sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Sehr geehrter Herr Minister,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zur Einweihung des Windparks Global Tech I hier im Cruise Center HafenCity.
Global Tech I ist ein Teamwork der Spitzenklasse. Über Bundesländer und Landesgrenzen hinweg ist das Projekt geplant, finanziert und realisiert worden. Die Bremer steuern die Turbinen und von dort stammen sie auch, in Niedersachen erfolgt die Netzeinspeisung und hier in Hamburg liegt die Verantwortung für den Betrieb und die Steuerung des Windparks.
Auch die Finanzierung ist nur durch großartiges Teamwork gelungen: Das Projekt wird von der Global Tech I Offshore Wind GmbH getragen. Die Hauptinvestoren sind die Stadtwerke München, die hessische ENTEGA und die Axpo aus der Schweiz. Mit sieben weiteren Gesellschaftern haben sie die enormen Investitionskosten von 1,8 Milliarden Euro gestemmt. 16 Geschäftsbanken, die Europäische Investitionsbank und die KfW Bankengruppe konnten von dem Projekt überzeugt und begeistert werden.
Erstmalig wurden Offshore Windräder in 40 Meter Wassertiefe installiert. Und das 180 Kilometer vom Versorgungshafen entfernt und nicht nur einmal, sondern 80 Mal. Das ganze Logistikkonzept musste neu entwickelt werden. Bemerkenswert ist auch das aufwendige dreistufige Schallschutzverfahren, das die Bauarbeiten begleitet hat. Für die Schweinswale, die hin und wieder in dem Gebiet auf Fischjagd gehen, wurde in Abstimmung mit dem Bundesamt für Seeschiffart und Hydrographie das Projekt Big Bubble Curtain umgesetzt. 17 Millionen Euro sind für einen besseren Schallschutz investiert worden. Das hat sich gelohnt. Die Schweinswale tummeln sich schon wieder in ihrem Areal.
Global Tech gehört zu denen, die sich erstmalig weit auf das Meer hinauswagen. Dafür steht die 1. Die Eins steht auch für die vielen Aspekte der neuen Technologie, die hier und bei den Offshore-Pionieren der ersten Generationen insgesamt entwickelt werden.
In gemeinsamer Anstrengung und im Wettbewerb schaffen diese Pioniere ein Wissen, das nicht nur für die Windenergie, sondern auch für andere Branchen, den Standort und die Arbeitsplätze von großer Bedeutung ist.
Auf jede Seite, häufig sogar in jede Zeile der Berichte, kann man das Wort neu schreiben. Etwa, wenn es darum geht, wie ein Tripod von 900 Tonnen, der in mehreren Teilen angeliefert wird, im Meer verankert wird. Oder wenn Rotoren 92 Meter über dem Meeresspiegel an der Nabe befestigt werden.
Offshore-Windkraftanlagen sind Pionierarbeit von Entwicklern, Ingenieuren, Monteuren und vielen anderen Fachkräften. Das zeigen schon die Fotos von den Errichtungsphasen. Und sie zeigen auch: Das ist harte Arbeit. Wer auf den Anlagen arbeitet, sollte so wenig Höhenangst haben wie Fähnrich Hornblower im Mastkorb und besser nicht so stark zur Seekrankheit neigen, wie Lord Nelson. Denn oft müssen die Teams mit dem Helikopter zu ihren Schichten geflogen werden.
Global Tech I, die Kenner und Kennerinnen kürzen das schon gerne in GTI ab, ist eine ganz besondere Offshore Anlage. Neu ist so gut wie alles, aufregend vieles, aber abenteuerlich wie die Geschichten der Entdecker und Eroberer der Weltmeere ist es dann doch nicht.
Denn all das Neue wurde zunächst an Computern entwickelt und simuliert. Auch auf der Umspannstation, das ist das Arbeitszentrum in der Mitte der 80 Windräder, wird mit modernster digitaler Technik gearbeitet. Kontrolle, kluge Vernetzung, Redundanz der Systeme und permanente Kommunikation auf technischer und menschlicher Ebene sorgen für Verlässlichkeit und kontinuierliche Leistung. Offshore Windkraft ist Hochtechnologie im Wissenszeitalter. Sie gehört symbolisch, strukturell und in ihrer gesamten Funktion zur zukunftsorientierten Gesellschaft. Das zeigt sich besonders in Hamburg.
Warum sind wir hier? heißt eine der großen Fragen der abendländischen Metaphysik. Eine Frage, die sich so mancher auch im Urlaub oder auf einer Party stellt. Warum sind wir hier?, könnte man auch heute fragen, aber diesmal ist es leicht zu beantworten:
110 Kilometer weit weg von der nächsten Küste liegt Global Tech I, so weit, dass die Anlage vom Strand aus gesehen, hinter dem Horizont versinkt. Aber hier, noch einmal 100 Kilometer weiter, mitten in Hamburg ist die Betriebsleitstelle des Windparks.
Hier in der HafenCity, genau genommen Am Sandtorkai 62, werden gewissermaßen die Schalter umgelegt. Allerdings spielen klassische Schalter kaum eine Rolle, allenfalls bei Kaffeemaschinen und Schreibtischlampen. Die Steuerung von Anlagen und Betrieb erfolgt digital an Computer-Arbeitsplätzen mit großen Überwachungsmonitoren. Allein über die Vorgänge an den Turbinen kommen täglich 2.500 Datensätze an.
Mit einem Kommunikationskabel auf dem Meeresgrund sind HafenCity und der Nordsee Windpark verbunden. Die Kommunikation erfolgt zudem über Seefunk, Tetra Betriebsfunk und Mobilfunkanlagen. Von Hamburg aus wird auch die Kommunikation mit den Schiffen und Helikoptern organisiert, die die Teams zur Station oder an Land bringen.
Auch direkte Einblicke sind möglich: Auf der Umspannstation, das ist das Arbeitszentrum in der Mitte der 80 Windräder, gibt es viele Kameras. Rund um die Uhr und jeden Tag, wird der Seeraum beobachtet, so dass man also von Hamburg aus in die Anlagen und auf die Nordsee schauen kann.
Ab September wird aus der HafenCity das Windpark interne Stromnetz geschaltet. Das heißt, die Zuschaltung jeder der 80 Anlagen auf das Festland-Netz wird dann von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern in der HafenCity gesteuert. Hamburg setzt die Leitung unter Spannung, damit Strom abfließt oder schaltet sie spannungsfrei, wenn es Zeit für die nächste Wartung ist.
Seit dem 27. Juli 2015 ist die letzte Anlage zugeschaltet, die meisten haben ihre Testphase hinter sich. Alle 80 Räder schicken jetzt Strom ins Netz von TenneT.
Bis Ende 2015, also schon in wenigen Monaten, wird vom Meer aus Strom von rund 3.300 Megawatt installierter Anlagenleistung produziert. Dafür sorgen Global Tech I und die anderen Offshore Parks. 3.300 Megawatt, das heißt, rund 3.8 Millionen Haushalte können zum Ende dieses Jahres Seewind-Energie aus der Steckdose bekommen.
3.8 Millionen Haushalte, das sind mehr Einwohner als München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg zusammen haben.
Aber eine Stadt braucht nicht nur den Strom für die Haushalte, sondern auch für die Wirtschaft, die Industrie und die Infrastruktur. Die Stadtwerke München haben sich vorgenommen, die Menge des Stroms, der dem gesamten Bedarf der bayerischen Hauptstadt entspricht, aus erneuerbaren Energien erzeugen. Als Hauptinvestor in Global Tech wissen die Stadtwerke, das geht nur mit Offshore-Energie und es braucht vernünftige Leitungen in den Süden der Republik.
Stromerzeugung und Stromverbrauch sind in Deutschland wie in einer Zugewinngemeinschaft organisiert. Ein Industrieland braucht die gemeinsame Einspeisung und die Versorgung über Regionen hinweg.
In den Verhandlungen für die Regierungsbildung auf Bundesebene sind solidarische Lösungen vereinbart worden, das ist auf Länderebene wenn auch auf die letzte Minute - bestätigt worden. Es gibt nun eine stabile Verständigung zwischen den norddeutschen Ländern und den mittel- und süddeutschen Ländern.
Meine Damen und Herren,
wir erleben jetzt die Höhepunkte der ersten großen Phase der Realisierung kommerzieller Offshore Anlagen.
Es gab Zeiten, da wussten wir, Stromproduktion mit Offshore-Windanlagen ist technisch möglich, es folgte die Zeit der Erprobung und der ersten Stromeinspeisungen. Nun gehen Monat für Monat neue Windenergieanlagen ans Netz. Es ist offensichtlich: Offshore Windenergie kann im großen Stil produziert werden. Bard Offshore I, Riffgat, Meerwind Süd und Ost, Nordsee Ost, Trianel Borkum, Baltic 1, Butendiek, DanTysk und jetzt Global Tech I sind die Beweise.
Die Offshore-Branche hat es in weniger als 15 Jahren geschafft, die industrielle Produktion küstenferner Windenergie zu realisieren. Offshore Windstrom liefert zuverlässig sehr viele Volllaststunden. Die Produktionszeiten sind kürzer geworden, Offshore Strom ist auf dem Weg kosteneffizienter zu werden.
Die Stromerzeugungskosten müssen weiterhin Stück für Stück gesenkt werden. Mitte des kommenden Jahrzehnts sollte Offshore-Energie ohne Subventionen am Markt angeboten werden. Das EEG hat einen sicheren Rahmen für die Zukunft gesetzt. Jetzt ist die Industrie gefordert, die technische Entwicklung weiter voranzutreiben.
Meine Damen und Herren,
das Wort Energiewende wird auch im internationalen Kontext als deutscher Begriff verwendet. Energiewende ist das kurze Wort für eine höchst komplexe Angelegenheit, sie ist wissenschaftlich, technisch und wirtschaftlich ambitioniert.
Deutschland ist eine der führenden Industrienationen, man weiß, wenn es hier gelingt, auf erneuerbare Energien umzustellen, dann setzt das Maßstäbe.
Vielen haben gefragt, wie das gelingen kann. Sie wissen, Bob Dylan hat schon 1962 gesungen: The answer ist blowing in the wind. Bob Dylan hat seinen Text in einer Kneipe geschrieben und die Energiewende ist weit schwieriger als es ein Folk-Song besingen kann.
Aber nun haben wir die Antwort auch in Stahl, glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) und mit entsprechender digitaler Vernetzung. Zum Beispiel mit Global Tech I. Der Windpark zeigt das enorme Potential dieser Technologie.
Ich danke den Investoren, den Unternehmen, den Technikerinnen und Technikern und auch den vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich in Politik und Verwaltung für dieses Projekt stark gemacht haben.
Global Tech I ist ein großartiger Erfolg.
Vielen Dank!
Es gilt das gesprochene Wort.