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Detail

28.11.2012

Inbetriebnahme der U 4

 

Sehr geehrter Herr Staatssekretär Ferlemann,

sehr geehrter Herr Elste,

sehr geehrter Herr Dr. Funke-Oberhag,

sehr geehrter Herr Bruns-Berentelg,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

die HafenCity, die hier über uns entsteht, ist eines der größten aktuellen Stadtentwicklungsprojekte Europas.

 

Vielleicht Sie haben es gelesen ein paar Monate später als anvisiert, wird hier ein kompletter und sehr vorzeigbarer neuer Stadtteil fertig gestellt sein, mit 6.000 Wohnungen und Arbeitsplätzen für 45.000 Hamburgerinnen und Hamburger in direkter Nachbarschaft zur Innenstadt, beziehungsweise als deren Erweiterung.

 

Hamburg ist eine große Stadt in Europa und eine der bedeutendsten Hafenstädte der Welt. Die Metropolregion hat fünf Millionen Einwohner, zweieinhalb Millionen Erwerbstätige, und lebt davon, dass sie eine Wachstumsregion ist. Sie überzeugt ihre Bewohner und fasziniert ihre Besucher mit einer außergewöhnlich hohen Lebensqualität.

 

Zu der gehört, dass wir eine Stadt und Region der kurzen Wege sind, mit einem öffentlichen Nahverkehr, der, wenn das Wortspiel erlaubt ist, auf gut verlegten Gleisen in die Zukunft fährt.

 

Viele Entfernungen in unserem Alltag gelten in anderen Metropolen dieser Welt als innerstädtisch 30 Minuten von Lüneburg zum Hamburger Hauptbahnhof, 40 Minuten von Lübeck. Dann ist man im wirtschaftlichen Herzen der Region angekommen.

 

Viel bleibt noch zu tun, und werden wir tun, um erstens den öffentlichen Nahverkehr selbst auf der Schiene, auf der Straße, auf dem Wasser noch besser und taktdichter auszugestalten. Und zweitens mit Blick auf die regionalen und überregionalen Verkehrsverbindungen dafür zu sorgen, dass sie besser entflochten werden, sich weniger als bisher auf denselben Trassen ins Gehege kommen. Das wird besonders mit Blick auf die schnellere Verbindung mit Dänemark und Skandinavien über die feste Fehmarnbeltquerung wichtig werden. In dem Zusammenhang hat der Ausbau der S 4 nach Bad Oldesloe eine doppelte Bedeutung. 

 

Aber meine Damen und Herren,

hier und heute eröffnen wir den Abschnitt der neuen U 4 vom Jungfernstieg bis hierher wo sie vorläufig, aber nicht auf Dauer endet. Neue Schnellbahn- und überhaupt Bahnstrecken zu eröffnen, ist seit Jahrzehnten ein eher seltenes Vergnügen geworden. Das ist normal, denn es sind heute ganz andere planungsrechtliche und finanzielle Gesteinsschichten zu durchbohren technische auch als in der wunderbaren, aber vergangenen Zeit der eng vernetzten Kleinbahnen beiderseits der Elbe. Deren Spuren sind in Gestalt von Brückenpfeilern in der Dove-Elbe und anderswo noch erhalten.

 

Vielleicht haben viele von Ihnen schon geglaubt, das unbenutzte Gleis unterm Jungfernstieg dort, wo gegenüber die U2 zum Niendorfer Gehege fährt das wäre auch so eine Spur großer Pläne der Vergangenheit. Heute sehen wir, dass die damaligen Planer schon einige Weitsicht hatten. Letztlich hat sich, was die Streckenführung betrifft, die Variante mit einer Ausfädelung aus der Haltestelle Jungfernstieg der U2 nach Westen als vorteilhafte Lösung herausgestellt unter Nutzung der dort  vorhandenen Gleiströge, so heißen die.

 

Neue Schnellbahn- und überhaupt Bahnstrecken zu eröffnen, ist jedenfalls ein schöner Termin und wir wollen ihn gemeinsam genießen.

 

Die U4 verbindet nun, von Billstedt kommend, die Innenstadt und den Hauptbahnhof mit dem Überseequartier, der HafenCity Universität und perspektivisch mit den Elbbrücken. So wächst Hamburg durch neue Verbindungen zusammen.

 

Der Senat hatte die U4-Verlängerung bis zu den Elbbrücken bereits in sein Arbeitsprogramm zu Beginn der Legislaturperiode aufgenommen.  Auf dieser Grundlage hatte die Bürgerschaft im März 2012 die Planung der Verlängerung der U4 beschlossen.

 

Die Hochbahn hat die Planungen daraufhin begonnen und im Mai den Antrag auf Planfeststellung gestellt. Wir können im Frühjahr 2013 mit einem Beschluss hierzu rechnen. Die dazu notwendige Befassung der Bürgerschaft  wird vorbereitet.

 

Übrigens: Parallel dazu ermitteln wir, ob eine 

S-Bahn-Station Elbbrücken den Umstieg von und zur S-Bahn nach Süden ermöglichen kann und

wirtschaftlich ist.

 

Meine Damen und Herren,

zurück in die noch nähere Zukunft und Gegenwart. Ein überdurchschnittlich gutes Mobilitätsangebot, und das wollen wir herstellen, muss sich an der wachsenden Einwohnerzahl absehbar 1,9 Millionen oder mehr in Hamburg und auch an der demografischen Entwicklung orientieren, das heißt daran, dass es mehr ältere und alte Leute gibt. Die verlangen mit Recht, 

dass sie genauso zügig durch die Stadt kommen 

wie alle.

 

Zusätzliche Wohnungen erfordern eine Angebotsverdichtung und weiterhin die Erschließung neu gebauter Quartiere. 6.000 Wohnungen pro Jahr, Sie kennen die Zahl.

 

Es werden neue Stadtteile entstehen, es wird urbanes Leben sich wandeln. Der Senat gibt in dieser Stadt dem ÖPNV den Vorrang.

 

Also: Kapazitätsausbau und Modernisierung des Bussystems; namentlich die Busbeschleunigung und die Barrierefreiheit an den Haltestellen der Schnellbahnen; bessere Gestaltung des Haltestellenumfeldes; ergänzende Mobilität mit Fahrrädern und Mietautos, das sind die wesentlichen Ziele.

 

Die jetzigen und geplanten Nutzungen hier in 

der HafenCity erfordern eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur, und damit ein Nahverkehrsangebot, das sich durch kurze Zugangszeiten, kurze Fahrzeiten, hohe Verfügbarkeit und hohen Beförderungskomfort auszeichnet. Sowie durch eine gute Stadt- und Umweltverträglichkeit, das sowieso.

 

Das alles bietet die U4. Sie wird das zu erwartende hohe Verkehrsaufkommen städtebaulich und ökologisch verträglich  bewältigen, und sie ist nicht zuletzt durch die Perspektive der weiteren Verlängerung eine zukunftsfähige Lösung.

 

Die Fahrtzeiten sind kurz, der Fahr- und Haltestellenkomfort kann sich international sehen lassen, wie wir heute festgestellt haben.

 

Mehr als nur nebenbei leistet die U4 darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Hamburger U-Bahn-Netzes. Mehr darüber weiß Herr Elste und der Film vorhin hat auch einen Eindruck vermittelt, welche Vielzahl baulicher Maßnahmen sich hier zu einem Gesamtkonzept bündelt.  

 

Schienen-Fans muss man all das sowieso nicht erst erklären. Aber, meine Damen und Herren, das Projekt ist auch wirtschaftlich und das lässt sich belegen:

 

Die U4 erzeugt eine erhebliche Wertschöpfung durch eine intensivere qualititive Nutzung der Grundstücke in der HafenCity. Denn die Attraktivität des Stadtteils für Investoren und Nutzer wird durch eine leistungsfähige und attraktive ÖPNV-Anbindung wesentlich mit bestimmt. U-Bahn ist gleich Lebensqualität plus Standortentscheidung, um es auf eine vielleicht nicht ganz wissenschaftliche Formel zu bringen.

 

Wir haben hier also ein Musterbeispiel dafür, dass das frühzeitige Planen und Bauen einer leistungsfähigen ÖPNV-Erschließung eine Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung eines Areals ist. Somit auch dafür, dass Vorteile bei der Vermarktung seitens der Stadt genutzt werden können.

 

Ich bin froh darüber, dass Hamburg die Chance ergriffen hat, die U4-Infrastruktur eng mit den städtebaulichen Maßnahmen in der HafenCity zu verzahnen, und damit auch Baukosten und Risiken zu begrenzen.

 

Der andere, ebenfalls wichtige Aspekt der Wirtschaftlichkeit: Weil diese im Vorfeld analysiert und nachgewiesen werden konnte, hat Hamburg die Maßnahme nicht alleine zu finanzieren, sondern sie wird in wesentlichem Umfang vom Bund nach dem Gemeindeverkehrs¬finanzierungs¬gesetz gefördert. Wir haben die Ausführungen von Herrn Dr. Ferlemann vernommen.

 

Diese investiven Maßnahmen sind vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen gut angelegt.

 

Meine Damen und  Herren,

auch der Hochbahn als verantwortlichem Vorhabensträger ist es gelungen, bei der Planung das Angenehme mit dem wirtschaftlich Nützlichen zu verbinden. Wir konnten und können uns alle von der hervorragenden Architektur in den Haltestellen überzeugen. 

 

Die in Abstimmung mit der Stadt gewählte thematische Gestaltung der Haltestellen ist den maritimen Orten und der Hafennähe des neuen Stadtteils würdig und angemessen.

 

Und dann ist trotz komplexer technischer Herausforderungen die Maßnahme auch  insgesamt im Zeit- und auch im Kostenrahmen geblieben. Sie ist noch nicht schlussgerechnet, aber wir können absehen, dass die im Haushalt veranschlagte Kostenobergrenze von insgesamt rd. 339 Millionen Euro € für den Neubau der U4 eingehalten wird. Und ja, natürlich freue ich mich auch darüber, dass es keine juristischen Auseinandersetzungen gegeben hat und ohne jeglichen Stopp gebaut werden konnte.

 

Dafür danke ich der professionellen Projektleitung und Projektdurchführung durch die Hochbahn, und auch der Rohbau-ausführenden Arge, die aus Hochtief in der Federführung, Aug. Prien, HC Hagemann und Ed. Züblin besteht, sowie den anderen beteiligten Baufirmen. 

Noch einmal zur Erinnerung: Der erste Spatenstich für die U4 fand am 23. August 2007 statt. Die innerstädtische Großbaumaßnahme erforderte eine komplizierte Baulogistik. Dabei hat es insgesamt nur geringe Verkehrs-

beein¬trächtigungen gegeben, obwohl unter anderem die Verlegung der Versmannstraße in der HafenCity erforderlich war.

 

Auf knapp einem Kilometer Länge musste in der HafenCity in offener Bauweise gebaut werden. Dabei war unter anderem das Becken des Magdeburger Hafens zu queren. Im Schildvortrieb wurden sogar Hafenbecken unterquert: Der Binnenhafen, der Sandtor- und Grasbrookhafen. Während an VERA, der Tunnelvortriebsmaschine unten die Bohrwerkzeuge gewechselt wurden, wurden oben Drachenbootrennen vorbereitet! Der Hamburgische Untergrund hat auch zahlreiche widrige Bedingungen beschert: Neben zahlreichen Findlingen, die unterirdisch zu zerkleinern oder zu bergen waren, waren das der klebrige Hamburger Ton und unplanmäßige Verschiebungen von Bodenschichten. Es war nicht alles einfach, aber dem Hamburger Ingenieur ist nichts zu schwör... und dem Hamburger Bauarbeiter und der Hochbahn 

auch nicht.

 

Nun ist es soweit: Der Probebetrieb läuft bereits seit dem 4. November erfolgreich. Heute Vormittag haben wir uns auf der Jungfernfahrt selbst von der neuen Strecke und den neuen Haltestellen überzeugen können. Täglich bis zu rund 35.000 Menschen werden es uns nachtun. 

 

Rechnerisch wird davon die Hälfte in die Hamburger Innenstadt unterwegs sein. Die U4 wird dann auch die ambitionierten städtebaulichen und klimaschutzpolitischen Zielsetzungen Hamburgs erreichen helfen. Und sie wird eine Entlastung der Innenstadt vom Straßenverkehr sowie die weitere Verbesserung der Standortqualität und der Erschließung der HafenCity ermöglichen.

 

Ich begrüße es, dass die HOCHBAHN einen öffentlichen `Schnupperbetrieb´  bis zur jetzigen Endhaltestelle HafenCity Universität einrichtet, und bin sicher, dass das Angebot stark genutzt wird. 

 

 

Meine Damen und Herren,

ich freue mich für die Hamburgerinnen und Hamburger auf diese U4! Und sage abschließend zu den künftigen Kosten und zum künftigen Zeitplan noch dies: Aussichtsreiche Gespräche mit dem Bund über die Förderung der Verlängerung der U4 haben begonnen. Der von mir für die Verlängerung der U4 gesetzte Zeitplan ist eng, aber er ist für die weitere Entwicklung der östlichen HafenCity notwendig. 

 

Ich erwarte einen Baubeginn möglichst bald und das heißt hoffentlich, dass wir uns hier 2018 zu den nächsten Inbetriebnahme-Feierlichkeiten wieder treffen können. 

Vielen Dank!

 
Es gilt das gesprochene Wort.