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14.09.2015

Laudatio: Verleihung des 14. Hamburger Gründerpreises in der Kategorie "Lebenswerk" an Helmut Wempe

 

Sehr geehrter Herr Dr. Vogelsang,
sehr geehrter Herr Präses,
sehr geehrter Herr Haider,
sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Nominierte,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir kommen nun zum Ehrenpreis für das  Lebenswerk. Aber zuvor möchte auch ich noch einmal den bereits Gekürten gratulieren: Ich freue mich, dass Sie in der Gründerstadt Hamburg ihre Ideen erfolgreich umsetzen konnten! Das Gründen und Aufsteigen ist ja meinem Preisträger ebenfalls vertraut, auch wenn er die Existenz des Unternehmens seinem Großvater verdankt. Aber Gründen kann man auch innerhalb eines Unternehmens, und dies hat der zu Ehrende ausgiebig getan. Einmal Gründer, immer Gründer diese Einstellung pflanzt sich manchmal über Generationen fort.

Man vergisst leicht, dass jedes traditionsreiche Familienunternehmen irgendwann einmal ein Startup war. Dieses begann 1878 in Elsfleth an der Weser. Im Haus seiner Tante Caroline stellte ein junger Handwerker mit Ambitionen und Talent die Verkaufsobjekte in gläsernen Schaukästen aus und präsentierte sie den Kunden auf dekorativen Unterlagen aus Samt. Das machte viel her, nützte aber wenig, als die Schiffsbaugemeinde Elsfleth mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt in die Krise geriet. Den Bürgern gingen Arbeit und Geld aus, dem jungen Unternehmer die Kunden.

Von einer Kultur des Scheiterns sprach damals noch niemand, aber das Wieder-Aufstehen nach einem Flop ist seit jeher eine wichtige Gründertugend. 1894 also der Neuanfang in Oldenburg. Der Geschäftsmann hatte ein exzellentes Gespür für Marketing, streckte seine Fühler Richtung Schweiz aus und war auch darüber hinaus ein Kosmopolit, der zur Jahrhundertwende die Weltausstellung in Paris besuchte.

1907 eröffnete er im damals noch eigenständigen Altona am Schulterblatt 141 ein Geschäft, 7 Jahre später waren 5 Niederlassungen in Hamburg hinzugekommen. Das Haus in der Steinstraße 23, das bis heute Stammsitz der Firma ist, kaufte der Sohn des Gründers 1923. Gerne erzählt wird die Geschichte vom Einbruch in die Filiale Mönckebergstraße 1929. Das Unternehmen wollte die Beute im Wert von 30.000 Mark unbedingt zurück und bot den Dieben an, dafür mehr als die Hehler zu zahlen. Der Coup gelang. Die Episode wurde von Hans Fallada in seinem Roman Wer einmal aus dem Blechnapf frisst verewigt.

Seit hundert Jahren ist das Unternehmen fest mit der Hansestadt verbunden. Es hat heute mehr als 700 Mitarbeiter, 185 davon in der Steinstraße. Mit etwa 70 Auszubildenden ist es außerdem der führende Ausbildungsbetrieb in seiner Branche. Das ist gut fürs Unternehmen, weil ihm dadurch die Fachkräfte nicht ausgehen werden. Und es ist gut für Hamburg, weil die duale Ausbildung für die Stadt eine wichtige Rolle spielt.

Unser Preisträger wurde 1932 geboren und trat als 18-Jähriger ins Unternehmen ein der ältere Bruder war nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Eine schwierige Zeit, denn alle Geschäfte waren 1943 während der Operation Gomorrha zerstört worden. 1953 holte das junge Firmenmitglied eine prominente Schweizer Marke nach Deutschland, 1963 übernahm es nach dem Tod des Vaters die Unternehmensleitung. Im selben Jahr noch eröffnete der neue Chef in Lübeck die erste Niederlassung außerhalb Hamburgs.

Wie sein Großvater, investierte auch der Preisträger einen Großteil des Gewinns wieder ins Unternehmen: In den 70ern eröffnete er in Deutschland mehr als zehn Geschäfte.


1980 dann: Fifth Avenue, New York. Ein Sprung, der einen langen Atem brauchte, denn der amerikanische Markt öffnete sich für den Neuankömmling nur langsam. Es folgten Paris, Wien, London, Madrid und viele andere.

Heute zählt das Unternehmen zu den 10 größten seiner Branche. Es hat weltweit rund 30 Standorte und ist ein herausragendes Beispiel für den international erfolgreichen German Mittelstand. Eine langfristige Geschäftsstrategie, stabile Beziehungen zu Partnern und Kunden, eine stete Personalpolitik, eine starke Bindung zur Heimatstadt und Region sowie exklusive Wertarbeit zeichnen das Unternehmen aus.

Und wieder wurde die Generationenfolge gut eingefädelt: 2003 übernahm die Tochter des Preisträgers die Leitung. Sie begründete eine eigene Produktlinie für Frauen und kaufte nun ja, eine verfallene Sternwarte in Sachsen. Wer das für versponnen hielt, wurde allerdings schnell eines Besseren belehrt. Heute ist die Sternwarte restauriert und Werkstatt für hochpräzise, handgefertigte Produkte.

Klasse statt Masse, reparieren statt wegwerfen, analog statt digital. Der Virtualisierung setzt das Unternehmen die Schönheit der Mechanik entgegen.

Unser Preisträger ist seiner Heimatstadt Hamburg sehr verbunden und die Stadt ihm. Er ist Ehrenmitglied der Hamburger Symphoniker und unterstützt unter anderem das Komponisten Quartier. Seine Tochter und Nachfolgerin engagiert sich für Kinder in Hamburg und Kanada.


Innovativ und traditionsbewusst, global und lokal für unseren Preisträger sind das keine Gegensätze, sondern Pole, die zueinander in konstruktiver Spannung stehen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
der 14. Hamburger Gründerpreis zeigt anschaulich, was die Wirtschaftszahlen bestätigen: Hamburg bleibt eine attraktive Stadt für Startups wie für Traditionsunternehmen. Der Hamburger Senat unterstützt Gründungen und Unternehmensnachfolgen, die Ausbildung von Fachkräften und die Finanzierung von Innovationen. Ich freue mich, wenn heute Abend junge und bereits erfahrene Unternehmer miteinander ins Gespräch kommen. Ich bin mir sicher, das wird für beide Seiten interessant.

Und nun der Ehrenpreis fürs Lebenswerk. Ich gratuliere dem Preisträger und seiner Familie herzlich.
 
Ich sage: Film ab! Und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Es gilt das gesprochene Wort.