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Symbolfoto: Olaf Scholz
Photothek
04.06.2024 | Berlin

Rede anlässlich der 20. Preisverleihung des Wettbewerbs startsocial

Sehr geehrter Herr Dr. Düsedau,
sehr geehrte Vertreter der Fördererunternehmen
und vor allem sehr geehrte Ehrenamtliche,

herzlich willkommen im Bundeskanzleramt zur 20. Preisverleihung des Wettbewerbs startsocial! Ich freue mich, dass Sie heute alle hierhergekommen sind.

Auf dem Demokratiefest zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes habe ich mich mit Frauen und Männern getroffen, die sich für unser Land und für den Zusammenhalt einsetzen. Einer von ihnen, ein junger Mann, hat mir gesagt: „Die Ressource, die uns als Ehrenamtler am meisten fehlt, ist Zeit.“ Gleichzeitig habe ich von der Keynote des Stipendiatentages im Frühjahr gehört. Bei der sagte eine ehemalige Teilnehmerin Ihres Wettbewerbs: „Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich.“ Ich glaube, beides ist richtig.

Trotzdem ist es alles andere als selbstverständlich, was Sie alle, liebe Ehrenamtliche, und auch die Vertreterinnen und Vertreter der Förderunternehmen für Ihre Projekte leisten, was die 29 Millionen Frauen und Männer jeden Tag leisten, die sich freiwillig in unserem Land und für die Gemeinschaft engagieren. Sie geben Erste-Hilfe-Kurse, löschen Feuer, lesen vor, schützen die Natur, verteilen Essen, begleiten Sterbende in den letzten Stunden ihres Lebens, oft neben Familie und Beruf. Sie investieren freiwillig ihre Zeit, um anderen zu helfen, und schaffen damit das, was man mit keinem Geld der Welt kaufen kann: Zusammenhalt.

Auch startsocial hat von Beginn an Wirtschaft und Ehrenamt miteinander verbunden: „Made in Germany“ mit „Help in Germany“. Der Wettbewerb startsocial hat seit seiner Gründung Maßstäbe gesetzt: In den 20 Wettbewerbsrunden wurden inzwischen 2.000 einzelne Vereine und Initiativen gefördert, aber gleichzeitig immer auch das große Ganze. Startsocial hilft, das Ehrenamt dauerhaft und langfristig gut aufzustellen. Das passiert ja nicht von alleine, sondern ist nur möglich, weil sich so viele mit Herzblut engagieren: die Coaches und Juroren, die ehrenamtlichen Mitglieder, der Beirat, das hauptamtliche Team und die ehrenamtlichen Initiativen selbst. Hinzu kommen die Fördererunternehmen, die durch ihre Unterstützung den ganzen Wettbewerb erst ermöglichen, und natürlich Sie, lieber Herr Dr. Düsedau. Sie sind der Mann der ersten Stunde und seit über 20 Jahren mit dabei.

Ich bin froh, startsocial als Schirmherr unterstützen und begleiten zu dürfen. Für Ihr Engagement sage ich Ihnen allen heute: Vielen herzlichen Dank!

Jetzt steht natürlich noch der Sonderpreis aus.

Liebe Ehrenamtliche, Sie haben es schon unter die besten 25 in die Bundesauswahl geschafft. Dazu gratuliere ich Ihnen! Sie sind heute alle Gewinnerinnen und Gewinner! Umso schwerer haben Sie es mir und meinem Team gemacht, mich heute für ein Projekt zu entscheiden, aber ich musste; so sind die Regeln. Ich habe den Geburtstag unseres Grundgesetzes gerade schon erwähnt. Unseren Grundrechten und Werten verdanken wir Freiheit, Frieden und Wohlstand. Das Grundgesetz gibt uns Halt und Orientierung, und, ja, es ist ein Bollwerk gegen jene, die unsere Demokratie verachten und unser Miteinander zerstören wollen. Leute, die Lokalpolitikerinnen, Bürgermeister, Ehrenamtliche und selbst Polizisten, Rettungssanitäterinnen und Feuerwehrleute angreifen, Rechtsextremisten, die über die Vertreibung von Zuwanderern und Deutschen mit Migrationshintergrund schwadronieren, Leute, wie die auf Sylt, die mit einem Aperol in der Hand hetzerische und verfassungsfeindliche Parolen grölen, und – das sage ich ausdrücklich – islamistische Täter, die Gewalt gegen Polizisten ausüben – alles das können wir nicht hinnehmen.

Verfassungsfeindlich sind diese Aktivitäten auch deshalb, weil unser Grundgesetz als Antwort auf Diktatur, Krieg, Mord und Zerstörung ganz bewusst die Würde aller in den Mittelpunkt stellt, ohne Wenn und Aber.

Die Nationalsozialisten legten nicht nur Europa in Schutt und Asche. Sie ermordeten sechs Millionen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger und gingen erbarmungslos gegen alle vor, die nicht in ihr Weltbild passten, und das vor den Augen aller, an jedem Ort in Deutschland. Das Projekt, das ich heute ganz besonders auszeichnen möchte, erinnert daran – vor Ort, ganz konkret, in der hessischen Stadt Weilburg. Der Verein „Weilburg erinnert“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten, damit die Geschichte sich nicht wiederholt, damit wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen für unser Zusammenleben heute, als eine Gesellschaft des Respekts.

Liebe Frau Schiebel, lieber Herr Huth, für Ihr herausragendes und mutiges Engagement zeichne ich Sie und Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter mit dem diesjährigen startsocial-Sonderpreis aus. Herzlichen Glückwunsch!