Sehr geehrter Herr Dr. Vogelsang,
sehr geehrte Nominierte,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
für sein Lebenswerk ehren wir heute einen gebürtigen Hamburger, der eng mit unserer Stadt verbunden ist, dessen Unternehmen aber bereits seit langem im Landkreis Harburg ansässig ist. Zum ersten Mal hat sich die Jury damit für einen Preisträger entschieden, dessen Unternehmenssitz zwar außerhalb der Stadtgrenzen, aber sozusagen mitten in der Metropolregion Hamburg liegt.
Mit Durchhaltewillen, einem großartigem Verkaufstalent und innovativen Ideen hat unser Preisträger über mehr als vier Jahrzehnte eine beispiellose Erfolgsstory vorgelegt, die sein Unternehmen heute als Deutschlands Nr. 1 in seiner Branche dastehen lässt. Seine Produkte dürften jeder Hamburgerin und jedem Hamburger ein Begriff sein.
Die Wurzeln des Unternehmens liegen sogar noch etwas weiter südwestlich von Hamburg im ostfriesischen Leer, wo der Großvater unseres Preisträgers 1907 eine Firma zum Vertrieb des ostfriesischen Nationalgetränks gründete. Schon bald erfolgte der Umzug nach Hamburg, da sich hier der Hauptumschlagplatz für die begehrte Ware aus Asien befand.
Durch den Umzug floriert bald das Geschäft und die Firma erarbeitet sich in Hamburg einen sehr guten Ruf. Die Folgen des Zweiten Weltkriegs treffen das Unternehmen schwer die Geschäftsräume an der Sternschanze werden zerstört, der Handel ist nach 1945 durch Zwangsbewirtschaftung eingeschränkt.
Es war also 1953 für unseren heutigen Preisträger mit gerade mal 23 Jahren kein leichter Einstieg in das Familienunternehmen. Da half auch die internationale Ausbildung in London, Indien und Ceylon nur bedingt weiter. Im eigenen Keller musste die Ware gemischt werden die Firma kämpfte ums Überleben. Dies sollte sich jedoch bald ändern, und das Familienunternehmen läuft ab Mitte der 1960er-Jahre auf vollen Touren.
Wir waren kreativer, wir waren mit Abstand die besten Verkäufer und wir waren die Fleißigsten, begründet er selbst im Rückblick seinen Erfolg. Dabei konnte sich unser Preisträger auch stets auf den ökonomischen Sachverstand seiner Frau verlassen. Sie achtete auf die Finanzen und war die gute Seele der Firma er konzentrierte sich auf die Entwicklung neuer Geschäftsideen und das Verkaufen.
Dabei wird nun konsequent auch auf eine Neuerung gesetzt, die aus Tradition zunächst abgelehnt wurde. Das Produkt in kleinen Beuteln zu verkaufen, das widersprach den hohen Qualitätsansprüchen und dem Verständnis der Branchenkultur. Das wirtschaftliche Potenzial der Neuerung überzeugte unser Verkaufstalent dann aber doch eines Besseren. Heute verlassen 1,25 Millionen Stück die Produktion und zwar stündlich!
Die Gründung einer eigenen Markenlinie wie auch die verstärkte Belieferung der damals in Deutschland aufkommenden Discounter-Märkte stehen ebenfalls für die Verbindung aus Tradition und Innovation.
Ab 1972 wird das reine Handelsunternehmen durch die Übernahme von Marken in Österreich und Deutschland auch zum Produzenten. Die Produktpalette wird zudem um Nahrungsmittel und Gesundheitsprodukte erweitert. 1990 gelingt unserem Preisträger dann sein wohl spektakulärster Coup: die Übernahme eines der traditionsreichsten Konkurrenzunternehmen. Heute ist diese damals akquirierte Marke der größte Umsatzbringer und bereichert seit 2008 mit seiner Erlebniswelt auch die kulturell-kulinarische Landschaft unserer Stadt.
Meine Damen und Herren,
diese von mir angeführten Faktoren einerseits der Bezug auf Tradition und familiäre Strukturen sowie andererseits der Mut zu Veränderungen charakterisieren bis heute den Erfolg und das Fundament des Unternehmens. Man will seinem Traditionsprodukt immer wieder neuen Genuss entlocken, Erlebniswelten schaffen, etwas Besonderes inszenieren.
Dazu gehört es auch, Trends frühzeitig zu erkennen, was durch die Tatsache bestätigt wird, dass 20 Prozent des Umsatzes Kreationen entspringt, die jünger als drei Jahre sind.
Diesen unternehmerischen Mut hat unser Preisträger auch von seinen familiären Nachfolgern eingefordert, welche 1996 die Firma nicht etwa erbten, sondern kaufen mussten. Ein echter Unternehmer wird man nur, wenn man einen Sack voll Schulden hat, so das Credo des Chefs. Geschadet hat das offenbar nicht: Die aktuelle Bilanz weist bei 1.200 Mitarbeitern einen europaweiten Umsatz von 485 Millionen Euro aus.
Aufs Altenteil zurückgezogen hat sich der Senior derweil noch nicht. Unter seinem Namen gründete er 2001 eine erfolgreiche Stiftung zur Förderung von bisher mehr als 340 Projekten der Kinder- und Jugendhilfe, der Altenhilfe und des öffentlichen Gesundheitswesens auch das eine gute Hamburger Tradition. Besonders hervorzuheben sind dabei die Wohnhäuser, die Jugendlichen mit Behinderung ein selbstständiges Leben in betreuten Wohngemeinschaften ermöglichen.
Meine Damen und Herren,
die Jury hat in ihrer Begründung davon gesprochen, dass unser Preisträger die Kriterien für den Hamburger Gründerpreis Zitat zu 110 Prozent erfüllt. Dieser Aussage kann ich mich voll und ganz anschließen. Er hat ein erfolgreiches Familienunternehmen aufgebaut und ist dabei stets auf der Höhe der Zeit geblieben. Mit seiner Stiftung beweist er zudem vorbildliches soziales Engagement.
Ich hoffe, dass ich hier in seinem Sinne spreche, wenn ich feststelle, dass er heute Abend nicht hier stehen würde ohne die Hilfe seiner leider vor zwei Jahren verstorbenen Ehefrau. Sie müsse eigentlich auch einmal eine Auszeichnung erhalten, hat er stets betont. In diesem Sinne gebührt auch ihr ein Teil dieses Preises für ein beachtliches gemeinsames Lebenswerk.
Vermutlich ahnen Sie bereits, um wen es geht Film ab!
Es gilt das gesprochene Wort.