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20.11.2015

Grußwort zum Hamburger Wissenschaftspreis

 

Sehr geehrte Ehrenbürgerin Frau Prof. Greve,
sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,
sehr geehrter Herr Prof. Kreuzer,
sehr geehrter Herr Prof. Wiesendanger,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Im Deutschen Museum steht ein Granitblock. Der Block ist 40 Zentimeter dick und wenn man sich draufstellt, wozu der Besucher ausdrücklich aufgefordert wird, dann biegt er sich angeblich je nach Gewicht des Besuchers um etwa 100 Nanometer durch. 100 Nanometer das sei so viel, wie ein Haar in zwei Minuten wächst, heißt es in der Erklärung. Für die menschliche Wahrnehmung ist das unvorstellbar: dass wir mit unserem Körpergewicht einen Granitblock verbiegen. Und dass ein Haar mit einer Geschwindigkeit von einem Milliardstel Meter pro Sekunde wächst.

Unsere Sinne sind überfordert, aber unsere Neugier und unsere Vorstellungskraft wachsen mit den Aufgaben. Dass Wissenschaftler heute kleinste Teilchen abbilden und ihr Wesen und Verhalten erforschen können, gehört zu den größten Abenteuern unserer Zeit. Diese Faszination spürt auch der Laie - das zeigen Veranstaltungen wie die Hamburger Nacht des Wissens oder der Tag der Offenen Tür im DESY immer wieder.

Doch längst geht es nicht mehr nur um das Verständnis dieser erstaunlichen Miniatur-Welt, sondern um konkrete Anwendungen. Diese reichen weit bis in unseren Alltag und werden bei der Bewältigung vieler Zukunftsaufgaben eine wichtige Rolle spielen. Informations-, Umwelt-, Energietechnik und Medizin in all diesen Bereichen kommen die Ergebnisse der Nanowissenschaften praktisch zum Einsatz.

Und hier komme ich nun zu unserem Preisträger, der genau an dieser spannenden Schnittstelle zwischen Forschung und Anwendung arbeitet und über sich selbst sagt, er betreibe Ingenieurskunst auf atomarer Ebene.

Sehr geehrter Herr Professor Wiesendanger,  
ich gratuliere Ihnen zum Hamburger Wissenschaftspreis 2015. Und ich gratuliere der Akademie der Wissenschaften in Hamburg zur Wahl von Preisträger und Thema, die von höchster Relevanz sind.

Meine Damen und Herren,
der Physiker Prof. Roland Wiesendanger gehört zu den führenden Vertretern der Nanowissenschaften in Deutschland und genießt auch international höchstes Renommee. Studiert hat er in Basel, wo er auch promoviert und habilitiert wurde. Seit 1992 lehrt und forscht er am Fachbereich Physik der Universität Hamburg und hat dort das Hamburger Mikrostrukturzentrum aufgebaut. Professor Wiesendanger ist Leiter und Initiator des Interdisziplinären Nanowissenschafts-Centrums Hamburg und seit 2006 Sprecher des Sonderforschungsbereichs Magnetismus vom Einzelatom zur Nanostruktur und das ist, Sie werden es sich denken, nur ein sehr kleiner Ausschnitt dessen, was erwähnenswert wäre.

Mit dem Wissenschaftspreis 2015 zeichnet die Akademie der Wissenschaften Hamburg Professor Roland Wiesendanger für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet des Nanomagnetismus aus. Konkret: für die magnetischen Phänomene auf der atomaren Skala, die er mithilfe der spin-auflösenden Rastertunnel-Mikroskopie entdeckt hat. Mithilfe dieser magnetischen Phänomene kann man nun, so beschreibt der Preisträger seine Arbeit, wie ein Ingenieur in die atomare Struktur eingreifen.

Mit dem in Hamburg speziell entwickelten Rastertunnelmikroskop ist es ihm und seinem Forscherteam zuletzt gelungen, kleinste magnetische Strukturen auf atomarer Skala sowohl abzubilden wie auch zu konstruieren.


Aber was das genau bedeutet, erklären Sie, lieber Herr Professor Wiesendanger, wohl besser selbst. Nur so viel: Offenbar bildet diese Forschung die Grundlage für neue Speichertechnologien es geht um mehr Speicherkapazität und höhere Energie-Effizienz.

Sehr geehrter Herr Professor Wiesendanger,
Sie haben Hamburg zu einem international anerkannten Zentrum für nanowissenschaftliche Forschung gemacht. Dafür gebührt Ihnen höchste Anerkennung und ich bedanke mich im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg für diese außerordentliche Leistung. Wenn ich richtig informiert bin, werden Sie mit dem Preisgeld vor allem den Nachwuchs in den Nanowissenschaften fördern auch dafür und für Ihr großes Engagement bei der Ausbildung junger Physikerinnen und Physiker meine Anerkennung.

Der Wissenschaftsstandort Hamburg braucht Spitzenforschung und exzellenten Nachwuchs, gerade in Zukunftsbereichen wie der Nanotechnologie. Der Senat der Hansestadt hat deshalb die Ausgaben für Wissenschaft bis ins Jahr 2020 von 870 Millionen auf etwa 1 Milliarde Euro angepasst. Unter anderem sind wir dabei, rund um die Spitzenforschungseinrichtungen  Innovationszentren aufzubauen. Hier sollen aus guten Ideen gute Produkte und Arbeitsplätze entstehen.

Eine wichtige Aufgabe kommt auch der Akademie der Wissenschaften Hamburg zu. Dass sie mit dem Wissenschaftspreis Forschung in  progress würdigt und das Preisgeld dazu bestimmt, weitere Forschung zu unterstützen, ist ein wichtiges Signal. Auch die Rolle der Akademie als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist kaum zu überschätzen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
den Wissenschaftspreis 2015, der mit 100.000 Euro zu den hochdotierten Forschungspreisen in Deutschland zählt, gäbe es nicht ohne die Stifter Helmut und Hannelore Greve und ihre Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur. Ihr Einsatz für Hamburg ist einzigartig. Ich bedanke mich ausdrücklich im Namen des Senats der Hansestadt Hamburg für die erneute Stiftung dieses Preises. Ich bin mir sicher, er hat einen mehr als würdigen Preisträger gefunden.

Das Unsichtbare sichtbar zu machen und zu modellieren, ist ein Abenteuer des Geistes und der Technik. Und es ist wohl nicht übertrieben, wenn  ein Forschungszentrum wie das CERN in der Schweiz bei seiner Inbetriebnahme als Achtes Weltwunder bezeichnet wurde. Forschungseinrichtungen wie das CERN, das DESY und der Röntgenlaser European XFEL, der 2017 in Hamburg fertig sein wird, sind für uns ähnlich einzigartig wie die Pyramiden für die Ägypter vor 4.500 Jahren.

Und die Entwicklung geht immer weiter. Denn so klein die Teilchen auch sein mögen: Ihre Wirkung ist groß das zeigt die Arbeit unseres Preisträgers Professor Wiesendanger eindrucksvoll.

Ich wünsche dem Preisträger alles Gute bei seinen weiteren Vorhaben, dem Preis, dass es ihn noch lange gibt, und uns allen einen schönen Tag.

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.