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Detail

01.12.2011

Inbetriebnahme des Biogas- und Kompostwerkes Bützberg

 

Sehr geehrter  Herr Dr. Siechau,

sehr geehrter Herr Dr. May,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Taube,

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtreinigung Hamburg,

meine Damen und Herren,


es freut mich sehr, dass ich zum ersten Mal als Hamburger  Bürgermeister bei unseren Nachbarn in Tangstedt zu Gast bin. Diese Gemeinde, mit ihren vielfältigen Ortsteilen, ist ja nicht nur für ihre landschaftlich schönen Gebiete bekannt, sondern wir sind in mehrfacher Hinsicht auf gute Nachbarschaft angewiesen.


Erstens fließt die Alster hier hindurch, bevor sie die Landesgrenze überquert; Sie sind also unsere Oberlieger. Zweitens genießen wir das Recht, hier ganz in der Nähe das Staatsgut Wulksfelde unser eigen zu nennen, dessen Pächter aus biologischem Anbau viele Kunden im nördlichen Hamburg mit versorgt.


Das eine oder andere Ausflugslokal ist ebenfalls bei Hamburgern beliebt. Vor allem aber gehört Tangstedt zum Verbund der Orte in der Metropolregion, die zum gemeinsamen Nutzen in der Abfallwirtschaft kooperieren.


Was die betrifft, tun wir heute einen weiteren Schritt. Wir erzeugen hier Energie, nämlich Biogas, aus dem Inhalt der grünen Biotonnen. Die neue Trockenfermentation kann stündlich bis zu 600 Kubikmeter Biogas erzeugen, das nach einer Aufbereitung als Bio-Methan energetisch genutzt wird.


Beim Stichwort Methan denken viele Hamburger und vermutlich auch viele Tangstedter in erster Linie an das, was zum Beispiel aus Rindermägen kommt. Bio ist das natürlich auch. Aber es entweicht in aller Regel ungenutzt und trägt nicht unerheblich zum Klimawandel bei.


Dieses künftige Tangsteder Methan ist dagegen sozusagen bio-bio, weil bei seiner Verbrennung zum Beispiel beim Kochen oder Heizen in den Haushalten, die Biogas beziehen nicht mehr Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird als die Tomaten oder Kartoffelschalen, die man in die grünen Tonnen geworfen hat, im Laufe ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen haben.


Das war jetzt etwas vereinfacht und populär ausgedrückt. In Hamburg werden hauptsächlich Pellkartoffeln gegessen, zumindest wenn sie aus Wulksfelde stammen. Die vorher zu schälen, wäre ja viel zu schade. Und mit Tomaten wirft sowieso niemand, zumindest nicht in die Tonne.


Aber das Prinzip dessen, was man CO2-neutral oder klimaneutral nennt, wird hier sehr schön deutlich. Und es hat keine geringe Bedeutung.


Wenn wir dem drohenden Klimawandel entgegen wirken oder ihn wenigstens abbremsen wollen, müssen wir in vielerlei Hinsicht einfallsreich sein. Zum Beispiel, indem wir Bioabfälle aus Küche und Garten als regenerative Energiequelle nutzen. Biogas steht anders als Wind- und Solarenergie unabhängig vom Wetter, von Jahres- oder Tageszeit zur Verfügung und lässt sich zudem ohne viel Aufwand gut speichern.


Mit dem neuen kombinierten Biogas- und Kompostwerk Bützberg der Stadtreinigung Hamburg hier in Tangstedt wird deutlich, dass Biogas aus organischen Abfällen auch für eine Großstadt wie Hamburg eine umweltfreundliche Energiequelle mit Zukunft ist.

 


Meine Damen und Herren,

 

die Zeiten, in denen Hamburgs Abfallwirtschaftspolitik heiß umstritten war und Demonstrationen auslöste, sind lange vorbei. Um ein Haar oder sollte ich sagen: um eine Streichholzlänge wären ganze Stadtteile aus der Freien und Hansestadt ausgetreten, weil sie die thermische Verbrennung von Abfällen für Teufelszeug hielten. Wohingegen Anlagen zur Laubkompostierung noch unbeliebter waren, weil sie angeblich üble Gerüche freisetzten.


Heute lässt sich erkennen, dass Hamburg und seine Stadtreinigung vor fünfzehn, zwanzig Jahren schon einen vernünftigen Plan hatten. Wohlgemerkt in guter Zusammenarbeit mit verschiedenen Landkreisen und Gemeinden der Metropolregion sowie mit privaten Unternehmen. Und dass das Ganze so zielstrebig in die Tat umgesetzt, gleichzeitig weiterentwickelt worden ist, dass wir heute kein Problem mit der Abfallverwertung und -entsorgung haben.

Mehr noch: Schon lange spielen Anlagen der Stadtreinigung eine wichtige Rolle in der energetischen Verwertung von Abfällen, sei es dadurch, dass die Müllverbrennung in die Fernwärmeversorgung einbezogen ist. Oder bei der Kompostierung, die ja, wenn man so will, eine halb energetische, halb stoffliche Verwertung ist, indem Balkon- und Zimmerpflanzen aus der Komposterde neue Energie gewinnen.


In der Abfallwirtschaft ging es aus Sicht der Kommunen früher ausschließlich darum, sich und den Bürgerinnen und Bürgern die anfallenden Abfallmengen einigermaßen kostengünstig aus den Augen und aus dem Sinn zu schaffen. Dass das bloße Deponieren keine besonders zukunftsfähige Lösung war, ahnte man irgendwann.


Hamburgs erste MVA ging schon in der Kaiserzeit in Betrieb, das war damals hoch fortschrittlich.


Aber erst als Flächen und Rohstoffe knapper wurden, außerdem das Gesundheits- und Umweltbewusstsein wuchs, als zusätzliche Ziele definiert waren Abfälle zu recyceln, aber auch: Schadstoffe aus dem Kreislauf zu holen erst da konnten andere Konzepte richtig reifen.


Politik und Gesetzgeber mussten helfen, das Deponieren unbehandelter Abfälle ist längst off limits und geschieht höchstens noch nachts hinterm Knick. Energie aus dem Abfall zu holen und zu nutzen, ist keine unbedingt neue Idee, aber inzwischen gelangt sie mehr und mehr zur Serien- und überhaupt Reife. Bützberg steht dafür als ein gutes Beispiel nach dem Stand der Technik.  

 


Meine Damen und Herren,

 

die generelle Zielsetzung einer ökologischen Abfall- oder Kreislaufwirtschaft hat sich durchgesetzt. Dass sie klimaverträglich Energie liefert, ist inzwischen unverzichtbar. Wir brauchen alles, was uns hilft, aus der Atomkraftnutzung nicht nur auszusteigen, sondern ihren fehlenden Strom so weit wie möglich durch regenerativ erzeugten Strom zu ersetzen.


Die neuesten Verhandlungsergebnisse und Beschlüsse zur Hamburger Energiepolitik haben sich natürlich über die Stadtgrenze hinaus herumgesprochen.

Wir wollen von der Energiewende, die in Deutschland und in Hamburg ansteht, nicht nur reden, wir wollen sie aktiv gestalten. Wir wollen die Energieversorgung der Stadt zukunftsfähig,  klimafreundlich und am Gemeinwohl orientiert ausbauen und dabei ihre Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten. Vor allem wollen wir Investitionen ermöglichen und auslösen.


Auf der Grundlage unserer Vereinbarungen mit Vattenfall und E.ON die ja beide auch das Bützberg-Biogas mit erzeugen, beziehungsweise verteilen werden planen wir ein Investitionsprogramm zur Energiewende, das in den nächsten sechs Jahren 1,6 Milliarden Euro umfasst.


Unter anderem wird ein neues Gas- und Dampf-Kombikraftwerk mit innovativer Integration von Energiespeichern für die Fernwärmeversorgung entstehen. Überhaupt gehen Investitionen in die Speicherung und Umwandlung Erneuerbarer Energien, die Hamburg zu einem Standort mit einem der größten innerstädtischen Speicherpotenziale Deutschlands machen.

Die Energieverteilnetze für Strom, Fernwärme und Gas sollen zu 25,1 Prozent wieder in den Besitz der Stadt Hamburg zurückkehren und sie werden für energiepolitische Zukunftsprojekte ertüchtigt.


Das im Bau befindliche moderne Kohlekraftwerk Moorburg wird eine nach dem Atomausstieg umso wichtigere Rolle in der Stromversorgung Hamburgs spielen.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

Sie sehen: Hamburg ist entschlossen, seiner Verantwortung für die Metropolregion nachzukommen. Bützberg ist ein Baustein. Wenn die Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Schleswig-Holstein mitmachen, mache ich mir weder um die Entsorgung noch um die Versorgung der Region Sorgen.


Ich danke Ihnen.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.