Sehr geehrter Herr Kawczynski,
sehr geehrter Herr Präsident des European Roma
and Travellers Forum im Europarat Raducanu,
sehr geehrte Überlebende,
sehr geehrter Herr Weiss,
sehr geehrter Herr Konsul Arkhipov,
sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,
sehr geehrte Frau Larsen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
zum 75. Mal jährt sich in diesen Tagen die erste Deportation von Roma und Sinti aus Hamburg.
Ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie heute an diesen Ort gekommen sind, der an ein furchtbares Verbrechen erinnert.
Im Mai 1940 nahm die Kriminalpolizei Hunderte von Roma und Sinti fest. Sie wurden zunächst für mehrere Tage interniert zusammengepfercht im Fruchtschuppen C im Magdeburger Hafen.
Dann, am 20. Mai, wurden 910 von ihnen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen in der ersten Deportation nach Belzec verschleppt. Ausgangspunkt dieser Deportation war der ehemalige Hannoversche Bahnhof, von dem man hier vor Ort noch Spuren findet.
Hier begann für Tausende Hamburger Juden, Roma und Sinti eine Reise in die Katastrophe: Züge brachten sie in den folgenden Jahren bis 1945 in die Ghettos und Vernichtungslager von Belzec, Åodz, Riga, Minsk, Auschwitz und Theresienstadt.
Die allermeisten der Deportierten sollten ihre Heimat nie wieder sehen.
Der Hannoversche Bahnhof war als Ort der Deportationen in Hamburg in Vergessenheit geraten.
Das hat sich geändert: Bürgermeister von Beust eröffnete 2009 die Ausstellung In den Tod geschickt, die uns über die Deportationen von Juden, Roma und Sinti aus Hamburg 1940 bis 1945 informierte.
Ich möchte mich am heutigen Tag im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg ausdrücklich bei allen Vertretern der Rom und Cinti Union bedanken.
Unser Dank gilt besonders Herrn Rudko Kawczynski, Frau Helene Weiss, Herrn Tino Knudsen und Herrn Andre Lohse.
Auch dem Landesverein der Sinti in Hamburg e.V. danken wir. Hier möchte ich besonders Frau Ingrid Weiss und Herrn Arnold Weiss erwähnen.
Sie alle haben über viele Jahre den Prozess der Entwicklung eines Gedenkortes in der HafenCity sehr konstruktiv begleitet.
Und ich möchte heute die Zusage unterstreichen, dass der Erinnerungsort Denk.mal Hannoverscher Bahnhof explizit auch den Standort des ehemaligen Fruchtschuppens C am Magdeburger Hafen markieren wird, in dem die ersten Deportierten interniert waren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Besucher aus dem In- und Ausland kommen in die HafenCity, um sich dieses moderne Quartier anzuschauen.
Es markiert Hamburgs Dynamik, nirgendwo anders wird unser Aufbruch in die Zukunft so gut sichtbar.
Umso mehr ist es für uns als Hamburger und als Deutsche ein wichtiger Teil der Verantwortung vor den Opfern, den Überlebenden, jetzigen und kommenden Generationen, auch die Vergangenheit gerade dieses Ortes sichtbar zu machen.
Es darf dauerhaft keine blinden, oder gar retuschierten Flecken in unserer Stadt geben.
Deshalb ist es so wichtig, dass die Stadt und die Opferverbände gemeinsam auf dem Weg sind, eine Gedenkstätte für die Opfer der Deportationen zu entwickeln, einen Ort mit großer Symbolkraft.
Eine Studie der Forschungsstelle für Zeitgeschichte zum Deportationsgeschehen in Hamburg richtete unseren Blick auf den Lohseplatz als Vorplatz des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs.
Ein Kolloquium und ein Werkstattgespräch mit Vertretern der Institutionen und Verbände der Überlebenden und Hinterbliebenen whaben die Grundlagen gelegt, diesen Ort zu einem Erinnerungsort mitten in der neuen HafenCity zu entwickeln.
Die Landschaftsarchitektur ebenso wie das Informations- und Dokumentationszentrum sollen Mahnung sein und die Erinnerung wach halten.
Meine Damen und Herren,
Bundespräsident Richard von Weizsäcker benannte 1985 in seiner Rede zum 8. Mai 1945 unterschiedslos alle Opfer des NS-Regimes das war wichtig.
Hier, im Zusammenhang mit der Entwicklung einer Gedenkstätte am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof, wirken alle zusammen.
Die Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen des NS-Regimes und seine Opfer enthält zugleich den Aufruf für Gegenwart und Zukunft: aktiv an einem friedlichen Miteinander in einer vielfältigen, weltoffenen Gesellschaft mitzuwirken.
Es gilt das gesprochene Wort.