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20.01.2014

Grußwort zum Neujahrsempfang Konsularisches Korps

 

 

Sehr geehrter Herr Doyen,
sehr geehrte Leiterinnen und Leiter der konsularischen Vertretungen,

im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg heiße ich Sie herzlich willkommen zum traditionellen Neujahrsempfang des Konsularkorps hier im Großen Festsaal.

2014 liegt vor uns wie ein hoffentlich freundliches Geschenk; da können wir uns ein paar Minuten nehmen, zurückzublicken.

Eines der beherrschenden Themen in den Außenbeziehungen unseres Landes war und ist zweifellos die Frage, auf welcher Basis die Beziehungen zu unseren US-amerikanischen Freunden stehen. Ich habe vor einer Weile beim American Club of Hamburg ein wenig scherzhaft gesagt, dass ich es zwar gut finde, wenn Freunde einander zuhören so intensiv, wie der US-Geheimdienst NSA es praktiziert, hätten wir das allerdings nicht für möglich gehalten. Ein beidseitiges No-spy-Abkommen hielte ich für einen guten Weg, um das gegenseitige Vertrauen wieder zu stärken.

In Hamburg selbst war die Zeit um den Jahreswechsel von einiger Unruhe geprägt, und nicht nur im Schanzenviertel und auf St. Pauli stellte sich die Frage, wie das berechtigte Interesse der Bürgerinnen und Bürger an einem friedlichen Miteinander in gegenseitigem Respekt am besten gewährleistet werden kann. Auch wenn ich Verständnis dafür habe, dass Polizeikontrollen für die Anwohner nicht angenehm sind. Nach meiner festen Überzeugung hat die Polizei aber besonnen und umsichtig gehandelt. Für Reisewarnungen ausländischer Stellen besteht kein Anlass: Hamburg ist und bleibt eine sichere Stadt.

Meine Damen und Herren,
Hamburg ist stolz auf seine Vielfalt und gehört zu den weltweit größten Konsular-Standorten. Wir haben diese Tradition im 17. Jahrhundert begonnen, die ersten konsularischen Vertreter kamen aus Österreich, den Niederlanden, Frankreich und Spanien.

Etwa 100 konsularische Vertretungen sind heute an Elbe und Alster präsent. Sie pflegen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Ländern, bereichern die Außenwirtschaft der Stadt und sorgen für Austausch zwischen den Menschen und den Ländern.

Da gibt es die offizielle Seite, die den Hamburgerinnen und Hamburgern aus aller Welt das Leben sehr erleichtert, weil sie nicht eigens nach Berlin fahren müssen. Von besonderem Wert aber ist der persönliche Kontakt, den die Konsulate eröffnen: Sie als Konsul oder Konsulin vertreten Ihr Land. Sie sind dabei nicht nur Repräsentanten, sondern auch eine Stimme von Gewicht, eine Perspektive, die die Stadt bereichert.

Das Prinzip des Konsularischen, die freie Kommunikation und der geschützte Zugang zum Zweck der Förderung von Wirtschaft und Kultur haben unsere Stadt beflügelt: Hamburg ist ein Ort, an dem unabhängig von Politik und Weltanschauung der Austausch von Gedanken und Erfahrungen ebenso selbstverständlich ist wie der von Gütern.

Seinen Ruf als Weltstadt, als eine für die Welt offene Stadt bewahrt Hamburg, weil es gelingt, diesen Anspruch nicht nur zu formulieren, sondern auch mit Leben zu erfüllen. Eine wertvolle Rolle dabei spielen Sie.

Das konsularische Korps ist ein Geflecht aus ökonomischen Vernunft, politischer Verantwortung und persönlichen Beziehungen hoch engagierter Menschen.

Einige von Ihnen sind schon seit vielen Jahren dabei. So etwa Honorarkonsul Ellerbrock, der 2014 sein 40-jähriges Dienstjubiläum als Vertreter für Sri Lanka feiern wird.

Auch die an Dienstjahren jüngeren Konsuln von Peru (Konsul Espinosa mit 5 Jahren), von Madagaskar (Honorarkonsul Koll mit 15 Jahren), von Sambia (Honorarkonsul Schwarzkopf mit zehn Jahren), von El Salvador (Honorarkonsul Darboven mit ebenfalls zehn Jahren) und von Uganda (Honorarkonsul Prof. Dr. Dietrich mit fünf Jahren) können mit Stolz auf die vergangenen Jahre zurück blicken. Ich danke Ihnen für ihr beständiges Engagement.

Eine besondere Dynamik bringt immer wieder der Wechsel an den Spitzen der Konsulate. In den Vertretungen von Ecuador, Russland, Iran, Portugal, der Türkei, den USA, Frankreich, Panama, Venezuela sowie Japan und Indien wurde die Verantwortung für die Berufskonsulate in neue Hände gegeben. Der Generalkonsul von Japan, Herr Fukagawa, und der stellvertretende Generalkonsul der Republik Indien, Herr Dr. Nair, sind so frisch dabei, dass ich sie hier das erste Mal persönlich begrüßen kann. Herzlich willkommen!

Die vielen Konsulate sind ein Beleg für die Attraktivität unserer Stadt und für ihre guten Beziehungen. Ein Konsulat einzurichten und zu erhalten ist zugleich Investition und Statement des Entsendelandes. Die Freie und Hansestadt Hamburg schätzt dieses Vertrauen und dieses Engagement in hohem Maße.

Wir wissen, dass die Europäische Integration und auch die Notwendigkeit von Einsparungen eine Herausforderung für die Präsenz von Konsulaten ist. Der Senat wirbt aktiv im In- und Ausland für den Erhalt der bestehenden und die Einrichtung neuer Konsulate. Wir stehen dabei in einem Wettbewerb mit Frankfurt und Berlin, den wir auch weiterhin souverän meistern werden. Denn Hamburg ist eine wachsende und aufstrebende Stadt mit prosperierender Wirtschaft, hervorragender Infrastruktur und hohem Freizeitwert.

Die bisweilen beklagten Veränderungen in den Konsulaten namentlich die Hinwendung zum Honorarkonsul hat aber auch eine überaus positive Seite: Hamburger Bürgerinnen und Bürger interessieren sich zunehmend für diese ehrenamtliche Aufgabe. Sieben neue Honorarkonsulinnen und Honorarkonsuln konnten wir 2013 gewinnen. Honorarkonsul zu sein, das ist Ausdruck einer Ehrung und das Ergebnis doppelter Prüfung. Denn hier sind Persönlichkeiten gefragt, deren Eignung von zwei Ländern bestätigt wird.

Ich freue mich über die Neueröffnung honorarkonsularischer Vertretungen für die Mongolei, Malawi, Tansania, Ruanda und Tadschikistan sowie die neue Form der Konsulate von Dänemark und Finnland sowie die erfreuliche Wiedereröffnung des Konsulates von Kasachstan.

Dass das Korps der Konsulinnen und Konsuln eine eigenständige Kraft ist, verdanken wir besonders dem Doyen des Konsularkorps, Herrn Fernández Salorio aus Argentinien. Mit seiner besonnenen, freundlichen und wertschätzenden Art haben Sie, Herr Konsul, wesentlich dazu beigetragen, die Neuankömmlinge im Konsularkorps zu integrieren, stabile Netzwerke zu schaffen und den Austausch mit der Stadt weiter zu intensivieren. Ich möchte Ihnen, Herr Doyen Fernández Salorio, für Ihr Engagement an dieser Stelle ausdrücklich danken!

Als im Mai vergangenen Jahres das zweite Mal zur Langen Nacht der Konsulate eingeladen wurde, konnten Hamburgerinnen und Hamburger einen persönlichen Eindruck davon gewinnen, was bilateraler Austausch alles bedeutet: Sie sind Anwälte, Berater und Experten für den Dialog. Sie kümmern sich um Menschenrechte und zeigen soziales Engagement. Sie gelten als Ansprechpartner und Interessenvertreter der Wirtschaft und sind doch vor allem Übersetzer: Sie vermitteln zwischen Gesellschaften und Kulturen entsprechend dem Wortsinn der lateinischen Titels für den höchsten römischen Staatsbeamten: Consul heißt nämlich wörtlich Berater, und das trifft Ihre Funktion, meine Damen und Herren, ziemlich genau.

Bilaterale Konsultationen ganz anderer Art wiederum ermöglichen die Städtepartnerschaften. Sie bieten unmittelbaren Austausch für Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Und da freuen wir uns im neuen Jahr auf gleich mehrere Jubiläen.

Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle das 25. Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Osaka, das wir am 11. Mai feiern können. Die Tradition ist sogar noch älter, denn schon 1910 wurde in Hamburg das erste Generalkonsulat Japans in Deutschland überhaupt eröffnet. Rund 100 Unternehmen, mehr als 2.300 japanische Einwohner in Hamburg und das japanische Konsulat an zentraler Stelle hier am Rathausmarkt sind gute Zeichen für die Fortsetzung dieser Tradition.

Ein weiterer Höhepunkt ist das 20-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Chicago, das sicherlich auch die Generalkonsulin Corbett aus den USA mit ihren Mitarbeiterstab begleiten wird. Und wir feiern die 25-jährige Partnerschaft mit der Stadt León in Nicaragua, der sich mehr als 26.000 städtische Beschäftigte über die Restcentaktion, bei der sie jeden Monat den Centbetrag ihres Gehalts für dortige soziale Projekte spenden, eng verbunden fühlen.

Meine Damen und Herren,
die Hamburgerinnen und Hamburger aus Altona, Bergedorf, Eimsbüttel, Mitte, Nord und Wandsbek sind stolz auf ihre Stadt und viele halten sie für die schönste der Welt.

Wer hingegen von den weit entfernten Regionen in anderen Kontinenten auf Hamburg blickt, sieht einen pulsierenden und zugleich passageren Ort, ein Zentrum des Ankommens und Weiterreisens.

Beispiel Hamburger Hafen: 3,8 Millionen Standardcontainer wurden allein im ersten Halbjahr 2013 angeschifft und weiter geliefert. Der Hamburger Hafen ist der bedeutendste Umschlagplatz für Norddeutschland und Bayern ebenso wie für die Alpenländer und Osteuropa. Hamburg rangiert unter den weltweit 15 größten Containerhäfen. Da gibt es nicht nur in der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft eine ganze Menge zu tun.

Beispiel Wissensstandort: Hamburg zieht junge Leute aus allen Ländern an. 10.200 ausländische Studierende waren 2013 an Hamburger Universitäten und Fachhochschulen eingeschrieben, das ist jeder Neunte. Sie kehren kenntnisreich und mit vielen Erfahrungen in ihre Heimat zurück und werden dazu beitragen, dass die wirtschaftliche, technische und gesellschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern intensiviert wird.

Hamburg ist auch ein Sehnsuchtsort: Mehr als zehn Millionen Übernachtungen zählen unsere Statistiker pro Jahr, davon fast ein Viertel durch ausländische Gäste die sicherlich Millionen von Fotos schossen.

Und Hamburg ist auch eine Ankunftsstadt: Frauen, Männer und Kinder aus 180 Nationen leben bei uns, davon rund 513.000 mit Migrationshintergrund, insgesamt annähernd 30 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner.

Dazu gehören auch die Familien derjenigen, die in den 1950er- und 60er-Jahren im Rahmen der Anwerbeabkommen gekommen zu uns gekommen sind: Männer und Frauen aus Italien, Spanien, Griechenland, dem ehemaligen Jugoslawien, der Türkei, Marokko, Tunesien und das ist 2014 ganz wichtig aus Portugal. Gemeinsam feiern wir im Juni den 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Portugal und Deutschland.

Bei dieser Anwerbung soll es aber nicht bleiben. Wir haben das Anliegen, alle, die schon lange in dieser Stadt leben, als Staatsbürger zu integrieren.

Mit persönlichen Briefen habe ich bislang rund 75.000 Bürgerinnen und Bürger angeschrieben und zur Einbürgerung ermutigt; jeden Monat kommen Tausende hinzu. Und wir haben die Bearbeitung von Einbürgerungsanträgen effektiver gestaltet. Mit erfreulichem Erfolg: 3.747 Hamburgerinnen und Hamburger mit ausländischen Wurzeln haben bereits 2013 einen deutschen Pass erhalten.

Die größte Hürde für den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit ist für viele Menschen der Verlust der bisherigen Staatsangehörigkeit. Hamburg hat sich auf Bundesebene und insbesondere in den Koalitionsverhandlungen für die doppelte Staatsbürgerschaft engagiert. Auch das mit Erfolg: Im Berliner Koalitionsvertrag ist vereinbart worden, dass die Optionspflicht für Kinder abgeschafft wird.

Meine Damen und Herren,
Sie sehen, auch im Jahr 2014 haben wir allen Grund, die Internationalität der Stadt zu feiern und zu pflegen ich setze dabei fest auf Ihr Engagement! Mit Hilfe des von uns hochgeschätzten konsularischen Korps wird Hamburg alles tun, um seinem guten Ruf alle Ehre zu machen.

Ihnen, Ihren Familien und den Ländern, die Sie vertreten, wünsche ich ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr.

 

Es gilt das gesprochene Wort.