Sehr geehrter Herr Ford,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
„Kein Band in der deutschen Automobilindustrie läuft so schnell wie das Endmontageband in Köln-Niehl.“ Das schrieb der „SPIEGEL“ schon vor 50 Jahren. Anspruchsvoll war die Arbeit schon damals, und sie ist es bis heute geblieben. Und noch etwas ist heute noch immer so wie damals, etwas, das erst einmal paradox klingt: Hier, im Kölner Ford-Werk, wird Geschichte geschrieben, weil hier immer wieder Zukunft entsteht.
Vor fast 100 Jahren hat Ihr Vorfahr, sehr geehrter Herr Ford, dieses Werk eingeweiht, zusammen mit dem Bürgermeister Konrad Adenauer. Damals fuhren noch so gut wie keine Autos über die Kölner Straßen. Dafür waren noch eine ganze Menge Pferde unterwegs.
Seitdem sind bei der Ford Motor Company am Standort Köln rund 18 Millionen Fahrzeuge vom Band gerollt. Auf das schnellste Endmontageband folgte Anfang dieses Jahrtausends der Industriepark mit den Zulieferern direkt vor Ort, eine Revolution in der europäischen Automobilproduktion.
Heute folgt hier der nächste Schritt in die Zukunft der Automobilindustrie. Vielleicht markiert dieser Tag heute für manche von Ihnen auch einen Abschied - vom Verbrenner, vom Fiesta. Aber ich hoffe, es ist ein Abschied ohne allzu viel Wehmut, weil heute eben nicht nur etwas endet. Hier in Köln beginnt eine neue Ära, die Ära der Elektromobilität bei Ford in Europa, mit dem ersten Ford-Werk, das ausschließlich Elektrofahrzeuge produziert.
Als Bundesregierung unterstützen wir den Umstieg vom Verbrennungsmotor auf E-Mobilität. Ein ganz zentrales Thema ist dabei der Ausbau der Ladeinfrastruktur; denn tatsächlich wird es ja nur funktionieren, wenn diejenigen, die sich elektrifizierte Fahrzeuge, Elektromobile, kaufen, auch sicher sein können, dass sie ihr Fahrzeug tatsächlich überall laden können. Wir haben dazu schon weitreichende Entscheidungen getroffen und bereiten die nächsten vor, damit man eigentlich an jeder Tankstelle eine Möglichkeit findet, Elektrofahrzeuge zu laden, damit das überall am Straßenrand und vielleicht auch bei dem einen oder anderen Einkaufszentrum und Supermarkt der Fall ist.
Wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Wir wollen, dass 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland unterwegs sind. Wir wollen auch erreichen, dass das begleitet wird von einer großen Investitionsoffensive in all das, was für die künftige elektrifizierte Mobilität mit Fahrzeugen notwendig ist, Batteriefabriken zum Beispiel, die hier in Europa und in Deutschland entstehen sollen. Dazu sind schon viele Entscheidungen gefallen. Wir bereiten vor, dass noch weitere fallen können, damit die Versorgung mit diesem für die künftigen Elektrofahrzeuge essenziellen Teil auch auf Produktion beruht, die hier in Deutschland und in Europa stattfindet.
Das gilt auch für die Frage der vielen Produktionsstandorte für E-Mobilität. Deshalb bin ich froh, dass das hier zwar nicht der erste in Deutschland ist, aber ein weiterer und eben, wie ich schon gesagt habe, so ein besonderer für Ford. Das zeigt im Übrigen eines, das wir nicht vergessen dürfen: Die Zukunft ist schon bei uns. Sie ist schon mit uns. Sie findet gerade statt. Ganz anders, als die einen oder anderen immer wieder sagen und quälend argumentieren: Diejenigen, die jeden Tag am Band stehen, die in den Fabriken arbeiten, wollen, dass die Zukunft mit uns und mit ihnen ist. Sie wollen nicht auf eine Technologie setzen, die vielleicht in 20 Jahren keine Rolle mehr spielt, sondern sie wollen bei den Technologien dabei sein, die für die Zukunft wichtig sind. Das gilt auch für die Elektromobilität, wenn denn das die Zukunft der Automobilindustrie ist, und alle Unternehmen, die in der Branche sind, sehen das so und investieren Hunderte Milliarden, damit das klappt. Wenn das so ist, dann soll es auch das Ziel sein, dass Automobilproduktion in Deutschland eine solche Rolle für den Weltautomobilmarkt spielt, wie das auch bisher der Fall war. Das gelingt nur, wenn man vorne dabei ist; das weiß jeder und jede, die hier in den Fabriken arbeitet, und überall sonst, wenn es um dieses Unternehmen geht.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, der menschengemachte Klimawandel ist die entscheidendste Veränderung unserer Zeit. Deshalb haben wir uns als Land entschieden, schon 2045 klimaneutral zu werden. Deshalb verabschiedet sich gerade die ganze Welt vom Verbrennungsmotor. Entsprechende Entscheidungen sind überall getroffen und politische Resolutionen, noch mehr, gefasst worden. Einen solchen Wandel gestaltet man nicht, indem man einer vermeintlich guten alten Zeit nachtrauert, sondern indem man auf eine neue, auf eine bessere Zeit setzt, auf Mobilität, die sauber ist, die dafür sorgt, dass wir den Jüngeren eine Welt hinterlassen, in der auch sie gut leben können. Das soll ja auch gesagt werden: Wenn sich die Welt so entwickelt, wie wir das wünschen, wenn der Wohlstand überall in den Ländern Asiens, Afrikas und im Süden Amerikas kommt, wenn die auch so viele Autos auf den Straßen haben wollen, wie das bei uns der Fall ist, dann wird das nur gelingen, wenn diese Mobilität sauber ist - mit den Technologien, die wir jetzt hier entwickeln und die hier jetzt an den Start gehen.
Für diesen Neuanfang steht das Electric Vehicle Center, das wir heute eröffnen. Das ist - wir haben es schon gehört - die größte Investition in der Unternehmensgeschichte in das Kölner Ford-Werk und zugleich ein unmissverständliches Bekenntnis zum Standort, zur Autoproduktion in Deutschland, zur E-Mobilität und zum Aufbruch. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, sehr geehrter Herr Ford. Vor allem ist diese unternehmerische Entscheidung ein großer Vertrauensbeweis gegenüber der gesamten Belegschaft von Ford in Köln.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit vielen Jahrzehnten macht ihr dieses Werk zu einem der effizientesten in ganz Europa. Einer eurer Kollegen ist Sami Özberk. Ich habe eben mit ihm sprechen können. Schon der Großvater war einer der allerersten sogenannten Gastarbeiter - so hieß das seinerzeit - aus der Türkei, die hierher nach Köln gekommen sind. Bei Ford waren damals mehr türkischstämmige Arbeitnehmer beschäftigt als in jedem anderen Industriebetrieb in Deutschland. Viele von ihnen sind geblieben – zum Glück. Sie haben unsere Wirtschaft und unser gemeinsames Land mit aufgebaut, so wie Familie Özberk. Nicht nur Sami Özberks Großvater arbeitete hier, auch sein Vater Hakan arbeitet bei Ford, und inzwischen auch er selbst, der Enkel. Drei Generationen Ford, drei Generationen Köln. Ford, das ist Köln.
Der Spirit dieser Stadt und der Spirit von Ford passen zusammen, und die Firmenkultur bei Ford ist Teil der Kölner Lebensart. Sami Özberk hat dieses Gefühl in einem Film so beschrieben: „Für die meisten von uns ist das blaue Oval nicht nur ein Job. Es ist ein Teil unseres Lebens, ein Teil unserer Familie.“
Auch heute brauchen wir wieder qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland, 400 000 pro Jahr, so sagen es uns die Expertinnen und Experten. Die Arbeit wird uns in den nächsten Jahren nicht ausgehen. Deshalb stimmt der Bundestag in wenigen Tagen über das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ab. Doch ein Gesetz ist erst einmal nur ein Stück Papier. Was es braucht, damit Integration gelingt, damit Zusammenarbeit entsteht, das leben Sie, das lebt ihr hier Tag für Tag bei Ford in Köln. Deshalb möchte ich zum Schluss um eines bitten: Bewahrt diesen Spirit, um immer wieder zusammen und voll Zuversicht in eine erfolgreiche Zukunft zu starten, so, wie wir das heute hier tun!
And now, Mr. Ford, I understand that the big moment has come. Please join me again on the stage.