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22.08.2012

Inbetriebnahme einer stationären Brennstoffzelle

 

Sehr geehrter Herr Zierold,

sehr geehrter Herr Exler,

meine Damen und Herren,

 

wie speichert man Energie? Wie speichert man Strom? Effizient und billig? Wie vermeidet man Umwandlungsverluste? Die Fragen haben heute die Suche nach dem Stein der Weisen abgelöst.     

 

Oder nach dem Perpetuum mobile, denn wir haben lernen müssen, dass es das nicht gibt. Schade, denn es würde auch und vor allem unsere Stromspeicher-Probleme lösen.

 

Das wissen Sie alle und ich muss ganz besonders Autobauern nicht erzählen, dass man die Physik nicht überlisten kann.

 

Aber man kann, und man muss versuchen, sie sich immer besser dienstbar zu machen.

 

Das gilt ganz besonders für das Gebiet der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Vor dem Hintergrund der Energiewende bekommt diese Technologie eine ganz besondere Bedeutung. Energie aus erneuerbaren Quellen, hier im Norden besonders aus der Windkraft, können wir mit ihr besser nutzen. Wind in Wasserstoff und Methan umzuwandeln, dieses Vorgehen speichert Energie, die gerade nicht benötigt wird. Und es kann künftig auch in der Mobilität, in Bussen und Pkw, genutzt werden und die Umwelt entlasten.

 

Hamburgs Energiewende findet auf verschiedenen  Feldern statt, oder vielleicht sollte ich sagen: in verschiedenen Revieren. Wenn wir schon über Wind reden! Eine der großen Herausforderungen für Windsurfer oder Segler, aber aktuell auch für die Energiepolitik ist das schnelle Manöver vor dem Wind, auch Powerhalsen genannt ein Kurswechsel um 180 Grad, bei dem es darum geht, so wenig Energie und Geschwindigkeit wie möglich zu verlieren.

 

Mitten in diesem Manöver ist die Energiepolitik in Deutschland. Hamburg und seine Metropolregion setzen sehr bewusst auf die Windenergie. Da geht es um Hightech, es geht unmittelbar um die Kompetenz, moderne Technik in Deutschland im europäischen Rahmen zu entwickeln und anzuwenden.

Als Windkraft-Hauptstadt Deutschlands sind wir durch die Entscheidung zahlreicher Firmen aufgewertet worden, dass sie ihre europäischen Headquarters, ihre Forschungs- und Entwicklungszentrale für die Windindustrie in Hamburg eröffnen wollen.

 

Der Norden Deutschlands kann der Ort werden, der Energie schafft für eine Industrienation. Aber, wie ich es schon angedeutet habe: Die Nachfrage nach Strom richtet sich nicht danach, ob gerade Wind weht oder nicht. Deshalb müssen wir Speicher bauen. Hamburg wird das ist unser Part der Energiewende auf dem Gebiet voran gehen und an den Kraftwerkstandorten innovative Speichertechnik installieren und testen: Wind zu Wärme und Power to Gas.

 

Seit Jahren engagiert sich Hamburg bei der Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen und dabei, ihn als klimaschonenden Energieträger unter anderem im Verkehr anzuwenden. Auch hiesige Unternehmen zeigen Interesse an so genanntem grünen Wasserstoff für ihre Produkte und Prozesse. Ziel ist, Wasserstoff künftig zu wirtschaftlichen Preisen bereitzustellen und die Nutzung von Windenergie auszubauen.

 

Und Wasserstoff hat das Potenzial, in ausreichendem Umfang erneuerbare Energie aus Wind zu speichern. Die Unterelbeanrainer Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wollen deshalb dieses Potential gemeinsam erkunden.

 

Meine Damen und Herren,

das war der theoretische Teil. Ein Stück Praxis sehen wir hier. Die Mercedes-Benz-Niederlassung stellt passende Fahrzeuge zur Verfügung, auch für den konkreten Teil der Hamburger Energiewende. Aber sie kann noch mehr.

 

Beim Verbessern der Energie- und Ressourceneffizienz im eigenen Unternehmen spielen Wasserstoff und Brennstoffzellen eine wichtige Rolle. Die stationäre Brennstoffzelle, die hier heute in Betrieb geht, ist weltweit die erste in einem solchen Umfeld. Herr Zierold hat uns die wesentlichen Aspekte dieser Innovation erläutert. Mit 98 kW elektrischer und 120 kW thermischer Leistung bietet sie eine hervorragende Möglichkeit der hoch effizienten Energie- und Wärmeversorgung direkt vor Ort, und das ganz ohne Abgasentwicklung.

 

Ich finde, dass dies ein weiterer Beweis für die innovative Zusammenarbeit zwischen der Daimler AG wie auch zahlreichen anderen Unternehmen und der Stadt Hamburg ist. Das Programm Unternehmen für Ressourcenschutz der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt hat bei der energetischen Modernisierung des Standortes in bewährter Weise geholfen, beratend und fördernd, und das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen.

 

Denn die Niederlassung wird ja von der Mercedes Benz Grundstücks-Verwaltungsgesellschaft insgesamt um- und neu gestaltet. Ein Ingenieurbüro hat die vorhandenen Gebäude und technischen Einrichtungen energetisch bewertet. Daraus wurde ein Sanierungskonzept entwickelt und wir finden jetzt eine hocheffiziente Energieerzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmedämmung der Gebäudehüllen, optimierte Betriebsabläufe und ein Energiemanagement vor.

 

In diese weitgehende Umgestaltung des Standortes hat Mercedes Benz rund 22,4 Millionen Euro gut investiert. Und ich verbuche schon mal eine Senkung des jährlichen CO2-Ausstoßes gegenüber 2009 um rund 62 Prozent. 

 

Meine Damen und Herren,

ein wichtiger Punkt ist, dass die E.ON Hanse Wärme GmbH ihr Netz für die Wärme der Brennstoffzelle öffnet. Diese Möglichkeit, dass überschüssige Wärme aus KWK-Anlagen in den Sommermonaten an ein Wärmenetz mit großvolumigen Speichern abgegeben werden kann namentlich an den so genannten Saisonspeicher in Karlshöhe diese Möglichkeit  macht das Projekt erst so richtig zu einem zukunftsweisenden Modell. 

 

Gewerbliche Abwärme in den umliegenden Gebäuden kann sinnvoll genutzt werden. Die ganzjährige Nutzung von Wärme aus KWK-Anlagen, indem sie an Wärmenetze angeschlossen sind, schafft zahlreiche zusätzliche Einsatzorte in Hamburg und steigert deren Effizienz und Wirtschaftlichkeit. KWK-Anlagen haben im Rahmen der Energiewende eine wichtige Bedeutung bei der Bereitstellung von dezentraler Regelenergie.

 

Womit sich der Kreis wieder schließt: Bessere Möglichkeiten, Energie zu speichern, nützen dem Klimaschutz und machen die Energiewende überhaupt erst möglich.

 

Meine Damen und Herren,

bei alledem sei die Kernkompetenz von Mercedes Benz nicht unterschlagen. Mit der haben wir ja auch zu tun. Denn wo es darum geht, elektrisch angetriebene Fahrzeuge zu entwickeln und erproben, verbindet Hamburg, seine öffentlichen Unternehmen und Daimler eine langjährige Zusammenarbeit.

Unter anderem ist die Daimler-Tochter EvoBus ein wichtiger strategischer Partner der HOCHBAHN bei der Vorbereitung unseres Plans, mehr klimafreundliche Linienbusse einzusetzen.

 

Es geht um serielle Hybridbusse, beziehungsweise Fahrzeuge mit Brennstoffzellen und Wasserstoff. Sie wissen, dass Hamburg verspricht, seine Busflotte zügig umzurüsten und spätestens ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse neu zu beschaffen. 

 

Die Kooperation ist von hohem Nutzen für beide Partner. Optimierungspotenziale für eine technische Weiterentwicklung können im Verkehrs-Alltag gesichert aus der Praxis ermittelt werden. Nur so können Produkte den erforderlichen Reifegrad für den künftigen Markt erlangen. Der Vorteil für die Hansestadt liegt darin, dass innovative Fahrzeuge hier schon früh einen Beitrag zum Klimaschutz, zur Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt, nicht zuletzt durch weniger Lärm und Abgase, leisten können.

 

Wir arbeiten in dieser Weise ja schon seit fast zehn Jahren zusammen, seit  2003 ein gemeinsames Verbundprojekt mit London, Barcelona und anderen Städten die ersten Brennstoffzellenbusse in den Stadtverkehr gebracht hat.

 

Mit immer besseren Ergebnissen: 2011, als die ersten Brennstoffzellenhybridbusse erprobt wurden, lag der Wasserstoffverbrauch mit 8 Kilogramm auf 100 Kilometer bei nur noch 40 Prozent des Verbrauches der vorherigen Fahrzeuggeneration.

 

Seit Beginn des jetzigen Jahres hat die Flotte der Elektrofahrzeuge im Wirtschaftsverkehr um weitere 120 Fahrzeuge zugenommen. Aktuell setzen wir 50 Elektro-Smart, 20 A-Klasse E-Cell und 30 Mercedes Vito mit Batterie ein, im Rahmen des Engagements als Modellregion Elektromobilität.

 

Zufrieden habe ich die gemeinsame Absichtserklärung der Daimler AG und anderer Unternehmen Shell, TOTAL und Vattenfall  zum Aufbau von Wasserstofftankstellen registriert. Drei sind inzwischen fertig, davon die größte in Europa in der HafenCity.

 

Daimler ist auch in die Projekte der Elektromobilität eingebunden, die gerade beginnen, wie Wirtschaft am Strom und das E-Quartier. Ziel des Projekts Wirtschaft am Strom ist der Ausbau der Flotten von Elektrofahrzeugen. Schon in absehbarer Zeit werden in Hamburg die ersten 1.000 Fahrzeuge zum Einsatz kommen.

 

Beim Projekt E-Quartier werden verschiedene Modelle für eine Verknüpfung von Quartiersentwicklung und Elektromobilität entwickelt und in 12 Quartieren erprobt. 

 

Ich sehe darin große Chancen bis hin zur Gestaltung und Begrünung der Quartiere, weil weniger Flächen für den ruhenden Verkehr benötigt werden. Auch aus wirtschaftlicher Sicht können Vorteile für die Mieter oder Käufer von Wohnungen, für die Immobilienwirtschaft und selbst die Automobilindustrie entstehen. 

 

Meine Damen und Herren,

viel ließe sich über diese hoch interessanten Entwicklungen noch sagen, die mich immer aufs Neue bestätigen in meiner Überzeugung, dass ingenieursgetriebener Umweltschutz mit ein wenig politischer Unterstützung nach wie vor die besten Antworten auf viele Zukunftsfragen geben kann. Und es, wie wir sehen, auch tut.

 

Ich danke allen Beteiligten und wünsche uns weitere gute gemeinsame Projekte.

 

Es gilt das gesprochene Wort.