Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrter Herr Professor Beba,
sehr geehrter Herr Schulz,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Siegeszug der Erneuerbaren titelte der Spiegel kürzlich und sprach von einer Zeitenwende. Zu Recht, denn zum ersten Mal hatten 2014 Wasser, Wind, Sonne und Biogas bei der Stromerzeugung die Nase vorn und waren mit 25,8 Prozent die wichtigste Elektrizitätsquelle. Vermutlich auch dank Elon und Felix, den beiden Dezemberstürmen.
Aber, um es leicht abgewandelt mit Fritz Reuter zu sagen: Wat den Eenen sin Nachtigall, ist den Annern sin Uhl'. Elon und Felix haben auch Grenzen aufgezeigt. Ihr All Time High der Windenergie hat die Netze bis an den Rand ihrer Kapazitäten ausgelastet. Es gibt also noch viel zu tun. Deshalb freue ich mich besonders, heute mit Ihnen den HAW-Energiecampus CC4E zu eröffnen.
Der genaue Titel lautet übrigens Competence Center für Erneuerbare Energien und Energie-Effizienz", für alle, die sich immer noch fragen, woher denn die vier E kommen. Oder ganz einfach Silicon Valley für erneuerbare Energien, wie Sie, Herr Prof. Beba, den HAW-Energiecampus nennen.
Die Bezeichnung ist nicht nur griffig, sie lenkt den Blick auf die zentralen Zukunftsaufgaben der erneuerbaren Energien: Den Bau und die Installation solcher Anlagen beherrschen wir. Nun müssen wir zeigen, dass wir das auch mit der Elektronik hinkriegen. Zum einen um die Ausfallrisiken für Windkraftanlagen zu vermeiden. Zum anderen müssen wir zeigen, dass wir das auch mit der optimalen Nutzung und Verteilung der Erneuerbaren Energien hinkriegen. Zu allen diesen Bereichen wird das Leuchtturmprojekt Energiecampus maßgeblich beitragen.
Und das gleich aus mehreren Gründen:
- Erstens bietet der Energiecampus die Möglichkeit, Forschung und Lehre am lebenden Objekt nämlich an fußläufig erreichbaren Windenergieanlagen zu betreiben. Damit betreten wir Neuland, denn ein solches Projekt mit Windenergieanlagen-Betrieb in Hochschulhand gibt es in Deutschland bislang nicht. Forschung und Lehre wird das einen erheblichen Schub geben.
- Zweitens ermöglicht es der Verbund von Windpark, Windlabor und Smart-Grid-Labor, die Systemintegration fluktuierender erneuerbarer Energien erheblich genauer zu untersuchen und zukünftig zu verbessern. Das gilt insbesondere für Windstrom, der für Hamburg und den gesamten norddeutschen Raum an erster Stelle steht. Durch die Anbindung an die Lehre wird zudem die Ausbildungsqualität an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg weiter erhöht.
- Drittens besteht die Einspeisemöglichkeit von Windstrom in die Hochspannungs-Freileitung zum Pumpspeicherwerk Geesthacht. Das bietet mit einer elektrischen Leistung von 120 MW die mit Abstand größte Kapazität in Norddeutschland, was zusätzliche Potenziale zur Erforschung der integrativen Verbindung von Windstrom mit Speichertechnologien eröffnet.
- Viertens sollen Ausgründungen und Start-ups aus der laufenden Forschung und Entwicklungstätigkeit am EnergieCampus hervorgehen.
- Und fünftens wird der EnergieCampus im Zusammenspiel aller Wissenschafts-Akteure Hamburgs einen wichtigen Beitrag für gemeinsame Hamburger und norddeutsche Initiativen und Projektanträge beim Bund und bei der EU leisten.
Das alles ist immens wichtig für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Freie und Hansestadt Hamburg. Erneuerbare Energien haben sich in den vergangenen Jahren mit großer Dynamik entwickelt. Forschung, Innovation und hochqualifiziertes Personal im Bereich der Erneuerbaren Energien sind unabdingbar, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und zugleich den Umstieg auf nachhaltige Formen der Energie zu schaffen.
Erneuerbare Energien sind ein zentraler Weg in eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Sie dienen dem Klimaschutz und erschließen Unternehmen vieler Branchen neue Geschäftsfelder, stoßen Innovationen an und schaffen Arbeitsplätze.
Deshalb wird das Projekt von der Behörde für Wissenschaft und Forschung und der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation in Hamburg mit 3,8 Millionen Euro unterstützt. Weitere 3,6 Millionen Euro kommen von den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, kurz EFRE, dessen Mittel im Rahmen der Prioritätsachse 1 Innovation und wissensbasierte Wirtschaft ausdrücklich für die Förderung des Auf- und Ausbaus von Kompetenzzentren und die Unterstützung des Wissens- und Technologietransfers vorgesehen sind.
Die HAW Hamburg ist auf diesem Gebiet ein wichtiger Player. Sie hat den Bereich Erneuerbare Energien zu einem wesentlichen Profilbereich von Lehre und Forschung entwickelt. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Arbeitsprogramms des Senats, den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben sowie die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation zu verbessern und zu diesem Zweck Forschungs- und Kooperationsflächen für Hochschulen, Unternehmen und innovative Existenzgründer zu schaffen.
Außerdem ist die HAW Hamburg Mitglied im Energieforschungsverbund Hamburg. In diesem Verbund haben sich fünf bedeutende Hamburger Hochschulen die Universität Hamburg, die Technische Universität Hamburg-Harburg, die Helmut-Schmidt-Universität, die HafenCity Universität und die HAW , 2012 mit Unterstützung der Behörden für Wissenschaft und Forschung, für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sowie für Stadtentwicklung und Umwelt zusammengeschlossen. Der Senat verfolgt damit das Ziel, die in Hamburg und der Metropolregion vorhandene wissenschaftliche Kompetenz sichtbarer zu machen, gezielt Fördermittel zu akquirieren und die Zusammenarbeit mit Unternehmen in Forschungsprojekten zu verbessern.
Das Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg, das die weitgefächerten Kompetenzen von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen in diesem Bereich bündelt, hat 2013 den Forschungsbedarf und die Wünsche wichtiger Mitgliedsunternehmen des Clusters abgefragt. Es hat außerdem damit begonnen, gemeinsam mit dem Energieforschungsverbund Hamburg und Unternehmen bedeutende Potenzialfelder im Bereich von Forschung und Lehre zu identifizieren.
Daraus soll eine Forschungsstrategie entwickelt werden, mit der Hamburg sukzessive mehr Profil im Bereich Forschung und Entwicklung für Erneuerbare Energien gewinnt, sich in diesem Feld national und international besser darstellt und klarer positioniert und sich so einen besseren Zugang zu Fördermitteln des Bundes und der EU schafft. Damit soll neben der Projektentwicklung und dem resultierenden Erkenntnisgewinn für die Beteiligten auch die Sichtbarkeit Hamburgs als Standort der Energieforschung insbesondere im Bereich der Erneuerbaren erhöht werden.
Meine Damen und Herren,
Hamburg ist ein führender Standort für die Erneuerbare-Energien-Branche. Das CC4E wird diese Position festigen und ausbauen und zusammen dem neugegründeten Fraunhofer Anwendungszentrum Leistungselektronik für Regenerative Energiesysteme die Attraktivität des Wissenschafts- und des Energie-Standorts Hamburg weiter steigern.
Mit den neuen Forschungsmöglichkeiten der Labore für Windenergie und Netztechnologie, z. B. Smart Grids, stehen der Clusterbranche aus Windenergie, Energietechnik und Energieversorgung zukünftig praxisrelevante Ergebnisse und damit hervorragende Wissenspotenziale für ihre Fachkräfte zur Verfügung.
Professor Hans-Jörg Bullinger, der ehemalige Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft hat 2011 daran erinnert, ich zitiere: Erfinden allein nützt nichts. Wir haben in Deutschland viel erfunden, aber nichts daraus gemacht.
Und er hat hinzugefügt: Wir dürfen bei der Innovation auf keinen Fall nach der Erfindung aufhören.
Das, meine Damen und Herren, deckt sich voll mit der Linie des Senats: Wir werden aus den hier entstehenden Innovationen etwas machen und gemeinsam einen wesentlichen Beitrag für die Energiewende leisten, und das nicht nur in und für Hamburg werden.
Ich freue mich schon jetzt auf Ihre Forschungsergebnisse und wünsche Ihnen viel Freude bei der Arbeit im neuen Energiecampus CC4E!
Vielen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.