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Foto: Olaf Scholz beim 13. Petersberger Klimadialog
Photothek
02.12.2023 | Dubai

Rede anlässlich der 28. Konferenz der Vereinten Nationen zum Klimawandel

Exzellenzen,
meine Damen und Herren,

erstmals seit dem Klimaabkommen von Paris ziehen wir hier in Dubai Bilanz. Wo also stehen wir als Weltgemeinschaft?

Noch ist es möglich, dass wir die Emissionen in dieser Dekade so weit senken, dass wir das 1,5-Grad-Ziel einhalten. Aber die Wissenschaft sagt uns ganz klar: Wir müssen uns dafür sehr beeilen, aller geopolitischen Spannungen zum Trotz. Denn der Klimawandel bleibt die große, weltumspannende Herausforderung unserer Zeit.

Wir haben alle nötigen Mittel, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Die Technologien sind da: Windkraft, Photovoltaik, elektrische Antriebe, grüner Wasserstoff. 2022 sind so viele Gigawatt erneuerbare Energien ans Netz gegangen wie noch nie. 1,3 Billionen Dollar wurden weltweit in saubere Energien und Technologien investiert – so viel Geld für den Klimaschutz wie noch nie. Die Nachfrage nach fossilen Energien hat sich verlangsamt. Der Höchststand ist in Sichtweite.

Deutschland treibt diese Entwicklungen mit Nachdruck voran. Als erfolgreiches Industrieland wollen wir 2045 klimaneutral leben und arbeiten. In der Europäischen Union und in Deutschland haben wir deshalb für weniger Bürokratie und mehr Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien gesorgt. So haben wir den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung auf ein neues Rekordhoch gesteigert – von 45 Prozent vor drei Jahren auf fast 60 Prozent heute. Und Deutschland nimmt weiter Fahrt auf.

Aber auch weltweit wollen wir zu mehr Tempo beim Klimaschutz beitragen und die Energiewende zu einer globalen Erfolgsgeschichte machen. Wir müssen jetzt alle die feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen, zuallererst aus der Kohle. Dafür können wir bei dieser Klimakonferenz die Segel setzen. Drei konkrete Vorschläge möchte ich Ihnen dafür heute unterbreiten.

Erstens: Machen wir den Ausbau erneuerbarer Energien zur energiepolitischen Priorität Nummer eins – weltweit! Einigen wir uns hier in Dubai auf zwei verbindliche Ziele: zum einen auf die Verdreifachung des Ausbaus erneuerbarer Energien und zum anderen auf eine Verdoppelung der Energieeffizienz – beides bis 2030! Solange wir noch auf Gas angewiesen sind, müssen wir es so klimafreundlich wie möglich erzeugen und transportieren. Methanemissionen der Energiewirtschaft können wir einfach und günstig reduzieren. Wir sollten dafür hier in Dubai den globalen Methan-Pledge als wichtigen Beitrag zur Senkung der Methanemissionen anerkennen.

Mein zweiter Punkt betrifft unsere internationale Zusammenarbeit. Wir brauchen Formate, in denen wir gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der Transformation entwickeln – konkret, pragmatisch, Schritt für Schritt. Mit 36 Staaten haben wir gestern den Klimaclub gegründet, um gemeinsam die globale Transformation des Industriesektors zu beschleunigen. Mein herzlicher Dank gilt Chile als Co-Vorsitz und auch allen anderen Staaten für ihr Engagement und die guten Ergebnisse, die wir schon jetzt erreicht haben. Wir bleiben da nicht stehen.

Ein weiteres drängendes Thema ist die Reform der internationalen Finanzarchitektur. Dieses Jahr sind wir da zum Beispiel bei der Weltbank ein gutes Stück vorangekommen. Das muss weitergehen – in enger international Zusammenarbeit.

Mein dritter Vorschlag dreht sich um Solidarität und Verantwortung. Deutschland hat sein Ziel, mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen, schon im Jahr 2022 übertroffen. Rechnet man die dadurch gehebelten Mittel dazu, kommen wir auf rund zehn Milliarden Euro jährlich. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir unser Ziel, gemeinsam mit den anderen Industriestaaten 100 Milliarden Dollar jährlich für den internationalen Klimaschutz bereitzustellen, ebenfalls erreichen. Wir unterstützen damit die Wälder und den Schutz der Biodiversität, die Anpassung an Klimaveränderungen und die Minderung des CO2-Ausstoßes – weltweit, und besonders in den verwundbarsten Ländern. Das meinen wir mit Solidarität.

Für diese Solidarität steht auch der Fonds zum Umgang mit Verlusten und Schäden, die der Klimawandel verursacht hat. Vorgestern wurden hier in Dubai die Eckpfeiler des Fonds von 197 Staaten einvernehmlich angenommen.

Zu diesem Erfolg werden auch wir beitragen. Konkret stehen 100 Millionen Dollar aus Deutschland bereit und 100 Millionen Dollar von unserem Gastgeber, den Vereinigten Arabischen Emiraten. Für uns ist wichtig, dass dieser neue Fonds den verwundbarsten Ländern zu Gute kommt, und dass möglichst viele von uns diesen Fonds unterstützen. Denn Verantwortung tragen auch die Länder, deren Wohlstand in den letzten drei Dekaden enorm gewachsen ist und die heute großen Anteil an den weltweiten Emissionen haben. Wir brauchen auch Ihre Unterstützung. Dann werden wir den Erwartungen und Herausforderungen gerecht, die die Welt an uns alle richtet.

Schönen Dank.