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30.11.2011

Senatsempfang Hamburg engagiert sich zur Würdigung des Ehrenamts

Senatsempfang Hamburg engagiert sich zur Würdigung des Ehrenamts

 

Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrter Herr Doyen des Konsularischen Korps,

sehr geehrte Engagierte,

 

herzlich willkommen im Hamburger Rathaus.

 

Sie haben freiwillig Aufgaben für unsere Gemeinschaft übernommen: In Ihrer Freizeit trainieren Sie Jugendliche, arbeiten im Elternbeirat, organisieren Nachbarschaftsfeste. Sie erledigen Behördengänge für Migrantinnen und Migranten, lesen Kranken und Alten vor oder kümmern sich als Kassenwart um die Finanzen eines Vereins. Manche begleiten Kranke und Sterbende. Oder Sie kämpfen für Zivilcourage.

 

Sie alle leisten damit einen wichtigen Beitrag für das Miteinander und Füreinander in unserer Stadt. Im Namen des gesamten Senats der Freien und Hansestadt Hamburg möchte ich mich heute bei Ihnen in aller Form für Ihr vielfältiges Engagement bedanken!

 

Jeder dritte Hamburger ist freiwillig engagiert  - jeder dritte! Das ist ein Grund zur Freude. Es ist mir daher eine besondere Ehre, Sie heute hier zu begrüßen.

 

Ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger machen unser Leben reicher. Nicht nur durch das, was sie leisten, sondern auch dadurch, wie sie dies tun. Ehrenamtliches Engagement ist ein persönliches Geschenk an unser Gemeinwesen - und für dieses Geschenk an freiwilligem Engagement bedanke ich mich herzlich.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

das Wort Ehrenamt drückt für mich etwas ganz Entscheidendes aus: Nämlich die Ehrenhaftigkeit Ihres Tuns; die Freiheit, in der Sie handeln; als Citoyen, als durchaus stolzer Bürger, der sein Gemeinwesen verantwortlich mitgestaltet.

 

Die moderne Bürgergesellschaft lebt vom sozialen Engagement möglichst vieler genauso wie von der politischen Teilhabe. Es ist diese freiwillige Einmischung, die unsere Zivilgesellschaft trägt und mit Leben füllt. Die Politik kann das allein nicht leisten. Sie kann nur, zusammen mit großen Institutionen und kleinen Organisationen, die Bedingungen schaffen, in denen freiwilliges Engagement gelingen kann.

 

Die EU hatte für 2011 das Jahr der europäischen Freiwilligen-Tätigkeit ausgerufen. Etwa 100 Millionen Menschen leisten in Europa ehrenamtliche Arbeit. Sie tun das verlässlich und selbstverständlich. Wenn junge Hamburgerinnen und Hamburger ihr Freiwilliges Jahr in Spanien, Polen, Griechenland leisten, erregt das längst kein Aufsehen mehr. Es ist Teil unseres europäischen  Alltags geworden.

 

Die ZEIT schrieb in der vergangenen Woche: In Europa herrscht eine historisch beispiellose Kultur der Solidarität.

 

Eine solche Kultur der Solidarität durchwebt auch das Leben in Hamburg und das ist für uns alle auch ein Grund stolz zu sein auf unsere Stadt, auf das Engagement Ihrer Bürger.

Hierfür gibt es viele Beispiele. Ich will nur ein paar nennen, wohl wissend: Es gibt derer viel mehr.

 

So umfassten allein die Aktionstage Nachbarschaft verbindet etwa 300 Veranstaltungen. Traditionelle Angebote wie Kinderfeste, Fußballturniere und Flohmärkte waren genauso darunter wie Vorlese-Happenings und Hauskonzerte.

 

Es sind Ehrenamtliche, die ganz wesentlich die Hamburger Bücherhallen erhalten. 380 Freiwillige sichern neben 500 Hauptamtlichen ihren Bestand.

 

6000 Besucher zog in diesem Jahr die Ehrenamts-Börse des Freiwilligen-Netzwerks Aktivoli an. Wer sich engagieren möchte, kann sich hier kompetent beraten lassen. Die Datenbank von Aktivoli umfasst 778 Organisationen.

 

In vielen von ihnen kommen Bürgerinnen und Bürger aus allen Generationen zusammen. Beim Freiwilligen-Engagement können Jung und Alt einander begegnen. Damit das auch in Zukunft gelingt, ist z.B. die Initiative frei & willig entstanden: Sie will Jugendliche für das Ehrenamt  gewinnen.

 

Denn Jugendliche sind keineswegs nur jene Ego-Taktiker, als welche die Shell-Studie sie vor einigen Jahren beschrieben hat.

 

Viele engagieren sich, und zwar aus allen Altersgruppen. Die Beispiele für freiwillige Tätigkeiten in Hamburg sind so zahlreich und vielfältig, dass es unmöglich ist, sie einzeln zu würdigen.

 

Für mich zeigen sie eins ganz deutlich: Ehrenamtlich tätig zu sein ist wieder in, das Ellenbogenprinzip scheint aus der Mode zu kommen.

 

Dazu trägt sicher auch die aktuell zu beobachtende Bruchlandung bei, die so mancher Schlauere, Listigere, Schnellere auf dem Parkett hingelegt hat. Zum Beispiel auf dem Börsenparkett, wo solche Bruchlandungen nicht nur Hohn und Spott, sondern viel Schlimmeres auslösen indem sie Anleger und Sparer um die Früchte ihrer Arbeit bringen und möglicherweise eine große Zahl von Arbeitsplätzen gefährden.

 

Gerade jüngere Leute fragen sich: Was sollen wir mit Leitbildern anfangen, die soziales Miteinander als Hindernis auf dem Weg zum Erfolg darstellen? Als Hindernis nicht nur für den persönlichen Erfolg, sondern auch für den Erfolg einer Volkswirtschaft, eines Staates?

 

 

Meine Damen und Herren,

 

die Erfahrungen seit dem Ausbruch der Banken- und der Schuldenkrise haben gezeigt: Die Mitte der Gesellschaft sieht das anders. Die meisten Bürgerinnen und Bürger wissen, dass ein Gemeinwesen nur mit Fairness, Gerechtigkeit und Solidarität funktioniert.

 

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit zum Anlass genommen zu überlegen, was wir für Ehrenamtliche tun können.

 

Im Rahmen der Aktion Engagierte Verwaltung wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Rahmenbedingungen und über interessante Projekte im Bereich des Bürgerschaftlichen Engagements informiert.

 

Dabei begreift sich der Arbeitgeber Hamburg auch als Unternehmen, das das Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken und unterstützen möchte. Im Rahmen eines hamburgweiten Wettbewerbs wurden im Herbst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgerufen, über ihr privates Engagement zu berichten.

 

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bedanken und freue mich, dass die Gewinnerin oder der Gewinner des Wettbewerbs hier später über sein oder ihr Engagement berichten wird.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

auch viele Hamburgerinnen und Hamburger mit ausländischen Wurzeln engagieren sich ehrenamtlich. Schon längs fühlen sie sich hier zu Hause und bringen sich ein.

Und ich frage mich; wer als Ausländer hier lebt, wer sich hier engagiert, wer hier sein zu Hause hat der möchte vielleicht auch Deutsche oder Deutscher werden.

 

Der Senat bereitet gerade die größte Einbürgerungsinitiative in der Geschichte der Freien und Hansestadt vor. In den kommenden Wochen werde ich etwa 137.000 ausländische Hamburgerinnen und Hamburger persönlich anschreiben. Im Dezember gehen die ersten Briefe raus.

 

Viele Leute mit Migrationshintergrund haben mir gesagt, dass es für sie das Größte wäre, vom deutschen Staat zu einer Einbürgerung eingeladen zu werden. Das tun wir jetzt.

 

Diese Aktion ist in Deutschland ohne Vorbild. Ich bin gespannt, wie viele der Angeschriebenen darauf reagieren und den Prozess der Einbürgerung angehen.

 

Ich will Ihnen sagen, warum mir das Thema Einbürgerung so wichtig ist: In Hamburg geht es bei der Integration von Ausländern schon längst nicht mehr um die Integration einer kleinen Gruppe in eine große. Jeder zweite Erstklässler unserer Stadt wächst zwei oder mehrsprachig auf. Das heißt: Diese Generation besteht zur Hälfte aus Kindern, die neben dem deutschen noch einen anderen kulturellen Hintergrund haben.

 

Diese heranwachsenden Bürgerinnen und Bürger möchte ich für Hamburg, für Deutschland gewinnen. Und ihre Familien selbstverständlich auch.

 

Für die Migrantinnen und Migranten hat das viele Vorteile: Sie zahlen nicht mehr nur Steuern, sie können auch mitentscheiden, wofür diese Steuern ausgegeben werden.

 

Aber auch für Hamburg hat das Vorteile: weniger Verwaltungsaufwand zum Beispiel; vor allem aber mehr Bürgerinnen und Bürger, die sich mit der Stadt identifizieren.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

Bürgerliches Engagement ist ein Katalysator für politische Teilhabe und Integration. Es bietet eine Chance, in eigener Verantwortung zu handeln und dafür Anerkennung zu finden. Es fördert Kontakte und Netzwerke. Es fördert das Gemeinschaftsgefühl.

 

Längerfristige Erfüllung erleben wir, wenn wir uns eine sinnvolle Aufgabe stellen. Wir empfinden Freude, wenn wir etwas bewirken. Wir wachsen, wenn wir Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen.

 

Herzlichen Dank!

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.