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22.11.2013

Herrenabend des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden

 

 

Sehr geehrter Herr Winand,
sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

vielen Dank für die freundliche Begrüßung und für die Einladung. Über kaum etwas spreche ich lieber als über den Hamburger Süden, denn er schreibt jetzt seine eigene Erfolgsgeschichte.

Damit will ich keineswegs die ferne Vergangenheit schmälern, in der Harburg und Wilhelmsburg noch zu einem Königreich gehörten, mit direktem Eisenbahn-Anschluss in die Residenzstadt Hannover (ab 1847). Später haben Harburg und Wilhelmsburg eine gemeinsame Stadt in Preußen gebildet. Jetzt gehören sie zum Hamburger Süden, zu den Bezirken Harburg beziehungsweise Hamburg-Mitte.

Das mag sich weniger glamourös anhören, aber ich habe den Eindruck, dass die meisten heutigen Harburger und Wilhelmsburger längst überzeugte Hamburger geworden sind. Obwohl es ja stimmt: Über Jahrzehnte hat sich das Zusammenwachsen als sehr viel schwieriger erwiesen, hat es sehr viel länger gedauert hat als früher geglaubt. Umso begeisterter können wir sein, dass wir in jüngster Zeit so große ermutigende Fortschritte gemacht haben.

Im Zentrum des Hamburger Südens hat zuletzt besonders Wilhelmsburg gestanden, nicht nur geografisch betrachtet, sondern auch im Zentrum der Aufmerksamkeit, der Medienberichte. Und ich glaube, auch die Harburger aus Stadt und Land können mir zustimmen, wenn ich sage: mit Recht.   

Die Internationale Bauausstellung, IBA, und die internationale Gartenschau, igs, sind beendet, aber sie werden noch sehr lange Erinnerungs- und Gesprächsstoff liefern. Vor allem deshalb, weil sie vieles Bleibende geschaffen haben, das sich angucken, anfassen, begehen, bewohnen lässt. Und es hat weit über Wilhelmsburg hinaus auf den ganzen Hamburger Süden ausgestrahlt.

Der ist im Laufe der vergangenen Jahre, von der HafenCity über die Elbinseln bis Harburg, zum Labor für Stadtentwicklung und für zukünftiges Wohnen geworden. Die IBA hat daran zuletzt erheblich mitgewirkt. Gerade das früher als Problemfall angesehene Wilhelmsburg wurde zum Weltquartier, zur Attraktion für Städteplaner aus aller Welt, ein Ort, an dem die Zukunft heute schon stattfindet.

So etwas passiert nicht von heute auf morgen, und schon gar nicht passiert es von selbst. In keinem Stadtteil Hamburgs, außer in der nahen HafenCity, wurde in den vergangenen Jahren mehr investiert. Nie zuvor ist für ein großstädtisches Quartier ein vergleichbares Zukunftskonzept erarbeitet worden. Im gesamtstädtischen, im gesamt-hamburgischen Interesse, denn wir müssen weg von der Siedlungsentwicklung an den Rändern und rings um Hamburg hin zum Wachstum im Herzen der Stadt.

Mit der IBA wurden die Elbinseln zum Modellfall für Stadtentwicklung. Aber es ist überall, zwischen der Norder- und Süderelbe, aber genauso hier in Harburg und noch weiter südlich, ein neues Selbstbewusstsein entstanden.
Es sind Brücken gebaut worden, und darum geht es ja, um das Brückenbauen überall in Hamburg ganz wörtlich zu nehmen, Brücken über unsere breiten und schmalen Gewässer, aber genauso um Brücken über anderes Trennende.

Übrigens, um Brückenbau geht es wörtlich zu nehmen auch hier in Harburg, hängt doch die weitere Entwicklung des Harburger Binnenhafens, neben anderen Faktoren, ganz wesentlich von einer verbesserten Anbindung des Quartiers an die Harburger City ab.

Im Gegenzug würde auch die Harburger Innenstadt davon profitieren. Das Bezirksamt hat deshalb im Rahmen einer Machbarkeitsstudie prüfen lassen, welche Möglichkeiten bestehen und nach einer Vorentscheidung über den Standort verschiedene Varianten erarbeiten lassen.

Ich werde jetzt nicht sagen: Wir haben uns entschieden und werden in Kürze loslegen. Kluge Kaufleute und kluge Politiker tun das nicht, bevor sie nicht die ganze Strecke überblicken können, auch was die Kosten betrifft. Aber ich freue mich, dass die Arbeiten an der Studie inzwischen weitgehend abgeschlossen sind. In den kommenden Wochen werden die Ergebnisse den beteiligten Fachbehörden, der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, BSU, und der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, BWVI, vorgestellt und die Chancen einer Realisierung erörtert.

Wir werden uns hiermit intensiv beschäftigen, denn Harburg ist nicht irgendein Teil Hamburgs. Es ist eine wichtige Säule unserer Stadtentwicklung und ein Standort mit Schubkraft.

Ich war neulich im hit-Technologiepark. Gerade wenn es um innovative Technologien geht, gilt das eben Gesagte. Auf dem früheren Werksgelände von Vidal & Sohn gedeihen fortschrittliche Ideen von rund 100 jungen, technologieaffinen Unternehmen. Früher wurden dort die berühmten Tempo-Fahrzeuge gebaut und der Markenname scheint bis heute fortzuwirken sinnbildlich als Antrieb für Fortschritt.

Meine Damen und Herren,
Gesellschaft und Wirtschaft wandeln sich, und sie tun dies mit steigendem Tempo. Niemand weiß besser als Sie als Wirtschaftsverein, dass Unternehmen kein Tempo aufhalten oder beeinflussen können. Sie können aber den Wettbewerbsvorteil nutzen, der sich ihnen bietet, wenn sie das Tempo nicht nur mitgehen, sondern womöglich schneller lernen und handeln als andere.

So weit sind ja Wirtschaft und Politik gar nicht auseinander, denn für beide gilt: Nur durch die ständige Verbesserung von Verfahren, Prozessen, Produkten man muss ja liefern kann es gelingen, Wettbewerbsvorsprünge insbesondere im internationalen Wettbewerb zu realisieren. Die sind erforderlich, um nachhaltiges Wirtschafts-wachstum und hochwertige Arbeitsplätze zu erhalten und neu zu generieren.

Wenn Hamburg auch in Zukunft seinen überdurchschnittlichen Lebensstandard, seine hohe Lebensqualität sichern will, ist die Stadt auf erfolgreiche Innovationen angewiesen.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Senat in seinem Arbeitsprogramm das Ziel gesetzt, Hamburg zu einer Innovationshauptstadt für Europa zu entwickeln. Das werden wir natürlich nur eingebettet in eine Metropolregion, deren Zentrum Hamburg ist.  

Die Metropolregion Hamburg ist mehr als ein immer größer werdender Kreis rund um das Gebiet der Freien und Hansestadt das allerdings auch.

Seit dem 1. Mai vorigen Jahres umfasst sie 17 Kreise und Landkreise, zwei kreisfreie Städte und die Stadt Hamburg. Die vier Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg und sind ebenfalls Träger dieser Kooperation. Wir reden also von der ersten Metropolregion mit Trägern aus den alten und neuen Bundesländern.

Mit inzwischen gut fünf Millionen Einwohnern ist die MRH bevölkerungstechnisch größer als Irland (4,5 Mio. Einwohner) und Norwegen (4,95 Mio.) und ähnlich groß wie beispielsweise Finnland (5,4 Mio.) oder Dänemark (5,5). Die MRH macht immerhin ein Prozent der Bevölkerung der EU aus, auf einer

Fläche, die, nur als Beispiel, die von Israel oder Slowenien übertrifft.

Vor allem aber erwirtschaftet sie ein Brutto-Inlandsprodukt von 161,7 Milliarden Euro, fast das das dreifache BIP der Slowakei (62,8), und sie ist auch damit auf Augenhöhe mit dem schon genannten Finnland (172,2 Milliarden).

Die Metropolregion Hamburg ist jenseits der politischen Grenzen längst zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum und Arbeitsmarkt verschmolzen: 313.000 Pendler kommen aus der Metropolregion zur Arbeit nach Hamburg, fast 95.000 Hamburgerinnen und Hamburger haben ihren täglichen Arbeitsplatz in der Metropolregion. Die tatsächlichen Zahlen sind noch höher, die Statistik erfasst nur die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.

Dies zeigt das Ausmaß der Verflechtungen für  Unternehmen und Arbeitnehmer in der Großregion. Auch die Nutzung der sehr guten Freizeit-, Kultur- und, besonders in Hamburg, Bildungsinfrastruktur hat längst einen gesamtregionalen Bezug.

Das Verhältnis ist entgegen manchen Gerüchten ganz überwiegend konstruktiv und von gemeinsamen Interessen geprägt. Zunehmend setzt sich ein gesamtregionales Verständnis durch und das sorgt für eine konzentrierte und unaufgeregte Zusammenarbeit.

Als Zentrum und Wachstumsmotor für diesen Wirtschaftsraum kommt Hamburg eine besondere Aufgabe zu. Diese gilt es verantwortungsbewusst wahrzunehmen, um den gemeinsamen Wirtschaftsraum Nord voranzubringen. Hamburg hat ein ureigenes Interesse an einer prosperierenden Metropolregion.
Was gut ist für die Region, ist auch gut für Hamburg. Bei größeren Entscheidungen in der gesamten Region müssen wir deswegen stets die Frage mit beantworten, wie aus einer gesamtregionalen Perspektive ein breiter Nutzen entstehen kann.

Ganz wichtig ist das Ziel, durch das Handeln von Politik und Verwaltung die Grundlagen dafür zu schaffen, dass im Alltag von Bürgern und Unternehmen die Landesgrenzen kein Hindernis sind. Beispiele dafür sind der kontinuierliche Ausbau von Park + Ride Plätzen in der Metropolregion, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Wirtschaftscluster oder die gemeinsame Vermarktung und Koordination von Gewerbeflächen.

Meine Damen und Herren,
Das Prosperieren der Region ist von zahlreichen Kooperationen und Clustern geprägt, nach meiner Überzeugung am meisten erstens vom Ausbau der regenerativen Energien, zweitens in hohem Maß von der Luftfahrtindustrie geprägt. Die erwähne ich nicht nur hier im Hamburger Süden, obwohl es ja gerade den stark betrifft.

Die Luftfahrt gehört zu den Schlüsselindustrien mit einem Gesamtumsatz im Norden von 7 Milliarden Euro. Rund 100.000 Arbeitsplätze hängen in Norddeutschland direkt und indirekt von dieser Industrie ab. Über 300 Firmen der Branche beschäftigen in der Metropolregion 40.000 Personen seit dem Jahr 2000 sind jedes Jahr mehr als 1.000 Arbeitsplätze dazu gekommen.

Allein Airbus das Wort lernt südlich der Norderelbe jedes Kleinkind zuerst mit seinen 12.000 Beschäftigten in Hamburg hat Anfang November angekündigt, auch für 2014 weitere Mitarbeiter in Norddeutschland einzustellen. Dies ist größtenteils dem Programm und Verkaufsschlager, der A320-Familie geschuldet. Ende Oktober wurde die Marke von 10.000 bestellten Maschinen überschritten und auch bei den Auslieferungen wird mit 600 Maschinen im laufenden Jahr ein neuer Rekord aufgestellt.

Aber auch in anderen großen und kleinen Unternehmen wächst die Belegschaft um hochqualifizierte Fachkräfte. Das verdanken wir der Tatsache, dass Airbus, Lufthansa Technik und die vielen Zulieferer besonders innovativ sind, unterstützt von den Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

In der Metropolregion haben der Umfang und die Qualität der Zusammenarbeit zwischen den Akteuren aus der Wirtschaft und der Wissenschaft deutlich zugenommen. Die Bewerbung des Luftfahrtclusters im Spitzencluster-Wettbewerb des Bundes und die Auszeichnung als Spitzencluster in 2008 haben dazu entscheidend beigetragen. Mit der Gründung des Clustervereins Dachmarke Hamburg Aviation im Jahr 2011 , dem Bau des Hanseatic Centre of Aviation Training (HCAT) und dem Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) wurden notwendige Strukturen geschaffen, um für die zukünftigen Herausforderungen gewappnet zu sein, insbesondere die technologischen und das Gewinnen von Nachwuchskräften.

Das Cluster Hamburg Aviation ist vom BMBF als ein Spitzencluster ausgezeichnet worden.

Meine Damen und Herren,
das zweite Stichwort, das ich eben genannt hatte, war der Ausbau der regenerativen Energien. Wir reden ja in Bund und Ländern sehr viel und intensiv über die Energiewende mit Recht, denn sie ist eine der größten Herausforderungen für den Industriestandort Deutschland überhaupt. Zwei Dinge müssen wir zur Kenntnis nehmen, und richtig darauf reagieren: dass es deutschlandweit sehr schnell neue Entscheidungen geben muss, sobald sich eine neue Regierung gebildet hat; und dass hier in Hamburg das, was wir vorhatten, durch das Ergebnis des Volksentscheides  abgebremst worden ist.

Wir akzeptieren dieses Ergebnis, auch wenn es uns nicht freut, und wir arbeiten weiter an der Energiewende für Hamburg, auch weil wir wissen, welche Chancen für die regionale Wirtschaft sie bietet. Eine neue Studie von Prognos bestätigt das.

Die Studie zeigt, dass die Mitarbeiterzahlen der Unternehmen der regenerativen Branche in der Metropolregion deutlich gestiegen sind, und dasselbe gilt für die zahlreichen Aktivitäten der regionalen Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Ich bin überzeugt, dass die Branche weiterhin starke Wachstumspotenziale und -erwartungen hat. Und das bedeutet, dass uns gemeinsam mit anderen norddeutschen Regionen eine entscheidende Rolle beim Erreichen der Energiewende in Deutschland zukommt. Hamburg als Deutschlands Windkraft-Hauptstadt wird ihre führende Rolle dabei spielen.

Meine Damen und Herren,
Fortschritt braucht Dynamik, braucht Bewegung, auch ganz wörtlich, braucht Verkehrswege.
Im Süden laufen wichtige überregionale Verkehrsstränge auf Hamburg zu, andere Wege sollen starke Verkehre um die Stadt herumleiten. Hier warten noch große Aufgaben auf Hamburg und den Bund, deren Erledigung teilweise schon begonnen hat.

Das Sanieren und Ertüchtigen der Stelzenautobahn A 7 südlich des Elbtunnels wird unvermeidliche Einschränkungen mit sich bringen und die Geduld der Autofahrer auf eine harte Probe stellen. Das hilft nichts, denn es muss sein. Die A 26 rückt schon erfreulich nahe von Westen an die A 7 heran. In Verbindung mit ihrer östlichen Fortsetzung bis zur A 1 bisher als Hafenquerspange bezeichnet wird sie für besseren Verkehrsfluss im Süden sorgen und zu geringeren Umweltbelastungen für die hier lebenden Hamburger führen.

Ich freue mich, dass im Mai dieses Jahres bereits der Entwurf für die neue Süderelbebrücke gekürt wurde. Dies wird ein markantes Bauwerk, das wie es in der Pressemitteilung sehr schön heißt auf die Köhlbrandbrücke Bezug nimmt, ohne deren Geometrie zu duplizieren.

Das gleiche Ziel, Umweltbelastungen zu verringern, verfolgen wir mit der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße, für die wie Sie wissen nach dem Planfeststellungsbeschluss in diesem Jahr auch schon der erste Spatenstich getan wurde. Mit den Umweltzielen wird zugleich ein wichtiges stadtentwicklungspolitisches Ziel erreicht: Die Zerschneidung Wilhelmsburgs durch die alte B 75 wird aufgehoben.Wir rechnen für 2019 mit der Fertigstellung.

Ein großer Teil der Güterverkehre des Hafens werden und darüber sind wir froh vom und ins Hinterland mit der Bahn transportiert. Allerdings stellt uns dies auch gleichzeitig vor große Herausforderungen. Hamburg als Verkehrsdrehscheibe des Nordens muss mit nahezu ausgereizten Verkehrskapazitäten fertig werden. Zur Ertüchtigung des Eisenbahnknotens Hamburg muss eine Fülle von Maßnahmen ergriffen werden, darunter auch etliche im Süden. Sie finden sich alle in der Anmeldung Hamburgs zum Bundesverkehrswegeplan 2015 wieder. Als Beispiele nenne ich nur das Kreuzungsbauwerk in Wilhelmsburg, Entflechtungsbauwerke in Harburg, Kreuzungsbauwerke in Buchholz und Lauenbrück, Umfahrungsgleise in Maschen.

Dabei ist auch die seit langem projektierte und von uns geforderte, als Y-Trasse bekannte Schienenstrecke zwischen Hamburg, Bremen und Hannover, die derzeit neu überplant wird. All dies wird dringlich vor dem Anstieg der Güterverkehrsmengen, der aus guten Gründen vorhergesagt wird sowieso und besonders in Erwartung der künftigen festen Fehmarnbeltquerung.

Meine Damen und Herren,
immer wieder wird deutlich, dass unsere Wirtschaftsleistung und damit auch unser Wohlstand unmittelbar von einem florierenden Außenhandel abhängen. Ohne leistungsfähige Seehäfen wäre die deutsche Exportwirtschaft nicht das, was sie in den letzten Jahren geworden ist. Manchen ringsum wird es ja schon zu viel, aber das ist ein anderes Thema.

Fest steht: Die deutsche Volkswirtschaft hat sich so stark wie wenige andere Länder dem Weltmarkt geöffnet, und dies mit großem Erfolg. Gerade die schwierige Lage, in der sich einige andere europäische Länder momentan befinden, führt sehr anschaulich vor Augen, wie wichtig es ist, sich der wirtschaftlichen Globalisierung offensiv zu stellen und an ihr teilzuhaben. Deutschland hat diese Herausforderung bisher sehr gutgemeistert und steht auch deswegen besser da als andere.

Das funktioniert nur, wenn wir leistungsstarke Seehäfen haben. Sie sind die zentralen und zugleich unverzichtbaren Schnittstellen zu den Weltmärkten. Es besteht somit nicht nur ein regionales, sondern ein mindestens ebenso großes nationales Interesse daran, dass die deutschen Seehäfen diese Funktion behalten und weiter ausbauen.

Der Hamburger Hafen ist nicht nur der führende deutsche Logistikstandort, sondern auch eine der größten zusammenhängenden Industrieflächen in Deutschland und Nordeuropa. Diese Position birgt erhebliches wirtschaftliches Potenzial,  sie stellt jedoch zugleich eine große Verantwortung dar. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst. Wir haben in der Vergangenheit viel in den Hafen investiert, gerade in den Krisenzeiten der vergangenen Jahre. Diese Strategie hat sich ausgezahlt, denn der Hamburger Hafen kann der Zukunft zuversichtlich entgegensehen.

Das bestätigt auch die neueste Seeverkehrsprognose des Bundes. Das darin prognostizierte durchschnittliche Jahreswachstum bis 2030 liegt deutlich über dem Wachstum in den Jahren 2001 bis 2010. Hamburgs Containerumschlag soll trotz der aktuell schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen jährlich um rund 3,7 Prozent wachsen.

Und auch im ersten Halbjahr 2013 sind im Segment Container bereits 4,5 Mio. TEU umgeschlagen worden, ein Plus von 2,1 Prozent. Hamburg hat dabei Marktanteile hinzugewonnen. Das Gesamtjahr werden wir sehr positiv abschließen können.

Daher werden wir auch künftig den Hafen weiter optimieren und ausbauen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und ihn fit für die Zukunft zu machen. Es reicht aber nicht aus, dass nur die Häfen gut ausgebaut sind.

Damit bin ich beim noch fehlenden Teil des Kapitels Verkehrsverbindungen. Die deutsche Exportwirtschaft ist darauf angewiesen, dass Ladung schnell, verlässlich und kostengünstig von und zu den deutschen Seehäfen transportiert wird. Neben einer guten seewärtigen Erreichbarkeit benötigen die Häfen daher ebenso leistungsfähige landseitige, jetzt folgt das längste Wort dieser Rede, Seehafenhinterlandanbindungen.

Die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur ist Voraussetzung für das Wachstum des Wirtschaftsstandortes Deutschland und für den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen. Insofern sind wir außerordentlich erfreut darüber, dass der Bund im aktuellen Entwurf seiner Grundkonzeption des Bundes-Verkehrswegeplans dargestellt hat, dass er bei künftigen Aus- und Neubaumaßnahmen einen Schwerpunkt auf die Engpassbeseitigung setzen wird.
Derzeit werden immer mehr große Containerschiffe in Dienst gestellt, so dass sich die Struktur der Welthandelsflotte rapide verändert. Die Seehäfen stehen daher unter großem Wettbewerbsdruck, sich an diese technische Entwicklung anzupassen. Dies gilt umso mehr für den Hamburger Hafen. Damit Hamburg seine Wettbewerbsfähigkeit bewahren kann, muss die Elb-Fahrrinne daher endlich  an die Erfordernisse der Schifffahrt angepasst werden.

Obwohl das Projekt bereits im Frühjahr 2012 planfestgestellt wurde, können wir leider immer noch nicht bauen. Aufgrund von Klagen von Umweltverbänden berät derzeit das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig darüber, wie und wann es weitergeht. Auf die sehr komplexe rechtliche Materie, um die es hier geht, möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Nur so viel:  Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam mit unserem Projektpartner, dem Bund, unser Bestes getan haben und eine erstklassige Projektplanung vorgelegt haben.

Unterstreichen möchte ich dabei insbesondere, dass diese Planung einen angemessenen und fairen Ausgleich zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen vorsieht. Die Behauptung, wir würden die Natur einseitig den Interessen des Hafens opfern, ist irreführend und unfair. Ebenso haben wir uns in zentralen Punkten anders vorbereitet als dies beim Projekt zur Weservertiefung der Fall war, zu dem das Bundesverwaltungsgericht parallel verhandelt. Wir sind daher weiterhin optimistisch, dass Leipzig  zu unseren Gunsten entscheiden wird.

Meine Damen und  Herren,
die Elbe-Fahrrinnenanpassung ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie Großprojekte zunehmend mit immer mehr rechtlicher und politischer Komplexität überfrachtet werden. Mittlerweile benötigen wir hierzulande von der Konzeption über die Planung und Genehmigung bis hin zur Umsetzung Jahre, häufig sogar Jahrzehnte. Dies ist nicht nur wirtschaftlich schädlich. Es vergiftet auch das politische Klima, wenn um Großprojekte jahrelang gerungen wird. Das muss nicht so sein. Andere Länder mit hohen  ökologischen und sozialen Standards kriegen das offenbar besser und einfacher hin.

Eine gut ausgebaute, leistungsfähige Infrastruktur ist ein unverzichtbares Fundament des deutschen Wirtschaftsmodells und unseres Wohlstands. Wir können es uns nicht leisten, sie zu vernachlässigen oder gar zu missachten. Ich bin daher der Überzeugung, dass wir die Bedeutung von Infrastruktur sowohl deren Erhalt als auch deren Ausbau wieder verstärkt in den Vordergrund rücken müssen. Neben einer veränderten Finanzierung müssen wir komplexe Planungs- und Genehmigungsverfahren überdenken.

Meine Damen und Herren,
der Sprung über die Elbe, der ja ein Dreisprung ist, beginnt oder endet südlich der Süderelbe, je nach Blickrichtung. Über Wilhelmsburg und die Veddel erreicht man den anderen Absprungbalken, oder Landepunkt: die HafenCity.

Man könnte genauso gut auch das Bild vom Brückenbau verwenden, denn das erste Infrastrukturprojekt der HafenCity war ja vielleicht erinnern sich manche im Jahr 2001 der Bau der Kibbelsteg-Brücken. Es folgte die Shanghaibrücke, danach weitere. Die Baakenhafenbrücke mit ihren 170 Metern Länge ist die bisher jüngste. Ihre Einbindung in das Quartier schließt zahlreiche Arbeiten in den westlichen Quartieren ab und markiert den Beginn der Entwicklung der östlichen HafenCity. Und ein bisschen gehört ja auch dieser Bereich zum Hamburger Süden; auf jeden Fall ist er eng mit ihm verbunden.

Die HafenCity insgesamt hat sich in ihren ersten zwölf Jahren zu einem der größten und ambitioniertesten Stadtentwicklungsprojekte weltweit entwickelt: 51 Projekte sind verwirklicht, 450 Unternehmen haben sich angesiedelt und für neue Arbeitsplätze gesorgt. Und wir haben Wohnungen gebaut: 1377 Wohneinheiten sind fertig, in denen 2.000 HafenCitizens leben, davon viele mit Kindern. Im Durchschnitt gibt es hier sogar mehr kleine Kinder als in Hamburg insgesamt. Der Bezirk ist außerdem ein guter Ort für Kultur und Freizeit, Forschung und Wissenschaft.

Auch da konnte die IBA anknüpfen, auf die ich zum Schluss zurückkommen möchte. Mit ihrem Doppelmotto Wohnen heißt bleiben und Aufwerten ohne zu verdrängen, hat die IBA Hamburg frühzeitig die dauerhafte Aufwertung der Elbinseln und des ganzen Hamburger Südens verfolgt, und die Bewohner einbezogen.

Das Ergebnis ist, dass man am lebenden Beispiel Wilhelmsburg sehen kann, wie sich angeblich gar nicht angesagte Stadtteile doch attraktiv machen lassen. Und gleichzeitig: Wie man endlich mittelalterliches Denken hinter sich lässt. Das gibt es ja noch, als heimliches Konzept von Stadtentwicklung. Vergessen wir nicht: Bis in das 19. Jahrhundert wurde an Hamburgs Grenzen ein "Sperrgeld" erhoben.

Das ist Vergangenheit, aber ein gewisses Denken, dass diejenigen, die sich das Leben in der Stadt nicht leisten können, sich dann eben außerhalb ansiedeln müssen, gibt es hier und da noch. Dass sie damit leben müssen, verdrängt zu werden. Das ist aber nicht unser Konzept, nicht das der IBA. Sie hat gegen die Segregation gewirkt und damit die richtige Antwort gefunden.

Wir werden nicht in so kurzer Zeit, wie wir es uns wünschen, sozialen Wandel in allen Teilen unserer Stadt organisieren können, nicht in einer so umfassenden Weise, dass soziale Brennpunkte alsbald der Vergangenheit angehören. Das ist eine Vorstellung, an der wir arbeiten müssen, die sich nicht herbeibeamen lässt.  

Und doch, meine Damen und  Herren, ist gerade der Hamburger Süden ein Beweis dafür, dass sich sozialer Wandel organisieren lässt.
 
Sozialer Wandel braucht Zeit, Ideen, er braucht Investitionen, und dafür braucht man einen Plan. Nicht wie früher: einen Plan von oben, der dann funktioniert oder auch nicht sondern einen Plan, der das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für ihren Stadtteil, ihre Region voraussetzt und einbezieht. Darauf setze ich im Hamburger Süden weiterhin. Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.