Sehr geehrter Herr Prof. Aust,
sehr geehrter Herr Raike,sehr geehrte Damen und Herren,
vor einigen Tagen fiel mir nicht ganz zufällig ein altes Geo-Special Hamburg von 2006 in die Hände. 2006, das ist gerade mal 10 Jahre her, aber wenn man durch die wie immer brillanten Fotos blättert, dann erlebt man einen Zeitsprung. Das Ocean´s End steht schon, aber am Dalmann-Kai sehen wir eine sandige Wüstenei und über uns nur der Himmel, könnte man mit Hans Albers sagen. Das Kreuzfahrtterminal war gerade mal provisorisch angelegt, das Überseequartier eine in Arbeit befindliche architektonische Idee.
Von der Elbphilharmonie, damals schon zu Recht gehypt, gibt es in dem Heft immerhin schon ein beeindruckendes Modell zu sehen und dazu die Zeile: Luftschloss auf solidem Sockel.
Meine Damen und Herren,
dass wir in Hamburg keine Luftschlösser bauen, sondern ganz real die Stadt der Zukunft, das wissen nicht nur die Hanseaten, sondern auch die Touristen, die unter anderem wegen Elbphilharmonie und Hafencity zu uns kommen.
Deshalb nutze ich gerne diese Gelegenheit, um einige Impulse zum Tourismus in unserer Stadt und aus Sicht unserer Stadt beizutragen.
1. Der Tourismus gehört zu den wichtigsten Motoren für die Wirtschaft
In den vergangenen 10 Jahren hat sich das Übernachtungswachstum verdoppelt. Ich nenne ausnahmsweise mal ein paar Zahlen: 12 Millionen Übernachtungen hatten wir in 2014, und in den ersten neun Monaten 2015 haben wir einen weiteren Zuwachs von 5,9 Prozent. Das heißt: Wir haben im Schnitt jeden Tag 2.000 Übernachtungen mehr als im Vorjahr.
Besonders wichtig: Es zieht auch mehr ausländische Übernachtungsgäste zu uns. Hier haben wir in den ersten 8 Monaten einen Zuwachs von 6,5 Prozent. Wir liegen zwar immer noch hinter vielen Wettbewerbern, aber nicht mehr lange.
Die Folge der Entwicklung: Trotz zahlreicher Neueröffnungen brauchen wir mehr Hotelbetten. Wir hatten schon Engpässe, etwa bei Großveranstaltungen, die uns zwangen, lukrative Messe- oder Kongressanfragen abzulehnen, und das darf nicht sein. Die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung wird deshalb die Zahlen zu Angebot und Bedarf erheben, damit wir eine Datengrundlage für den Bau neuer Hotels haben.
Wobei wir nicht vergessen, dass eine unserer Stärken bei den Tagesgästen liegt, wo wir mit 86 Millionen jährlich nach Berlin die Position 2 unter den deutschen Metropolen belegen.
Insgesamt sichert der Tourismus in Hamburg rund 100.000 Arbeitsplätze und macht einen Bruttoumsatz von mehr als 6 Milliarden Euro.
Mit seiner Wirtschaftskraft liegt er im Branchenvergleich an 2. Stelle noch vor Schifffahrt, Baugewerbe und Maschinenbau.
Davon profitieren viele: Einzelhandel, Taxen, Museen und natürlich die Hamburgerinnen und Hamburger, die das reiche gastronomische und kulturelle Angebot auch nutzen.
2. Wie wir gute Fachkräfte bekommen
Fachkräfte sind ein Schlüssel zum Erfolg, aber nach Aussage des DEHOGA fehlen rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Situation, in der wir uns gerade befinden, könnte es nun sogar einmal von Vorteil sein, dass viele Arbeitsplätze im Gastgewerbe nur eine vergleichsweise einfache Qualifikation benötigen. Das Gastgewerbe sucht Fachkräfte, die Stadt möchte Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren da kommen wir sicher zusammen.
Klar ist aber auch, dass die Fachkräfte in spe Deutsch lernen und qualifiziert werden müssen. Unser Programm W.I.R. work and integration for refugees hat die Aufgabe, die fachlichen Kompetenzen der Flüchtlinge festzustellen und die nötige Qualifizierung einzuleiten. Ein spezieller Unternehmerservice wird Angebote der Betriebe entgegennehmen und Fragen zur Beschäftigung von Flüchtlingen beantworten. Die zentrale Kontaktstelle hat bereits ihre Arbeit aufgenommen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich möchte Ihnen ausdrücklich dafür danken, dass der Verband sich so positiv bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt einbringt.
3. Was die Kultur- und Tourismustaxe bringt
Bei allem Aufwand die Taxe bringt uns voran.
Mit ihr können wir weitere Marketingaktivitäten finanzieren, damit wir in der Konkurrenz zu anderen Städtereise-Destinationen noch besser bestehen. Mit ihr haben wir bereits den Tourismus aus dem Ausland erheblich gestärkt. In diesem Jahr hat das HHT etwa in Kooperation mit der Handelskammer 300 Unternehmen geschult und für die Ansprüche internationaler Gäste sensibilisiert.
Und wer in diesen Tagen über unsere Weihnachtsmärkte schlendert, hört an jedem zweiten Glühweinstand Dänisch. Im Jahr 2014 nahm Dänemark mit 326.000 Übernachtungen Platz 1 im Auslandsranking ein - dies entspricht einem Zuwachs von 26 Prozent.
Dieser Zuwachs kommt nicht von ungefähr.
2014 lief 4 Wochen lang auf 900 Monitoren in den Bussen von Kopenhagen unsere Kampagne für den Besuch der Hamburger Weihnachtsmärkte. Und in 2015 haben wir mit der Aktion Hamburg on Tour die Dänen für Hamburg begeistert.
Wir brauchen für unsere internationalen Gäste aber auch noch mehrsprachige Informationen an den Sehenswürdigkeiten, beim Fußgängerleitsystem oder im Öffentlichen Nahverkehr. Wir wollen an touristischen Orten wie in der ganzen City und auf Bahnhöfen ein gebührenfreies, für alle zugängliches W-LAN.
Wir werden auch die touristischen Attraktionen schneller barrierefrei umbauen können. Schon jetzt zertifiziert das HHT Tourismus-Unternehmen für ihre Barrierefreiheit.
Auch den Geschäftstourismus wollen wir weiter ausbauen. Das Hamburg Convention Bureau weist stetig steigende Zahlen vor und hat unter anderem das World Passenger Symposium 2015 und die Slot Conference der International Air Transport Association erfolgreich beworben. Allerdings haben wir mit Wien und Barcelona starke Konkurrenten. Dort haben Dienstleister, Hotels und Locations früh gemeinsame Strategien entwickelt hier holen wir nun auf. Bei der Akquise der Rotary International Convention 2019 haben alle Beteiligten bereits erfolgreich an einem Strang gezogen.
Auch wenn es noch etwas dauert: Aber mit den 200 Millionen Euro, die die Stadt ab 2017 in das neue CCH steckt, investieren wir natürlich auch in den Geschäftstourismus.
4. Großveranstaltungen, wie wir sie machen, sind nachhaltig, bürgernah und ein Riesenspaß
Unsere Großveranstaltungen planen wir nach modernen Maßstäben, die unserer Vorstellung einer nachhaltigen und sozial ausgeglichenen Stadt entsprechen. Und sie sind für die Besucher vor allem eines: ein Riesenspaß.
Für den Tourismus sind sie wichtig, weil sie zur Auslastung der Hotels beitragen, zahlungskräftige Gäste nach Hamburg bringen und eine fantastische Hamburg-Werbung sind. Die Bilder von den Cruise Days mit dem blau erleuchteten Hafen und den Kreuzfahrtriesen laufen zur besten Sendezeit über Millionen Fernsehbildschirme. Auch innerstädtische Sportveranstaltungen wie die Cyclassics, der Triathlon oder der Hamburg Marathon sind einfach mitreißend und wir können uns glücklich schätzen über unsere einmalige Stadtkulisse im Hintergrund.
Niemand wird auf der anderen Seite bestreiten, dass so große Events in der City auch Belastungen für die Anwohner mit sich bringen, aber wir reduzieren diese, wo es geht, etwa indem wir die Konzentration auf die Innenstadt lockern und andere Stadtteile einbeziehen. So leiten wir die Parade der Harley-Days jetzt auf eine Route um, die primär durch den Hafen führt.
Aber wir können auch nachvollziehen,
wenn private Veranstalter für die Finanzierung, etwa durch Sponsoren, auf die Innenstadt als hoch attraktiven Schauplatz angewiesen sind. Wir bleiben hier mit allen im Gespräch und versuchen immer aufs Neue, die Interessen fair und transparent auszugleichen und ich denke, in der Regel gelingt uns das auch.
5. Was gut für den Tourismus ist,
muss auch gut für die Hamburgerinnen und Hamburger sein
Die Hamburgerinnen und Hamburger sind gute Gastgeber, aber manchmal ist ihnen die Bude einfach zu voll. Ich kann das nachvollziehen. Bei allem Streben nach Wachstum, müssen wir darauf achten, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht anfangen, sich in Teilen der eigenen Stadt fremd zu fühlen.
Deshalb wollten wir genauer wissen, was die Hamburger über den Tourismus in ihrer Stadt denken. Die HHT hat dazu eine Umfrage machen lassen mit erfreulichen Ergebnissen, auch wenn diese natürlich nicht bestellt waren. 83 Prozent der Befragten sehen den Tourismus positiv und
80 Prozent beurteilen die Lebensqualität in der Hansestadt als gut bis sehr gut. Trotzdem sollten wir vorbeugen, damit erst gar kein Verdruss entsteht.
Die HHT prüft deshalb die touristische Belastung bestimmter Stadtteile und Hotspots und ermittelt die Einstellung der Bevölkerung hierzu. Auf dieser Grundlage wollen wir die Tourismusströme entzerren. Andere Teile der Stadt, die noch unter Wert wahrgenommen werden, wollen wir touristisch stärker einbinden.
6. Unsere Elbphilharmonie
Muss man zu diesem Schmuckstück noch etwas sagen? Die ganze Welt kennt und bewundert unser neues Konzerthaus dabei ist es noch nicht einmal eröffnet. Es ist eine ausgemachte Sache, dass die Elbphilharmonie der neue Treiber für den Hamburg-Tourismus ist. Denn selbst wer weder an Architektur noch an Musik Gefallen findet und solche Gäste dürfte es nicht allzu viele geben , wird sich spätestens beim phänomenalen Ausblick von der Plaza ewig erinnern.
Die Elbphilharmonie ist beileibe nicht die einzige Investition der Stadt in ihre touristische Anziehungskraft, aber doch die prominenteste.
Sie steht für Hamburg wie der Eiffelturm für Paris, das Brandenburger Tor für Berlin, das Opera House für Sydney. Diese weltweite Leuchtkraft ist wichtig. Zwar kommen immer mehr Touristen aus dem Ausland nach Hamburg, aber bei den internationalen Gästen liegen wir trotzdem noch deutlich hinter Berlin, München und Frankfurt und erst Recht hinter Paris, Wien, Barcelona.
Insofern kommt uns der weltweite Schub an Aufmerksamkeit, den die Elbphilharmonie uns beschert, gerade recht. Denn im Übrigen ist Hamburg auch viel zu schön, um ewig ein Geheimtipp zu bleiben.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Es gilt das gesprochene Wort.