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16.03.2015

Grußwort zur Einweihung des Kunst- und Mediencampus Finkenau

 

Sehr geehrte Frau Professor Otten,
sehr geehrter Herr Gerber,
sehr geehrter Herr Alleymer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

vor zwölf Jahren haben wir begonnen, den Mediencampus Hamburg aufzubauen. Heute darf ich sagen: Das Projekt ist gelungen und sogar zu einem gewissen Abschluss gekommen auch wenn ein solcher Campus nie ganz fertig, sondern immer im Werden begriffen ist.

 

Zwölf Jahre da kann man sagen: Es war ein langer, aber kein zu langer Weg, und der Einsatz hat sich gelohnt. Ein neues Haus das ist immer mehr als nur zusätzlicher Platz. Ein neues Haus ordnet auch das, was in dem Haus geschieht und zu tun ist, bis zu einem gewissen Grad neu. Das gilt in besonderem Maße für diesen Erweiterungsbau, der dem bereits Vorhandenen noch einmal etwas hinzufügt und gleichzeitig Altes so miteinander verbindet, dass neue Nutzungs- und Kommunikations-Möglichkeiten entstehen.


Ein großzügiger Veranstaltungsraum, dazu eine Mensa mit Cafeteria und Dachterrasse wie gut, dass jetzt selbst in Hamburg das Frühjahr ankommt. Und mitten drin, im Zentrum des Gebäudes, die Bibliothek, in welcher verschiedene Bestände zusammengeführt werden: Mit dem neuen Haus erhält der Campus für seine recht unterschiedlichen Bereiche ein kommunikatives Zentrum. Man spürt es gleich, wenn man das Gebäude betritt: Dieses Haus wurde gebaut, damit junge Leute gemeinsam arbeiten, lernen, forschen und einander begegnen können.


Das ist die eine Seite. Die andere: Auf 3.600 qm Nutzfläche haben zahlreiche Labore und hochmoderne Studios für Ton und Video, zeitbezogene Medien und Virtuelles Platz gefunden. Von dieser Ausstattung wird nicht nur die Fakultät Design, Medien, Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die zu den Hauptnutzern zählt, begeistert sein.


Technische Hochleistung menschliches Maß. Dieses Prinzip ist auch in der Architektur sichtbar: Der Campus begnügt sich nicht damit, die starke, von Fritz Schumacher geprägte Tradition zu bewahren und irgendwie umzuwidmen. Die Architekten haben das Ensemble alter Bauten selbstbewusst weiterentwickelt, so dass der Campus auch in seiner Ästhetik unseren heutigen Bedürfnissen und unserem Lebensgefühl entspricht.


Der Erweiterungsbau ist damit nicht nur im Sinne der Campus-Gründer gelungen. Er entspricht in erster Linie denen, die ihn nutzen werden. Ich danke allen, die an seiner Planung und Entstehung beteiligt waren und die ihn jetzt mit Leben füllen.


Für Hamburg ist der Mediencampus Hamburg eng mit unserem Selbstverständnis als Medienstadt verbunden. Medienstadt heißt zum einen in einem klassischen Sinn: Wir finden es wichtig, Heimat großer renommierter Verlage zu bleiben. Dass sich in Hamburg angeblich nur Pfeffersäcke zuhause fühlen, ist ja ein geliebtes, aber arg verstaubtes Vorurteil. Vielmehr ist uns sehr bewusst, dass eine weltoffene Metropole nicht zuletzt von ihrem geistigen, auch publizistischen Reichtum lebt.


Gerade in Hamburg sind die Medien nicht nur ein Wirtschaftszweig unter vielen. Sie prägen maßgeblich die Selbstwahrnehmung und das Selbstbewusstsein der Stadt.


Medienstadt heißt aber auch: Stadt im Medienwandel. Und damit ist viel mehr gemeint, als dass traditionelle Presseverlage und Sender digitale Strategien entwickeln oder sich hier und da neue Modelle eines partizipativen Journalismus herausbilden. Der Begriff Medien bezieht sich hier in einem umfassenden Sinn auf die Vielfalt der Kommunikationsträger. Er versammelt Journalismus, Werbung, Illustration, Film, Medienkunst und Games unter seinem Dach.


Die stark technisch geprägten Innovationen entstehen in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen: in Agenturen oder Laboren genauso wie in Universitäten oder international aufgestellten Unternehmen. Interdisziplinäres Arbeiten in Projekten ist derart selbstverständlich geworden, dass es eigentlich keiner Erwähnung mehr bedarf.


Der Mediencampus in Finkenau ist Hamburgs Antwort auf den Medienwandel oder doch zumindest ein Teil dieser Antwort. Wobei Wandel ein etwas beschönigendes Wort ist. Treffender wäre es wohl, von Umwälzungen zu reden, denn die Veränderungsgeschwindigkeit ist enorm. Sich von dieser Dynamik nicht fortreißen zu lassen, sondern sie gezielt zu nutzen, ihr aber dort, wo es sinnvoll ist, auch zu widerstehen, gehört zu den Aufgaben heutiger Medienarbeiter. Immer wieder müssen sie eine Balance finden zwischen dem Kooperativen, Vernetzten und dem Eigenen das ist auch auf dem Campus spürbar.


Doch die Anstrengung lohnt sich. Für Hamburg ist der Mediencampus mehr als ein Vorzeigeprojekt von internationalem Renommee. Er ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die mediale Zukunft der Stadt. Um diese Entwicklung auch politisch voranzutreiben, hat der Senat den Medien auch in seiner Politik ein anderes Gewicht eingeräumt.


Gleich zu Beginn der vergangenen Legislaturperiode haben wir das Amt Medien in der Senatskanzlei eingerichtet und die Zuständigkeit beim Ersten Bürgermeister angesiedelt. Medienwirtschaft, Medienpolitik und Medienregulierung gibt es in Hamburg seither aus einer Hand. Ich spreche also heute auf dem Mediencampus Hamburg zu Ihnen nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Mediensenator.


In kaum einer anderen europäischen Metropole sind sämtliche Medienzweige so breit und stark aufgestellt wie in Hamburg: vom Buch bis zu den Games, von Zeitungen und Zeitschriften bis zu den Social Media Plattformen, von Musik und Film bis zum Design, von Radio und Fernsehen bis hin zu preisgekrönten Werbeagenturen. Dabei betrifft die Digitalisierung alle Medienzweige sie ist das gemeinsame Thema, das alle Medienmacher umtreibt.


Bei der Suche nach digitalen, aber auch wirtschaftlichen Strategien können die einzelnen Mediengattungen viel voneinander lernen: Journalisten von Werbern, Werber von Designern, Filmemacher von Spiele-Entwicklern. Hamburg will die Digitalisierung nicht anderen überlassen. Wir wollen diese chancenreiche Entwicklung nicht nur beobachten, sondern prägen. Wir wollen vorangehen. Dazu gehört, dass der Senat den Wandel aktiv begleitet und fördert unter anderem in Wissenschaft und Hochschule.


Meine Damen und Herren,
unsere mediale Zukunftsfähigkeit hängt erheblich von einer erstklassigen Aus- und Weiterbildung in den Medienberufen ab. Hamburg ist hier gut aufgestellt. Die Institutionen, an denen gelernt, geforscht und gelehrt wird, wissen die strukturellen Möglichkeiten zu nutzen: Private, staatliche, öffentlich-rechtliche Strukturen existieren neben Public-Private-Partnersphip-Modellen. Auch das fachliche Profil ist breit: Es reicht von künstlerisch bis wissenschaftlich, von praxisnah bis community-orientiert und unternehmerisch. Bei der Mediennutzung kann man beobachten, wie unsere Gesellschaft zunehmend lernt, sich in all dieser Unterschiedlichkeit zu orientieren und ihre Chancen zu finden.


Das klingt abstrakt, ist in Wahrheit aber konkret sichtbar: Wir dürfen gespannt sein auf einen Rundgang durch Studios und Gebäude mit 3D-Simulationen und Lichtdesign, Infrarot-Laserscannern und LED-Wänden, einem virtuellen Sound-Buch und vielem mehr. Ich bin mir sicher: Dieser Tag hält für uns alle noch manch neue Erfahrung parat.


Allen, die am Mediencampus Hamburg lernen, lehren und forschen, wünsche ich, dass sie sich von der heutigen Aufbruchsstimmung, dem Umfang der Bibliothek und den großartigen technischen Möglichkeiten beflügeln lassen. Denn nicht die Technik wird diesen Campus erfolgreich machen, sondern diejenigen, welche die Technik innovativ und kreativ zu nutzen wissen.


Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.