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20.02.2013

Grußwort zur Regionalveranstaltung des Zentralen Immobilien Ausschusses e.V.

Sehr geehrter Herr Dr. Mattner,

sehr geehrter Herr Wende,

meine Damen und Herren,

herzlich willkommen in Hamburg. Ich freue mich über die Gelegenheit, heute mit Ihnen zu diskutieren. Und zwar sehr gern über wie es in Ihrer Einladung seinerzeit hieß Gesamte Immobilienthemen Hotel, Logistik, Industrie, Büro und Wohnen in Hamburg.

Zurzeit liegt dem Hamburger Senat  der fünfte Punkt, das Wohnen, am meisten am Herzen. Das liegt an der vorgefundenen Situation: Die Stadt hat über zu lange Zeit zu wenig Wohnungen gebaut und die Folgen spüren wir jetzt.


Aber unabhängig von der aktuellen Situation gilt ja grundsätzlich das Wort von Herbert Weichmann:  

 

Am Wert der Wohnung wird der Lebenswert einer Stadt gemessen.


Der frühere Erste Bürgermeister hat das vor mehr als 40 Jahren festgestellt. Damals, in den 1960er und 70er Jahren, beherrschten schon einmal Wohnungsnot und Höchstmieten die Schlagzeilen. Heute ist wieder von Wohnungsbesichtigungen die Rede, bei denen sich unzählige Interessenten im Kampf um die wenigen Angebote auf die Füße treten. Und das, obwohl die Mieten in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Laut Ihrem Frühjahrsgutachten werden Wohnungen für Käufer und Mieter in Hamburg in diesem Jahr nochmals deutlich kostspieliger. Kein anderes Bundesland hat aktuell einen stärker ansteigenden Mietenspiegel.

 

Der Unterschied zu der Wohnungsnot der 60er Jahre: Es gibt heute bei einer Einwohnerzahl, die mit 1,8 Millionen wieder ungefähr gleich hoch ist gut 200.000 Wohnungen mehr. Aber wir wissen alle, dass die Veränderungen im gesellschaftlichen Gefüge zu anderen Wohnbedürfnissen geführt haben. Das ist der eine Punkt: die so genannte Versingelung, die nach viel mehr kleineren, aber qualitativ guten und erschwinglichem Wohnungen verlangt.

Für Familien geeignete Wohnungen wiederum verbleiben häufig in der Hand der langjährigen Wohnungsinhaber trotz des Auszugs der Kinder und dem Tod des Ehepartners. Derzeit fehlen uns nach manchen Berechnungen 30 40.000 Wohnungen in Hamburg.

 

Und dann kommt natürlich der andere Punkt dazu: dass unsere Stadt weiter wächst und dass genau das auch unser Ziel ist. 1,9 Millionen Einwohner oder noch mehr im Laufe des nächsten Jahrzehnts können es gut und gern werden.

Übrigens gibt es dafür außer Hamburgs eigener Attraktivität einen Grund, der immer deutlicher hervortritt. Neueste demografische Entwicklungen belegen, dass in Europa ein europäischer Arbeitsmarkt entsteht.

 

Von Rechts wegen gibt es schon den Arbeitsmarkt von 220 Millionen Beschäftigten in Europa. Und der wird sich auch im realen Leben immer mehr Bahn brechen, und nicht nur in eine Richtung. Wer in seinem Land keine zufriedenstellende Perspektive hat, geht woanders hin. Das führt zu Veränderungen. Wir können nicht einfach abwarten, wir müssen Gutes daraus machen.

 

Schon lange nenne ich Hamburg eine Ankunftsstadt. Denn was gibt den Ausschlag bei der Wahl des Wohnortes? Es sind die Lebensqualität und die Infrastruktur unserer Großstadt. Es ist das Umfeld aus Bildung und Wissenschaft, das interessante und vielfältige Kulturleben, die Vielfalt aus unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Talenten, Möglichkeiten. Dass es genügend Krippenplätze und gute Möglichkeiten für die Kinder gibt, in der Schule und später in der Ausbildung voran zu kommen.

 

Und natürlich ist es Hamburgs Weltoffenheit, die die Stadt so attraktiv macht.

Das waren und sind mehr als genug Gründe zu sagen: Wir bauen jetzt wieder Wohnungen. Es war eine der wichtigsten Entscheidungen des Senats, 2011 das wohl größte Wohnungsbau-Programm in Deutschland aufzulegen, und 6.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen. 8.731 sind voriges Jahr schon genehmigt worden.

 

Und vor allem müssen Wohnungen bezahlbar sein. Wir bauen ein Drittel geförderte Wohnungen, Sozialwohnungen, unter anderem in neu entstehenden attraktiven Lagen. Wir haben das städtische Unternehmen Saga GWG angewiesen, selbst wieder Wohnungen zu bauen. Und wir dürfen mit dieser Aktivität nie wieder aufhören, müssen sie mit großer Kontinuität in den nächsten Jahrzehnten forcieren.

Aber machen wir uns nichts vor: Wir machen uns auf einen steinigen Weg. Im wachsenden Hamburg zeigt uns die derzeitige Situation auf dem Wohnungsmarkt sehr deutlich, wie Hamburgs Attraktivität leidet, wenn es nicht ausreichend bezahlbaren Wohnraum gibt.

 

Schon heute sehen wir, dass sich fehlende Wohnungen als Wachstumsbremse erweisen können. Wenn wir zum Beispiel mit Leuten aus der Medienbranche reden, dann ist der Hamburger Wohnungsmarkt in der momentanen angespannten Lage ein veritabler Standortnachteil.

 

Alle, die wegen Job oder Studium nach Hamburg wollen, junge Familien, die eine größere Wohnung brauchen, Senioren, die sich verkleinern möchten oder Berufsanfänger, die aus ihrer WG in eine eigene Wohnung umziehen möchten, für sie alle unabhängig von ihrem Status oder Geldbeutel muss das Wohnen erschwinglich sein.

 

Hamburg hat aber viel zu lange zu den Städten gehört, die den Wohnungsbau vernachlässigt haben. Das ändern wir jetzt, auch mit Ihrer Hilfe!

 

Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, etwas zur aktuellen Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung der Wohnungspolitik in Deutschland zu sagen. Wir haben nicht vor, den Ast, auf dem wir sitzen, abzusägen. Zumal der ein gesundes Kernholz hat. Wir müssen aber zu einer Balance zwischen Wachstum und sozialem Ausgleich im Wohnungsbau kommen.

 

Die Länder werden unter der Federführung Hamburgs - eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Wohnraumvermittlungsgesetzes auf den Weg bringen. Bei der Maklercourtage soll zukünftig das Bestellerprinzip gelten! Danach soll der Vermieter, wenn er einen Makler beauftragt hat, die Courtage nicht mehr auf den Mieter abwälzen können.


 

Meine Damen und Herren,

 

 

Der gesamte Hamburger Wohnungsbestand betrug vor einem Jahr knapp 900.000 Wohneinheiten, darin sind die Einfamilienhäuser enthalten. Der Großteil dieser Wohneinheiten befindet sich in Mehrfamilienhäusern mit mehr als zwei Parteien.


Mit gut 70 Prozent sind die meisten Hamburger Wohnungen wiederum mit Einfamilienhäusern in Privatbesitz.

 

Die verbliebenen rund 30 Prozent teilen sich zu gleichen Teilen die städtische Wohnungsbaugesellschaft  SAGA GWG mit 128.000 Wohnungen sowie die  Wohnungsbaugenossenschaften mit ebenfalls 128.000 Wohnungen.

 

Gemeinsam mit vielen freien Wohnungsunternehmen können wir die Stadt deshalb auch unter sozialen Kriterien weiter entwickeln.

 

Das allerwichtigste Mittel, steigenden Mieten und steigenden Immobilienpreisen entgegenzuwirken, ist und bleibt der Wohnungsbau da sind wir einer Meinung.

Weil eine Meinung nicht reicht, sondern damit Taten folgen, haben wir die Rollen klar verteilt:

 

Erstens haben wir mit der Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnungsbau ein Gremium, das alle sechs Wochen den Wohnungsbau diskutiert, ihn bewertet und konkrete Entscheidungen trifft.

 

Zweitens haben wir unsere Bezirke, die sich um die konkreten Bebauungspläne und Genehmigungen kümmern. Dabei haben wir uns mit einem Vertrag zwischen Senat und den Bezirken auf gemeinsame Ziele geeinigt. Jeder der sieben Bezirke kennt sein Ziel und seinen Anteil an den 6.000 Wohnungen, darunter 2.000 Sozialwohnungen, die jährlich genehmigt werden sollen.

Das Potenzial der sieben Wohnungsbauprogramme liegt bei weit über 30.000 Wohnungen -  das reicht für mehrere Jahre. Im vergangenen Jahr haben wir, wie gesagt, 8.731 genehmigt, das ist der höchste Wert seit 15 Jahren und mehr als doppelt so hoch wie noch im Jahr 2008 (3.765).

 

Drittens haben wir mit der Wohnungsbaukreditanstalt eine bewährte Institution, die sich um die öffentliche Förderung kümmert.

 

Viertens kümmert sich das Immobilienmanagement das wir neu organisiert und in den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen umgewandelt haben um den Verkauf von Grundstücken für den Wohnungsbau und die Wirtschaftsförderung. Unser Ziel ist es, städtische Flächen noch schneller auf den Markt zu bringen.


Und schließlich koordiniert die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt die Förderprogramme, den Flächennutzungsplan und die großen Stadtentwicklungsprojekte wie HafenCity, Innenstadtkonzept, Neue Mitte Altona und Wilhelmsburg.

 

Ich bin optimistisch, dass wir diese Wohnungsbautätigkeit über Jahre hinweg auf hohem Niveau halten können.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

ich will nicht versäumen, noch einige Sätze zu anderen wichtigen Immobilienthemen zu sagen. Eines davon sind natürlich die Hotels. Der Tourismus in Hamburg gedeiht und wächst weiter. 9,5 Millionen Übernachtungen im Jahr 2011, damit hat der Hamburg Tourismus im zehnten Jahr in Folge die Übernachtungszahlen gesteigert. Die Auslandsnachfrage ist in diesen Jahren um 90 Prozent gestiegen, die Inlandsnachfrage hat sich glatt verdoppelt.

Ich sehe nicht, dass sich der Trend ändert, im  Gegenteil. Die Stadt zieht alle Register, um für Touristen immer attraktiver zu werden , und nicht von ungefähr gibt es derzeit neun Hotelprojekte mit 1,400 Zimmern und 2.800 Betten wohlgemerkt nur mit dem Eröffnungsziel 2013. Nächstes Jahr sollen es nochmal 50 Prozent mehr sein. Und so weiter. Hamburg wird weiterhin mehr Hotels brauchen und sie werden entstehen.


Zweitens: Büros, meine Damen und Herren: Das viel und immer wieder zitierte zu große Angebot, gibt es das wirklich? Ich übersehe nicht, dass es insgesamt ein leichtes Überangebot geben mag, aber entscheidend ist letztlich, dass die sehr differenzierte Nachfrage nach Büros unterschiedlichster Anforderungen, Zwecke, Qualitäten, Preislagen befriedigt werden kann. Und so gesehen ist die Nachfrage groß und sie wächst.


Sie wächst nicht zuletzt durch die Entwicklung der HafenCity und der angrenzenden Quartiere in Citylage und dadurch, dass es eine so diversifizierte Branchenstruktur gibt. Die Büroarbeitsplätze werden zunehmen und ich sehe für den Bau von Bürogebäuden noch gute Zukunftsaussichten.

 

Übrigens: Berlin, wo Ihr Hauptstadtbüro ansässig ist, ist in der Fläche um knapp ein Fünftel größer als  Hamburg, die Einwohnerzahl ist aber fast doppelt so hoch. Gelegentlich, zum Beispiel hier und heute, erinnere ich daran, dass Hamburg, was das betrifft, noch Luft nach oben hat. Das meine ich wörtlich. Wenn Wohnungs-, Hotel-, Büro- und aller weitere Bau keinen Verlust von sozial und stadtökologisch wertvollen Freiflächen nach sich ziehen soll, müssen wir das Wachstum weitgehend in der bestehenden Siedlungskulisse umsetzen. Dabei sollten wir uns an den Gedanken gewöhnen, hier und da wieder höher zu bauen. Hamburg verträgt das.

Und damit bin ich beim dritten Punkt jenseits des Wohnungsbaus: Auch im Gewerbebau gibt es noch Gedankenwege, auf die wir uns bisher zu zögerlich und übervorsichtig begeben haben. Warum eigentlich? Die Technik ist fortgeschritten, zum Beispiel was Lärm- und andere Emissionen betrifft. Manche Gründe, Gewerbebauten nur noch verschämt an die Stadtränder zu setzen und sie keinesfalls mehrgeschossig zu bauen sind doch allmählich entfallen.

Für mich gehört das Gewerbe zum Stadtraum, aber es muss natürlich eine entsprechende stadträumliche Qualität haben. Da ist noch Luft nach oben und ich sehe interessante Aufgaben für Architekten und Unternehmen.

 

Keine Frage aber: Hamburg besitzt auch noch viele attraktive Flächen, die wir bislang noch nicht ausreichend städtisch erschlossen haben. Dazu zählt natürlich Wilhelmsburg, die nach Manhattan zweitgrößte bewohnte Flussinsel der Welt.

Dazu zählen auch Hamm, Horn, Rothenburgsort und weitere Stadtteile, in denen wir vitale, innerstädtische Quartiere entwickeln werden, um Studierenden, Neuhamburgern und Alteingesessenen Wohnraum  zu erschwinglichen Preisen anzubieten.

 

Zum Glück ist Hamburg ja immer noch selbst ein starker Marktteilnehmer und auch dafür brauchen wir ja den schon erwähnten Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen. 2012 hat er Flächen in einer Größenordnung von rund 155 Hektar  im Wert von etwa 21 Millionen Euro angekauft für die Infrastruktur, Grün und Landschaft, für Ausgleich, aber auch für Planungspotenziale.

 

Ich denke, diese Ankaufstätigkeit dokumentiert den Willen und das Engagement Hamburgs, Flächenvorsorge für die Stadt der Zukunft zu betreiben und die Entwicklung der Strukturen immobilienwirtschaftlich mit zu steuern.

 

Und mit rund 68 Hektar waren wir auch im Verkauf aktiv, im Wert von 74 Millionen Euro. Rund 2.000  Wohnungen können  allein auf den 2012 verkauften städtischen Flächen errichtet werden. Für die kommenden zwei Jahre sehen wir sogar eine Zielzahl von 5.000 Wohneinheiten auf städtischen Flächen vor.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

wie von meinen berühmten Vorgänger gesagt: Am Wert der Wohnung wird der Lebenswert einer Stadt gemessen." An der ausreichenden Zahl von Wohnungen auch. Ich freue mich auf die Diskussion.