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15.02.2012

Grußwort zur Veranstaltung "Wertewandel, Social Media und Politik" auf der Social Media Week

 

Lieber Herr Wippermann,

meine Damen und Herren,

 

 

ich freue mich, dass die Social Media Week 2012 erstmalig auch in Hamburg stattfindet. Genauso wie in Hong Kong, London, Miami, New York, Paris, San Francisco, Sao Paulo, Singapur, Tokyo, Totonto und Washington, D.C. In allen diesen Städten treffen sich in dieser Woche Bürgerinnen und Bürger, um über die Chancen und Veränderungen zu sprechen, die sich durch die neuen Medien ergeben.

 

Schon diese Liste zeigt: Wir haben es mit einem globalen Phänomen zu tun, mit etwas, das schwer greifbar ist und doch alle betrifft.

 

Es steht Hamburg als Medienmetropole gut an, dass auch wir an der Social Media Week teilnehmen. Seit Jahrhunderten ist der Hafen Umschlagplatz nicht nur für Waren, sondern auch für Informationen. Ein Knotenpunkt der Kommunikation.

 

Daran anknüpfend hat sich eine beeindruckende Medienvielfalt entwickelt, die ungebrochen von den großen bedeutenden Reflexionsmedien der Wochenpresse bis hin zu den hier programmierten Facebook-Games reicht.

 

Ich freue mich, dass wir heute die Gelegenheit haben, ein wenig darüber zu sprechen, was der rasante mediale Wandel der letzten Jahre mit unserer Gesellschaft macht.

 

Wir alle wissen, welche Effekte der Buchdruck hatte, wie wichtig die Zeitungspresse für das Entstehen moderner Demokratien war, wie Radio und Fernsehen den Zusammenhalt großer prosperierender Gesellschaften gewährleisten.

 

Aber wir sind immer noch dabei zu begreifen, was die neue Unübersichtlichkeit der Foren, Blogs und sozialen Netzwerke für unsere Gesellschaft bedeutet

Viele werden ja ganz aufgeregt, wenn sich etwas Neues entwickelt, dass sie noch nicht so ganz begreifen. Ich gehöre nicht zu denen. Ich glaube, dass in den neuen Medien ganz erhebliche Chancen liegen.

 

Wenn wir es klug angehen, dann können wir einen alten Traum von Bertolt Brecht verwirklichen, der schon vor beinahe 100 Jahren hoffte, dass man das Radio von einem Sende- in einen Kommunikationsapparat umbaut.

 

Das hat nicht geklappt, die technischen Hürden blieben damals zu hoch. Heute aber haben wir das Problem im Internet technisch gelöst. Heute kann jeder publizieren und kommunizieren. Wir stehen daher eher vor der Aufgabe, wie wir es schaffen, dass wir Relevantes auch sichtbar machen und den gesellschaftlichen Fokus nicht verlieren.

 

Hier ist auch die Politik in der Verantwortung. Wir sollten die Chancen der neuen Medien annehmen, wir sollten aber nicht so tun, als wären wir da die Trendsetter. Individuelle Meinungen, politischer Wille und gesellschaftliche Werte werden im Gespräch an der Theke beim Bäcker genauso geäußert wie in einer Facebook-Diskussion.

 

Wer Politik mit Gemeinwohlorientierung betreiben will, der muss daher das Ganze im Blick haben. Wir tun gut daran, den Diskurs im Netz zu suchen, aber wir sollten nicht glauben, dass jeder Social-Media-Shitstorm gleich die gesellschaftliche Mainstream-Meinung darstellt.

 

Was in den sozialen Netzen passiert, ist manchmal bloße Spielerei, manchmal aber auch gesellschaftliche Avantgarde und damit ein wichtiges Frühwarnsystem für politische Prozesse.

 

Das lernen wir gerade alle miteinander. Und wir probieren aus, wie wir am besten damit umgehen.

 

Ich will, dass Hamburg in den kommenden Jahren gegenüber den Social Media noch offener wird mit entsprechenden Kommunikationsangeboten, mit einer vernünftigen open data-Philosophie und mit einer Netzpolitik, die klassische und neue Medien nicht mehr länger als Gegensatz begreift.  

 

Meine Damen und Herren,

 

 

Die Vernunft liegt in der Vielheit Ihrer Stimmen, hat der Sozialphilosoph Jürgen Habermas einmal geschrieben. Das ist auch das Versprechen der neuen Medien.

 

Peter Wippermann wird uns gleich zeigen, wie es um diese Vernunft bestellt ist. Wir tun jedenfalls gut daran, zu unterstellen, dass diese Vernunft möglich ist. Dafür spricht die Mechanik der Social Media: Aus technischen Netzwerken entsteht schließlich soziale Kooperation, die nur dann dauerhaft sein kann, wenn sie auf gemeinsamen Vorstellungen der Welt und letztlich gemeinsamen moralischen Vorstellungen beruht.

 

Menschliches Zusammensein ohne Werte ist undenkbar. Deswegen bin ich gespannt, welche Werte, die Nutzerinnen und Nutzer der Social Media umtreiben und freue mich auf die Diskussion im Anschluss an den Vortrag von Peter Wippermann.

 

Schönen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.