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16.01.2012

Grußwort zur 2. Jahrestagung des Climate Service Center

 

Sehr geehrter Herr Prof. Brasseur,

sehr geehrter Herr Präses Melsheimer,

sehr geehrte Damen und Herren,


wie wird der Weinjahrgang 2040? Das scheint keine besonders akute Frage zu sein. Aber wer in jüngerer Zeit die Webseite des Climate Service Centers besucht hat, weiß von der neuen Studie deutscher Wissenschaftler zu diesem Thema.


Was hat Weinanbau mit Klimaforschung zu tun? Wenn an der oberen Mosel untersucht wird, ob sich Austrieb und Blüte dieser Kulturpflanze durch Klimaänderungen zeitlich verschieben, dann mag das zunächst nur für Winzer und Weinhändler eine Bedeutung haben. Aber die Frage wurzelt tiefer.  


Das ZEIT-Magazin hat schon vor zwei Jahren eine Kartenskizze veröffentlicht, die zeigen sollte, wie sich die Weinanbaugebiete in Europa möglicherweise nach Norden verschieben werden. Demnach könnte es sein, dass in Dänemark und Südschweden in dreißig Jahren ein guter Tropfen gekeltert wird, während in vielen Regionen am Mittelmeer dieser Wirtschaftszweig bis dahin buchstäblich austrocknet.


Den ersten Teil dieser Voraussage mag man noch spaßig finden, der zweite ist es mit Sicherheit nicht.

Der Desertec-Weltatlas zu den erneuerbaren Energien, vor wenigen Tagen in Hamburg vorgestellt, benennt den Zusammenhang. Der Klimawandel beschleunigt, unter anderem, die Ausbreitung von Steppen und Wüsten. Sehr wahrscheinlich wird Wasserknappheit ein zunehmendes Problem sein und die Sahelzone ist uns näher als wir denken. Schon jetzt wandern viele Menschen nach Norden und versuchen, auf lebensgefährlichen Wegen über das Mittelmeer Europa zu erreichen.


Sie sehen, ich habe das Thema mit dem Eingangsbeispiel nicht verniedlichen wollen. Der Klimawandel betrifft auch Europa und er betrifft in Europa auch die Regionen, die selber glauben, mit den Folgen umgehen zu können.


Ich hätte auch das Beispiel Tourismus wählen können. Marokko, zum Beispiel, und andere Länder Nordafrikas unternehmen auf diesem Gebiet große Anstrengungen. Der Klimawandel kann auch da manches wieder zunichtemachen, während sich an unserer Nord- und Ostsee selbst die härtestgesottenen Camper, die bei jedem Wetter dort sind, auf verlässlichere Sommer freuen.


Aber bringt der Klimawandel uns die überhaupt? Oder was bringt er welcher Region mit welcher Wahrscheinlichkeit? Worauf haben wir uns einzustellen und vorzubereiten? Und zwar je nachdem, welchen Einfluss zum Beispiel eine gelingende Energiewende in Deutschland noch haben kann?


Dass alle Anstrengungen den Klimawandel der ja längst stattfindet nicht mehr verhindern, wohl aber abmildern können und auch müssen, das ist weitgehend Konsens. Viel mehr als das aber auch nicht.


Gesichertes Wissen, haben wir davon eigentlich mehr als die Menschen in der Sahelzone Wasser? Die Frage mag provozierend sein. Tatsache ist, dass die Klimaforschung ein sehr polyphoner Wissenschaftszweig ist, auch in Deutschland. Muss er vielleicht auch sein, denn die Prozesse, die es zu erforschen gilt, sind komplex und die Ansprüche der Öffentlichkeit auch der Politik an die Verwertbarkeit hoch.


Eben darum freue ich mich, dem Climate Service Center zu seinem zweijährigen Geburtstag hier in Hamburg zu gratulieren.

 

Hamburg ist der Standort für  Exzellenz in Klimafragen. An unserem Klimacampus arbeiten Experten verschiedenster Fachbereiche rund um das Exzellenzcluster CliSAP. Wir sind Standort des Deutschen Klimarechenzentrums und wir haben durch das Climate Service Center vor allem an Vermittlungs- und kommunikativer Kompetenz gewonnen.


Die Aufgabe des Centers ist nicht in erster Linie die, selbst zu forschen, sondern die Vernetzung und die  Aufbereitung von Klimawissen für die Nutzer. Dass mit Ihnen, Herr Brasseur, ein weltweit renommierter Klimawissenschaftler das Center leitet, hat die Erwartungen natürlich hoch gesteckt und Hamburgs Ruf auf dem Gebiet der Klimawissenschaften gestärkt.

Die Metropolregion Hamburg besitzt mit KLIMZUG-Nord den größten Klimzug-Verbund zur Klima-Anpassungsforschung in ganz Deutschland. Die KLIMZUG-Verbünde werden ebenfalls durch das CSC unterstützt.

  

Verstärkt haben Sie sich dadurch, dass die regionale Klimaforschung aus dem Max-Planck-Institut für Meteorologie unter Leitung von Frau Prof. Jacob komplett mit Mann und Maus zu Ihnen gewechselt ist.

 

International koordiniert das CSC unter Leitung von Frau Prof. Jacob derzeit ein sehr großes EU-Forschungsprojekt mit 30 Partnern und 6,5 Millionen Euro zum Thema  Auswirkungen und Chancen für Europa bei 2° globaler Erwärmung. Dieses Projekt erforscht alle Aspekte des 2-Grad-Zieles, also auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und sozialen Veränderungen, die erforderlich sind, um dieses Ziel überhaupt erreichen zu können.


Meine Damen und Herren,

 

 

in Hamburg ist schon vor zwanzig Jahren über Klimaschutz nicht nur geredet worden, sondern es haben sich Senat und Bürgerschaft bereits intensiv damit befasst. Das neue Konzept des Senats zur Energiewende, das wir der Bürgerschaft und der Öffentlichkeit jetzt präsentiert haben, fußt auf vielerlei Erfahrung und gewonnenem Wissen.

 

Klimapolitik muss sich aber mit beiden Aspekten beschäftigen: mit dem Versuch, dem Klimawandel entgegen zu wirken und ihn abzumildern, und gleichzeitig mit dem Management der Klimafolgen, die schon nicht mehr zu vermeiden sind.

 

Der Senat hat in der Woche vor Weihnachten deshalb auch beschlossen, dass Hamburg eine eigene Strategie zur Anpassung an den Klimawandel erarbeiten wird.

 

Wie gesagt: Das große Thema Klimawandel ist ein weites Feld und keines, auf dem man besonders weit kommt, wenn man im Ungefähren herumtappt. Wir wissen, dass frühere Visionen und Prognosen nicht immer hilfreich waren. Wenn ein Eisbär und ein Pinguin, auf einer Eisscholle treibend, nach unten schauen und rätseln, ob sie gerade über Hamburg oder Bremen hinweg treiben man erkennt den Michel, also ist es Hamburg dann ist das aus heutiger Sicht eine lustige Zeichnung. Vor zehn Jahren allerdings glaubte man noch an derartige Katastrophenszenarien als Folge des Klimawandels. Ob sie unbedingt zum konkreten Handeln angereizt haben, oder eher zur Resignation, oder auch zum Spott über den Klima-Hokuspokus, sei dahingestellt.


Dass wir heute weiter sind, dass wir klarere Vorstellungen von dem haben, was kommen kann und was dagegen zu tun ist, das verdanken wir der seriösen Klimaforschung, für die Hamburg weiterhin ein starker Standort sein will.

 

Ich gratuliere dem Climate Service Center auch zu den neuen Räumlichkeiten im Chilehaus, durch die Sie jetzt zentral in bester Lage zu erreichen sind.

Für die kommenden zunächst drei Jahre Ihres Wirkens wünschen wir Ihnen viel Erfolg und uns gemeinsam weiterhin eine gute und konstruktive Zusammenarbeit.

 

Es gilt das gesprochene Wort.