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23.04.2012

Hochschulrektorenkonferenz

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin der 

Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrte Frau Prof. Wintermantel,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

herzlich willkommen in der Hanse- und Wissenschaftsstadt Hamburg. Herzlich willkommen in der Stadt, in der, wie ich weiß, die meisten von Ihnen gerne leben möchten. 

 

Das weiß ich aus einer brandaktuellen repräsentativen Studie, die die Universität Hamburg zu den Wohnortvorlieben von Akademikern veröffentlicht hat. Mehr als 60 Prozent der Befragten aus ganz Deutschland können sich vorstellen, nach Hamburg zu ziehen. Mehr als in jede andere vergleichbare Großstadt. Um aus Hamburg wegzuziehen, würde ein Akademiker gut fünf Prozent mehr Gehalt fordern.

 

Die Gründe, die für die Standortentscheidung für Hamburg genannt  werden, sind so vielschichtig wie die Stadt selbst:

 

Es ist die Lebensqualität und Infrastruktur, das Umfeld aus Bildung und Wissenschaft. Es ist das interessante und vielfältige Kulturleben, Hamburgs Weltoffenheit und das besondere Flair der Hafenlage, das die Befragten mit Hamburg verbinden. Genauso wichtig ist ihnen aber auch die Attraktivität des Arbeitsmarktes, die Zahl an großen und kleinen Unternehmen und die Jobchancen, die sich dadurch ergeben. 

 

Hamburg will und wird wachsen. Die Stadt wird Prognosen zufolge 2030 auf 1,9 Millionen Einwohner kommen, vielleicht mehr. Die Chancen, die sich daraus ergeben, wollen wir nutzen und damit, meine Damen und Herren, bin ich ganz dicht an Ihrem eigentlichen Thema, das unser gemeinsames ist: Bildung.

 

Mir ist dieses Thema so wichtig wie kein anderes. Bildung ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Und unser Ziel als große Stadt, als Zentrum der Metropolregion ist es, allen Hamburgerinnen und Hamburgern die Wege zu guten Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten zu ebnen. 

 

Um Wege zu ebnen, muss man loslaufen. Wir sind unterwegs:

 

  • Wir befestigen neue Bildungswege von Krippe und Kindergarten bis hin zur Hochschule, die für alle zugänglich sind  - egal welcher Herkunft. Im ersten Schritt sorgen wir für Chancengleichheit.
  • In einem weiteren Schritt fördern wir Talente.
  • Und in einem dritten Schritt schaffen wir neue Strukturen in der Bildung und Wissenschaft.

 

Jede und jeder hat ein Recht darauf, an den politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Prozessen der Gesellschaft teilzunehmen und sie mitzugestalten. Soweit das Idealbild. 

Die Wirklichkeit vor Ort entspricht nicht überall und nicht von selbst dem Idealbild. Ein Teil der Kinder aus so genannten bildungsfernen Familien verlässt die Schule ohne Abschluss oder nur unzureichend qualifiziert. Die Folge: Der Übergang in eine Ausbildung und anschließend in den Beruf misslingt.

 

Unser Ziel ist es, dass alle Jugendlichen nach der Schule entweder eine Berufsausbildung beginnen oder ein Studium aufnehmen können. Jeder soll eine passende Aufgabe für sich finden und sie auch ausfüllen können egal ob als Mediziner oder medizinische Fachangestellte, egal ob als Flugbegleiter oder Flugkapitän. Jeder einzelne ist wichtig, mir ganz persönlich.

 

Wir gehen den Weg zu mehr Chancengleichheit und besseren Bildungsangeboten konsequent:

  • durch ein flächendeckendes, bezahlbares Angebot an Krippen und Kitas;
  • durch bessere Förderung von Bildung;
  • durch kleinere Grundschulklassen: Wir haben Deutschlands kleinste Klassen dort mit höchstens 23 Schülern, in Gebieten mit weniger guten Bildungsvoraussetzungen sind es nicht mehr als 19.

 

  • Ferner durch mehr Ganztagsschulen;
  • durch Gymnasien und Stadtteilschulen, die beide zum Abitur führen können; 
  • dadurch, dass wir die duale Ausbildung und die berufliche Weiterbildung stärken; 

und indem wir die Möglichkeit herstellen, dass zum Beispiel Meister und Fachwirte auch ohne Abitur studieren können.

 

Hamburg hat mit seiner ehemaligen Hochschule für Wirtschaft und Politik, die heute Teil der Universität Hamburg ist, hier eine besondere Tradition. Der Senat will im Dialog mit den Hochschulen Konzepte entwickeln, um den Anteil beruflich qualifizierter Studienanfänger zu erhöhen.

 

Mit einem Satz: Wir wollen dafür sorgen, dass Bildungs- und Berufswege gelingen. Und damit niemand auf seinem individuellen Bildungsweg ins Stolpern gerät oder zurückbleibt, räumen wir Steine aus dem Weg oder bauen Brücken. Keiner, wirklich keiner, soll am Wegesrand zurückgelassen werden. Wir brauchen gut ausgebildeten Nachwuchs, auf allen Ebenen und in allen Bereichen.

 

Damit bin ich bei Schritt 2, der Förderung von Talenten. Die schlummern überall, wir müssen sie nur wecken und ihre Begabungen fördern. Denn wir können uns gar nicht leisten, auf ihre Talente, Ideen, ihre Leistungsbereitschaft zu verzichten. Wir haben eine Reihe von Projekten, um diese Talente zu finden und zu fördern. Zum Beispiel verschiedene Formen schulischer Begabtenförderung. Hier ist auch das gute Auge von Erziehern, Lehrern, Professoren gefragt. 

 

Und, meine Damen und Herren,

natürlich wollen wir die besten Köpfe an unseren Hochschulen haben und nicht nur die, die sich ein Studium leisten können. Was uns zum dritten Schritt führt, der Hochschulbildung und Forschung. Auch hier sind neue Wege entstanden auch gegen Widerstände. Dazu gehört, dass wir die Studiengebühren zum Wintersemester abschaffen. Das gleicht der Haushalt der Stadt aus. Den werden wir konsolidieren, aber dies ist nicht die Stelle zum Einsparen, sondern zum Investieren in die Zukunft.

 

Meine Damen und Herren,

viele von Ihnen wissen es: Hamburgs Universität ist die fünftgrößte Deutschlands. Unsere Stadt hat insgesamt 20 Hochschulen sowie zahlreiche außeruniversitäre Institute mit gut 85.000 Studierenden.

 

Das ist ein wichtiger Standortvorteil. Er trägt wesentlich zur Chancengleichheit und Innovationsfähigkeit unserer Stadt bei. In wenigen anderen Städten ist die Auswahl an qualifizierten Arbeitskräften so groß wie in Hamburg.

 

Wir wollen die Wissenschaftseinrichtungen mit ihren unterschiedlichen Profilen darin unterstützen, ihre Stärken auszubauen. Dafür  werden wir in den Wissenschaftsstandort investieren. Die Ausgaben für Wissenschaft und Forschung werden stärker ansteigen als der Gesamthaushalt bis ins Jahr 2020  von 870 Millionen auf etwa 1 Milliarde Euro.

 

Damit fördern wir auch  zukunftsweisende Verbundprojekte von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Denn diese kommen beiden Partnern gleichermaßen zugute. Dies zeigt etwa die Kooperation bei dem Center for Free-Electron Laser Science Hamburg (CEFL). Hier experimentieren Forscher von DESY, Max-Planck-Gesellschaft und Universität Hamburg sehr erfolgreich unter einem Dach an der modernsten Synchrotronstrahlungsquelle der Welt, PETRA III. An diesen Erfolg knüpfen wir an: im Bereich der weltweit immer wichtiger werdenden Infektionsforschung und wir etablieren das Zentrum für Struktur- und Systembiologie (CSSB). Auch hier sind die Hochschulen als zentrale Partner mit dabei. 

 

Hamburgs Hochschulen haben in den vergangenen Jahren unter schwierigen Bedingungen viel geleistet. Wir werden dafür sorgen, dass sie unter besseren Rahmenbedingungen arbeiten können: indem wir nicht nur die Finanzierung der Hochschulen auf ein solides Fundament stellen, sondern auch mit investiven Maßnahmen die bauliche Erneuerung der Hochschulen in Angriff nehmen und die Forschung stärken. 

 

Der Senat sorgt mit einer soliden Grundfinanzierung der Hamburger Hochschulen für ihre mittelfristige Finanzierungs- und Planungssicherheit. Die mit einem hohen Maß an Hochschulautonomie verbunden ist. 

Dafür akzeptieren die Hochschulen die Rahmenbedingungen der Stadt und bieten an, auch künftig eine hohe Zahl an Studienplätzen zur Verfügung zu stellen. 

 

Durch jährlich ansteigende Globalbudgets werden die Hochschulen in die Lage versetzt, sich auf die fachliche Profilbildung zu konzentrieren. Zu dem hohen Maß an Hochschulautonomie gehört aber auch, dass sie in Personalangelegenheiten im Tarif- und Dienstrecht erheblich ausgeweitete Kompetenzen erhalten. 

 

Ein weiterer wichtiger Punkt auf unserer Agenda ist, wie schon erwähnt, die Sanierung der in die Jahre gekommenen Hochschulgebäude und Neubauten. Ein großer Teil der Gebäude ist in den 60er und 70er Jahren entstanden.

 

In einem ersten Schritt wird die Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften erneuert. Mit einem Investitionsvolumen von circa 300 Millionen Euro errichten wir dort drei neue Gebäude und modernisieren das Geomatikum. 

Im nächsten Schritt prüfen wir bauliche Erneuerungsmaßnahmen an anderen Standorten. Das gilt auch für die HAW. Hier prüfen wir derzeit einen Ersatzbau für das alte Elektrohochhaus.

 

In puncto Forschung werden wir dafür sorgen, dass sich um die Spitzenforschungseinrichtungen in Hamburg jeweils ein Innovationscampus entwickelt. Hier sollen aus guten Ideen gute Produkte und Arbeitsplätze entstehen.

Schon heute sind wir beispielsweise in der Klimaforschung oder in der physikalischen Grundlagenforschung exzellent. 

 

Sie sehen, meine Damen und Herren, wir haben uns viel vorgenommen. Angesichts der Schuldenbremse keine leichte Aufgabe, aber leicht wäre ja auch nicht wissenschaftlich. Alles orientiert sich an dem Ziel, Hamburg insgesamt zu einem attraktiven Wohn-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort auszubauen. 

 

Damit komme ich noch einmal auf die Akademiker-Umfrage zurück. Vermutlich ist es der Mix von Urbanität, Natur, Kultur und Lebensgefühl, der Hamburg so besonders macht. Das, was sich Kurt Tucholsky einst für Berlin gewünscht hat mit den Worten: Vorn die Friedrichstraße und hinten die Ostsee. Was in Berlin ein Wunschtraum bleibt, ist in Hamburg längst Wirklichkeit: Vorne der Jungfernstieg, hinten der Elbstrand. Und dazwischen die HafenCity.

 

Allein in puncto bezahlbarer Wohnraum fällt Hamburg in der Studie ab. Wir kannten sie vorher nicht, haben aber die Lage schon erkannt und das vielleicht größte Wohnungsbauprogramm in Deutschland gestartet. Unser Ziel sind 6.000 neue Wohnungen pro Jahr, schon 2011 waren die Pläne für 6.800 neue Wohnungen auf den Tischen.

 

Wohnungen übrigens, die sich nicht nur Gutverdienende leisten können, sondern auch Familien, Studierende, Auszubildende oder allein lebende Senioren.

 

Sie sehen, nicht nur viele Wege, auch viele Gründe führen nach Hamburg. Heute sind Sie als Teilnehmer an der Hochschulrektorenkonferenz hoch willkommene Gäste. Die HRK befördert zentrale Themen der Wissenschaft und leistet einen wichtigen Beitrag, die Hochschullandschaft insgesamt in Deutschland voran zu bringen und hohe Qualitätsstandards zu erreichen. Wichtige Impulse für die Reform der Reform in der Bachelor-Master-Strukturreform gingen und gehen von der HRK aus. Mit dem Ars Legendi-Preis, der heute Abend erneut verliehen wurde, setzt die HRK gemeinsam mit dem Stifterverband einen wichtigen Akzent für die Bedeutung von Qualität in der Lehre.

 

Empfehlen Sie nach dieser Konferenz gern Ihren Habilitierenden und Studierenden den Wechsel nach Hamburg. Wohnungen gibt es bald genug!

 

Vielen Dank.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.