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29.09.2011

Grußwort zur Eröffnung des 19. Filmfestes Hamburg

 

 



Sehr geehrter Herr Wiederspiel,

sehr geehrter Herr Rasoulof,

sehr geehrter  Herr Staatssekretär,

sehr geehrte Vertreter des Diplomatischen
   und des Konsularischen Korps,

sehr geehrte Mitglieder der Hamburgischen
   Bürgerschaft,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

zu allererst möchte ich mich für die klare Vorgabe bedanken. Von 19 Uhr 52 bis 19 Uhr 57 reden zu sollen, das bewegt sich so gar nicht im Ungefähren oder Unverbindlichen. Jener Sphäre werden ja Künstler manchmal zugeordnet. Politiker auch.


Film ist Wahrheit, 24-mal pro Sekunde. Ein großes Wort eines großen Filmemachers, Jean-Luc Godard. Eine Rede, ein Grußwort kann da nicht mithalten. 300 Sekunden mal 24 Wahrheiten... Man muss nicht weit in die Tiefe der Erkenntnistheorie vordringen, um zu erkennen: Wahrheit kann hier nur in der Bescheidenheit liegen.


Über Godards großes Wort und darüber, was Wahrheit sei, im Film, im Leben, in der Politik ist mit Sicherheit schon unzählige Nächte lang diskutiert worden, an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Akteuren und Protagonisten.  Wahr ist, dass Film den Anspruch hat und ihn auf immer neue Weise einlösen will: unsere Lebensrealitäten künstlerisch auszuleuchten und dabei nach der Wahrheit zu suchen. Das 19. Filmfest Hamburg mit seinen 151 Produktionen wird viele neue Versuche zeigen, sich dem zu nähern.   

 

Meine Damen und Herren,

 

 

ich begrüße Sie alle sehr herzlich in Hamburg, hier im Cinemaxx, dem Kino mit der so interessant stabgereimten Adresse: Dammtordamm 1. Ich begrüße Sie mit der Bescheidenheit, die ein 300-Sekunden-Grußwort gebietet, und gleichzeitig mit Freude darüber, dass die Kinogänger in unserer Stadt durch das Filmfest in zusätzliche Bewegung und gespannte Erwartung versetzt werden.

 

Städte sind Laboratorien der Moderne und Hamburg experimentiert mit. Das zeigt sich beispielhaft auf einem Filmfest, auf dem Neues probiert und gezeigt wird. Gesellschaftliche Trends zeigen sich in Städten früher und oft dramatischer als anderswo. Im Film, seit es ihn gibt, gilt das genauso.

So muss es sein, denn ohne die kluge künstlerische Ausdeutung und Ausleuchtung wäre unser Leben leerer. Filmemacher thematisieren, wie alle Künstler, nicht zuletzt Konflikte und Brüche in unserem Zusammen- und Nebeneinander-, manchmal auch Gegeneinanderleben. Natürlich auch auf unsere Region, unsere Stadt bezogen. In der Sektion Nordlichter, um nur diese eine von elf hier beim Namen zu  nennen, werden solche Bilder und Töne dazugehören.

Gute Kulturpolitik kann nur in einer Atmosphäre gelingen, die durch eine solche kritische Auseinandersetzung geprägt ist. Nur dann entsteht ein Milieu, aus dem heraus Neues gedacht wird und Neues entstehen kann: wenn sie von einem Verständnis getragen ist für die Bedeutung der Kultur für Demokratie und Freiheit und unser Zusammenleben. Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung, das Filmfest mit einem sehr politischen, einem wie ich erwarte bedrückend schwer wiegenden Film zu eröffnen, dessen Kopie nur auf inoffiziellem Weg aus der Heimat des Regisseurs hierher gelangen konnte. Und freue mich deshalb besonders, den Regisseur, Herrn Rasoulof, hier zu begrüßen.


Meine Damen und Herren,

 

 

voriges Jahr hat Hamburg auf 30 Jahre erfolgreiche eigene Filmförderung zurückgeblickt. Der Blick nach vorn ist auch da erlaubt und notwendig und ich habe in meiner Regierungserklärung versprochen, dass wir die mittelfristig schwierige Haushaltslage jederzeit  im Blick dennoch den Negativtrend von Kürzungen, Streichungen und Schließungen umkehren, für Verlässlichkeit sorgen und Prioritäten setzen wollen.


Hamburgs Merkmal als führende Medienmetropole dass sämtliche Medienzweige mit breiter Brust und wirtschaftlich stark in der Stadt vertreten sind bezieht den Film ein. Strategisch wichtig ist der Mediencampus in der Finkenau mit exzellenter Infrastruktur auch für Hamburgs Jungfilmer. Und natürlich spielt das Filmfest Hamburg eine wichtige Rolle sowohl für die Stadt als auch für diejenigen, die sich von hier aus anschicken, sich eine Position in der Welt des Films zu erarbeiten. Vielen auch unter den hier Anwesenden ist das in überzeugender Weise gelungen.

Nicht vergessen will ich auch wenn das runde Jubiläum erst nächstes Jahr folgt die vielen Aufregungen und Highlights, für die das Filmfest Hamburg ebenso wie seine offiziellen und inoffiziellen Vorläufer schon gesorgt hat. Die Impulse, die es ausgelöst hat. Ihnen, Herr Wiederspiel, gilt mein Dank und ich glaube, der Dank der ganzen Stadt dafür, dass Sie die Tradition fortgesetzt und nun bereits seit acht Jahren so viele eigene Impulse hinzugefügt haben.


Meine Damen und Herren,

 

 

in älteren Filmen wurde das Verrinnen der Zeit oft durch im Schnelldurchlauf rotierende Uhrzeiger oder vom Winde verwehte Kalenderblätter symbolisiert. Ein 300-Sekunden-Grußwort braucht höchstens eine virtuelle Sanduhr. Mit Blick auf dieselbe werden Sie es mir nachsehen, dass ich zu weiteren Sektionen und Inhalten des Filmfestes nichts sage außer: schade, dass Einzelne nur einen kleinen Teil der 151 Filme werden sehen können. Dem Filmfest insgesamt wünsche ich viele Zuschauer! 
  

Das 19. Filmfest Hamburg verspricht uns, ich zitiere, ein Programmspektrum von cineastisch anspruchsvollen Arthouse-Filmen bis hin zum innovativen Mainstreamkino.

Ob so herum oder umgekehrt bestimmt sind auch innovative Arthouse- oder anspruchsvolle Mainstreamfilme denkbar auf jeden Fall wünsche ich allen Teilnehmern und allen Zuschauern, kurz: ganz Hamburg ein rauschendes Filmfest 2011.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort