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02.11.2012

Modenschau auf der Veddel

 

Sehr geehrter Herr Willbrandt,

sehr geehrte Frau Killinger, 

sehr geehrte Frau Pavenstedt,

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

wer an Mode denkt, denkt an den kreativen, spielerischen Umgang mit Farben, Mustern, Schnitten und Materialien. An die Freiheit des Einzelnen, seinen eigenen Stil zu entwickeln. 

 

Das war allerdings nicht zu allen Zeiten gern gesehen: Im 17. Jahrhundert hat der Hamburger Gesetzgeber eine Vielzahl detaillierter Kleidervorschriften erlassen. Ein Gesetz von 1611 beispielsweise untersagte einem Großteil der Einwohner die Verwendung von Pelzen, Samt und Brokat. 

 

1648 wurden den Frauen Ohren-Gehänge von Perlen verboten, und an Trauertagen durften nur schlechte schwarze Kleider getragen werden. Jegliche Stickerei war tabu ganz entgegen der sprichwörtlichen Hamburger Toleranz.  

 

Das wirtschaftliche Potenzial wurde erst später richtig erkannt und genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde Baumwolle aus den Vereinigten Staaten nach Hamburg importiert, von hier gingen fertige Textilien aus Schlesien, Sachsen und Westfalen nach Amerika. Bekleidung wurde international, und mit ihr die Mode. 

 

Dresscodes gibt es heute, im 21. Jahrhundert, zwar immer noch. In der Hauptsache aber gilt Kleidung als persönliche Aussage mit viel Raum für Individualität für die, die sie entwerfen und die, die sie tragen. In Hamburg starteten weltberühmte Designer wie Karl Lagerfeld, Jil Sander und Wolfgang Joop ihre Weltkarrieren. Die jungen Modeschöpfer der sehr lebendigen Hamburger Designerszene entwickeln Hamburgs Ruf als Modestadt weiter. 

 

Aber erst wenn Kreativität und ordentliches Handwerk zusammenkommen, kann großartige Mode entstehen. Hier auf der Veddel kommt noch etwas Drittes dazu: ein vorbildlicher gesellschaftspolitischer Ansatz. Er macht Made auf der Veddel besonders wertvoll. 

 

Die Stücke, die hier auf professionellem Niveau entstehen, sind nicht nur schön anzusehen und zu tragen. Sie bieten den Strickerinnen, die sie herstellen, eine tragfähige berufliche Perspektive und die Anerkennung der eigenen Leistung und Kreativität. 

 

Mode Made auf Veddel ist ein sichtbar gewordenes Zeichen der Integration, über die sonst so viel geredet wird. Aus dem Blickwinkel Wir und die anderen ist hier ein selbstverständliches Wir geworden. 

 

Das passt zur Politik dieses Senats: Wir setzen uns im Bundesrat für ein verbessertes Bleiberecht für gut integrierte junge Migrantinnen und Migranten mit Schulabschluss ein. Mit der neuen Jugendberufsagentur kümmern wir uns um die Perspektive junger Leute, die Schwierigkeiten bei Übergang zwischen Schule und Beruf haben viele von ihnen mit Migrationshintergrund. 

 

Und seit meinem Amtsantritt schreibe ich nach und nach alle in Hamburg lebenden Ausländerinnen und Ausländer an, die die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen, und lade sie herzlich ein, Deutsche zu werden. 

 

Hamburg ist eine Ankunftsstadt. Wir wollen allen, die guten Willens sind, faire Chancen der Lebensgestaltung und der gesellschaftlichen Teilhabe bieten. Auch darum begrüße ich Initiativen wie Made auf Veddel sehr. 

 

Ich wünsche dem Projekt und allen Beteiligten weiter viel Erfolg und bin schon sehr gespannt auf die Modenschau. 

 

Vielen Dank. 

 
 
Es gilt das gesprochene Wort.