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20.02.2013

Grußwort zur 11. Hamburger Offshore Wind Konferenz

Sehr geehrter Herr Dr. Ahilan,
meine Damen und  Herren,

dass die Windenergie besonders offshore ein wichtiger Bestandteil der Energiewende ist, und dass diese Energiewende in ihrer Gesamtheit die größte industriepolitische Herausforderung zurzeit in Deutschland darstellt...

das muss ich vor diesem Zuhörerkreis nicht betonen. Dass die Stadt Hamburg an dieser Wende teilhaben, sie beschleunigen und von ihr profitieren will, beginnt sich auch herumzusprechen.

Ich will aber gern die Gelegenheit nutzen, bei dieser 11. Hamburger Offshore Wind Konferenz zu der ich Sie in Hamburg herzlich willkommen heiße unsere Position zu erläutern und zu bekräftigen.

Bekanntlich wird die Offshore-Windenergie inzwischen für fast grundlastfähig in der Stromversorgung gehalten. Die Kapazität von Offshore-Windparks ist vergleichbar mit der von konventionellen Großkraftwerken, bei hoher Volllaststundenzahl bis zu 4.500 im Jahr und damit geringerer Volatilität als Windenergieanlagen onshore und auch als die Stromerzeugung aus Photovoltaik.


Das Energiekonzept der Bundesregierung besagt denn auch, dass bis 2030 20 bis 25.000 Megawatt Offshore-Windstrom ins Netz eingespeist werden sollen. Bis 2020 sind als Zwischenziel 10.000 MW an installierter Leistung ausgegeben; die Branche selber erwartet realistisch derzeit 6 bis 7 Gigawatt bis 2020. Für den Zeitraum bis 2014/15, also relativ kurzfristig, stellen die Betreiber drei Gigawatt in Aussicht.

So weit, so gut. Was bedeutet das nun für unsere Region und für Hamburg? Für mich nicht mehr und nicht weniger als die Chance, und gleichzeitig die Aufgabe, dass wir eine zentrale Relaisstation der Energiegewinnung, -speicherung und
-verteilung in Deutschland werden.

Noch haben die eben genannten Zahlen einen kleinen Makel: Sie stehen erst mal nur auf dem Papier. Eingespeist werden und die Wirtschaft antreiben können die Windstrommengen erst, wenn es auch funktioniert, den Strom dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird. Das ist teilweise weit von unserer Küstenregion entfernt der Fall.

Und gerade dort, ich spreche jetzt von Bayern und Baden-Württemberg, muss nach dem endgültigen Atomausstieg ein Anteil von etwa 50 Prozent an der Nettostromerzeugung kompensiert werden, denn Verbrauch und Nachfrage werden nicht sinken. Da sind der Norden und Nordosten mit ihrem Windstrom gefordert.

Wenn wir es hinbekommen, wenn die Übertragungsnetze stehen, sind die Aussichten glänzend, auch für die Küstenregion. Im Energiekonzept der Bundesregierung wird ihr ein Wachstumspotenzial von bis zu 7.000 Arbeitsplätzen zuerkannt und den Offshore-Zubau veranschlagt sie mit einem Umsatz von rund 100 Milliarden Euro. Entsprechende Arbeitsplatz- und Wertschöpfungsvorteile kann man in Hamburg und auch den Küstenstandorten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen erwarten, die sich als Offshore-Häfen und -Produktionsstätten entwickeln.

 

Die Prognos AG hat voriges Jahr im Auftrag des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg ermittelt, dass das bereinigte Beschäftigungswachstum der Branche im Zeitraum von 2008 bis 2011 in der Metropolregion Hamburg rund 56 Prozent betragen hat. Insgesamt arbeiteten voriges Jahr in der Metropolregion in 1.466 Unternehmen bereits etwa 24.700 Personen, davon etwa 14.500 in der Stadt Hamburg. Ein weiteres Arbeitsplatzwachstum von 40 Prozent bis 2015 wird erwartet.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

Hamburg ist als Industriestandort mit eigenem hohen Verbrauch auch selber daran interessiert, Strom sicher, zu wettbewerbsfähigen Preisen, umwelt- und klimaverträglich zu beziehen. Das traditionelle Zieldreieck gilt mehr denn je vor dem Hintergrund der Stromkostensteigerungen, die bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich aus der Energiewende folgen.


Andererseits sozusagen komplementär eröffnet die Offshore-Windenergie neue Möglichkeiten für nachhaltiges Wirtschaftswachstum im industriellen Sektor. Die Technologien und Verfahren, die in der deutschen AWZ (= ausschließlichen Wirtschaftszone im internationalen Seerecht) erprobt werden, bieten die Chance, weltweit nachgefragte Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

 

Hamburg und die Metropolregion können sich hier hervorragend positionieren: als Standort der Windenergie-Branche und von speziellem Know-how bei spezialisierten Dienstleistern, aber auch generell im Fachkräftemarkt.

 

Hamburg erfährt Wachstum durch den Ausbau der Offshore-Windenergie. Unternehmen der Branche siedeln ihre Zentralen, ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hier an, weil sie die  Standortbedingungen einer internationalen Metropole brauchen.

 

Viele große und bedeutende Unternehmen der Windenergie-Branche und ihrer Zulieferer sind bereits vor Ort: Vestas, Nordex, General Electric, Siemens oder zahlreiche spezialisierte Unternehmen aus dem Finanz-, Logistik- oder Projektierungsbereich.


Dieser Prozess wird durch den Cluster Erneuerbare Energien Hamburg intensiv unterstützt. Er hat seit seiner Gründung 09/10 ein nachhaltiges Wachstum gezeigt und entfaltet Wirkung mit aktuell 170 Mitgliedsunternehmen und internationalem Renommee in der Erneuerbare-Energien-Branche.

 

Highlights wie die German Renewables-Konferenz und die Vergabe des German Renewable Award werden auch 2013 für große Aufmerksamkeit sorgen und die gute Arbeit der(EEHH) GmbH lässt ein Wachstum des Clusters bis Ende des Jahres auf gut 190 Mitglieder erwarten.

 

Nun zu dem kurzen, lästigen Wort wenn. Wir wissen, dass der Ausbau der Offshore- Windenergie in zeitlichen Verzug geraten ist; dies vor allem durch Probleme beim Ausbau der Übertragungsnetze.

Der Netzbetreiber TenneT TSO GmbH für den Netzanschluss in der Nordsee zuständig ist seit geraumer Zeit durch Finanzierungsprobleme nicht in der Lage, zugesagte Netzanschlüsse fristgerecht zu realisieren. Dazu kommen technische Probleme und zeitliche Verzögerungen bei bereits beauftragten Netzanschlüssen.


Technisch haben die Verzögerungen auch mit den Hochspannungsgleichstrom-Übertragungssystemen zu tun, die aufgrund der großen zu überbrückenden Distanzen verwendet werden müssen. Dass Offshore-Anlagen in Deutschland erheblich weiter entfernt von der Küste errichtet werden als in anderen Ländern, hat spezifische Gründe, die die Schifffahrt, den Naturschutz, die Landes- und Bündnisverteidigung, Fragen der touristischen Nutzung und die Belange von Anwohnern, insbesondere auf den Inseln betreffen.


Zu reden war, und wird sein, über Verzögerungen durch Probleme in der Finanzierung der geplanten Offshore-Windparks. Der Bundesrat hat im Dezember auf Antrag Hamburgs einen Beschluss zum so genannten Stauchungsmodell gefasst und die Bundesregierung aufgefordert, in der angekündigten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes dieses so zu optimieren, dass die bislang projektierten Windparks trotz der entstandenen zeitlichen Verzögerungen noch von dieser Förderung profitieren können.

Hinzu kommt die für einige Offshore-Windparks unklare Situation bis zur konkreten Umsetzung des beschlossenen Systemwechsels im Offshore-Netzanschluss-Regime. Dies betrifft nach Angaben der Unternehmerseite circa 5,4 Gigawatt der 2. Ausbaustufe ab 2014/15. Der Systemwechsel besteht in der Einführung eines Offshore-Netzentwicklungsplans an Stelle des bisherigen individuellen Netzanbindungsanspruchs. Der Entwicklungsplan wird Standort, Größe und Realisierungszeitpunkt künftiger Netzanschlüsse verbindlich festlegen.

 

Weiter im Gespräch ist in diesem Zusammenhang eine Beteiligung der KfW-Bank an der Finanzierung von Offshore-Netzanschlüssen.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

wo Probleme sind, finden sich Lösungen oder man führt sie herbei. Mit einer Änderung des Energie-Wirtschafts- Gesetzes sind im Dezember 2012 die Voraussetzungen geschaffen worden, dass TenneT seine Finanzierungssituation verbessern kann. Wichtig waren in diesem Zusammenhang der genannte Systemwechsel und deutlich verbesserte Haftungsbedingungen.


Ein erster Erfolg dieser Maßnahmen zeigt sich im Einstieg der Mitsubishi Corporation bei vier Netzanschlüssen, deren Finanzierung nunmehr gesichert ist; zudem ergeben sich für TenneT finanzielle Spielräume für den Bau weiterer Netzanschlüsse, wenn weitere Partner einsteigen.

 

Eine grundsätzliche Entspannung der Anschlusssituation müssen wir abwarten; nicht alle Probleme im technischen Bereich sind gelöst.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

der Hamburger Senat hat sich, wie angedeutet,  intensiv gemeinsam mit den anderen norddeutschen Bundesländern für die Offshore- Windenergie eingesetzt und er wird beharrlich an dem Thema dranbleiben.

 

Eine gemeinsame norddeutsche Positionierung zum Thema ist notwendiger denn je.

Der Hamburger Senat sieht Auswirkungen des Offshore-Ausbaus in weiten vitalen Bereichen, eingeschlossen den Schiffbau und die norddeutsche Hafenentwicklung.

Ich wünsche Ihnen eine inhaltsreiche Konferenz und uns gemeinsam jede Menge Rückenwind.

 

Es gilt das gesprochene Wort.