ehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Stephan,
sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Kristian,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
liebe Mitglieder des Marktausschusses,
liebe Gäste und Freunde des Stoppelmarktes,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
meine Damen und Herren,
moin und schönen Dank für die Einladung, wobei ich schon hinzufügen muss, dass ich vor dieser Rede deutlich mehr Manschetten hatte als vor der Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Auch andere waren besorgt. Sobald ich erzählt habe, dass ich nach Vechta zum Stoppelmarkt fahre, gab es zunächst überraschte und besorgte Gesichter – Lars Klingbeil: „Olaf, du musst lustig sein!“, Stephan Weil: „Olaf, das ist nicht wie im Bundesrat!“, Hubertus Heil: „Olaf Scholz, du weißt schon, das muss eine humorvolle Rede sein!“, Boris Pistorius: „Olaf, du musst in Sachen Witz schweres Geschütz auffahren!“ Auch bei der renommierten Vechtaer Stoppelmarktszeitung klingen Bedenken an. Der Scholz sei doch eher ein Schweiger als ein Redner, so ist da zu lesen – so, so! Ich sage es einmal so: Es war nicht leicht, sich diesen Ruf zu erarbeiten.
Geholfen hat natürlich, dass ich in einem norddeutschen Umfeld aufgewachsen bin, geboren in Osnabrück, aufgewachsen in Hamburg, wobei für die richtigen Hamburger der lebenslustige Süden bekanntlich gleich südlich der Elbe beginnt – aber Hamburg? Joja Wendt singt mit seiner Band, den „Söhnen Hamburgs“: „Manche sagen, wir sind dröge, doch das ist ’ne glatte Löge. Wir denken vor dem Sprechen nach, wenn’s sein muss auch ’nen ganzen Tag.“
So sind wir. Wenn wir Hamburg verlassen, dann heißt es schnell, wir redeten nicht viel. Als ich 2002 Generalsekretär der SPD wurde, habe ich mir gedacht: Wenn alle finden, dass du zu wenig redest, dann wiederholst du das, was du gesagt hast, einfach so lange, bis sie alle es wirklich gehört und verstanden haben. Das war einigen dann auch nicht recht. Jedenfalls bekam ich so den Spitznamen „Scholzomat“.
Und nun Vechta. Bei der Lektüre der Stoppelmarktszeitung habe ich eine Liste mit Bewertungen gefunden, ein bisschen wie der Medaillenspiegel der deutschen Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris. Beim genauen Hinsehen war aber klar, dass meine rund 50 Vorrednerinnen und Vorredner gnadenlos auf einer Skala von null bis vier bewertet wurden. Nachdem ich das gesehen hatte, wurde ich noch ein Stück demütiger. So stehe ich jetzt hier und erwarte demnächst mein Urteil.
Geunkt haben übrigens auch die Landwirtschaftspolitiker in der Fraktion nach dem Motto: Die Landwirte haben dich mit ihren Treckern in Berlin besucht, jetzt planst du wohl einen Gegenbesuch in Vechta? Auch Alexander Bartz hat mir natürlich Stoppelmarkttipps mitgegeben, also Verhaltenshinweise bis ins kleinste Detail: erst ein Stück Kilmerstuten bei Ludger Fischer, als Hauptgang ein Kotelett bei Schmedes und zum Herunterspülen ein, zwei Bier bei Linnemann.
Insofern bin ich deutlich besser vorbereitet als bei meinem ersten Zusammentreffen mit dem Marktausschuss, mit Jan, Libett und Bürgermeister Kater. Von ihnen bekam ich die offizielle Einladung zum Stoppelmarkt. Davon war schon die Rede. Von diesem Zusammentreffen mit dem Marktausschuss gibt es auch ein YouTube-Video. Ich sage einmal so: Gewisse Zweifel sind mir dabei anzusehen und auch irgendwie anzuhören. Mein Zitat von damals: Ich hoffe, ich habe mich da auf etwas Vernünftiges eingelassen!
Nach meinem Rundgang heute Morgen kann ich jedenfalls feststellen: Vernünftig ist vielleicht nicht alles, was man an sechs Tagen Stoppelmarkt so macht und zu sich nimmt. Auch hier im Zelt sind manche Augenringe tiefer als die von Robert Habeck, Christian Lindner und mir nach 80 Stunden Haushaltsberatung und durchverhandelter Nacht. Aber manche Sachen machen eben gerade deshalb Spaß, weil sie unvernünftig sind. Dieser Satz war übrigens ausschließlich auf den Stoppelmarkt gemünzt und auf gar keinen Fall auf die Zusammenarbeit in der Bundesregierung. Die ist nämlich vernünftig und macht Spaß. Wie ich dieses Gemurmel im Publikum nun deuten soll, weiß ich nicht.
Übrigens: Ich habe gehört und sehe ja auch, dass Dennis Rohde und Christian Dürr heute hier sind. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätten wir das mit dem Haushalt sehr viel nervenschonender hier auf dem Stoppelmarkt regeln können, nämlich nach dem Motto: Über ein halbleeres Glas redet es sich halbvoll viel leichter.
Aber im Ernst, das Problem der Bundesregierung ist doch eher Folgendes: Manche der Beteiligten können ihre Freude an guter Zusammenarbeit und gemeinsamen Erfolgen einfach sehr gut verbergen. Es haben halt nicht alle in Berlin so ein überbordendes hanseatisches Temperament wie ich. Ich vermute übrigens, dass mich Kristian Kater genau deshalb hierher eingeladen hat. Letztes Jahr hattet Ihr Wolfgang Bosbach als karnevalserprobte, rheinische Stimmungskanone. Das war bestimmt super! Tja, und nun komme ich. Aber Sie haben natürlich recht. Es muss mehr gelacht werden.
Vor allem in Deutschland ist in Sachen Freude, Lockerheit und Zuversicht noch Luft nach oben. Gar nicht so wenige verbreiten ganz gezielt schlechte Laune und betreiben Schwarzmalerei. Das hilft aber niemandem. Natürlich leben wir in ernsten und auch in schwierigen Zeiten – erst die Pandemie, die vielen bis heute in den Knochen steckt. Das gilt ganz besonders für diejenigen, die zum Beispiel eine Gastwirtschaft oder solche Märkte betreiben. Kaum war das Schlimmste vorüber, folgte Russlands brutaler Angriff auf die Ukraine mit spürbaren Folgen auch für uns – wie konnte es bei einem Krieg so dicht bei uns in Europa auch anders sein: Energiekrise, Strompreise, Zinsen, Inflation, dazu über eine Million ukrainischer Flüchtlinge, die hier bei uns in Deutschland Schutz vor Putins Krieg gefunden haben. Ich kann jeden verstehen, der sich bei so vielen Herausforderungen und so viel Ungewissheit fragt: Wohin soll das alles eigentlich noch führen?
Ja, das sind Herausforderungen, mit denen wir wirklich nicht gerechnet hatten. Aber wir haben jede einzelne dieser Herausforderungen bewältigt, und zwar gemeinsam. Unsere Wohnungen sind warm geblieben. Unsere Betriebe hatten Strom. Die Inflation ist wieder gesunken. Löhne und Renten steigen wieder, und zwar deutlich. Die Preisbremsen beim Strom und die steuerfreien Sonderzahlungen für die Beschäftigten haben gewirkt. Mit vereinten Kräften haben wir die vielen Geflüchteten insbesondere aus der Ukraine untergebracht. Danke an alle, die das vor Ort und überall in Deutschland getan haben! Bund, Länder, Gemeinden, Kirchen, Vereine, unzählige Ehrenamtliche, alle haben geholfen.
Na klar, das alles war ein großer Kraftakt. Aber das war ein Kraftakt, den wir bewältigt haben. Genau das zeigt uns doch, was wir in uns und was wir aneinander haben. Ich jedenfalls bin für dieses große Engagement dankbar. Viele bei uns packen an. Viele helfen. Viele legen die Hände zum Glück nicht in den Schoß und meckern nur von der Seitenlinie. Das zeichnet unser Land aus. Machen wir uns nicht kleiner, als wir sind!
Sommermärchen hin oder her, Julian Nagelsmann hat das nach der tollen Heimeuropameisterschaft doch wunderbar auf den Punkt gebracht. Deshalb will ich unseren Bundestrainer zitieren: „Es ist wichtig zu realisieren, in welch schönem Land wir leben, landschaftlich und kulturell, was wir für Möglichkeiten haben, wenn wir alle zusammenhalten und nicht alles extrem schwarzmalen, dem Nachbarn nichts gönnen und von Neid zerfressen sind. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der Dinge alleine macht und dann automatisch schneller, besser weiterkommt, als wenn er sie mit jemandem zusammen macht.“ Meine Damen und Herren, liebe Stoppelmarktfreunde, ich habe mich gefreut, dass der Bundestrainer das einmal so klar ausgesprochen hat.
Die allergrößte Gefahr für unser Land ist doch nicht, dass wir vor lauter guter Laune zu übermütig werden. Die allergrößte Gefahr für unser Land ist doch, dass Miesepetrigkeit die Oberhand gewinnt, dass Missgunst und Zukunftsangst die Oberhand gewinnen. Deshalb regt es mich auf, wenn Deutschland permanent schlechtgeredet wird, wenn es permanent heißt, unser Land sei total gespalten. Das ist doch ziemlicher Quatsch. „Tüünkram“ sagen wir zu so etwas nicht nur in Hamburg. Nein, unser Land ist nicht total gespalten. Verändert hat sich vor allem, dass sich solcher „Tüünkram“ so rasant und völlig unwidersprochen verbreiten kann.
Früher lief das doch so wie hier auf dem Stoppelmarkt: Karl-Heinz hat vielleicht einen zu viel gehabt und dann irgendeinen Quark erzählt. Dann haben die um ihn Sitzenden gesagt: Mann, Karl-Heinz, was für einen Kram hast du da erzählt? Heute schreibt Karl-Heinz so etwas auf Facebook oder Twitter und findet dann 20 andere Karl-Heinze, die denselben Quatsch erzählen. Schon denkt er: Alle ticken so. Aber, liebe Freunde, „Tüünkram“ bleibt „Tüünkram“. Das müssen wir alle online nur genauso laut und deutlich sagen wie am Stammtisch, im Verein, in der Kantine oder auf dem Stoppelmarkt.
Viel gewonnen wäre schon, wenn man einmal über die Themen redete, die uns wirklich betreffen. Wie wir uns anreden oder was wir in der Kantine oder am Abendbrottisch essen, gehört jedenfalls nicht dazu. Das soll jeder und jede halten, wie es passt. Bezahlbare Wohnungen, anständige Schulen, vernünftige Straßen, eine verlässliche Rente, das sind doch die Brot-und-Butter-Sachen, die wirklich wichtig sind. Darüber müssen wir reden.
Nur ein Beispiel: 80 Prozent der Menschen finden, dass wir etwas gegen den Klimawandel tun müssen. Genau das passiert ja auch. Man schaue sich allein all die Biogasanlagen, die Solardächer und die Windräder an, die überall hier in Südoldenburg entstanden sind und entstehen. Niedersachsen als Energieland Nummer eins, wer hätte das noch vor zehn Jahren für möglich gehalten? Okay, Stephan Weil natürlich – statt sich in Gorleben auf die Gleise zu schnallen, hat er nämlich vernünftige Energiepolitik für dieses Land gemacht. 80 Prozent finden das gut, solange – das ist wichtig – keiner überfordert wird.
Aber die öffentlichen Debatten dominieren entweder ein paar Verrückte, die den Klimawandel komplett leugnen, oder diejenigen, die sich in Berlin, Köln oder Frankfurt auf die Straße oder auf die Rollbahn kleben. Dabei schadet das nicht nur ihren eigenen Zielen, sondern das ist, unter uns gesagt, auch ziemlich bekloppt. Wenn Ihr mich fragt: Handeln ist besser, als sich irgendwo festzukleben.
Liebe Stoppelmarktfreunde, 80 Prozent der Menschen wissen auch ganz genau: Nicht Arbeitslosigkeit ist heute unser Problem, sondern Arbeiterlosigkeit. Wir brauchen Frauen und Männer, die hier mit anpacken, auch aus dem Ausland. Aber wem sage ich das hier in einem Landkreis, wo praktisch Vollbeschäftigung herrscht? Wie würde es denn hier aussehen ohne all die Frauen und Männer mit Migrationsgeschichte – in den Mastbetrieben, in den Handwerksbetrieben, in den Krankenhäusern, in den Pflegeheimen oder auf dem Bau? Ich denke, das will sich keiner von uns wirklich vorstellen.
80 Prozent der Menschen sind übrigens auch dafür, dass wir Kriegsflüchtlingen in Not helfen, wie wir das bei den Frauen, Männern und Kindern aus der Ukraine getan haben. Das hat hier in der Region vorbildlich geklappt – auch deshalb, weil es viele helfende Hände gegeben hat. Zugleich erwarten diese 80 Prozent auch, dass wir geltendes Recht durchsetzen und dass diejenigen, die kein Bleiberecht bei uns haben, dann auch wieder gehen, und zwar schneller, als das in den vergangenen Jahren gelungen ist. Menschlichkeit und Ordnung, darum geht es doch. In den vergangenen Jahren haben wir die irreguläre Migration schon deutlich gesenkt, übrigens zusammen mit Ländern und Kommunen. Das ist ein großer Erfolg und zeigt, es geht. Solche Antworten in der Sache brauchen wir und keine Debatten über offene Grenzen für alle oder Extremisten, die in Potsdamer Villen ihre Vertreibungspläne schmieden.
Liebe Stoppelmarktfreunde, dass Tradition etwas Schönes ist, kann man hier auf der Westerheide Jahr für Jahr erleben. Aber keiner hier käme doch auf die Idee zu sagen, früher sei alles besser gewesen – na, einige schon, aber die meisten nicht. Manche reden gern von der guten alten Zeit. Bloß, so gut war sie eben nicht. Wer wüsste das besser als Ihr hier im Oldenburger Münsterland? Was würden wohl Eure und unsere Großeltern sagen, wenn sie all die schnieken Häuser und Höfe hier sehen würden, die schönen Innenstädte, die vielen neuen Autos und die modernen Unternehmen, alles, was diese Region heute so lebenswert macht, eine Region, die noch vor ein paar Jahrzehnten eben nicht für besonderen Wohlstand stand, sondern eher für harte, entbehrungsreiche Landarbeit, eine Region, die bis weit in die Nachkriegszeit als Armenhaus der Republik galt, die noch Mitte der 80er Jahre die höchste Arbeitslosenquote in Westdeutschland hatte? Damals kam sogar das DDR-Fernsehen in Friesoythe vorbei, um über das Versagen beim Klassenfeind zu berichten. Heute sitzen hier zwischen Barßel und Damme, zwischen Goldenstedt und Lindern Dutzende Weltmarktführer – richtig ausgesprochen, oder? –, Bruttoinlandsprodukt seit 2000 mehr als verdoppelt, Beschäftigtenzahl um 76 Prozent erhöht. Damit seid Ihr ein Vorbild fürs ganze Land. Das ist Euer Verdienst und das Verdienst aller, die hier mit angepackt und Dinge vorangebracht haben.
Welche Veränderungen das mit sich gebracht hat, hat niemand so schön aufgeschrieben wie Ewald Frie, der Historiker aus dem Münsterland, in seinem Buch „Ein Hof und elf Geschwister“. Darin geht es um Respekt und um Wertschätzung für das, was die Generationen vor uns aufgebaut und erarbeitet haben, aber eben ganz ohne Pathos und ohne falsche Nostalgie, ganz ohne: Früher war alles besser – eben nicht! Klar, man kann und man darf veränderte Konsumgewohnheiten beklagen, strengere Umweltauflagen oder das zu enge Korsett Brüsseler Bürokratie für die Landwirte. Das müssen wir gemeinsam angehen, auch zusammen mit der Stoppelmarktveteranin Ursula von der Leyen.
Noch wichtiger ist aber, was sich hier in Vechta und Cloppenburg schon längst tut, nämlich die Zukunft der Landwirtschaft, die Zukunft dieser Region selbst in die Hand zu nehmen. Ein agrartechnologisches Silicon Valley sei das Oldenburger Münsterland, so habe ich es kürzlich irgendwo gelesen. Und ich finde, das stimmt. Das stimmt, und zwar, weil hier gerade nicht alles so geblieben ist, wie es schon immer war – von so schönen Traditionen wie dem Stoppelmarkt einmal abgesehen.
Schon 2006, lange bevor alle von Nitrateintrag oder Tierwohl geredet haben, hat Uwe Bartels als niedersächsischer Landwirtschaftsminister und Bürgermeister dieser Stadt Vorschläge für eine bessere Landwirtschaft gemacht, gesünder und umweltschonender. Das ist und bleibt der richtige Weg. Auch an der Uni Vechta, bei trafo:agrar, dem „Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen“, wird intensiv an der Zukunft der Landwirtschaft geforscht, und zwar nicht im Elfenbeintürmchen, sondern ganz handfest, oft direkt auf dem Acker oder im Stall – so, wie man das hier eben macht.
Deshalb ist die gute Nachricht vom Vechtaer Stoppelmarkt an den Rest der Republik: Der nachhaltige Nachschub an Currywurst und Kotelett ist auch in Zukunft gesichert. Danke, Oldenburger Münsterland! Danken will ich auch den Veranstaltern des Vechtaer Stoppelmarkts. Auch deshalb bin ich heute hier. Danke für Euren jahrelangen, unermüdlichen Beitrag für mehr Humor, für mehr Lachen und für mehr Optimismus – wobei ein Blick in die USA zeigt: Selbst das herzlichste Lachen von Kamala Harris provoziert einige so maßlos, dass es dort Thema im Wahlkampf ist. Da wird gesagt, dass sich Lachen für eine Politikerin nicht gehöre, ja, dass Frauen überhaupt nicht lachen sollten. Damit entlarven sich die großen Miesepeter, die Schlechte-Laune-Macher endgültig. Wer anderen die Lebensfreude missgönnt, wer andere am Lachen hindern will, der sollte besser nicht über das Leben anderer Entscheidungen treffen. Ich gestehe: So herzlich und laut wie Kamala Harris kann ich nicht lachen. Aber ein Landesfürst aus dem tiefen Süden hat mir immerhin einmal „schlumpfiges Grinsen“ bescheinigt, sozusagen die norddeutsche Variante. Damit kann ich gut leben.
Liebe Stoppelmarktfreunde, Heimat und Weltoffenheit, das kann man von diesem Landstrich hier lernen und, dass Heimat eben nichts Rückwärtsgewandtes und Verstaubtes ist, sondern offen und lebendig. Heimat macht man nicht sturmfest, indem man sie mit Zähnen und Klauen verteidigt, sondern mit Zuversicht und Ideen. Das hat der Südoldenburger Regisseur und Journalist Torsten Körner vor zwei Jahren auf dem Münsterlandtag gesagt, Heimat sei eine Hassverbotszone. So hat er es auf den Punkt gebracht. Heimat als Hassverbotszone, genau darum geht es doch. Das funktioniert, weil hier norddeutsche Gelassenheit und südoldenburgische Toleranz zusammenkommen.
Vechta ist übrigens der beste Beweis dafür: Hier dürfen Konservative einen SPD-Bürgermeister ins Amt wählen. Hier darf ein grüner Bundeslandwirtschaftsminister das Bierfass auf dem Stoppelmarkt anstechen. Hier dürfen sogar Leute aus Lohne im Publikum sitzen. Und hier darf ein Bundeskanzler im Bierzelt eine Festrede halten, von dem es heißt, er sei ein „dröger Fischkopp“, dazu noch einer, der in Osnabrück geboren und evangelisch getauft wurde. Ich habe das einmal recherchieren lassen. Dass ich der erste gebürtige Osnabrücker seit dem Westfälischen Frieden bin, der hier auf dem Stoppelmarkt reden darf, stimmt nicht ganz. Christian Wulff war auch schon hier. Aber ich weiß diese große Geste der Südoldenburger Toleranz trotzdem sehr zu schätzen.
Schönen Dank dafür und weiterhin viel Spaß hier auf dem Stoppelmarkt!