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25.08.2012

igs-Kongress Sport Macht Grün

igs-Kongress Sport Macht Grün

 

Sehr geehrter Herr Baumgarten,

sehr geehrte Frau Wagner-Hauthal,

sehr geehrte Frau Dr. Fehres,

sehr geehrter Herr Beyer,

meine Damen und  Herren,

 

Wilhelmsburg ist die größte europäische Flussinsel und sie liegt in der Mitte Hamburgs. Die größte, das ist schon mal ein interessanter Superlativ.

 

Aber er wäre nicht viel mehr als interessant, wenn nicht Wichtigeres hinzukäme: nämlich dass Wilhelmsburg die europäische Flussinsel ist, auf der sich mehr tut und mehr entwickelt  als auf irgend einer anderen.

 

Das werden Ihnen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Büros bestätigen. Wir haben vor wenigen Tagen gemeinsam Wilhelmsburg besucht und sind natürlich mit Fahrrädern unterwegs gewesen. Damit bin ich bei einem Motto dieses Kongresses: Sport und Bewegung... besser draußen!

 

Draußen, das weiß jede und jeder, erlebt man eine Gegend, einen Stadtteil, eine Flussinsel intensiver als wenn man durchs Fenster guckt eines Hauses oder eines motorisierten Verkehrsmittels. Und in Wilhelmsburg wird vom Fahrrad aus mindestens dreierlei deutlich:

 

erstens, dass es am Radwegenetz noch manches zu verbessern gibt und wir dran arbeiten. Und natürlich an all den anderen Verkehrs-Lösungen, bis hin zur Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße, die dazu beitragen sollen, die Segmente dieses Inselstadtteils wieder zusammenwachsen zu lassen;

 

zweitens: dass dieses wieder-zusammenwachsen-lassen eine lohnende Aufgabe ist. Schon von seiner Gestalt her ist Wilhelmsburg ein vielfältiger,  sozusagen amphibischer Stadtteil, der fast überall am und mit dem Wasser lebt. Nicht von ungefähr ist es ja auch ein Stadtteil, der als Wohnort immer interessanter und beliebter wird. Schon jetzt, auch wenn sein früheres Image eines zu wenig beachteten, ja vernachlässigten Stadtteils hier und da noch nachwirkt. Das ändert sich schon und wird irgendwann Geschichte sein;

 

drittens, dass gerade Wilhelmsburg noch viel größer ist als man denkt. Damit meine ich jetzt  nicht die Entfernungen mit dem Fahrrad. Die sind kein Problem. Was ich meine, ist: Diese Insel hat so viele Quartiere, untergenutzte Flächen, sogar  Elbstrände, die sozusagen im Dornröschenschlaf liegen, weil die Wilhelmsburger selbst kaum wissen, wo sie sind, wie man hinkommt, ob man überhaupt hin darf.

 

Dann kommt man an eine Stelle, an der Teile des alten Zollzauns schon entfernt sind, man kann auf den Deich, und siehe da: Man hat als Anwohner der Harburger Chaussee ganz andere Aussichten, im wahrsten Sinne, man ist eine Barriere losgeworden. Das ist nur ein Beispiel, und zwar eines vom Rande Wilhelmsburgs.

 

Für seine Mitte gilt erst recht: Wenn da erst einmal all die Barrieren verschwunden oder verlegt sind, wenn ganz Wilhelmsburg allen Wilhelmsburgern gehört und sie es in seiner Länge und Breite nutzen, dann ist der Stadtteil, die Insel plötzlich viel größer, und schöner. Und erst dann ist auch wirklich Platz für die vielen weiteren Bewohner, die Wilhelmsburg braucht und erwartet.

 

Dass genau hier im Herzen Hamburgs, auf dieser größten europäischen Flussinsel, dass hier die Internationale Bauausstellung (IBA), und die internationale Gartenschau (igs) zeitgleich stattfinden...  beschreibt das Ereignis nur sehr unzureichend.

 

Nein, entscheidend ist, dass sie zeitgleich und im Zusammenwirken an diesem Stadtumbau arbeiten. Dass sie ihn beispielhaft dem internationalen Publikum präsentieren, und den Wilhelmsburgern und allen Hamburgern.

 

Der Umbau macht Wilhelmsburg größer, schöner, zugänglicher, gleichzeitig ökologischer, flutsicherer, mittelfristig sogar energetisch autark. Und gleichzeitig setzt er eine Bildungsoffensive in Gang, die hier ebenfalls auf durstigen Boden fällt.

 

Alles das ist eine Riesenchance und mein Eindruck aus vielerlei Beschäftigung, aus Gesprächen und Präsentationen, aus eigenem Erleben und nun auch vom Fahrrad aus mein Eindruck ist, dass sie hervorragend genutzt wird. Ich möchte so weit gehen zu sagen: Hiermit hat der Sprung über die Elbe erst so richtig seinen Absprungbalken gefunden. 

 

Wenn er gut landet, ist die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner der Elbinseln es sind ja mehrere gestiegen. Dabei sind die IBA und igs unverzichtbar.

 

Die Stadt investiert allein 90 Millionen Euro in die IBA, 78 in die igs und 107 Millionen in Infrastrukturmaßnahmen. Das ist gut angelegt. Bis 2013 sind rund 612 Millionen private Investitionen in Folge der IBA zu erwarten und über 2013 hinaus rund 2,8 Milliarden. Das Potenzial an Wohnungen ungefähr 5.000 bis zum Jahr 2020 und die Verbesserung der Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur wird weit über die Zeit der Ausstellung ausstrahlen und bleibende Werte schaffen.

 

Meine Damen und Herren,

 

6.000 Wohnungen pro Jahr in Hamburg das Ziel und Versprechen des Senats ist inzwischen allen in der Stadt und ringsum bekannt.

 

Es sind die Bezirke, die den Plan mit Leben füllen müssen. Wilhelmsburg hat vor einiger Zeit den Bezirk gewechselt wechseln müssen oder dürfen, das wird unterschiedlich gesehen. 

Die meisten denken: Das ist mir egal, solange es mit Wilhelmsburg voran geht.

 

Das  tut es, wobei im Laufe der Zeit ja auch die Ansprüche an die Bürgerbeteiligung in dem Maße gewachsen sind, wie die Erinnerung an die Zeit verblasst ist, da zwischen Wilhelmsburg und Hamburg noch eine Landesgrenze verlief. Die Ansprüche sind berechtigt und meistens hilfreich. Wir werden die Bürgerbeteiligung auch im Stadtentwicklungsprozess nach IBA und IGS fortsetzen. Neben den Beteiligungsmöglichkeiten an den einzelnen Projekten muss es auch Foren für den übergreifenden Austausch geben.

Und weil es bei den Barrieren, die Wilhelmsburg überwinden will, auch um noch verbliebene soziale Barrieren geht, denken wir zum Beispiel um eine Durchmischung sicherzustellen und zu erreichen langfristig über eine soziale Erhaltungsverordnung auch in Wilhelmsburg nach, neben dem zentralen Instrument des geförderten sozialen Wohnungsbaus.

 

Die Bildungsoffensive habe ich schon kurz erwähnt. Für deren innovative Bildungsprojekte, zum Beispiel die Schulen als Stadtteilzentren, tragen wir angesichts der bisher hohen Schulabbrecherquote eine besondere Verantwortung. Wobei es sehr erfreulich ist, dass Zahlen aus jüngster Zeit schon eine deutlich erkennbare Verbesserung signalisieren, auch bei den Abiturientenzahlen.

 

Meine Damen und Herren,

alles in allem wollen wir am Beispiel Wilhelmsburg zeigen, wie man Quartiere zu Vorbildern entwickeln kann auch solche, die früher nicht als vorbildlich gegolten haben. Zu Vorbildern in Vielfalt, aber genauso in sozialem Zusammenhalt. Und zu Vorbildern dafür, dass die Stadt tatsächlich wachsen kann zum Beispiel auf dieser Flussinsel. Dass die wieder so attraktiv wird, dass dort viele Menschen wohnen wollen.

 

Wir wollen den Sprung über die Elbe nicht nur in eine Richtung, sondern wir wollen, dass umgekehrt Wilhelmsburg selber den Sprung vollzieht und seine Wachstumspotenziale mobilisiert.

 

Wilhelmsburg tut es und hat gute Voraussetzungen, denn es ist Sonderfördergebiet im Zuge der IBA und zweitgrößter Hamburger Entwicklungsraum. Hier leben jetzt knapp 50.000 Hamburgerinnen und Hamburger. Da ist jetzt, ich sage es noch einmal, Luft nach oben.  

 

Die große Stadt braucht besondere Wohnungsangebote für besondere Ideen und Bedarfe, und für unterschiedliche Lebensstiltypen. Damit braucht sie auch unterschiedliche Architekturangebote.

 

Das ist jetzt eigentlich ein Kapitel für sich, aber ich habe nicht erst seit der erwähnten Radtour den Eindruck, dass gerade auf dem Gebiet die IBA nicht zu viel versprochen hat.

 

Hybrid Houses, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen können, oder Passivhäuser mit Algenfassaden, oder gleich gegenüber die neue Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, die ein wenig an Legostein-Phantasien erinnert und keine Ecken mehr hat, in denen sich Staub und Bürokratie dem Zugriff neuer Besen entziehen könnten das sind nur ein paar Beispiele und Ideen, die den Umbau Wilhelmsburgs punktieren.   

 

Meine Damen und Herren,

so viel zur größten europäischen Flussinsel in der Mitte Hamburgs. Was hier sonst läuft, und skatet, und schippert, und sich wie auch immer fortbewegt, damit werden Sie sich in den nächsten Stunden beschäftigen. Senator Michael Neumann wird Ihnen unsere Dekadenstrategie nahebringen und was Bewegung im öffentlichen Raum damit zu tun hat.  

 

Die igs 2013, der ich die herzlichen Grüße des nordelbischen Hamburgs überbringe und Ihnen allen, meine Damen und Herren, als Kongressteilnehmern die igs und ihre Vorhaben sind für Hamburgs Grünflächen- und Stadtentwicklungsplanung von großer Bedeutung. Einige beginnen sich ja schon für jedermann sichtbar abzuzeichnen, Bepflanzung und Wege nehmen Gestalt an.

 

Aber sie sind von großer Bedeutung auch für die künftige Sportentwicklung in Hamburg. Denn da wird sich eine Menge bewegen und verändern, von dem wir noch gar nicht alles überblicken. Sport im Verein, Sport im öffentlichen Raum, Sport vor dem Bildschirm das alles wird es weiterhin geben, aber die Akzente werden sich verschieben.

 

Die igs hat sich des Themas angenommen, in der richtigen Erkenntnis: Was den Sport betrifft, und seinen allmählichen Bedeutungswandel, ist natürlich auch Wilhelmsburg keine Insel.

Aber vielleicht ein gutes Trainingsgelände und Experimentierfeld!

 

Die Planungen der igs 2013 greifen aktuelle Trends des Sportverhaltens der Hamburgerinnen und Hamburger auf. Sie werden die Untersuchung von Professor Wopp, Universität Osnabrück, kennen, der im Rahmen der Sportentwicklungs-Planung 2010 in einer Befragung ermittelt hat, dass bereits rund 56 Prozent ihren Sport selbst organisieren. An der Spitze der Hitliste sind Laufen, Fitness und Radfahren und die meistgenutzten Sporträume sind die Natur, die Straße und das Fitness-Center.

 

Ich finde es hoch interessant, dass die igs in diese Richtung weiterdenkt und mit dem igs-Park einen hervorragenden Raum für diverse sportliche Aktivitäten schafft. Wie es ja im Rahmen der Dekadenstrategie Sport als Ziel formuliert worden ist, alle Hamburger Parks und öffentlichen Grünräume für Sport und Bewegung besser nutzbar zu machen. Die Projektergebnisse aus Wilhelmsburg werden eine wertvolle Hilfe sein.

 

Auch die sehr wichtige Frage, wie sich im Laufe der erwarteten Veränderungen die Rolle der Vereine anpassen kann und muss, spielt dabei eine Rolle. Sportvereine werden trotz der genannten Zahl von Selbstorganisierten nicht überflüssig sein, im Gegenteil. Ihre fachlichen Kompetenzen und vielleicht noch mehr ihre sozialen Kompetenzen und Aufgaben sind unverzichtbar. 

 

Wie es gelingen kann, dass der einsame Jogger sofern er denn einsame Streckenabschnitte findet , der Fitnessfreak, die Bolzplatznutzer und die traditionell Vereinsverbundenen, dass die nicht völlig auseinanderdriften, sondern weiterhin voneinander lernen und sich aufeinander beziehen können, wo sie doch trotz allem eine Familie sind, auch das soll hier erprobt und angewandt werden. Das ist gut so. Jugendliche buchstäblich von der Straße zu holen, war schon vor hundert Jahren Teil eines Generationenvertrages, den die Vereine mit sich selbst abgeschlossen haben und bis heute glänzend erfüllen.        

 

Das ParkSport-Konzept fördert die Zusammenarbeit der Vereine und gibt auch hier Impulse für die zukünftige Entwicklung. Ich glaube, dass die Planungen der igs 2013, insbesondere das ParkSport-Konzept, nicht nur besonders innovativ sind, sondern dass sie für Hamburg und andere Städte ein Vorbild sein können.

 

Ich wünsche dem Kongress Sport Macht Grün ein heute darf ich es einmal sportlich sagen: unermüdliches Pressing und ein spannendes Finish. 

 

Vielen Dank. 

 

Es gilt das gesprochene Wort.