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17.10.2011

Grußwort zum Besuch des Präsidenten von Uruguay

 

Sehr geehrter Herr Präsident,

sehr geehrte Frau Präsidentin
der Hamburgischen Bürgerschaft,

Exzellenzen,

meine sehr geehrten Damen und Herren,


im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg heiße ich Sie, Herr Präsident, und Ihre Minister und Delegationsmitglieder sehr herzlich in unserer Stadt willkommen.


Bienvenido en Hamburgo, Señor Presidente Mujica, de la República oriental del Uruguay.

Wir freuen uns, dass Sie in diesem Jahr der Ehrengast beim Lateinamerika-Tag in unserer Stadt sind. Als Präsident des Landes, das in diesem Jahr sein Bicentenario feiert.


Die Hauptstadt Ihres Landes, Montevideo, zählt nach einer Studie aus dem vorigen Jahr zu den südamerikanischen Städten mit der höchsten Lebensqualität, und sie rangiert unangefochten auf Platz 1, was die Umweltqualität betrifft. Sie ist eine bedeutende Hafenstadt, die den größten Anteil ihres Außenhandels von dort über den Rio de la Plata abwickelt.


Eine bedeutende Hafenstadt nennt sich Hamburg in aller Bescheidenheit auch. Wir sind außerdem Europäische Umwelthauptstadt 2011 und wenn man einer aktuellen Umfrage glauben darf die Stadt mit den glücklichsten Menschen in Deutschland. Da gibt es also mehrere Parallelen.


Darüber, und über die vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten und wichtigen Handelsbeziehungen, wird am heutigen Nachmittag mit Ministern und Unternehmern Ihrer Delegation ausführlich gesprochen werden.    


Ihre Hauptstadt ist in Deutschland auch Menschen bekannt, die selbst noch nie in Montevideo waren. Denn die Stadt gehört traditionell zu den Sehnsuchtsorten gerade auch für die Hamburger, die schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts prächtige Plakate der großen, hier ansässigen Schifffahrtslinien bewunderten.

Von Hamburg nach Montevideo, 6.660 Seemeilen in 25 bis 28 Tagen mit derCap Polonio oder Cap Finisterre der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft damals für die meisten ein unerfüllbarer Traum. Überhaupt richteten sich viele Projektionen auf das exotische, heiße, tolerantere, vielleicht auch bessere Lebensbedingungen versprechende Südamerika, das damals das ganz reale Ziel vieler deutscher Auswanderer war.

 

Kein Wunder, dass 1925 einer der ersten großen Schallplattenerfolge der deutschen Musikindustrie Montevideo hieß. Allerdings heißt es in einer kritischen Analyse aus unserer Zeit nüchtern: Mit dem realen Montevideo des Jahres 1925 hat der Inhalt nichts zu tun.


Erwähnen will ich in dem Zusammenhang auch, dass der Urheber des Liedes, der Wiener Kabarettist Fritz Grünbaum, später von den Nationalsozialisten ermordet worden ist.

Da waren die Roaring Twenties in Europa zu Ende und diejenigen, die rechtzeitig hatten emigrieren können, konnten vom Glück sagen. Besonders wenn Uruguay ihre Heimat wurde, das seit der Zeit von José Batlle y Ordoñez eine lange Phase der Demokratisierung und Prosperität erlebte.

Besser als wir alle wissen Sie, Herr Präsident, dass es nicht dauerhaft so geblieben ist, sondern Ihr Land eine finstere Zeit durchleben musste. Sie waren 13 Jahre lang vom Regime inhaftiert, zeitweise in Einzelhaft unter menschenunwürdigen Bedingungen.

 

Sie, Herr Präsident, haben die Zeit überstanden und letztlich, wie man in unserer Sprache sagt, den längeren Atem gehabt als Ihre Widersacher. 1985 aus dem Gefängnis entlassen, waren Sie Mitbegründer des Movimiento de Participatión Popular und ab den 1990er Jahren nahm ihre eigene, so erfolgreiche politische Karriere immer schnellere Fahrt an.


Sehr bewegend finde ich, dass Sie in einem wieder freien Uruguay eine demokratische Präsidentenwahl gewinnen konnten. Dass Sie eine Regierung ankündigten, die die Wahrheit nicht gepachtet hat und die alle braucht und dass Sie mit den Worten zitiert wurden: Gewinner der Wahl ist auf jeden Fall das Volk.

Herr Präsident, einige Jahre lang haben Sie der Republik östlich des Uruguay als Landwirtschaftsminister gedient. Von daher sagt Ihnen das Leitmotiv unseres diesjährigen Lateinamerika-Tages etwas: Deutschland und Lateinamerika, Partner im Umweltbereich.


Sind wir das schon, Partner? Dass wir es werden müssen, steht außer Frage. Treibhausgase kennen keine Grenzen, die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen hat nicht nur in der Region Auswirkungen, in der sie stattfindet, sondern kann andere Kontinente direkt und indirekt in Mitleidenschaft ziehen.


Im globalen Dorf, dessen Bevölkerung wächst und mehr Ressourcen verbraucht, mehr handelt und transportiert, mehr konsumiert wenn auch alles sehr unterschiedlich verteilt müssen wir unser Verständnis von nachhaltigem Wirtschaften noch sehr verfeinern. Wir wissen auch, dass Europa oder überhaupt der Norden wenig Anlass hat, den Süden zu belehren, nachdem wir 150 Jahre lang sehr intensiv aus dem Vollen geschöpft haben. Das betrifft vor allem den Flächen- und den Energieverbrauch.


Andererseits sind die Metropolen zu denen sich Montevideo und Hamburg zählen dürfen die Labore und die Motoren der Veränderung, mit Sicherheit auch in der Umwelttechnik und in der Fortentwicklung ökologischen Denkens. Wir brauchen Wachstum, wir brauchen Industrie und Gewerbe, wir treiben Handel miteinander. Die Zukunft das beweisen in Hamburg die Ergebnisse der offiziellen UmweltPartnerschaft zwischen der Stadt und der Wirtschaft die Zukunft wird denjenigen Unternehmen gehören, in denen betriebswirtschaftliches und innovatives Denken nicht am Werkstor aufhört, sondern die in der Lage und bereit sind, auch die betrieblichen Stoffkreisläufe einer Stadt, einer Region und des Ökosystems Erde in ihr Handeln einzubeziehen.


Unsere jeweiligen Kompetenzen können aufeinander aufbauen. Ich persönlich freue mich, dass es in den Handelsbeziehungen zwischen Uruguay und Deutschland, namentlich auch Hamburg wieder deutliches Wachstum gibt. Dass die globale Finanzkrise der vergangenen Jahre auch hier Wirkung gezeigt hatte, ist keine Überraschung. Doch 2010 waren die Zahlen des bilateralen Warenaustausches im Export wie Import zwischen Hamburg und Uruguay besser als jemals vor der Krise. Im Güterverkehr über See ist die Millionen-t-Grenze in Sicht. Das Hafen-Kooperationsabkommen von 2005 hat schon Wirkung gezeigt. Neue, viel versprechende Beziehungen sind, da bin ich sicher, heute geknüpft worden.  


Herr Präsident, meine Damen und Herren,

 

 

in vielerlei Hinsicht sind Südamerika und Europa immer noch unterschiedliche Welten, auch wenn wir als Bewohner des globalen Dorfes immer bessere Kenntnis voneinander gewinnen. Intensive Beziehungen zwischen Uruguay und unserer Stadt gibt es aber seit Jahrzehnten auf einem Feld, das bei Ihnen und bei uns hohe Bedeutung hat.

 

Uruguay ist das Land des allerersten Fußball-Weltmeisters, und der gewann den Titel später noch ein zweites Mal und hält jetzt zum 15. Mal die Copa América. Das weiß in Deutschland jedes Kind. Auch, dass es bei manchen Begegnungen zwischen unseren Mannschaften hoch her ging. 1966, bei der Weltmeisterschaft, musste der heutige Ehrenbürger Hamburgs, Uwe Seeler, sogar eine berühmt gewordene Ohrfeige einstecken. Aber die beiden haben sich wieder vertragen. Der etwas aufbrausende Spieler Uruguays kam bald darauf selbst nach Deutschland und spielte hier als Profi.

 

Ich wünsche Uruguay und Hamburg einen weiteren Aufschwung der Handelsbeziehungen, mehr Zusammenarbeit im Umweltbereich, noch viele dramatische Fußballspiele, einen möglichst regen Austausch gegenseitiger Besuche, also ein Wachstum auch des Tourismus und Ihnen, Herr Präsident, weiterhin Kraft für Ihr Amt, verbunden mit einem erneuten herzlichen Dank für Ihren Besuch.


Ich bitte Sie alle, meine Damen und Herren, mit mir das Glas zu erheben auf Ihr Wohl, Exzellenz, und auf eine glückliche Zukunft unserer Völker in einer friedlichen Welt.

 

Es gilt das gesprochene Wort