn-Linie 21 ausgebaut werden. Hierfür gibt eine breite politische Mehrheit. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg und die Schleswig-Holsteinische Landesregierung arbeiten zurzeit an einer zügigen Realisierung.

Meine Damen und Herren,


zum Schluss noch ein paar Sätze über das Glück. Dass Hamburg eine wachsende Stadt ist, das wissen Sie. Aber wissen Sie auch, dass die Hamburger die glücklichsten Städter Deutschlands sind? Das hat eine Umfrage in diesem Jahr ergeben. Ich bin sicher, dass der HVV daran einen maßgeblichen Anteil hat.
Ich wünsche dem Unternehmen, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin viel Glück und Erfolg für die Zukunft. Vor allem wünsche ich Ihnen viele neue zufriedene Fahrgäste.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort