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13.01.2014

Grußwort zur Vorstellung der Damp-Stiftung sowie der Stiftungsprofessur Versorgungsforschung am UKE

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Wübben,
sehr geehrter Herr Professor Koch-Gromus,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe mich über die Einladung zu dieser Veranstaltung sehr gefreut und heiße vor allem unsere auswärtigen Gäste hier in Hamburg herzlich willkommen.

Es ist für mich ein besonders erfreulicher Anlass, eine Stiftung würdigen zu dürfen, die sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits durch vielfältiges Engagement in der Förderung der Gesundheitsforschung auszeichnet. Dass sie neben Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auch Hamburg in diese Förderung einbezieht, steigert meine Sympathie für ihre Tätigkeit natürlich noch einmal ganz beträchtlich.

Stiftungen sind ein Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements für das Gemeinwohl. Aufgaben und Ressourcen des Staates sind bekanntlich begrenzt; manches wünschenswerte, aber aus öffentlichen Mitteln nicht finanzierbare Vorhaben in Kunst, Forschung oder öffentlicher Wohlfahrt um nur einige Bereiche zu nennen wäre darum ohne das Engagement einzelner Bürger oder Organisationen nicht realisierbar.

Die Damp-Gruppe und besonders ihr ehemaliger Geschäftsführer und Gesellschafter Dr. Wübben zeigen solches Engagement: mit der Gründung und finanziellen Ausstattung einer Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung und Lehre sowie zur Ausbildung des medizinischen Nachwuchses und damit zusammenhängender sozialer Projekte ein Aufgabenfeld, das für unsere Gesellschaft von großer Bedeutung ist.

Hamburg hat die Damp-Stiftung in der Gründungsphase sehr gern unterstützt und beraten, wenn es galt, mögliche Fördermaßnahmen zu identifizieren oder Förderrichtlinien zu formulieren. Dank für seine Mitarbeit gebührt in diesem Zusammenhang namentlich dem Dekan der medizinischen Fakultät, Herrn Professor Koch-Gromus, der ja auch in den Stiftungsrat berufen worden ist.

Die heutige erste Zwischenbilanz kann sich sehen lassen: In den knapp anderthalb Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung fünf Maßnahmen in Hamburg gefördert bzw. eine Förderung bewilligt, die ein breites Themenspektrum abdecken. Das jüngste Projekt zugleich das erste große Förderprojekt für eine Hamburger Einrichtung soll heute hier vorgestellt werden: eine auf fünf Jahre ausgelegte Stiftungsprofessur für Klinische Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Eppendorf in den Bereichen Krebserkrankungen und psychische Erkrankungen.

Klinische Versorgungsforschung klingt zunächst sehr akademisch und theoretisch, sie hat aber ganz handfeste, praktische Auswirkungen auf gesundheitliche Vorsorge und medizinische Versorgung. Versorgungsforschung zielt auf die Organisation, Regulierung und Optimierung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. Sie analysiert Strukturen, Prozesse, Ergebnisse und Kosten aller Bereiche der gesundheitlichen Versorgung von der Prävention über die Behandlung bis hin zur Nachsorge, und sie untersucht Individuen ebenso wie Gruppen, Organisationen, Institutionen und Kommunen.

Versorgungsforschung betrachtet, kurz gesagt, den Patienten auf seinem Weg durch das Gesundheitssystem. Sie hilft, Defizite zu identifizieren und daraus die Schlüsse für Verbesserungen in der Patientenversorgung zu ziehen. Sie kann Fragen beantworten, die nicht nur Mediziner, sondern auch Politik und Gesellschaft stellen, wenn es um Transparenz, Wirksamkeit und Kosteneffizienz unseres Gesundheitssystems geht.

Die bestmögliche medizinische Versorgung zu ermöglichen, ist dabei vor allem, aber längst nicht nur eine Frage des Könnens unserer Ärzte, und vieler anderer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Dazu gehören zum Beispiel auch die Aus- und Weiterbildung des Personals in der Gesundheitsversorgung, die Versorgung mit Medikamenten sowie Heil- und Hilfsmitteln, Maßnahmen der Prävention, Pflege und Rehabilitation. Und es ist bekanntlich hier auch eine Frage des Geldes.

Die rasanten Fortschritte der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten stellen unser solidarisch finanziertes Gesundheitswesen vor wachsende Herausforderungen. Gleichzeitig steigt der Anteil der Älteren, die mehr medizinische Behandlung benötigen, während die Zahl der Beitragszahler abnimmt. Die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung auf dem Land, die Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung und der Pflegeversicherung an Aufgaben für die Gesundheitspolitik herrscht wahrlich kein Mangel.

Innovative Behandlungsmethoden für möglichst alle verfügbar zu machen und parallel die Kosten im Rahmen zu halten das erfordert eine durchdachte Gesundheitsökonomie, die künftig eine immer wichtigere Rolle spielt. Auch hierzu erwarten wir von der Versorgungsforschung Erkenntnisse und Anregungen.

Medizinische Forschungsvorhaben brauchen allerdings möglichst optimale Bedingungen. Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf mit seiner anerkannten Qualität als Hochleistungs-krankenhaus wie als medizinische Lehr- und Forschungsstätte sind sie in jeder Hinsicht gegeben. Unter anderem mit vielen Neubauten hat die Stadt ihre zentrale medizinische und universitäre Einrichtung, die Marke UKE, in den vergangenen Jahren die Grundlagen für die Fortsetzung einer erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit und medizinischen Versorgung geschaffen, weitere Bauten werden folgen.

Mit der Versorgungsforschung betreten wir zwar in Hamburg kein Neuland sie bildet als eines der fünf disziplinübergreifenden Forschungscenter einen der Forschungsschwerpunkte am Universitätsklinikum Eppendorf. Die Einrichtung der Stiftungsprofessur für Klinische Versorgungs-forschung in Kooperation mit der Damp-Stiftung schafft aber nun unabhängig von Projektaufträgen längerfristige Entwicklungs-perspektiven für eine systematische Analyse von Strukturen, Prozessen und Ergebnissen.

Meine Damen und Herren,
Sie haben es vielleicht gelesen vorigen Mittwoch veröffentlichte das Wissenschaftsressort der Süddeutschen Zeitung einen, wie es dort hieß, Notruf: 85 Prozent der medizinischen Studien seien unnötig, redundant oder sogar völlig wertlos. Dabei werde nicht nur Geld verschleudert, sondern mitunter auch Patienten Schaden zugefügt. Und häufig gehe es nur darum, möglichst schnell möglichst viele Fachartikel zu publizieren, was mit einer Verbesserung unseres Lebens oder wenigstens einem erstrebenswerten Erkenntnisgewinn kaum mehr etwas zu tun hat.

Wie sehr dieser alarmierende Befund den Tatsachen entspricht, vermag ich nicht zu sagen. Was ich aber weiß: Es gibt wissenschaftliche Institutionen und Forschungseinrichtungen, die sozusagen über jeden Zweifel erhaben sind, und um von einer solchen sprechen wir heute.

Die noch relativ junge Disziplin der Versorgungsforschung zeichnet sich durch einen hohen Praxisbezug aus was sie dem Wissenschaftsbetrieb hoffentlich nicht verdächtig macht. Für die weitere Entwicklung unseres komplexen Gesundheitssystems besitzt sie schon heute zentrale Bedeutung, weil sie die Entscheidungsträger mit gesicherten Daten und Fakten sowie Analysen zur Entscheidungsfindung beraten kann. Mit ihren Erkenntnissen kann sie zugleich Brückenbauer zwischen manchmal konkurrierenden Interessen sein und so zu einer Kultur interdisziplinärer und interprofessioneller Gesundheitsversorgung beitragen, die uns allen zugutekommt.

Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg danke ich der Damp-Stiftung für die Einrichtung der neuen Stiftungsprofessur, die mit Prof. Holger Schulz vom Zentrum für Psychosoziale Medizin, einem ausgewiesenen Experten aus Hamburg, besetzt werden konnte.

Ihnen, Herr Prof. Schulz, gratuliere ich zu dieser Berufung und wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Erfolg und Freude bei Ihrer Arbeit.

 

Es gilt das gesprochene Wort.