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13.03.2015

Grußwort zur Verabschiedung von August Wilhelm Henningsen als Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Technik AG

 

Sehr geehrter Herr Henningsen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

allen heutigen Gästen, denke ich, spreche ich aus der Seele, wenn ich sage: es ist jedes Mal aufs Neue sehr beeindruckend, hier in den Hallen der Lufthansa Technik zu sein.

Keine heiligen Hallen, wie eine beliebte Redewendung lautet, aber solche, in denen Hamburg viel Schub erhält. Und ich meine nicht nur dieses riesige Areal von über 750.000 Quadratmetern, die Hallen, Werkstätten und Bürogebäude, in denen rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind.

Hier, am Firmensitz, dem Kompetenzzentrum und der Steuerzentrale von Lufthansa Technik, dieser Stadt in der Stadt, wird auf beeindruckende Art und Weise anschaulich, wie Hamburg sich weiterentwickelt, fast möchte man sagen: neu erfunden hat zu einem der führenden Luftfahrtstandorte der Welt.

In den Jahrhunderten zuvor hatte unsere Hansestadt vor allem das Salzwasser der sieben Weltmeere in der DNA und dabei wusste man nicht einmal, was eine DNA ist , doch dank des so erfolgreichen Luftfahrt-Clusters könnten wir heute mit Stolz sagen, Hamburg habe auch jede Menge Kerosin im Blut.

Zu den vielen Vätern dieses Erfolges aber gehört in vorderster Reihe August Wilhelm Henningsen.


Mir persönlich hat beim Blick auf Ihre Biographie, Herr Henningsen, besonders gefallen, dass Sie schon im Alter von fünfzehn Jahren die Thermik genutzt haben, allein in einem offenen Segelflugzeug-Vorkriegsmodell der Marke Grunau-Baby. Dass muss somit 1965 gewesen sein, als viele männliche Jugendliche entweder Pilot oder Lokführer werden wollten. Oder in Braunschweig der nächste Lothar Ulsaß.   


Die meisten mussten sich früher oder später anders orientieren, aber bei Ihnen war es nur folgerichtig, dass Sie im genannten Braunschweig ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik aufnahmen, auch weil es dort ja die berühmte akademische Fliegergruppe gab: die Akaflieg der Technischen Universitäten Deutschlands, aus der so gut wie alle Segelfliegerkonstrukteure der Welt stammen.


Und schon bald war der Student Henningsen auch Teil des Teams, das für Hans-Werner Grosse das legendäre doppelsitzige Segelflugzeug SB 10 konstruierte, mit dem der Lübecker alle Alleinflug-Weltrekorde brach.


Meine Damen und Herren,
mehr zur Biografie haben wir schon gehört und werden wir noch hören. In Hamburg wurde August Wilhelm Henningsen ich mache einen großen zeitlichen Sprung im Januar 2001 Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Technik.


In the thick of it! Denn obwohl Hamburgs Hafen immer noch eine der großen Drehscheiben des Welthandels war, heute sogar mehr denn je ist, so sehr ist doch inzwischen die Luftfahrtindustrie einer der zentralen Wachstumstreiber (und Arbeitgeber) in Hamburg. Das große Auftragsvolumen bei Airbus sorgt für langfristige Beschäftigungssicherung, was natürlich auch in viele andere Bereiche und weit über Finkenwerder hinaus ausstrahlt.


Ungefähr 40.000 Beschäftigte arbeiten in den drei Ankerunternehmen Airbus, Lufthansa Technik  und Flughafen Hamburg, sowie bei den rund 300 vorwiegend mittelständisch geprägten Zulieferern. Flankierend forschen und lehren vier Hochschulen die Universität Hamburg, die Technische Universität Hamburg-Harburg, die Hochschule für angewandte Wissenschaft und die Helmut-Schmidt-Univerität), dazu zwei DLR-Einrichtungen mit Luftfahrtkompetenz.

Insgesamt betrachtet ist der Luftfahrtstandort Hamburg der Größe nach die Nr. 1 in Deutschland, die Nr. 2 in Europa und die Nr.3 in der Welt. Ich bin jetzt bescheiden und sage nicht: Da ist durchaus noch Luft nach oben.  


In diesem Kontext einzigartig ist eben unser Luftfahrtcluster Hamburg Aviation, in dem sich die gesamte Wertschöpfungskette dieser Industrie abbildet von der Entwicklung, Herstellung und Montage über das Lufttransportsystem, die Wartung, Reparatur und Überholung bis hin zum Recycling.


Über die Entwicklung dieses einzigartigen Clusters reden wir in Hamburg, Sie merken es, gern.

Lieber Herr Henningsen,
unter Ihrer Führung ist das Unternehmen kräftig gewachsen und hat sich eine absolute Spitzenposition erarbeitet.


Für den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg kann ich sagen, dass Ihr Name im Rathaus auch und nicht zuletzt dafür steht, dass Sie neben den Interessen des Unternehmens immer auch das Wohl unserer Stadt, besonders aber das Ihrer Lufthanseaten im Blick hatten.


Bei Standortentscheidungen geht es ja um beides: um Arbeitsplätze und darum, herausragende technologische Kompetenzen in einer Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts für den Industriestandort Deutschland zu sichern. Und für Hamburg natürlich.

Strategisches Denken hat bei Ihnen immer bedeutet, Lösungen anzustreben, die mit den unternehmerischen Interessen im Einklang standen und den Mitarbeitern gerecht wurden. Ein Postulat, das leicht und schnell formuliert ist, doch hart im Raume stoßen sich manchmal die Sachen. Sie kennen die Thermik und ihre Tücken und für mich steht fest, dass das gekonnte Zusammenspiel von Höhenflug und Erdung das Unternehmen zum weltgrößten Dienstleister für den technischen Support von Flugzeugen hat wachsen lassen.


Und so, meine Damen und  Herren,
ist es auch nicht überraschend, dass Herr Henningsen in Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden als versierter Ratgeber und Gesprächspartner mit weltweitem Netzwerk sehr geschätzt ist.


Das bringt mich noch einmal zum Luftfahrtcluster, für den er über 15 Jahre lang einer der führenden Köpfe gewesen ist: 2008 erhielt der im Rahmen der Exzellenzinitiative der Bundesregierung 40 Millionen Euro für die Spitzenforschung, woraus sich in der Folge 32 national und international anerkannte Forschungsprojekte entwickelten.

Ein zweiter Punkt ist die Nachwuchsförderung. Herr Henningsen vertrat immer die Überzeugung, dass die deutsche Luftfahrtindustrie nur dann Richtung gebend für den technischen Fortschritt sein kann, wenn sie von jungen, gut ausgebildeten Technikerinnen und Technikern, hoch motivierten Ingenieuren und Wissenschaftlern fortentwickelt wird. So ist die Lufthansa Technik unter seiner Führung eine echte Talent- und Ideenschmiede man sieht die Früchte dieses Engagements im Bereich der Ausbildung ja auch an den jungen Preisträgerinnen und Preisträgern der LHT, ob sie aus dem Kreis der Auszubildenden oder dem der dualen Studienlehrgänge kommen. So ging zum Beispiel erst im vergangenen Jahr wieder einer der begehrten Hamburg Aviation Nachwuchspreise an einen Studenten aus der dualen Partnerschaft mit der HAW.


Und die Einsicht, dass wir Talente für die Luftfahrt begeistern müssen, zeigt sich natürlich auch an Institutionen wie dem Hamburg Centre of Aviation Training oder in der Forschung beim Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung.


Diese ganzen Schub gebenden Projekte wären ohne die großartige Unterstützung von Herrn Henningsen so sicher nicht zustande gekommen.

Sehr geehrter Herr Henningsen,
mit Ihnen verlässt ein Mann die Spitze von Lufthansa Technik, der sowohl professionell als auch von der Persönlichkeit große footprints hinterlässt. Oder wie sagt man in der Luftfahrttechnik: profilierte Reifenspuren?

Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg spreche ich Ihnen unsere hohe Anerkennung und unseren tiefen Dank aus.

 

Es gilt das gesprochene Wort.